Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom verlohrnen Sohn. gebracht/ da der unten ligende perdon begehret/ und um Fristung seinesLebens bittet/ mit Versprechen zu thun/ was der Uberwinder begehren würde/ wie dort Turnus l. 12. AEn. equidem &c. Also ergibt sich Paulus auch/ da er nimmer weiter gekunt/ und spricht: Was wiltu/ das ich thun soll? Jam se parat ad obediendum, qui prius saeviebat ad perse- quendum: jam formatur ex persecutore praedicator, ex lupo ovis, ex hoste miles, schreibet Augustin. serm. 14. de Sanctis. Jetzt schickt er sich zum Gehorsam/ da er zuvor wütete/ andere zu verfolgen. Jetzt wird auß einem Verfolger ein Prediger/ auß einem Wolff ein Schaff/ auß einem Feind ein Verfechter. Jst eben auch die jenige Frag/ die wir in unserm Christlichen Leich-Lied führen:
Jst ausser zweiffel auch die Frage geweßt/ so der verlohrne Sohn da-
Jst
Vom verlohrnen Sohn. gebracht/ da der unten ligende perdon begehret/ und um Friſtung ſeinesLebens bittet/ mit Verſprechen zu thun/ was der Uberwinder begehren wuͤrde/ wie dort Turnus l. 12. Æn. equidem &c. Alſo ergibt ſich Paulus auch/ da er nimmer weiter gekunt/ und ſpricht: Was wiltu/ das ich thun ſoll? Jam ſe parat ad obediendum, qui prius ſæviebat ad perſe- quendum: jam formatur ex perſecutore prædicator, ex lupo ovis, ex hoſte miles, ſchreibet Auguſtin. ſerm. 14. de Sanctis. Jetzt ſchickt er ſich zum Gehorſam/ da er zuvor wuͤtete/ andere zu verfolgen. Jetzt wird auß einem Verfolger ein Prediger/ auß einem Wolff ein Schaff/ auß einem Feind ein Verfechter. Jſt eben auch die jenige Frag/ die wir in unſerm Chriſtlichen Leich-Lied fuͤhren:
Jſt auſſer zweiffel auch die Frage geweßt/ ſo der verlohrne Sohn da-
Jſt
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Vom verlohrnen Sohn.
gebracht/ da der unten ligende perdon begehret/ und um Friſtung ſeines
Lebens bittet/ mit Verſprechen zu thun/ was der Uberwinder begehren
wuͤrde/ wie dort Turnus l. 12. Æn. equidem &c. Alſo ergibt ſich Paulus
auch/ da er nimmer weiter gekunt/ und ſpricht: Was wiltu/ das ich
thun ſoll? Jam ſe parat ad obediendum, qui prius ſæviebat ad perſe-
quendum: jam formatur ex perſecutore prædicator, ex lupo ovis, ex
hoſte miles, ſchreibet Auguſtin. ſerm. 14. de Sanctis. Jetzt ſchickt er ſich
zum Gehorſam/ da er zuvor wuͤtete/ andere zu verfolgen. Jetzt wird auß
einem Verfolger ein Prediger/ auß einem Wolff ein Schaff/ auß einem
Feind ein Verfechter. Jſt eben auch die jenige Frag/ die wir in unſerm
Chriſtlichen Leich-Lied fuͤhren:
Mitten in der Hoͤllen-Angſt
Unſer Suͤnd uns treiben.
Wo ſollen wir dann fliehen hin/
Da wir moͤgen bleiben?
Zu dir HErꝛ Chriſt alleine/ ꝛc.
Jſt auſſer zweiffel auch die Frage geweßt/ ſo der verlohrne Sohn da-
mals gefuͤhret/ nachdem er auß ſeinem Suͤnden-Schlaff erwacht/ und
durch die Spiß-Ruthen der Theurung auffgewecket worden/ nachdem
ihm der Spengler auß den Augen gekommen/ und ihn der Strahl des
Geſetzes zu Boden geſchlagen/ da er ſeine Suͤnde erkant/ und GOttes
Zorn gefuͤhlet/ hat er auch unter dem Winſeln und Kirren/ mit Hand-
ringen/ und Bruſt-ſchlagen dieſe Weh-Klag gefuͤhret: Ach wo ſoll ich
hin? was ſoll ich doch thun? lieff ich gleich weit herum/ ſo finde ichs viel-
leicht doch nicht beſſer. Die Antwort hierauff haben wir bereits droben
vernommen/ was ihm der himmliſche Conſulent fuͤr einen Anſchlag ge-
geben/ er ſoll ſich auff machen/ ſoll hin zu ſeinem Vater gehen/ ſoll argu-
mentiren à minori ad majus, ernehret mein Vater ſo viel Tagloͤhner
reichlich/ ey ſo wirſt du vielleicht auch noch einen guten Willen finden/
und wieder zu Gnaden angenommen werden. Jſt eben das jenige was
wir ſonſt zu ſingen pflegen:
Es wird die Suͤnd durchs Gſatz erkandt/
Und ſchlaͤgt das Gewiſſen nider/
Das Evangelium komt zu Hand/
Und troͤſt den Suͤnder wieder.
Es ſpricht: nur kreuch zum Creutz herzu/
Jm Gſatz iſt weder Raſt noch Ruh
Mit allen ſeinen Wercken.
Jſt
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