durch den Leib der Mutter zubereiteten Luft so lange ersetzet werde, bis die Frucht die erforder- liche Vollkommenheit hat. Jch will einen jeden Theil dieses Satzes beweisen.
§. 51.
Zur Zeugung wird der Zu- fluß äußer- licher Luft er- fordert,
Und zwar fürs erste, daß die Frucht in dem Ey ohne Zufluß der äußerlichen Luft nicht vollkommen wird, und fürs andere, daß diese Luft durch den Leib der Mutter müsse zubereitet werden, wenn die verlangte Würkung erfolgen soll. Das erste zu beweisen bilde ich folgenden Schluß: Wo die Frucht alsdenn nicht vollkommen wird, wenn man den Zufluß der äußerlichen Luft völlig ver- hindert; so ist es klar, daß die vollkommenwerdung der Frucht im Ey den Zufluß der äußerlichen Luft erfordert. Die Erfahrung giebt uns einen Grund, das erste anzu- nehmen. Und dieß ist genug, die Folge zu rechtfertigen. Jch berufe mich auf die Erfahrung, ich will nur eine anführen. Jch laße in dem nach der Gewonheit gemachten Neste Eyer legen, und diese mit Pelzwerk und Federn bedekken, um den Zufluß der Luft, so weit es möglich ist, zu verhindern. Jch laße auf dieser Dekke wiederum zwey Eyer legen, und als- denn das brütende Huhn ansetzen. Die letztern Eyer werden ausgebrütet, und die, welche unter der Dekke liegen, sind theils faul, und theils mit todten Hünern angefüllet. Was ist von dieser Begebenheit die Ur- sache? Die Erfahrung erlaubt es nicht, daß ich diese in dem Grad der Wärme suche. Jch werde genö- thiget zu glauben, sie sey der verhinderte Zufluß der äußerlichen Luft.
§. 52.
die durch den Leib der Mutter zu- dereitet wird.
Den andern Theil dieses Satzes anzunehmen, werde ich durch folgendes genöthiget. Jch habe sehr oft den Welschenhünern Eyer von Hünern oder Endten zum
Ausbrü-
Der Cameralwiſſenſch. 2. Cap. von den
durch den Leib der Mutter zubereiteten Luft ſo lange erſetzet werde, bis die Frucht die erforder- liche Vollkommenheit hat. Jch will einen jeden Theil dieſes Satzes beweiſen.
§. 51.
Zur Zeugung wird der Zu- fluß aͤußer- licher Luft er- fordert,
Und zwar fuͤrs erſte, daß die Frucht in dem Ey ohne Zufluß der aͤußerlichen Luft nicht vollkommen wird, und fuͤrs andere, daß dieſe Luft durch den Leib der Mutter muͤſſe zubereitet werden, wenn die verlangte Wuͤrkung erfolgen ſoll. Das erſte zu beweiſen bilde ich folgenden Schluß: Wo die Frucht alsdenn nicht vollkommen wird, wenn man den Zufluß der aͤußerlichen Luft voͤllig ver- hindert; ſo iſt es klar, daß die vollkommenwerdung der Frucht im Ey den Zufluß der aͤußerlichen Luft erfordert. Die Erfahrung giebt uns einen Grund, das erſte anzu- nehmen. Und dieß iſt genug, die Folge zu rechtfertigen. Jch berufe mich auf die Erfahrung, ich will nur eine anfuͤhren. Jch laße in dem nach der Gewonheit gemachten Neſte Eyer legen, und dieſe mit Pelzwerk und Federn bedekken, um den Zufluß der Luft, ſo weit es moͤglich iſt, zu verhindern. Jch laße auf dieſer Dekke wiederum zwey Eyer legen, und als- denn das bruͤtende Huhn anſetzen. Die letztern Eyer werden ausgebruͤtet, und die, welche unter der Dekke liegen, ſind theils faul, und theils mit todten Huͤnern angefuͤllet. Was iſt von dieſer Begebenheit die Ur- ſache? Die Erfahrung erlaubt es nicht, daß ich dieſe in dem Grad der Waͤrme ſuche. Jch werde genoͤ- thiget zu glauben, ſie ſey der verhinderte Zufluß der aͤußerlichen Luft.
§. 52.
die durch den Leib der Mutter zu- dereitet wird.
Den andern Theil dieſes Satzes anzunehmen, werde ich durch folgendes genoͤthiget. Jch habe ſehr oft den Welſchenhuͤnern Eyer von Huͤnern oder Endten zum
Ausbruͤ-
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[64/0084]
Der Cameralwiſſenſch. 2. Cap. von den
durch den Leib der Mutter zubereiteten Luft ſo
lange erſetzet werde, bis die Frucht die erforder-
liche Vollkommenheit hat. Jch will einen jeden
Theil dieſes Satzes beweiſen.
§. 51.
Und zwar fuͤrs erſte, daß die Frucht in dem Ey ohne
Zufluß der aͤußerlichen Luft nicht vollkommen wird, und
fuͤrs andere, daß dieſe Luft durch den Leib der Mutter
muͤſſe zubereitet werden, wenn die verlangte Wuͤrkung
erfolgen ſoll. Das erſte zu beweiſen bilde ich folgenden
Schluß: Wo die Frucht alsdenn nicht vollkommen wird,
wenn man den Zufluß der aͤußerlichen Luft voͤllig ver-
hindert; ſo iſt es klar, daß die vollkommenwerdung der
Frucht im Ey den Zufluß der aͤußerlichen Luft erfordert.
Die Erfahrung giebt uns einen Grund, das erſte anzu-
nehmen. Und dieß iſt genug, die Folge zu rechtfertigen.
Jch berufe mich auf die Erfahrung, ich will nur eine
anfuͤhren. Jch laße in dem nach der Gewonheit
gemachten Neſte Eyer legen, und dieſe mit
Pelzwerk und Federn bedekken, um den Zufluß der
Luft, ſo weit es moͤglich iſt, zu verhindern. Jch laße
auf dieſer Dekke wiederum zwey Eyer legen, und als-
denn das bruͤtende Huhn anſetzen. Die letztern Eyer
werden ausgebruͤtet, und die, welche unter der Dekke
liegen, ſind theils faul, und theils mit todten Huͤnern
angefuͤllet. Was iſt von dieſer Begebenheit die Ur-
ſache? Die Erfahrung erlaubt es nicht, daß ich dieſe
in dem Grad der Waͤrme ſuche. Jch werde genoͤ-
thiget zu glauben, ſie ſey der verhinderte Zufluß der
aͤußerlichen Luft.
§. 52.
Den andern Theil dieſes Satzes anzunehmen, werde
ich durch folgendes genoͤthiget. Jch habe ſehr oft den
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/84>, abgerufen am 30.11.2024.
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