Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
von den allgemeinen Regeln derselben.
§. 16.

Wir wollen die wichtigsten Folgen von diesem be-Welche ge-
nauer be-
stimmet wer-
den.

schreiben. Es wird dem Menschen verbothen, was
ihm die Vernunft erlaubet. Dieß ist ihm verdrüßlich.
Dieser Verdruß erwekket ein Verlangen, das Gegen-
theil zu thun. Die Gesetze machen es, daß es ihm
gefährlich scheinet, dieß öffentlich zu unternehmen.
Er denkt auf Mittel, seine Sachen heimlich zu ma-
chen, und dieß verleitet ihn bald zu dieser, bald zu
jener Handlung, die würklich auch nach der Moral ei-
ne Sünde ist. Dieß kann unmöglich den Zweck
des Gesetzes so würken, wie man es wünschet.
Wird dem Menschen gebochen, das zu thun, was ihm
nach der Vernunft erlaubt ist, so wird auch dieß, aus
zuvor angeführten Gründen, bey sehr vielen mit jenem
einerley Folgen haben.

Anmerk. Beyspiele, welche diese Beschreibung
unterstützen, wird man leicht finden. Man darf
nur die Begebenheiten in der Welt in ihrem gan-
zen Zusammenhange betrachten. Verstehet man
die Gründe zur Klugheit aus der Sitten-Lehre, so
wird man vielleicht mehrere Beyspiele von dieser
Art finden, als man vermuthet hat.

§. 17.

Jch schlüße aus diesem, und zwar, wie ich es glau-Regeln wi-
der diese:
Die erste Re-
gel.

be, mit Grunde, einmahl, daß der Satz, den wir
§. 9. bewiesen, und in dem folgenden aus dem Grun-
de des Beweises bestimmet haben, in der Policey noch
allgemeiner zu bilden sey. Und alsdenn wird er dieser:
Es ist nützlich, wenn die Veranstaltungen, wel-
che die Policey erfodert, so wenig, als es immer
möglich ist, durch Policey-Gesetze bestimmet
werden.
Wir können diesen Satz auch also ausdruk-

ken:
C c
von den allgemeinen Regeln derſelben.
§. 16.

Wir wollen die wichtigſten Folgen von dieſem be-Welche ge-
nauer be-
ſtimmet wer-
den.

ſchreiben. Es wird dem Menſchen verbothen, was
ihm die Vernunft erlaubet. Dieß iſt ihm verdruͤßlich.
Dieſer Verdruß erwekket ein Verlangen, das Gegen-
theil zu thun. Die Geſetze machen es, daß es ihm
gefaͤhrlich ſcheinet, dieß oͤffentlich zu unternehmen.
Er denkt auf Mittel, ſeine Sachen heimlich zu ma-
chen, und dieß verleitet ihn bald zu dieſer, bald zu
jener Handlung, die wuͤrklich auch nach der Moral ei-
ne Suͤnde iſt. Dieß kann unmoͤglich den Zweck
des Geſetzes ſo wuͤrken, wie man es wuͤnſchet.
Wird dem Menſchen gebochen, das zu thun, was ihm
nach der Vernunft erlaubt iſt, ſo wird auch dieß, aus
zuvor angefuͤhrten Gruͤnden, bey ſehr vielen mit jenem
einerley Folgen haben.

Anmerk. Beyſpiele, welche dieſe Beſchreibung
unterſtuͤtzen, wird man leicht finden. Man darf
nur die Begebenheiten in der Welt in ihrem gan-
zen Zuſammenhange betrachten. Verſtehet man
die Gruͤnde zur Klugheit aus der Sitten-Lehre, ſo
wird man vielleicht mehrere Beyſpiele von dieſer
Art finden, als man vermuthet hat.

§. 17.

Jch ſchluͤße aus dieſem, und zwar, wie ich es glau-Regeln wi-
der dieſe:
Die erſte Re-
gel.

be, mit Grunde, einmahl, daß der Satz, den wir
§. 9. bewieſen, und in dem folgenden aus dem Grun-
de des Beweiſes beſtimmet haben, in der Policey noch
allgemeiner zu bilden ſey. Und alsdenn wird er dieſer:
Es iſt nuͤtzlich, wenn die Veranſtaltungen, wel-
che die Policey erfodert, ſo wenig, als es immer
moͤglich iſt, durch Policey-Geſetze beſtimmet
werden.
Wir koͤnnen dieſen Satz auch alſo ausdruk-

