Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. Priester/ sonderlich weil Paulus auch den Layen zu Corintho den Kelchdargebotten. Als sie es aber nochmalen mit grossem Ungestümm wider- holten/ Omnes, id est, Sacerdotes, da sprach der Fürst mit lächlendem Munde: Ergo quid hic dicetis, cum ait Christus: Mundi estis, sed non omnes, i. e. non Sacerdotes. Was wolt ihr dann sagen auff den Spruch Christi/ ihr seyd rein/ aber nicht alle/ das ist (euerer Erklärurg nach) Jhr Layen seyd rein und fromm/ aber nicht die Priester und Pfaffen? darauff sie sich etwas entfärbet/ und dem Fürsten das Zeugnuß geben müssen/ daß er in der H. Schrifft wol belesen und geübet. Jm gegentheil Moria sitzt über ihr selbs/ verachtet das offentliche Predigampt/ lißt die Bibel/ wie der Kämmerer/ ohne den rechten Schlüssel/ deßgleichen des Arnden Bücher ohne discretion, geräth darüber in Geisterey/ Phantasterey und verdüstert Wesen. Ja es seind wol gar/ die dem Predigampt auff den Kopff sitzen/ und dasselbe meistern/ nicht nur grosse Herren/ denen man predigen muß/ was sie wollen/ oder werffen dem Prediger den Sack vor die Thür; sondern auch Herr Omnis, die dem Geist GOttes sich wider- setzen/ von dem Schwerdt des Geistes sich nicht wollen straffen lassen/ nach deinem Wort wollen wir nicht thun. Darum kein Wunder/ daß hernach das blutige Rach-Schwerdt/ der Türckische Säbel straffen muß/ der allbereit über uns gezuckt/ entblöset/ und von weitem gläntzet. 4. Audite, höret wie Lydia/ die zwar mit dem äusserlichen Ohr ge- 5. Fructificate, ungite. Zeig mir deinen Glauben auß den Wercken/ nicht M m m iij
Predigt. Prieſter/ ſonderlich weil Paulus auch den Layen zu Corintho den Kelchdargebotten. Als ſie es aber nochmalen mit groſſem Ungeſtuͤmm wider- holten/ Omnes, id eſt, Sacerdotes, da ſprach der Fuͤrſt mit laͤchlendem Munde: Ergò quid hic dicetis, cum ait Chriſtus: Mundi eſtis, ſed non omnes, i. e. non Sacerdotes. Was wolt ihr dann ſagen auff den Spruch Chriſti/ ihr ſeyd rein/ aber nicht alle/ das iſt (euerer Erklaͤrurg nach) Jhr Layen ſeyd rein und fromm/ aber nicht die Prieſter und Pfaffen? darauff ſie ſich etwas entfaͤrbet/ und dem Fuͤrſten das Zeugnuß geben muͤſſen/ daß er in der H. Schrifft wol beleſen und geuͤbet. Jm gegentheil Moria ſitzt uͤber ihr ſelbs/ verachtet das offentliche Predigampt/ lißt die Bibel/ wie der Kaͤmmerer/ ohne den rechten Schluͤſſel/ deßgleichen des Arnden Buͤcher ohne diſcretion, geraͤth daruͤber in Geiſterey/ Phantaſterey und verduͤſtert Weſen. Ja es ſeind wol gar/ die dem Predigampt auff den Kopff ſitzen/ und daſſelbe meiſtern/ nicht nur groſſe Herren/ denen man predigen muß/ was ſie wollen/ oder werffen dem Prediger den Sack vor die Thuͤr; ſondern auch Herꝛ Omnis, die dem Geiſt GOttes ſich wider- ſetzen/ von dem Schwerdt des Geiſtes ſich nicht wollen ſtraffen laſſen/ nach deinem Wort wollen wir nicht thun. Darum kein Wunder/ daß hernach das blutige Rach-Schwerdt/ der Tuͤrckiſche Saͤbel ſtraffen muß/ der allbereit uͤber uns gezuckt/ entbloͤſet/ und von weitem glaͤntzet. 4. Audite, hoͤret wie Lydia/ die zwar mit dem aͤuſſerlichen Ohr ge- 5. Fructificate, ungite. Zeig mir deinen Glauben auß den Wercken/ nicht M m m iij
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Predigt.
