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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Vierte

IV. Eligibile, Wehlwürdig und Churwerth/ wann einem König die
Tafel gedecket wird/ da alles vollauff und delicat, und aber der Medicus
sagt: Jhr Majestät wollen bey dieser eintzigen Tracht bleiben/ die ist gesund:
Varietas ciborum est causa morborum, so folget er: Also hätten die Kin-
der Jsrael nicht sollen gelüstrig werden nach dem Knoblauch/ Fleisch und
Fischen Egypti/ sondern sich mit dem Manna begnügen lassen/ welches
Jsraels Artzt/ (der gesagt: Jch bin der Herr dein Artzt/) vom Himmel
herab gleichsam ihnen recommendirt und verordnet: Unsere erste Mut-
tee hätte nicht essen sollen von dem verbottenen Baum/ weil sie aber nicht
recht gewählet/ hat sie ihr und uns den ewigen Tod an den Hals gefressen.
Viel besser und klüger machte es der Fürstliche Prophet Daniel/ und seine
Gesellen/ die contentirten sich mit Zugemüssen/ tanquam uno necessario,
und einig-nöthigen/ und bedanckten sich der Königlichen Tractamenten.
Also hatte auch David das unum necessarium erwehlet/ Ps. 27, 4. Eins
bitte ich vom HErrn/ das hätte ich gern/ etc.
Ps. 86, 11. Erhalte
mein Hertz bey dem einigen/ daß ich deinen Namen förchte.

h. e. erkenne und ehre. Assaph/ Ps. 73, 25. HErr/ wann ich nur dich
habe/ so frage ich nichts nach Himmel und Erden.
Paulus/ 1. Cor.
2, 2. Jch hielte mich nicht dafür/ daß ich etwas wüßte unter
euch/ ohn allein JEsum Christum den Geereutzigten.
Das an-
dere alles hält er für sku[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]ala. Philipp. 3, 8. Und eben ein solche kluge Weh-
lerin und Chur-Frau ist auch unsere Maria von Bethanien/ sie laßt der
Schwester ihr häußliche Klugheit und Sorgfalt/ gehet der Phariseer und
Sadduceer Secten müssig/ wartet hungerig und durstig auff den Trost
Jsrael: Ach daß die Hülffe auß Zion über Jsrael käme/ etc. Er küsse mich
mit dem Kuß seines Mundes/ fasset ihn mit dem Mund des Glaubens/
sauget auß seinen Brüsten die lautere Milch des Evangelij/ verkauet ihn
durch heilige meditationes, erquicket sich inniglich/ und wird mit demsel-
ben geistlicher weiß vereinbaret/ da es nachmalen dann bey ihr geheissen:
Hosianna/ himmlisch Manna/ das wir essen/ deiner kan ich nicht vergessen.

So klug nun diese unsere Maria von Bethanien/ die edle Tugend-
Cron geweßt in ihrer Chur und Wahl/ und das rechte unum necessarium
getroffen/ und nunmehr solcher ihrer Wahl genossen/ und geniessen wird
in Ewigkeit. So thöricht und unsinnig haben je und allezeit gethan und
gehandelt/ thun und handeln noch alle die jenige unvorsichtige Wehler/
die in Brands Narren-Schiff dem ewigen Tod in Rachen hinein fahren.
Nicht allein 1. die Fastidianten/ die Gallionisten/ Pilatiner/ die Festianer/
die von Christo allerdings nichts wissen wollen/ welchen für dieser losen

Speiß
Die Vierte

IV. Eligibile, Wehlwuͤrdig und Churwerth/ wann einem Koͤnig die
Tafel gedecket wird/ da alles vollauff und delicat, und aber der Medicus
ſagt: Jhr Majeſtaͤt wollen bey dieſer eintzigen Tracht bleiben/ die iſt geſund:
Varietas ciborum eſt cauſa morborum, ſo folget er: Alſo haͤtten die Kin-
der Jſrael nicht ſollen geluͤſtrig werden nach dem Knoblauch/ Fleiſch und
Fiſchen Egypti/ ſondern ſich mit dem Manna begnuͤgen laſſen/ welches
Jſraels Artzt/ (der geſagt: Jch bin der Herr dein Artzt/) vom Himmel
herab gleichſam ihnen recommendirt und verordnet: Unſere erſte Mut-
tee haͤtte nicht eſſen ſollen von dem verbottenen Baum/ weil ſie aber nicht
recht gewaͤhlet/ hat ſie ihr und uns den ewigen Tod an den Hals gefreſſen.
Viel beſſer und kluͤger machte es der Fuͤrſtliche Prophet Daniel/ und ſeine
Geſellen/ die contentirten ſich mit Zugemuͤſſen/ tanquam uno neceſſario,
und einig-noͤthigen/ und bedanckten ſich der Koͤniglichen Tractamenten.
Alſo hatte auch David das unum neceſſarium erwehlet/ Pſ. 27, 4. Eins
bitte ich vom HErꝛn/ das haͤtte ich gern/ ꝛc.
Pſ. 86, 11. Erhalte
mein Hertz bey dem einigen/ daß ich deinen Namen foͤrchte.