ken:
C c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0421" n="401"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von den allgemeinen Regeln der&#x017F;elben.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 16.</head><lb/>
            <p>Wir wollen die wichtig&#x017F;ten Folgen von die&#x017F;em be-<note place="right">Welche ge-<lb/>
nauer be-<lb/>
&#x017F;timmet wer-<lb/>
den.</note><lb/>
&#x017F;chreiben. Es wird dem Men&#x017F;chen verbothen, was<lb/>
ihm die Vernunft erlaubet. Dieß i&#x017F;t ihm verdru&#x0364;ßlich.<lb/>
Die&#x017F;er Verdruß erwekket ein Verlangen, das Gegen-<lb/>
theil zu thun. Die Ge&#x017F;etze machen es, daß es ihm<lb/>
gefa&#x0364;hrlich &#x017F;cheinet, dieß o&#x0364;ffentlich zu unternehmen.<lb/>
Er denkt auf Mittel, &#x017F;eine Sachen heimlich zu ma-<lb/>
chen, und dieß verleitet ihn bald zu die&#x017F;er, bald zu<lb/>
jener Handlung, die wu&#x0364;rklich auch nach der Moral ei-<lb/>
ne Su&#x0364;nde i&#x017F;t. Dieß kann unmo&#x0364;glich den Zweck<lb/>
des Ge&#x017F;etzes &#x017F;o wu&#x0364;rken, wie man es wu&#x0364;n&#x017F;chet.<lb/>
Wird dem Men&#x017F;chen gebochen, das zu thun, was ihm<lb/>
nach der Vernunft erlaubt i&#x017F;t, &#x017F;o wird auch dieß, aus<lb/>
zuvor angefu&#x0364;hrten Gru&#x0364;nden, bey &#x017F;ehr vielen mit jenem<lb/>
einerley Folgen haben.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Anmerk.</hi> Bey&#x017F;piele, welche die&#x017F;e Be&#x017F;chreibung<lb/>
unter&#x017F;tu&#x0364;tzen, wird man leicht finden. Man darf<lb/>
nur die Begebenheiten in der Welt in ihrem gan-<lb/>
zen Zu&#x017F;ammenhange betrachten. Ver&#x017F;tehet man<lb/>
die Gru&#x0364;nde zur Klugheit aus der Sitten-Lehre, &#x017F;o<lb/>
wird man vielleicht mehrere Bey&#x017F;piele von die&#x017F;er<lb/>
Art finden, als man vermuthet hat.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 17.</head><lb/>
            <p>Jch &#x017F;chlu&#x0364;ße aus die&#x017F;em, und zwar, wie ich es glau-<note place="right">Regeln wi-<lb/>
der die&#x017F;e:<lb/>
Die er&#x017F;te Re-<lb/>
gel.</note><lb/>
be, mit Grunde, <hi rendition="#fr">einmahl,</hi> daß der Satz, den wir<lb/>
§. 9. bewie&#x017F;en, und in dem folgenden aus dem Grun-<lb/>
de des Bewei&#x017F;es be&#x017F;timmet haben, in der Policey noch<lb/>
allgemeiner zu bilden &#x017F;ey. Und alsdenn wird er die&#x017F;er:<lb/><hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t nu&#x0364;tzlich, wenn die Veran&#x017F;taltungen, wel-<lb/>
che die Policey erfodert, &#x017F;o wenig, als es immer<lb/>
mo&#x0364;glich i&#x017F;t, durch Policey-Ge&#x017F;etze be&#x017F;timmet<lb/>
werden.</hi> Wir ko&#x0364;nnen die&#x017F;en Satz auch al&#x017F;o ausdruk-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c</fw><fw place="bottom" type="catch">ken:</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[401/0421] von den allgemeinen Regeln derſelben. §. 16. Wir wollen die wichtigſten Folgen von dieſem be- ſchreiben. Es wird dem Menſchen verbothen, was ihm die Vernunft erlaubet. Dieß iſt ihm verdruͤßlich. Dieſer Verdruß erwekket ein Verlangen, das Gegen- theil zu thun. Die Geſetze machen es, daß es ihm gefaͤhrlich ſcheinet, dieß oͤffentlich zu unternehmen. Er denkt auf Mittel, ſeine Sachen heimlich zu ma- chen, und dieß verleitet ihn bald zu dieſer, bald zu jener Handlung, die wuͤrklich auch nach der Moral ei- ne Suͤnde iſt. Dieß kann unmoͤglich den Zweck des Geſetzes ſo wuͤrken, wie man es wuͤnſchet. Wird dem Menſchen gebochen, das zu thun, was ihm nach der Vernunft erlaubt iſt, ſo wird auch dieß, aus zuvor angefuͤhrten Gruͤnden, bey ſehr vielen mit jenem einerley Folgen haben. Welche ge- nauer be- ſtimmet wer- den. Anmerk. Beyſpiele, welche dieſe Beſchreibung unterſtuͤtzen, wird man leicht finden. Man darf nur die Begebenheiten in der Welt in ihrem gan- zen Zuſammenhange betrachten. Verſtehet man die Gruͤnde zur Klugheit aus der Sitten-Lehre, ſo wird man vielleicht mehrere Beyſpiele von dieſer Art finden, als man vermuthet hat. §. 17. Jch ſchluͤße aus dieſem, und zwar, wie ich es glau- be, mit Grunde, einmahl, daß der Satz, den wir §. 9. bewieſen, und in dem folgenden aus dem Grun- de des Beweiſes beſtimmet haben, in der Policey noch allgemeiner zu bilden ſey. Und alsdenn wird er dieſer: Es iſt nuͤtzlich, wenn die Veranſtaltungen, wel- che die Policey erfodert, ſo wenig, als es immer moͤglich iſt, durch Policey-Geſetze beſtimmet werden. Wir koͤnnen dieſen Satz auch alſo ausdruk- ken: Regeln wi- der dieſe: Die erſte Re- gel. C c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/421
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/421>, abgerufen am 05.12.2024.