Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Leinwands-Fabriquen.
widerstehen möge. Die Lauge ist voller Asche: dieje-
nige, welche am meisten Salz hat, wird für die be-
ste gehalten; und um sie so zu machen, versezt man
sie so viel man kann, mit Salzasche. Jn Ermange-
lung derselben nimmt man Wied-Asche, und sehr oft
Kalch. Dieses leinen Zeug, das vier und zwanzig
Stunden lang in dergleichen Wasser eingeweicht, und
von dem Salze in der Lauge schon durchlöchert ist,
reibt man nun mit den gröbsten Bürsten, klopft es
auf einem unebenen Holze mit voller Gewalt, und
ringt es nach aller Macht mit den Armen aus. Mit
dem feinen leinen Zeuge geht man verhältnißweisse
noch besser um, und es ist kein Wunder, daß so wohl
das eine als das andere so wenig hält.

§. 564.

Jnzwischen weiß fast alle Welt, daß man in Hol-Fortsetzung
dieser Be-
schreibung.

land eine bessere Weise beobachtet, und daß das lei-
nen Zeug daselbst vollkommen dauerhaft erhalten wird.
Weiter ist es von selbst bekannt, und man kann kei-
ne Ursache finden, die man der Nachläßigkeit die-
sem klugen und haushälterischen Volke nachzuahmen
beylegen möchte, außer der vollkommenen Gleichgül-
tigkeit, die man gegen eine Kunst, welche nur von
den niedrigsten Leuten getrieben wird, aus einem übel-
angebrachten Stolze zu zeigen sucht. Da aber in der
innern Verfassung des Hauswesens die Erhaltung
des leinen Zeuges keine geringe Sache ist, so wollen
wir hier zeigen, wie man in Holland zu Werke geht,
es zu waschen und zu bleichen. Damit diejenigen,
welche bequem dazu wohnen, es genau nachahmen
können, und die übrigen sich, so viel als möglich, dar-
nach richten mögen. Wenn eine Holländische Wä-
scherin ihr leinen Zeug zusammen gesucht hat, so nimmt
sie es Stück vor Stück und bestreichet es an verschie-

denen
Z 5

von den Leinwands-Fabriquen.
widerſtehen moͤge. Die Lauge iſt voller Aſche: dieje-
nige, welche am meiſten Salz hat, wird fuͤr die be-
ſte gehalten; und um ſie ſo zu machen, verſezt man
ſie ſo viel man kann, mit Salzaſche. Jn Ermange-
lung derſelben nimmt man Wied-Aſche, und ſehr oft
Kalch. Dieſes leinen Zeug, das vier und zwanzig
Stunden lang in dergleichen Waſſer eingeweicht, und
von dem Salze in der Lauge ſchon durchloͤchert iſt,
reibt man nun mit den groͤbſten Buͤrſten, klopft es
auf einem unebenen Holze mit voller Gewalt, und
ringt es nach aller Macht mit den Armen aus. Mit
dem feinen leinen Zeuge geht man verhaͤltnißweiſſe
noch beſſer um, und es iſt kein Wunder, daß ſo wohl
das eine als das andere ſo wenig haͤlt.

§. 564.

Jnzwiſchen weiß faſt alle Welt, daß man in Hol-Fortſetzung
dieſer Be-
ſchreibung.

land eine beſſere Weiſe beobachtet, und daß das lei-
nen Zeug daſelbſt vollkommen dauerhaft erhalten wird.
Weiter iſt es von ſelbſt bekannt, und man kann kei-
ne Urſache finden, die man der Nachlaͤßigkeit die-
ſem klugen und haushaͤlteriſchen Volke nachzuahmen
beylegen moͤchte, außer der vollkommenen Gleichguͤl-
tigkeit, die man gegen eine Kunſt, welche nur von
den niedrigſten Leuten getrieben wird, aus einem uͤbel-
angebrachten Stolze zu zeigen ſucht. Da aber in der
innern Verfaſſung des Hausweſens die Erhaltung
des leinen Zeuges keine geringe Sache iſt, ſo wollen
wir hier zeigen, wie man in Holland zu Werke geht,
es zu waſchen und zu bleichen. Damit diejenigen,
welche bequem dazu wohnen, es genau nachahmen
koͤnnen, und die uͤbrigen ſich, ſo viel als moͤglich, dar-
nach richten moͤgen. Wenn eine Hollaͤndiſche Waͤ-
ſcherin ihr leinen Zeug zuſammen geſucht hat, ſo nimmt
ſie es Stuͤck vor Stuͤck und beſtreichet es an verſchie-

