Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Policey-Wissenschaft 1 Abschnitt,
nem Lande ein vollständiges Policey-Gesetze, dieß
ist darum noch nicht ein vollständiges Policey-Ge-
setze in einem andern Lande, (§. 21. 24. 25).

§. 26.
Policey-Col-
legium ist
nöthig.

Wenn man dieß, was wir von der Policey über-
haupt gesaget haben, genau überleget, so wird man es
uns leicht verwilligen, es sey unmöglich, daß die gan-
ze Policey in einem Staate von einem Menschen kön-
ne regieret werden. Daher ein Policey-Collegium
nicht nur nöthig, sondern beynahe das Wichtigste,
worauf in einem Lande zu sehen ist, (§. 2). Der Be-
griff von einem Policey-Collegio ist leicht zu bilden.
Es ist eine Gesellschaft, die durch gemeinschaftliche
Ueberlegung diejenigen Dinge in einem Staate be-
stimmen und regieren soll, die zur Erhaltung und
Vermehrung des Reichthums der Jnnwohner und des
Staats erfodert werden.

§. 27.
Worauf bey
diesem zu se-
hen?

Die Beschaffenheit der Glieder eines Policey-Colle-
gii bestimmet das, was wir bis hieher von der Policey
gesaget haben, und wie ein solches Collegium einzu-
richten, wenn es vollständig seyn soll, dieß wollen wir
alsdenn erklären, wenn wir die besonderen Policey-
Stükke werden abgehandelt haben.

Anm. Vielleicht befürchtet man, daß ich das
Policey-Collegium mit dem Cammer-Collegio ver-
wirre. Sollte man dieses befürchten, so überlege
man das, was wir hievon in dem Vorberichte erinnert
haben, so wird man es bald merken, daß das Cam-
mer-Collegium unvollständig, wenn nicht das Poli-
cey-Collegium vollständig ist. Und daß das Cam-
mer-Collegium seine Gründe zu urtheilen, aus dem
Policey-Collegio, und das Policey-Collegium sehr

oft

Der Policey-Wiſſenſchaft 1 Abſchnitt,
nem Lande ein vollſtaͤndiges Policey-Geſetze, dieß
iſt darum noch nicht ein vollſtaͤndiges Policey-Ge-
ſetze in einem andern Lande, (§. 21. 24. 25).

§. 26.
Policey-Col-
legium iſt
noͤthig.

Wenn man dieß, was wir von der Policey uͤber-
haupt geſaget haben, genau uͤberleget, ſo wird man es
uns leicht verwilligen, es ſey unmoͤglich, daß die gan-
ze Policey in einem Staate von einem Menſchen koͤn-
ne regieret werden. Daher ein Policey-Collegium
nicht nur noͤthig, ſondern beynahe das Wichtigſte,
worauf in einem Lande zu ſehen iſt, (§. 2). Der Be-
griff von einem Policey-Collegio iſt leicht zu bilden.
Es iſt eine Geſellſchaft, die durch gemeinſchaftliche
Ueberlegung diejenigen Dinge in einem Staate be-
ſtimmen und regieren ſoll, die zur Erhaltung und
Vermehrung des Reichthums der Jnnwohner und des
Staats erfodert werden.

§. 27.
Worauf bey
dieſem zu ſe-
hen?

Die Beſchaffenheit der Glieder eines Policey-Colle-
gii beſtimmet das, was wir bis hieher von der Policey
geſaget haben, und wie ein ſolches Collegium einzu-
richten, wenn es vollſtaͤndig ſeyn ſoll, dieß wollen wir
alsdenn erklaͤren, wenn wir die beſonderen Policey-
Stuͤkke werden abgehandelt haben.

Anm. Vielleicht befuͤrchtet man, daß ich das
Policey-Collegium mit dem Cammer-Collegio ver-
wirre. Sollte man dieſes befuͤrchten, ſo uͤberlege
man das, was wir hievon in dem Vorberichte erinnert
haben, ſo wird man es bald merken, daß das Cam-
mer-Collegium unvollſtaͤndig, wenn nicht das Poli-
cey-Collegium vollſtaͤndig iſt. Und daß das Cam-
mer-Collegium ſeine Gruͤnde zu urtheilen, aus dem
Policey-Collegio, und das Policey-Collegium ſehr