h. e. erkenne und ehre. Aſſaph/ Pſ. 73, 25. HErꝛ/ wann ich nur dich
habe/ ſo frage ich nichts nach Him̃el und Erden.
Paulus/ 1. Cor.
2, 2. Jch hielte mich nicht dafuͤr/ daß ich etwas wuͤßte unter
euch/ ohn allein JEſum Chriſtum den Geereutzigten.
Das an-
dere alles haͤlt er fuͤr σκύ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]αλα. Philipp. 3, 8. Und eben ein ſolche kluge Weh-
lerin und Chur-Frau iſt auch unſere Maria von Bethanien/ ſie laßt der
Schweſter ihr haͤußliche Klugheit und Sorgfalt/ gehet der Phariſeer und
Sadduceer Secten muͤſſig/ wartet hungerig und durſtig auff den Troſt
Jſrael: Ach daß die Huͤlffe auß Zion uͤber Jſrael kaͤme/ ꝛc. Er kuͤſſe mich
mit dem Kuß ſeines Mundes/ faſſet ihn mit dem Mund des Glaubens/
ſauget auß ſeinen Bruͤſten die lautere Milch des Evangelij/ verkauet ihn
durch heilige meditationes, erquicket ſich inniglich/ und wird mit demſel-
ben geiſtlicher weiß vereinbaret/ da es nachmalen dann bey ihr geheiſſen:
Hoſianna/ him̃liſch Manna/ das wir eſſen/ deiner kan ich nicht vergeſſen.

So klug nun dieſe unſere Maria von Bethanien/ die edle Tugend-
Cron geweßt in ihrer Chur und Wahl/ und das rechte unum neceſſarium
getroffen/ und nunmehr ſolcher ihrer Wahl genoſſen/ und genieſſen wird
in Ewigkeit. So thoͤricht und unſinnig haben je und allezeit gethan und
gehandelt/ thun und handeln noch alle die jenige unvorſichtige Wehler/
die in Brands Narren-Schiff dem ewigen Tod in Rachen hinein fahren.
Nicht allein 1. die Faſtidianten/ die Gallioniſten/ Pilatiner/ die Feſtianer/
die von Chriſto allerdings nichts wiſſen wollen/ welchen fuͤr dieſer loſen

Speiß
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[478/0498] Die Vierte IV. Eligibile, Wehlwuͤrdig und Churwerth/ wann einem Koͤnig die Tafel gedecket wird/ da alles vollauff und delicat, und aber der Medicus ſagt: Jhr Majeſtaͤt wollen bey dieſer eintzigen Tracht bleiben/ die iſt geſund: Varietas ciborum eſt cauſa morborum, ſo folget er: Alſo haͤtten die Kin- der Jſrael nicht ſollen geluͤſtrig werden nach dem Knoblauch/ Fleiſch und Fiſchen Egypti/ ſondern ſich mit dem Manna begnuͤgen laſſen/ welches Jſraels Artzt/ (der geſagt: Jch bin der Herr dein Artzt/) vom Himmel herab gleichſam ihnen recommendirt und verordnet: Unſere erſte Mut- tee haͤtte nicht eſſen ſollen von dem verbottenen Baum/ weil ſie aber nicht recht gewaͤhlet/ hat ſie ihr und uns den ewigen Tod an den Hals gefreſſen. Viel beſſer und kluͤger machte es der Fuͤrſtliche Prophet Daniel/ und ſeine Geſellen/ die contentirten ſich mit Zugemuͤſſen/ tanquam uno neceſſario, und einig-noͤthigen/ und bedanckten ſich der Koͤniglichen Tractamenten. Alſo hatte auch David das unum neceſſarium erwehlet/ Pſ. 27, 4. Eins bitte ich vom HErꝛn/ das haͤtte ich gern/ ꝛc. Pſ. 86, 11. Erhalte mein Hertz bey dem einigen/ daß ich deinen Namen foͤrchte. h. e. erkenne und ehre. Aſſaph/ Pſ. 73, 25. HErꝛ/ wann ich nur dich habe/ ſo frage ich nichts nach Him̃el und Erden. Paulus/ 1. Cor. 2, 2. Jch hielte mich nicht dafuͤr/ daß ich etwas wuͤßte unter euch/ ohn allein JEſum Chriſtum den Geereutzigten. Das an- dere alles haͤlt er fuͤr σκύ_αλα. Philipp. 3, 8. Und eben ein ſolche kluge Weh- lerin und Chur-Frau iſt auch unſere Maria von Bethanien/ ſie laßt der Schweſter ihr haͤußliche Klugheit und Sorgfalt/ gehet der Phariſeer und Sadduceer Secten muͤſſig/ wartet hungerig und durſtig auff den Troſt Jſrael: Ach daß die Huͤlffe auß Zion uͤber Jſrael kaͤme/ ꝛc. Er kuͤſſe mich mit dem Kuß ſeines Mundes/ faſſet ihn mit dem Mund des Glaubens/ ſauget auß ſeinen Bruͤſten die lautere Milch des Evangelij/ verkauet ihn durch heilige meditationes, erquicket ſich inniglich/ und wird mit demſel- ben geiſtlicher weiß vereinbaret/ da es nachmalen dann bey ihr geheiſſen: Hoſianna/ him̃liſch Manna/ das wir eſſen/ deiner kan ich nicht vergeſſen. So klug nun dieſe unſere Maria von Bethanien/ die edle Tugend- Cron geweßt in ihrer Chur und Wahl/ und das rechte unum neceſſarium getroffen/ und nunmehr ſolcher ihrer Wahl genoſſen/ und genieſſen wird in Ewigkeit. So thoͤricht und unſinnig haben je und allezeit gethan und gehandelt/ thun und handeln noch alle die jenige unvorſichtige Wehler/ die in Brands Narren-Schiff dem ewigen Tod in Rachen hinein fahren. Nicht allein 1. die Faſtidianten/ die Gallioniſten/ Pilatiner/ die Feſtianer/ die von Chriſto allerdings nichts wiſſen wollen/ welchen fuͤr dieſer loſen Speiß

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/498>, abgerufen am 22.11.2024.