Prieſter/ ſonderlich weil Paulus auch den Layen zu Corintho den Kelch
dargebotten. Als ſie es aber nochmalen mit groſſem Ungeſtuͤmm wider-
holten/ Omnes, id eſt, Sacerdotes, da ſprach der Fuͤrſt mit laͤchlendem
Munde: Ergò quid hic dicetis, cum ait Chriſtus: Mundi eſtis, ſed non
omnes, i. e. non Sacerdotes. Was wolt ihr dann ſagen auff den Spruch
Chriſti/ ihr ſeyd rein/ aber nicht alle/ das iſt (euerer Erklaͤrurg nach) Jhr
Layen ſeyd rein und fromm/ aber nicht die Prieſter und Pfaffen? darauff
ſie ſich etwas entfaͤrbet/ und dem Fuͤrſten das Zeugnuß geben muͤſſen/
daß er in der H. Schrifft wol beleſen und geuͤbet. Jm gegentheil Moria
ſitzt uͤber ihr ſelbs/ verachtet das offentliche Predigampt/ lißt die Bibel/
wie der Kaͤmmerer/ ohne den rechten Schluͤſſel/ deßgleichen des Arnden
Buͤcher ohne diſcretion, geraͤth daruͤber in Geiſterey/ Phantaſterey und
verduͤſtert Weſen. Ja es ſeind wol gar/ die dem Predigampt auff den
Kopff ſitzen/ und daſſelbe meiſtern/ nicht nur groſſe Herren/ denen man
predigen muß/ was ſie wollen/ oder werffen dem Prediger den Sack vor
die Thuͤr; ſondern auch Herꝛ Omnis, die dem Geiſt GOttes ſich wider-
ſetzen/ von dem Schwerdt des Geiſtes ſich nicht wollen ſtraffen laſſen/
nach deinem Wort wollen wir nicht thun. Darum kein Wunder/ daß
hernach das blutige Rach-Schwerdt/ der Tuͤrckiſche Saͤbel ſtraffen muß/
der allbereit uͤber uns gezuckt/ entbloͤſet/ und von weitem glaͤntzet.
4. Audite, hoͤret wie Lydia/ die zwar mit dem aͤuſſerlichen Ohr ge-
hoͤret/ Gott aber hat ihr inwendig das Hertz geoͤffnet/ ihr Hertz hatte
wie eine Meer-Schneck den Himmels-Thau des Goͤttlichen Worts
angenommen/ und empfangen/ und nachmalen das edele Perlein des
Almoſens/ ſo ſie an Paulum verwendet/ gebohren. Jm gegentheil hoͤ-
ret Moria, wie ein thummes Vieh im Stall/ den Wortlaut/ aber die διά-
νοια wird nicht geachtet/ es ſeind Boͤhmiſche Doͤrffer/ man erfahrets/
wann man auß den Predigten fragt/ wie man ſo gar nichts verſtanden/
alle aviſo und Gaſſen-Zeitungen kan man nachſagen/ aber die Evangelia
des Glaubens ſeind bey dem meiſten und groͤſten Hauffen ἄῤῥητα ῥήματα,
davon iſt man mauß-ſtill/ man verſtummet druͤber.
5. Fructificate, ungite. Zeig mir deinen Glauben auß den Wercken/
die auß dem Trieb des Glaubens herflieſſen. Salbet Chriſtum in ſeinen
Gliedern durch reichliches Almoſen/ welches eben nicht allezeit in Silber
und Gold beſtehet/ ſondern auch in Wercken/ die edler als Gold und Sil-
ber. Geſchicht/ wann ein frommer Regent die Gerechtigkeit adminiſtrirt/
dem Armen als dem Reichen/ ohne Vortheilſucht/ wann der Juriſt/ der
Medicus dem Armen umſonſt dienet/ wann der Profeſſor die Studioſos
nicht
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