oft
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0428" n="408"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Policey-Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft 1 Ab&#x017F;chnitt,</hi></fw><lb/>
nem Lande ein voll&#x017F;ta&#x0364;ndiges Policey-Ge&#x017F;etze, dieß<lb/>
i&#x017F;t darum noch nicht ein voll&#x017F;ta&#x0364;ndiges Policey-Ge-<lb/>
&#x017F;etze in einem andern Lande, (§. 21. 24. 25).</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 26.</head><lb/>
            <note place="left">Policey-Col-<lb/>
legium i&#x017F;t<lb/>
no&#x0364;thig.</note>
            <p>Wenn man dieß, was wir von der Policey u&#x0364;ber-<lb/>
haupt ge&#x017F;aget haben, genau u&#x0364;berleget, &#x017F;o wird man es<lb/>
uns leicht verwilligen, es &#x017F;ey unmo&#x0364;glich, daß die gan-<lb/>
ze Policey in einem Staate von einem Men&#x017F;chen ko&#x0364;n-<lb/>
ne regieret werden. Daher ein Policey-Collegium<lb/>
nicht nur no&#x0364;thig, &#x017F;ondern beynahe das Wichtig&#x017F;te,<lb/>
worauf in einem Lande zu &#x017F;ehen i&#x017F;t, (§. 2). Der Be-<lb/>
griff von einem Policey-Collegio i&#x017F;t leicht zu bilden.<lb/>
Es i&#x017F;t eine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, die durch gemein&#x017F;chaftliche<lb/>
Ueberlegung diejenigen Dinge in einem Staate be-<lb/>
&#x017F;timmen und regieren &#x017F;oll, die zur Erhaltung und<lb/>
Vermehrung des Reichthums der Jnnwohner und des<lb/>
Staats erfodert werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 27.</head><lb/>
            <note place="left">Worauf bey<lb/>
die&#x017F;em zu &#x017F;e-<lb/>
hen?</note>
            <p>Die Be&#x017F;chaffenheit der Glieder eines Policey-Colle-<lb/>
gii be&#x017F;timmet das, was wir bis hieher von der Policey<lb/>
ge&#x017F;aget haben, und wie ein &#x017F;olches Collegium einzu-<lb/>
richten, wenn es voll&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;eyn &#x017F;oll, dieß wollen wir<lb/>
alsdenn erkla&#x0364;ren, wenn wir die be&#x017F;onderen Policey-<lb/>
Stu&#x0364;kke werden abgehandelt haben.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Anm.</hi> Vielleicht befu&#x0364;rchtet man, daß ich das<lb/>
Policey-Collegium mit dem Cammer-Collegio ver-<lb/>
wirre. Sollte man die&#x017F;es befu&#x0364;rchten, &#x017F;o u&#x0364;berlege<lb/>
man das, was wir hievon in dem Vorberichte erinnert<lb/>
haben, &#x017F;o wird man es bald merken, daß das Cam-<lb/>
mer-Collegium unvoll&#x017F;ta&#x0364;ndig, wenn nicht das Poli-<lb/>
cey-Collegium voll&#x017F;ta&#x0364;ndig i&#x017F;t. Und daß das Cam-<lb/>
mer-Collegium &#x017F;eine Gru&#x0364;nde zu urtheilen, aus dem<lb/>
Policey-Collegio, und das Policey-Collegium &#x017F;ehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oft</fw><lb/></hi> </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[408/0428] Der Policey-Wiſſenſchaft 1 Abſchnitt, nem Lande ein vollſtaͤndiges Policey-Geſetze, dieß iſt darum noch nicht ein vollſtaͤndiges Policey-Ge- ſetze in einem andern Lande, (§. 21. 24. 25). §. 26. Wenn man dieß, was wir von der Policey uͤber- haupt geſaget haben, genau uͤberleget, ſo wird man es uns leicht verwilligen, es ſey unmoͤglich, daß die gan- ze Policey in einem Staate von einem Menſchen koͤn- ne regieret werden. Daher ein Policey-Collegium nicht nur noͤthig, ſondern beynahe das Wichtigſte, worauf in einem Lande zu ſehen iſt, (§. 2). Der Be- griff von einem Policey-Collegio iſt leicht zu bilden. Es iſt eine Geſellſchaft, die durch gemeinſchaftliche Ueberlegung diejenigen Dinge in einem Staate be- ſtimmen und regieren ſoll, die zur Erhaltung und Vermehrung des Reichthums der Jnnwohner und des Staats erfodert werden. §. 27. Die Beſchaffenheit der Glieder eines Policey-Colle- gii beſtimmet das, was wir bis hieher von der Policey geſaget haben, und wie ein ſolches Collegium einzu- richten, wenn es vollſtaͤndig ſeyn ſoll, dieß wollen wir alsdenn erklaͤren, wenn wir die beſonderen Policey- Stuͤkke werden abgehandelt haben. Anm. Vielleicht befuͤrchtet man, daß ich das Policey-Collegium mit dem Cammer-Collegio ver- wirre. Sollte man dieſes befuͤrchten, ſo uͤberlege man das, was wir hievon in dem Vorberichte erinnert haben, ſo wird man es bald merken, daß das Cam- mer-Collegium unvollſtaͤndig, wenn nicht das Poli- cey-Collegium vollſtaͤndig iſt. Und daß das Cam- mer-Collegium ſeine Gruͤnde zu urtheilen, aus dem Policey-Collegio, und das Policey-Collegium ſehr oft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/428
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/428>, abgerufen am 05.12.2024.