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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Sechste
Dann hätte Noa dessen Krafft zuvor gefühlet und gewußt/ würde er sich
schwerlich von demselben haben übernemmen lassen.

IV. Sonderlich sitosophian, & hinc delectum ciborum, die kluge
und scharffsinnige Wissenschafft und Erkanntnuß der Eigenschafften
und Kräfften der Speisen/ welche sie als ein S. lipsanum Paradisiacum
auß dem Paradiß erholt/ und von ihrem Großvater Adam erlernet/ daß
sie aller Erden-Gewächs Naturen und Tugenden mit erleuchteter Ver-
nunfft erkundiget/ geprüfet/ und ein delect angestellet/ die simpliciora,
salubriora
und puriora erwehlet/ und sich allein mit den jenigen Spei-
sen beholffen/ so zu Nehrung und Erfrischung deß Leibes am tauglichsten
und bequemsten gewesen. Und darauß ist entsprungen die Longaevitas.
Daher auch Serarius erzehlet von jenem Bauren.

Ante annos 4. aut 5. ait Serar. in Joh. c. 14. p. 348. cum Vogesum, qui ab Alsatia
Lotharingiam dispescit, transirem, essemque in Senonensi coenobio, vocavit
ejus loci Abbas e nescio quo ejus montis pago, qui longiuscule aberat, ru-
sticum natu grandem, annorum supra centum plurium. Venit ille pedes, ci-
to satis, & ad prandium caeteris cum hospitibus adhibitus: ut assedit, & escis
exstructam mensam pluribus, conditioribusque aspexit, coepit submissiore se-
cum voce, ut ab omnibus tamen sonus audiretur; loqui, ac veluti murmu-
rate. Tum ei Abaas: Quid mi Pater: (sic revetentiae causa senem voca-
bat) loqueris? an deest quidpiam? eloquere clarius. Isthuc vero est, re-
spondit senex, quod loquor: Si tantam talemque mensam semper habuis-
sem, tamdiu non vixissem.

Gleichwie nun besagter delectus alimentorum das jenige Mittel geweßt/
durch welches sie ihr zeitliches Leben verlängert: Also ist auch dem jeni-
gen/ der sich sehnet nach dem allerlängsten/ das ist/ der nach dem immer-
währenden/ nimmer zerstörlichen/ unwandelbaren/ himmlischen/ ewigen
Leben trachtet/ vonnöthen/ als ein heilsames Mittel/ die geistliche sitosophia
und ecloge alimentorum spiritualium, die kluge/ tieff- und scharffsinni-
ge Chur und Wahl der geistlichen Seelen-Speiß/ nach dem Exempel
unserer lieben Mariä von Bethanien/ die unter denen Speisen/ die ihr so
lieblich von ihrer Schwester/ so geistlicher weiß in den Jüdischen Syna-
gogen und der Hauß-Schul des JEsu von Nazareth bereitet und auff-
getragen worden/ so wol und klüglich gewehlet/ daß sie das einig-nöthige
von dem unnöthigen/ den guten/ safftigen/ kräfftigen Theil herauß gezogen
und gesogen/ und vor dem abgeschmackten gifftigen erkohren/ und hierin
sich als eine lobwürdige Chur-Frau und Wehlerin erzeiget/ worauff der
Herr klar gedeutet mit dem weit-außsehenden Wort exelexato, sie hat
erwehlet.
Was nun das für ein Chur und Wahl gewesen/ ist das je-

nige/

Die Sechſte
Dann haͤtte Noa deſſen Krafft zuvor gefuͤhlet und gewußt/ wuͤrde er ſich
ſchwerlich von demſelben haben uͤbernemmen laſſen.

IV. Sonderlich σιτοσοφίαν, & hinc delectum ciborum, die kluge
und ſcharffſinnige Wiſſenſchafft und Erkanntnuß der Eigenſchafften
und Kraͤfften der Speiſen/ welche ſie als ein S. lipſanum Paradiſiacum
auß dem Paradiß erholt/ und von ihrem Großvater Adam erlernet/ daß
ſie aller Erden-Gewaͤchs Naturen und Tugenden mit erleuchteter Ver-
nunfft erkundiget/ gepruͤfet/ und ein delect angeſtellet/ die ſimpliciora,
ſalubriora
und puriora erwehlet/ und ſich allein mit den jenigen Spei-
ſen beholffen/ ſo zu Nehrung und Erfriſchung deß Leibes am tauglichſten
und bequemſten geweſen. Und darauß iſt entſprungen die Longævitas.
Daher auch Serarius erzehlet von jenem Bauren.

Ante annos 4. aut 5. ait Serar. in Joh. c. 14. p. 348. cum Vogeſum, qui ab Alſatia
Lotharingiam diſpeſcit, tranſirem, eſſemque in Senonenſi cœnobio, vocavit
ejus loci Abbas è neſcio quo ejus montis pago, qui longiuſculè aberat, ru-
ſticum natu grandem, annorum ſuprà centum plurium. Venit ille pedes, ci-
tò ſatis, & ad prandium cæteris cum hoſpitibus adhibitus: ut aſſedit, & eſcis
exſtructam menſam pluribus, conditioribuſque aſpexit, cœpit ſubmiſſiore ſe-
cum voce, ut ab omnibus tamen ſonus audiretur; loqui, ac veluti murmu-
rate. Tum ei Abaas: Quid mi Pater: (ſic revetentiæ cauſa ſenem voca-
bat) loqueris? an deeſt quidpiam? eloquere clarius. Iſthuc verò eſt, re-
ſpondit ſenex, quod loquor: Si tantam talemque menſam ſemper habuiſ-
ſem, tamdiu non vixiſſem.

