lionen gesammlet hätte. Weil aber nach oben an- geführter Rechnung, das Land jährlich um 17. Millionen am Gelde ärmer worden ist, denn 2. Millionen werden durch den Handel verlohren, und 15. Millionen schließet der Fürst in seinen Ka- sten, so kann ja leicht gesehen werden, daß schon in fünf Jahren die 100. Millionen erhoben, und das Land von allem Gelde entblößet, und dem Fürsten nichts mehr übrig ist, was er von seinem Lande nehmen könnte, und daß die Rechnung oh- ne den Wirth gemacht worden. Woraus folget, daß, weil das Herz des Staats, nehmlich das Geld, welches alle Ungleichheit im Handel und Wandel in einer gleichen Bewegung ge- hen machet, verlohren ist, der Handel gar zer- fallen, und die Leute arm und dürftig werden müs- sen, und weil das Vermögen des Landes alsdenn nur aus der Erden wachsen muß: der Theil der Leute aber, die sich von der Erde und dessen Er- trag eigentlich nähren, jederzeit in einem Lande der kleinste Haufen ist, so werden die meisten Ein- wohner des Landes aus Mangel der Nahrung sich verlaufen, und wird ein ödes Land und ein armer Fürst daraus werden, denn obgleich der Fürst al- les Geld im Kasten liegen hat, und allein besitzet, was sonsten unter so vielen getheilet gewesen, so kann er doch kein reicher Fürst genennet werden, ob man ihn gleich einen reichen Mann heißet. Denn gemeine Leute sind reich am Gelde; ein Fürst aber ist alsdenn reich zu schätzen, wenn er reiche Unter- thanen hat.
§. 123.
Aus diesem wird folgen- de Grund- Regel ge- schlossen.
Die Haupt-Gründe in dem Beweise, der den §. 122. angegebenen Satz unterstützet, geben uns noch eine sehr wichtige Lehre, die bey der Anwendung der fürstlichen Einkünfte, so weit es möglich ist, genau
zu
Des Cammer-Weſens 4 Abſchnitt, von der
lionen geſammlet haͤtte. Weil aber nach oben an- gefuͤhrter Rechnung, das Land jaͤhrlich um 17. Millionen am Gelde aͤrmer worden iſt, denn 2. Millionen werden durch den Handel verlohren, und 15. Millionen ſchließet der Fuͤrſt in ſeinen Ka- ſten, ſo kann ja leicht geſehen werden, daß ſchon in fuͤnf Jahren die 100. Millionen erhoben, und das Land von allem Gelde entbloͤßet, und dem Fuͤrſten nichts mehr uͤbrig iſt, was er von ſeinem Lande nehmen koͤnnte, und daß die Rechnung oh- ne den Wirth gemacht worden. Woraus folget, daß, weil das Herz des Staats, nehmlich das Geld, welches alle Ungleichheit im Handel und Wandel in einer gleichen Bewegung ge- hen machet, verlohren iſt, der Handel gar zer- fallen, und die Leute arm und duͤrftig werden muͤſ- ſen, und weil das Vermoͤgen des Landes alsdenn nur aus der Erden wachſen muß: der Theil der Leute aber, die ſich von der Erde und deſſen Er- trag eigentlich naͤhren, jederzeit in einem Lande der kleinſte Haufen iſt, ſo werden die meiſten Ein- wohner des Landes aus Mangel der Nahrung ſich verlaufen, und wird ein oͤdes Land und ein armer Fuͤrſt daraus werden, denn obgleich der Fuͤrſt al- les Geld im Kaſten liegen hat, und allein beſitzet, was ſonſten unter ſo vielen getheilet geweſen, ſo kann er doch kein reicher Fuͤrſt genennet werden, ob man ihn gleich einen reichen Mann heißet. Denn gemeine Leute ſind reich am Gelde; ein Fuͤrſt aber iſt alsdenn reich zu ſchaͤtzen, wenn er reiche Unter- thanen hat.
§. 123.
Aus dieſem wird folgen- de Grund- Regel ge- ſchloſſen.
Die Haupt-Gruͤnde in dem Beweiſe, der den §. 122. angegebenen Satz unterſtuͤtzet, geben uns noch eine ſehr wichtige Lehre, die bey der Anwendung der fuͤrſtlichen Einkuͤnfte, ſo weit es moͤglich iſt, genau
zu
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Des Cammer-Weſens 4 Abſchnitt, von der
lionen geſammlet haͤtte. Weil aber nach oben an-
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Millionen am Gelde aͤrmer worden iſt, denn 2.
Millionen werden durch den Handel verlohren,
und 15. Millionen ſchließet der Fuͤrſt in ſeinen Ka-
ſten, ſo kann ja leicht geſehen werden, daß ſchon
in fuͤnf Jahren die 100. Millionen erhoben, und
das Land von allem Gelde entbloͤßet, und dem
Fuͤrſten nichts mehr uͤbrig iſt, was er von ſeinem
Lande nehmen koͤnnte, und daß die Rechnung oh-
ne den Wirth gemacht worden. Woraus folget,
daß, weil das Herz des Staats, nehmlich das
Geld, welches alle Ungleichheit im Handel
und Wandel in einer gleichen Bewegung ge-
hen machet, verlohren iſt, der Handel gar zer-
fallen, und die Leute arm und duͤrftig werden muͤſ-
ſen, und weil das Vermoͤgen des Landes alsdenn
nur aus der Erden wachſen muß: der Theil der
Leute aber, die ſich von der Erde und deſſen Er-
trag eigentlich naͤhren, jederzeit in einem Lande der
kleinſte Haufen iſt, ſo werden die meiſten Ein-
wohner des Landes aus Mangel der Nahrung ſich
verlaufen, und wird ein oͤdes Land und ein armer
Fuͤrſt daraus werden, denn obgleich der Fuͤrſt al-
les Geld im Kaſten liegen hat, und allein beſitzet,
was ſonſten unter ſo vielen getheilet geweſen, ſo
kann er doch kein reicher Fuͤrſt genennet werden, ob
man ihn gleich einen reichen Mann heißet. Denn
gemeine Leute ſind reich am Gelde; ein Fuͤrſt aber
iſt alsdenn reich zu ſchaͤtzen, wenn er reiche Unter-
thanen hat.
§. 123.
Die Haupt-Gruͤnde in dem Beweiſe, der den §.
122. angegebenen Satz unterſtuͤtzet, geben uns noch
eine ſehr wichtige Lehre, die bey der Anwendung der
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/680>, abgerufen am 05.12.2024.
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