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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom Gewalt der Schlüssel.
einem Herolden nicht darum glauben soll/ weil er ein Herold/ sondern
weil er seines Herrn Befehl vorlegt. Nun aber geschicht nichts derglei-
chen bey den Päbstlern/ da ist der Vorsteher der Römische Anti-Christ/ ipse
reus,
welcher selbst Schuld- und Straff-Würdig/ wie kan er dann Richter
in einer Sache seyn? Mit seinen verstumten und vermumten/ gebundenen
und gefangenen Praelaten/ also daß es eine rechte Conjuratio, eine Buben-
Schul zu nennen/ vide Lutherum Tom. 7. fol. 220. Sie richten sich nicht
nach der Schrifft/ sondern nach des Papsts Geist im Sack. Es ist bey ih-
nen nicht angesehen zu der armen irrenden Schäflein Rath und ewigem
Heyl/ sondern zu ihrem Verderben und Blutvergiessen. Endlich wird von
ihnen in allem ein blinder Gehorsam erfordert/ daß man dem/ was der
Papstund Concilium sagt/ ohn alles Widersprechen Glauben zustelle.

II. Das andere extremum ist Kaisaropapia, das Kayserliche
Papstthum/ derer Politicorum, die durch die Ecclesiam oder Gemeine/
Magistratum, die Obrigkeit verstehen/ und dieweil es nunmehr eine andere
Bewandnuß hat als in der ersten Kirchen/ so seye solch Straff-Ampt der
Obrigkeit heimgefallen/ die mag hierinnen absolute dem Predig-Ampt ge-
bieten und vorschreiben. Dann wozu/ sprechen sie/ ist die Obrigkeit sonst
da? wafür ist die Policey-Ordnung anffgericht? sie ist ja nicht für die
Gänße dahin gesetzet? Antwort: Obrigkeit hat ihren Bezirck/ sie straffet
um Geld/ dardurch die Leute nicht frömmer/ sonderen offt ärger gemacht
werden. Die Obrigkeit hängt den Dieb an den Galgen/ er muß aber
gleichwol auch zuvor Buße thun; Gleichwie die Obrigkeit nicht vergnügt
oder zu frieden wäre mit der Kirchen-Buß. Zu dem ist sie in Consisto-
riis
nicht außgeschlossen/ sie sollen aber auch die Sach nicht allein führen
und außmachen. Sprichstu: so bekomt ein Verbrecher zwo Ruthen auff
den Rucken? Antwort/ ja/ wie Levit. 6, 2. der das depositum, das zu
treuer Hand gethane Jnhalt/ mußte es wieder geben/ was er mit Gewalt
genommen/ oder mit Unrecht an sich gebracht hat/ und noch darzu das
fünffte Theil darüber/ aber für seine Schuld solte er dem Herrn zu dem
Priester einen Widder von der Heerde ohne Wandel bringen/ der eines
Schuld-Opffers werth ist/ so wurde ihm vergeben/ was er gethan hat.

Jst noch übrig III. Finis, der Zweck und End-Ursach/ welche
nicht ist diffamatio, das Vorrucken oder Vorwerffen/ nicht einen Laster-
Stein in der Kirchen auffzurichten/ nicht ein Auffzug/ oder Gelächter zu
erwecken/ wie vor etlich Jahren mit den Stroh-Kräntzen geschehen/ son-
dern 1. elegkhos Conscientiae, die Uberweisung des Gewissens/ daß der
Thäter schamroth werde/ über seinem Lehr-Jrrthum/ oder Lebens-Fehler.

2. Exo-
P p ij

Vom Gewalt der Schluͤſſel.
einem Herolden nicht darum glauben ſoll/ weil er ein Herold/ ſondern
weil er ſeines Herꝛn Befehl vorlegt. Nun aber geſchicht nichts derglei-
chen bey den Paͤbſtlern/ da iſt der Vorſteher der Roͤmiſche Anti-Chriſt/ ipſe
reus,
welcher ſelbſt Schuld- und Straff-Wuͤrdig/ wie kan er dann Richter
in einer Sache ſeyn? Mit ſeinen verſtumten und vermumten/ gebundenen
und gefangenen Prælaten/ alſo daß es eine rechte Conjuratio, eine Buben-
Schul zu nennen/ vide Lutherum Tom. 7. fol. 220. Sie richten ſich nicht
nach der Schrifft/ ſondern nach des Papſts Geiſt im Sack. Es iſt bey ih-
nen nicht angeſehen zu der armen irrenden Schaͤflein Rath und ewigem
Heyl/ ſondern zu ihrem Verderben und Blutvergieſſen. Endlich wird von
ihnen in allem ein blinder Gehorſam erfordert/ daß man dem/ was der
Papſtund Concilium ſagt/ ohn alles Widerſprechen Glauben zuſtelle.

