Die andere Frage können wir beantworten. Wir sagen, daß der Saame reif sey, wenn er vermögend ist ein Ding von seiner Art zu würken; und daß er voll- kommen sey, wenn er vermögend ist, dieß, was durch ihm soll gewürket werden, in dem gröstem Grad seiner Vollkommenheit hervorzubringen. Folglich ist der elementarische Saft von der bestimmtem Art eines Dinges gehörig coaguliret, wenn der Saame dieser Dinge reif und vollkommen ist. Das erste erkennen wir aus einigen äusserlichen Merkmahlen, die sich zwar zeigen, aber nicht beschreiben lassen. Wir können uns bey diesem sehr leicht beruhigen, weil diese äusserlichen Merkmahle von einem jeden können gezeiget werden, der sich mit der Wirthschaft beschaftiget. Das ande- re schlüßen wir aus dem, wenn der Saame den Grad der besondern Schwere hat, der bey einem Saamen von dieser Art möglich ist.
Anmerkung. Viele verwirren die Reife des Saamens, mit der Vollkommenheit desselben. Sie werden aber auch um dieser Unwissenheit willen bestrafet, indem sie bey ihren Werken denjenigen Vortheil verlieren, den sie hätten gewinnen können. Es kan dieß mit dem Brandweinbrennen und Bierbrauen erläutert werden. Jn den Vorlesun- gen kan es gezeiget werden, wie der Grad von der besondern Schwere des Saamens zu bestimmen sey.
§. 23.
Die andere Regel.
Die andere Regel: So wohl der Mangel der Erde als auch dieß, daß die Erde zu vest ist, kann eine Ursache von dem seyn, daß sich die we- sentlich würkende Dinge der Natur in einem
be-
Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der
§. 22.
Fortſetzung des vorher- gehenden.
Die andere Frage koͤnnen wir beantworten. Wir ſagen, daß der Saame reif ſey, wenn er vermoͤgend iſt ein Ding von ſeiner Art zu wuͤrken; und daß er voll- kommen ſey, wenn er vermoͤgend iſt, dieß, was durch ihm ſoll gewuͤrket werden, in dem groͤſtem Grad ſeiner Vollkommenheit hervorzubringen. Folglich iſt der elementariſche Saft von der beſtimmtem Art eines Dinges gehoͤrig coaguliret, wenn der Saame dieſer Dinge reif und vollkommen iſt. Das erſte erkennen wir aus einigen aͤuſſerlichen Merkmahlen, die ſich zwar zeigen, aber nicht beſchreiben laſſen. Wir koͤnnen uns bey dieſem ſehr leicht beruhigen, weil dieſe aͤuſſerlichen Merkmahle von einem jeden koͤnnen gezeiget werden, der ſich mit der Wirthſchaft beſchaftiget. Das ande- re ſchluͤßen wir aus dem, wenn der Saame den Grad der beſondern Schwere hat, der bey einem Saamen von dieſer Art moͤglich iſt.
Anmerkung. Viele verwirren die Reife des Saamens, mit der Vollkommenheit deſſelben. Sie werden aber auch um dieſer Unwiſſenheit willen beſtrafet, indem ſie bey ihren Werken denjenigen Vortheil verlieren, den ſie haͤtten gewinnen koͤnnen. Es kan dieß mit dem Brandweinbrennen und Bierbrauen erlaͤutert werden. Jn den Vorleſun- gen kan es gezeiget werden, wie der Grad von der beſondern Schwere des Saamens zu beſtimmen ſey.
§. 23.
Die andere Regel.
Die andere Regel: So wohl der Mangel der Erde als auch dieß, daß die Erde zu veſt iſt, kann eine Urſache von dem ſeyn, daß ſich die we- ſentlich wuͤrkende Dinge der Natur in einem
be-
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Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der
§. 22.
Die andere Frage koͤnnen wir beantworten. Wir
ſagen, daß der Saame reif ſey, wenn er vermoͤgend iſt
ein Ding von ſeiner Art zu wuͤrken; und daß er voll-
kommen ſey, wenn er vermoͤgend iſt, dieß, was durch
ihm ſoll gewuͤrket werden, in dem groͤſtem Grad ſeiner
Vollkommenheit hervorzubringen. Folglich iſt der
elementariſche Saft von der beſtimmtem Art eines
Dinges gehoͤrig coaguliret, wenn der Saame dieſer
Dinge reif und vollkommen iſt. Das erſte erkennen
wir aus einigen aͤuſſerlichen Merkmahlen, die ſich zwar
zeigen, aber nicht beſchreiben laſſen. Wir koͤnnen uns
bey dieſem ſehr leicht beruhigen, weil dieſe aͤuſſerlichen
Merkmahle von einem jeden koͤnnen gezeiget werden,
der ſich mit der Wirthſchaft beſchaftiget. Das ande-
re ſchluͤßen wir aus dem, wenn der Saame den Grad
der beſondern Schwere hat, der bey einem Saamen
von dieſer Art moͤglich iſt.
Anmerkung. Viele verwirren die Reife des
Saamens, mit der Vollkommenheit deſſelben.
Sie werden aber auch um dieſer Unwiſſenheit willen
beſtrafet, indem ſie bey ihren Werken denjenigen
Vortheil verlieren, den ſie haͤtten gewinnen koͤnnen.
Es kan dieß mit dem Brandweinbrennen und
Bierbrauen erlaͤutert werden. Jn den Vorleſun-
gen kan es gezeiget werden, wie der Grad von der
beſondern Schwere des Saamens zu beſtimmen
ſey.
§. 23.
Die andere Regel: So wohl der Mangel der
Erde als auch dieß, daß die Erde zu veſt iſt, kann
eine Urſache von dem ſeyn, daß ſich die we-
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/70>, abgerufen am 28.11.2024.
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