Die dritte Frage, welche §. 430. ist aufgeworffen worden, gehet auf die Bestimmung der Güte des Eßigs. Wir können hier dasjenige wiederholen; was wir §. 397. und folgende von der Güte des Brandweins angemerket haben, wenn wir nur dasje- nige verändern, was die Natur der Sache zu verän- dern gebiethet. Nemlich das erste Stük eines gu- ten Eßigs ist, daß er helle. Das andere, daß er recht sauer und nicht öhligt schmekket. Vors dritte er muß geistig und stark seyn, so daß das Waßer die Würkung des geistigen Theils nicht unterdrükket.
§. 440.
Fürs vierte, wie diese zu erhalten.
Dieß giebt uns Gelegenheit, daß wir uns um die Beantwortung der fünften Frage bekümmern, worauf man nemlich bey der Gährung zu sehen habe, wenn sie diese Güte des Eßigs würken soll. Die Behut- samkeit, welche in diesem Stükke anzuwenden, grün- det sich auf folgende Regeln.
Die erste,
Die erste Regel. Je wärmer der angesetzte Es- sig stehet, desto öfterer muß die Gährung durch aus- und einfüllen unterbrochen wer- den. Geschiehet dieß nicht, so wird sich der Saft durch die saure Gährung dergestalt erhitzen, daß sich eine merkliche Menge von den geistigen Theilen, die dem Eßig die Stärke geben, verlieret. Daher man nach der Gährung nur eine saure Flüßigkeit ohne Stärke bekommt.
§. 441.
Die andere,
Dieser Grund, der die erste Regel unterstützet, be- festiget zugleich die andere: Die Gefäße, in wel- chen der Eßig angesetzet wird, müssen mit
einem
Der Stadt-Wirthſchaft 2. Abſchnitt,
§. 439.
Fuͤrs dritte die Guͤte des Eßigs.
Die dritte Frage, welche §. 430. iſt aufgeworffen worden, gehet auf die Beſtimmung der Guͤte des Eßigs. Wir koͤnnen hier dasjenige wiederholen; was wir §. 397. und folgende von der Guͤte des Brandweins angemerket haben, wenn wir nur dasje- nige veraͤndern, was die Natur der Sache zu veraͤn- dern gebiethet. Nemlich das erſte Stuͤk eines gu- ten Eßigs iſt, daß er helle. Das andere, daß er recht ſauer und nicht oͤhligt ſchmekket. Vors dritte er muß geiſtig und ſtark ſeyn, ſo daß das Waßer die Wuͤrkung des geiſtigen Theils nicht unterdruͤkket.
§. 440.
Fuͤrs vierte, wie dieſe zu erhalten.
Dieß giebt uns Gelegenheit, daß wir uns um die Beantwortung der fuͤnften Frage bekuͤmmern, worauf man nemlich bey der Gaͤhrung zu ſehen habe, wenn ſie dieſe Guͤte des Eßigs wuͤrken ſoll. Die Behut- ſamkeit, welche in dieſem Stuͤkke anzuwenden, gruͤn- det ſich auf folgende Regeln.
Die erſte,
Die erſte Regel. Je waͤrmer der angeſetzte Eſ- ſig ſtehet, deſto oͤfterer muß die Gaͤhrung durch aus- und einfuͤllen unterbrochen wer- den. Geſchiehet dieß nicht, ſo wird ſich der Saft durch die ſaure Gaͤhrung dergeſtalt erhitzen, daß ſich eine merkliche Menge von den geiſtigen Theilen, die dem Eßig die Staͤrke geben, verlieret. Daher man nach der Gaͤhrung nur eine ſaure Fluͤßigkeit ohne Staͤrke bekommt.
§. 441.