II. Das andere extremum iſt Καισαροπαπία, das Kayſerliche
Papſtthum/ derer Politicorum, die durch die Eccleſiam oder Gemeine/
Magiſtratum, die Obrigkeit verſtehen/ und dieweil es nunmehr eine andere
Bewandnuß hat als in der erſten Kirchen/ ſo ſeye ſolch Straff-Ampt der
Obrigkeit heimgefallen/ die mag hierinnen abſolutè dem Predig-Ampt ge-
bieten und vorſchreiben. Dann wozu/ ſprechen ſie/ iſt die Obrigkeit ſonſt
da? wafuͤr iſt die Policey-Ordnung anffgericht? ſie iſt ja nicht fuͤr die
Gaͤnße dahin geſetzet? Antwort: Obrigkeit hat ihren Bezirck/ ſie ſtraffet
um Geld/ dardurch die Leute nicht froͤmmer/ ſonderen offt aͤrger gemacht
werden. Die Obrigkeit haͤngt den Dieb an den Galgen/ er muß aber
gleichwol auch zuvor Buße thun; Gleichwie die Obrigkeit nicht vergnuͤgt
oder zu frieden waͤre mit der Kirchen-Buß. Zu dem iſt ſie in Conſiſto-
riis
nicht außgeſchloſſen/ ſie ſollen aber auch die Sach nicht allein fuͤhren
und außmachen. Sprichſtu: ſo bekomt ein Verbrecher zwo Ruthen auff
den Rucken? Antwort/ ja/ wie Levit. 6, 2. der das depoſitum, das zu
treuer Hand gethane Jnhalt/ mußte es wieder geben/ was er mit Gewalt
genommen/ oder mit Unrecht an ſich gebracht hat/ und noch darzu das
fuͤnffte Theil daruͤber/ aber fuͤr ſeine Schuld ſolte er dem Herrn zu dem
Prieſter einen Widder von der Heerde ohne Wandel bringen/ der eines
Schuld-Opffers werth iſt/ ſo wurde ihm vergeben/ was er gethan hat.

Jſt noch uͤbrig III. Finis, der Zweck und End-Urſach/ welche
nicht iſt diffamatio, das Vorrucken oder Vorwerffen/ nicht einen Laſter-
Stein in der Kirchen auffzurichten/ nicht ein Auffzug/ oder Gelaͤchter zu
erwecken/ wie vor etlich Jahren mit den Stroh-Kraͤntzen geſchehen/ ſon-
dern 1. ἔλεγχος Conſcientiæ, die Uberweiſung des Gewiſſens/ daß der
Thaͤter ſchamroth werde/ uͤber ſeinem Lehr-Jrꝛthum/ oder Lebens-Fehler.

2. Exo-
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[299/0317] Vom Gewalt der Schluͤſſel. einem Herolden nicht darum glauben ſoll/ weil er ein Herold/ ſondern weil er ſeines Herꝛn Befehl vorlegt. Nun aber geſchicht nichts derglei- chen bey den Paͤbſtlern/ da iſt der Vorſteher der Roͤmiſche Anti-Chriſt/ ipſe reus, welcher ſelbſt Schuld- und Straff-Wuͤrdig/ wie kan er dann Richter in einer Sache ſeyn? Mit ſeinen verſtumten und vermumten/ gebundenen und gefangenen Prælaten/ alſo daß es eine rechte Conjuratio, eine Buben- Schul zu nennen/ vide Lutherum Tom. 7. fol. 220. Sie richten ſich nicht nach der Schrifft/ ſondern nach des Papſts Geiſt im Sack. Es iſt bey ih- nen nicht angeſehen zu der armen irrenden Schaͤflein Rath und ewigem Heyl/ ſondern zu ihrem Verderben und Blutvergieſſen. Endlich wird von ihnen in allem ein blinder Gehorſam erfordert/ daß man dem/ was der Papſtund Concilium ſagt/ ohn alles Widerſprechen Glauben zuſtelle. II. Das andere extremum iſt Καισαροπαπία, das Kayſerliche Papſtthum/ derer Politicorum, die durch die Eccleſiam oder Gemeine/ Magiſtratum, die Obrigkeit verſtehen/ und dieweil es nunmehr eine andere Bewandnuß hat als in der erſten Kirchen/ ſo ſeye ſolch Straff-Ampt der Obrigkeit heimgefallen/ die mag hierinnen abſolutè dem Predig-Ampt ge- bieten und vorſchreiben. Dann wozu/ ſprechen ſie/ iſt die Obrigkeit ſonſt da? wafuͤr iſt die Policey-Ordnung anffgericht? ſie iſt ja nicht fuͤr die Gaͤnße dahin geſetzet? Antwort: Obrigkeit hat ihren Bezirck/ ſie ſtraffet um Geld/ dardurch die Leute nicht froͤmmer/ ſonderen offt aͤrger gemacht werden. Die Obrigkeit haͤngt den Dieb an den Galgen/ er muß aber gleichwol auch zuvor Buße thun; Gleichwie die Obrigkeit nicht vergnuͤgt oder zu frieden waͤre mit der Kirchen-Buß. Zu dem iſt ſie in Conſiſto- riis nicht außgeſchloſſen/ ſie ſollen aber auch die Sach nicht allein fuͤhren und außmachen. Sprichſtu: ſo bekomt ein Verbrecher zwo Ruthen auff den Rucken? Antwort/ ja/ wie Levit. 6, 2. der das depoſitum, das zu treuer Hand gethane Jnhalt/ mußte es wieder geben/ was er mit Gewalt genommen/ oder mit Unrecht an ſich gebracht hat/ und noch darzu das fuͤnffte Theil daruͤber/ aber fuͤr ſeine Schuld ſolte er dem Herrn zu dem Prieſter einen Widder von der Heerde ohne Wandel bringen/ der eines Schuld-Opffers werth iſt/ ſo wurde ihm vergeben/ was er gethan hat. Jſt noch uͤbrig III. Finis, der Zweck und End-Urſach/ welche nicht iſt diffamatio, das Vorrucken oder Vorwerffen/ nicht einen Laſter- Stein in der Kirchen auffzurichten/ nicht ein Auffzug/ oder Gelaͤchter zu erwecken/ wie vor etlich Jahren mit den Stroh-Kraͤntzen geſchehen/ ſon- dern 1. ἔλεγχος Conſcientiæ, die Uberweiſung des Gewiſſens/ daß der Thaͤter ſchamroth werde/ uͤber ſeinem Lehr-Jrꝛthum/ oder Lebens-Fehler. 2. Exo- P p ij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/317>, abgerufen am 24.11.2024.