denen
Z 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0381" n="361"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Leinwands-Fabriquen.</hi></fw><lb/>
wider&#x017F;tehen mo&#x0364;ge. Die Lauge i&#x017F;t voller A&#x017F;che: dieje-<lb/>
nige, welche am mei&#x017F;ten Salz hat, wird fu&#x0364;r die be-<lb/>
&#x017F;te gehalten; und um &#x017F;ie &#x017F;o zu machen, ver&#x017F;ezt man<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;o viel man kann, mit Salza&#x017F;che. Jn Ermange-<lb/>
lung der&#x017F;elben nimmt man Wied-A&#x017F;che, und &#x017F;ehr oft<lb/>
Kalch. Die&#x017F;es leinen Zeug, das vier und zwanzig<lb/>
Stunden lang in dergleichen Wa&#x017F;&#x017F;er eingeweicht, und<lb/>
von dem Salze in der Lauge &#x017F;chon durchlo&#x0364;chert i&#x017F;t,<lb/>
reibt man nun mit den gro&#x0364;b&#x017F;ten Bu&#x0364;r&#x017F;ten, klopft es<lb/>
auf einem unebenen Holze mit voller Gewalt, und<lb/>
ringt es nach aller Macht mit den Armen aus. Mit<lb/>
dem feinen leinen Zeuge geht man verha&#x0364;ltnißwei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
noch be&#x017F;&#x017F;er um, und es i&#x017F;t kein Wunder, daß &#x017F;o wohl<lb/>
das eine als das andere &#x017F;o wenig ha&#x0364;lt.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 564.</head><lb/>
              <p>Jnzwi&#x017F;chen weiß fa&#x017F;t alle Welt, daß man in Hol-<note place="right">Fort&#x017F;etzung<lb/>
die&#x017F;er Be-<lb/>
&#x017F;chreibung.</note><lb/>
land eine be&#x017F;&#x017F;ere Wei&#x017F;e beobachtet, und daß das lei-<lb/>
nen Zeug da&#x017F;elb&#x017F;t vollkommen dauerhaft erhalten wird.<lb/>
Weiter i&#x017F;t es von &#x017F;elb&#x017F;t bekannt, und man kann kei-<lb/>
ne Ur&#x017F;ache finden, die man der Nachla&#x0364;ßigkeit die-<lb/>
&#x017F;em klugen und hausha&#x0364;lteri&#x017F;chen Volke nachzuahmen<lb/>
beylegen mo&#x0364;chte, außer der vollkommenen Gleichgu&#x0364;l-<lb/>
tigkeit, die man gegen eine Kun&#x017F;t, welche nur von<lb/>
den niedrig&#x017F;ten Leuten getrieben wird, aus einem u&#x0364;bel-<lb/>
angebrachten Stolze zu zeigen &#x017F;ucht. Da aber in der<lb/>
innern Verfa&#x017F;&#x017F;ung des Hauswe&#x017F;ens die Erhaltung<lb/>
des leinen Zeuges keine geringe Sache i&#x017F;t, &#x017F;o wollen<lb/>
wir hier zeigen, wie man in Holland zu Werke geht,<lb/>
es zu wa&#x017F;chen und zu bleichen. Damit diejenigen,<lb/>
welche bequem dazu wohnen, es genau nachahmen<lb/>
ko&#x0364;nnen, und die u&#x0364;brigen &#x017F;ich, &#x017F;o viel als mo&#x0364;glich, dar-<lb/>
nach richten mo&#x0364;gen. Wenn eine Holla&#x0364;ndi&#x017F;che Wa&#x0364;-<lb/>
&#x017F;cherin ihr leinen Zeug zu&#x017F;ammen ge&#x017F;ucht hat, &#x017F;o nimmt<lb/>
&#x017F;ie es Stu&#x0364;ck vor Stu&#x0364;ck und be&#x017F;treichet es an ver&#x017F;chie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 5</fw><fw place="bottom" type="catch">denen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0381] von den Leinwands-Fabriquen. widerſtehen moͤge. Die Lauge iſt voller Aſche: dieje- nige, welche am meiſten Salz hat, wird fuͤr die be- ſte gehalten; und um ſie ſo zu machen, verſezt man ſie ſo viel man kann, mit Salzaſche. Jn Ermange- lung derſelben nimmt man Wied-Aſche, und ſehr oft Kalch. Dieſes leinen Zeug, das vier und zwanzig Stunden lang in dergleichen Waſſer eingeweicht, und von dem Salze in der Lauge ſchon durchloͤchert iſt, reibt man nun mit den groͤbſten Buͤrſten, klopft es auf einem unebenen Holze mit voller Gewalt, und ringt es nach aller Macht mit den Armen aus. Mit dem feinen leinen Zeuge geht man verhaͤltnißweiſſe noch beſſer um, und es iſt kein Wunder, daß ſo wohl das eine als das andere ſo wenig haͤlt. §. 564. Jnzwiſchen weiß faſt alle Welt, daß man in Hol- land eine beſſere Weiſe beobachtet, und daß das lei- nen Zeug daſelbſt vollkommen dauerhaft erhalten wird. Weiter iſt es von ſelbſt bekannt, und man kann kei- ne Urſache finden, die man der Nachlaͤßigkeit die- ſem klugen und haushaͤlteriſchen Volke nachzuahmen beylegen moͤchte, außer der vollkommenen Gleichguͤl- tigkeit, die man gegen eine Kunſt, welche nur von den niedrigſten Leuten getrieben wird, aus einem uͤbel- angebrachten Stolze zu zeigen ſucht. Da aber in der innern Verfaſſung des Hausweſens die Erhaltung des leinen Zeuges keine geringe Sache iſt, ſo wollen wir hier zeigen, wie man in Holland zu Werke geht, es zu waſchen und zu bleichen. Damit diejenigen, welche bequem dazu wohnen, es genau nachahmen koͤnnen, und die uͤbrigen ſich, ſo viel als moͤglich, dar- nach richten moͤgen. Wenn eine Hollaͤndiſche Waͤ- ſcherin ihr leinen Zeug zuſammen geſucht hat, ſo nimmt ſie es Stuͤck vor Stuͤck und beſtreichet es an verſchie- denen Fortſetzung dieſer Be- ſchreibung. Z 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/381
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/381>, abgerufen am 05.12.2024.