Gleichwie nun beſagter delectus alimentorum das jenige Mittel geweßt/
durch welches ſie ihr zeitliches Leben verlaͤngert: Alſo iſt auch dem jeni-
gen/ der ſich ſehnet nach dem allerlaͤngſten/ das iſt/ der nach dem immer-
waͤhrenden/ nimmer zerſtoͤrlichen/ unwandelbaren/ himmliſchen/ ewigen
Leben trachtet/ vonnoͤthen/ als ein heilſames Mittel/ die geiſtliche σιτοσοφία
und ecloge alimentorum ſpiritualium, die kluge/ tieff- und ſcharffſinni-
ge Chur und Wahl der geiſtlichen Seelen-Speiß/ nach dem Exempel
unſerer lieben Mariaͤ von Bethanien/ die unter denen Speiſen/ die ihr ſo
lieblich von ihrer Schweſter/ ſo geiſtlicher weiß in den Juͤdiſchen Syna-
gogen und der Hauß-Schul des JEſu von Nazareth bereitet und auff-
getragen worden/ ſo wol und kluͤglich gewehlet/ daß ſie das einig-noͤthige
von dem unnoͤthigen/ den guten/ ſafftigen/ kraͤfftigen Theil herauß gezogen
und geſogen/ und vor dem abgeſchmackten gifftigen erkohren/ und hierin
ſich als eine lobwuͤrdige Chur-Frau und Wehlerin erzeiget/ worauff der
Herr klar gedeutet mit dem weit-außſehenden Wort ἐξελέξατο, ſie hat
erwehlet.
Was nun das fuͤr ein Chur und Wahl geweſen/ iſt das je-

nige/
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[494/0514] Die Sechſte Dann haͤtte Noa deſſen Krafft zuvor gefuͤhlet und gewußt/ wuͤrde er ſich ſchwerlich von demſelben haben uͤbernemmen laſſen. IV. Sonderlich σιτοσοφίαν, & hinc delectum ciborum, die kluge und ſcharffſinnige Wiſſenſchafft und Erkanntnuß der Eigenſchafften und Kraͤfften der Speiſen/ welche ſie als ein S. lipſanum Paradiſiacum auß dem Paradiß erholt/ und von ihrem Großvater Adam erlernet/ daß ſie aller Erden-Gewaͤchs Naturen und Tugenden mit erleuchteter Ver- nunfft erkundiget/ gepruͤfet/ und ein delect angeſtellet/ die ſimpliciora, ſalubriora und puriora erwehlet/ und ſich allein mit den jenigen Spei- ſen beholffen/ ſo zu Nehrung und Erfriſchung deß Leibes am tauglichſten und bequemſten geweſen. Und darauß iſt entſprungen die Longævitas. Daher auch Serarius erzehlet von jenem Bauren. Ante annos 4. aut 5. ait Serar. in Joh. c. 14. p. 348. cum Vogeſum, qui ab Alſatia Lotharingiam diſpeſcit, tranſirem, eſſemque in Senonenſi cœnobio, vocavit ejus loci Abbas è neſcio quo ejus montis pago, qui longiuſculè aberat, ru- ſticum natu grandem, annorum ſuprà centum plurium. Venit ille pedes, ci- tò ſatis, & ad prandium cæteris cum hoſpitibus adhibitus: ut aſſedit, & eſcis exſtructam menſam pluribus, conditioribuſque aſpexit, cœpit ſubmiſſiore ſe- cum voce, ut ab omnibus tamen ſonus audiretur; loqui, ac veluti murmu- rate. Tum ei Abaas: Quid mi Pater: (ſic revetentiæ cauſa ſenem voca- bat) loqueris? an deeſt quidpiam? eloquere clarius. Iſthuc verò eſt, re- ſpondit ſenex, quod loquor: Si tantam talemque menſam ſemper habuiſ- ſem, tamdiu non vixiſſem. Gleichwie nun beſagter delectus alimentorum das jenige Mittel geweßt/ durch welches ſie ihr zeitliches Leben verlaͤngert: Alſo iſt auch dem jeni- gen/ der ſich ſehnet nach dem allerlaͤngſten/ das iſt/ der nach dem immer- waͤhrenden/ nimmer zerſtoͤrlichen/ unwandelbaren/ himmliſchen/ ewigen Leben trachtet/ vonnoͤthen/ als ein heilſames Mittel/ die geiſtliche σιτοσοφία und ecloge alimentorum ſpiritualium, die kluge/ tieff- und ſcharffſinni- ge Chur und Wahl der geiſtlichen Seelen-Speiß/ nach dem Exempel unſerer lieben Mariaͤ von Bethanien/ die unter denen Speiſen/ die ihr ſo lieblich von ihrer Schweſter/ ſo geiſtlicher weiß in den Juͤdiſchen Syna- gogen und der Hauß-Schul des JEſu von Nazareth bereitet und auff- getragen worden/ ſo wol und kluͤglich gewehlet/ daß ſie das einig-noͤthige von dem unnoͤthigen/ den guten/ ſafftigen/ kraͤfftigen Theil herauß gezogen und geſogen/ und vor dem abgeſchmackten gifftigen erkohren/ und hierin ſich als eine lobwuͤrdige Chur-Frau und Wehlerin erzeiget/ worauff der Herr klar gedeutet mit dem weit-außſehenden Wort ἐξελέξατο, ſie hat erwehlet. Was nun das fuͤr ein Chur und Wahl geweſen/ iſt das je- nige/

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/514>, abgerufen am 22.11.2024.