Die andere,
Dieſer Grund, der die erſte Regel unterſtuͤtzet, be- feſtiget zugleich die andere: Die Gefaͤße, in wel- chen der Eßig angeſetzet wird, muͤſſen mit
einem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0316"n="296"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Stadt-Wirthſchaft 2. Abſchnitt,</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 439.</head><lb/><noteplace="left">Fuͤrs dritte<lb/>
die Guͤte des<lb/>
Eßigs.</note><p>Die <hirendition="#fr">dritte Frage,</hi> welche §. 430. iſt aufgeworffen<lb/>
worden, gehet auf die Beſtimmung der Guͤte des<lb/>
Eßigs. Wir koͤnnen hier dasjenige wiederholen;<lb/>
was wir §. 397. und folgende von der Guͤte des<lb/>
Brandweins angemerket haben, wenn wir nur dasje-<lb/>
nige veraͤndern, was die Natur der Sache zu veraͤn-<lb/>
dern gebiethet. Nemlich das <hirendition="#fr">erſte Stuͤk</hi> eines gu-<lb/>
ten Eßigs iſt, daß er helle. Das <hirendition="#fr">andere,</hi> daß er<lb/>
recht ſauer und nicht oͤhligt ſchmekket. Vors <hirendition="#fr">dritte</hi><lb/>
er muß geiſtig und ſtark ſeyn, ſo daß das Waßer die<lb/>
Wuͤrkung des geiſtigen Theils nicht unterdruͤkket.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 440.</head><lb/><noteplace="left">Fuͤrs vierte,<lb/>
wie dieſe zu<lb/>
erhalten.</note><p>Dieß giebt uns Gelegenheit, daß wir uns um die<lb/>
Beantwortung der fuͤnften Frage bekuͤmmern, worauf<lb/>
man nemlich bey der Gaͤhrung zu ſehen habe, wenn<lb/>ſie dieſe Guͤte des Eßigs wuͤrken ſoll. Die Behut-<lb/>ſamkeit, welche in dieſem Stuͤkke anzuwenden, gruͤn-<lb/>
det ſich auf folgende Regeln.</p><lb/><noteplace="left">Die erſte,</note><p><hirendition="#et">Die erſte Regel. <hirendition="#fr">Je waͤrmer der angeſetzte Eſ-<lb/>ſig ſtehet, deſto oͤfterer muß die Gaͤhrung<lb/>
durch aus- und einfuͤllen unterbrochen wer-<lb/>
den.</hi> Geſchiehet dieß nicht, ſo wird ſich der Saft<lb/>
durch die ſaure Gaͤhrung dergeſtalt erhitzen, daß ſich<lb/>
eine merkliche Menge von den geiſtigen Theilen, die<lb/>
dem Eßig die Staͤrke geben, verlieret. Daher<lb/>
man nach der Gaͤhrung nur eine ſaure Fluͤßigkeit<lb/>
ohne Staͤrke bekommt.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 441.</head><lb/><noteplace="left">Die andere,</note><p><hirendition="#et">Dieſer Grund, der die erſte Regel unterſtuͤtzet, be-<lb/>
feſtiget zugleich die <hirendition="#fr">andere: Die Gefaͤße, in wel-<lb/>
chen der Eßig angeſetzet wird, muͤſſen mit</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">einem</hi></fw><lb/></hi></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[296/0316]
Der Stadt-Wirthſchaft 2. Abſchnitt,
§. 439.
Die dritte Frage, welche §. 430. iſt aufgeworffen
worden, gehet auf die Beſtimmung der Guͤte des
Eßigs. Wir koͤnnen hier dasjenige wiederholen;
was wir §. 397. und folgende von der Guͤte des
Brandweins angemerket haben, wenn wir nur dasje-
nige veraͤndern, was die Natur der Sache zu veraͤn-
dern gebiethet. Nemlich das erſte Stuͤk eines gu-
ten Eßigs iſt, daß er helle. Das andere, daß er
recht ſauer und nicht oͤhligt ſchmekket. Vors dritte
er muß geiſtig und ſtark ſeyn, ſo daß das Waßer die
Wuͤrkung des geiſtigen Theils nicht unterdruͤkket.
§. 440.
Dieß giebt uns Gelegenheit, daß wir uns um die
Beantwortung der fuͤnften Frage bekuͤmmern, worauf
man nemlich bey der Gaͤhrung zu ſehen habe, wenn
ſie dieſe Guͤte des Eßigs wuͤrken ſoll. Die Behut-
ſamkeit, welche in dieſem Stuͤkke anzuwenden, gruͤn-
det ſich auf folgende Regeln.
Die erſte Regel. Je waͤrmer der angeſetzte Eſ-
ſig ſtehet, deſto oͤfterer muß die Gaͤhrung
durch aus- und einfuͤllen unterbrochen wer-
den. Geſchiehet dieß nicht, ſo wird ſich der Saft
durch die ſaure Gaͤhrung dergeſtalt erhitzen, daß ſich
eine merkliche Menge von den geiſtigen Theilen, die
dem Eßig die Staͤrke geben, verlieret. Daher
man nach der Gaͤhrung nur eine ſaure Fluͤßigkeit
ohne Staͤrke bekommt.
§. 441.
Dieſer Grund, der die erſte Regel unterſtuͤtzet, be-
feſtiget zugleich die andere: Die Gefaͤße, in wel-
chen der Eßig angeſetzet wird, muͤſſen mit
einem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/316>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.