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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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welcher sich dadurch als wirksam erwies, dasz er Fibrin schnell auf-
löste, und suspendirte Portionen von Faserknorpel darin. Diese schwol-
len an und wurden hyalin, genau so wie die, welche der Einwirkung
des Secrets der Drosera ausgesetzt waren, sie wurden aber nicht auf-
gelöst. Dieses Resultat überraschte mich sehr, da zwei Physiologen
der Meinung waren, dasz Faserknorpel leicht vom Magensaft verdaut
werden würde. Ich bat daher Dr. Klein, die Stückchen zu unter-
suchen; er theilt mir mit, dasz die beiden, welche der Einwirkung
des künstlichen Magensaftes ausgesetzt gewesen waren, "sich in dem
"Zustande der Verdauung befanden, auf welchem wir Bindegewebe
"finden, wenn es mit einer Säure behandelt wird, d. h. geschwollen,
"mehr oder weniger hyalin, wobei die Fibrillenbündel homogen gewor-
"den sind und ihren fibrillären Bau verloren haben."In den Stück-
chen, welche auf den Blättern der Drosera gelassen worden waren,
bis sich diese wieder ausgebreitet hatten, "waren einzelne Stellen,
"wenn auch nur unbedeutend, in derselben Art und Weise umgewandelt,
"wie die dem Magensafte ausgesetzten, da auch sie durchscheinender,
"beinahe hyalin und die Fibrillation der Bündel undeutlich geworden
war." Auf den Faserknorpel wirkt daher der Magensaft in nahezu
derselben Art und Weise ein wie das Secret der Drosera.

Knochen. -- Kleine, glatte Stückchen des getrockneten Zungen-
beins eines Huhns wurden mit Speichel befeuchtet auf zwei Blätter
gebracht und ein ähnlich befeuchteter Splitter eines auszerordentlich
harten, angerösteten Knochens aus einem Hammelcotelette auf ein
drittes Blatt. Diese Blätter wurden bald stark eingebogen und blieben
eine ungewöhnlich lange Zeit hindurch so: nämlich, das eine Blatt
zehn und die andern beiden neun Tage lang. Die Knochenstückchen
waren während dieser ganzen Zeit von saurem Secrete umgeben. Als
sie unter schwacher Vergrösserung untersucht wurden, zeigten sie sich
völlig erweicht, so dasz sie leicht mit einer stumpfen Nadel durch-
stochen, in Fasern zerrissen, oder zusammengedrückt werden konnten.
Dr. Klein war so gut, von beiden Knochen Durchschnitte zu machen
und dieselben zu untersuchen. Er theilt mir mit, dasz beide die nor-
male Erscheinung von entkalktem Knochen darboten, gelegentlich hier
und da noch mit Überresten der erdigen Salze. Die Knochenkörper-
chen mit ihren Fortsätzen waren an den meisten Stellen sehr deut-
lich; aber an einigen Stellen, besonders in der Nähe der Peripherie
des Zungenbeins, waren keine zu sehen. Andere Partien erschienen

Cap. 6. Verdauung.
welcher sich dadurch als wirksam erwies, dasz er Fibrin schnell auf-
löste, und suspendirte Portionen von Faserknorpel darin. Diese schwol-
len an und wurden hyalin, genau so wie die, welche der Einwirkung
des Secrets der Drosera ausgesetzt waren, sie wurden aber nicht auf-
gelöst. Dieses Resultat überraschte mich sehr, da zwei Physiologen
der Meinung waren, dasz Faserknorpel leicht vom Magensaft verdaut
werden würde. Ich bat daher Dr. Klein, die Stückchen zu unter-
suchen; er theilt mir mit, dasz die beiden, welche der Einwirkung
des künstlichen Magensaftes ausgesetzt gewesen waren, „sich in dem
„Zustande der Verdauung befanden, auf welchem wir Bindegewebe
„finden, wenn es mit einer Säure behandelt wird, d. h. geschwollen,
„mehr oder weniger hyalin, wobei die Fibrillenbündel homogen gewor-
„den sind und ihren fibrillären Bau verloren haben.„In den Stück-
chen, welche auf den Blättern der Drosera gelassen worden waren,
bis sich diese wieder ausgebreitet hatten, „waren einzelne Stellen,
„wenn auch nur unbedeutend, in derselben Art und Weise umgewandelt,
„wie die dem Magensafte ausgesetzten, da auch sie durchscheinender,
„beinahe hyalin und die Fibrillation der Bündel undeutlich geworden
war.‟ Auf den Faserknorpel wirkt daher der Magensaft in nahezu
derselben Art und Weise ein wie das Secret der Drosera.

Knochen. — Kleine, glatte Stückchen des getrockneten Zungen-
beins eines Huhns wurden mit Speichel befeuchtet auf zwei Blätter
gebracht und ein ähnlich befeuchteter Splitter eines auszerordentlich
harten, angerösteten Knochens aus einem Hammelcotelette auf ein
drittes Blatt. Diese Blätter wurden bald stark eingebogen und blieben
eine ungewöhnlich lange Zeit hindurch so: nämlich, das eine Blatt
zehn und die andern beiden neun Tage lang. Die Knochenstückchen
waren während dieser ganzen Zeit von saurem Secrete umgeben. Als
sie unter schwacher Vergrösserung untersucht wurden, zeigten sie sich
völlig erweicht, so dasz sie leicht mit einer stumpfen Nadel durch-
stochen, in Fasern zerrissen, oder zusammengedrückt werden konnten.
Dr. Klein war so gut, von beiden Knochen Durchschnitte zu machen
und dieselben zu untersuchen. Er theilt mir mit, dasz beide die nor-
male Erscheinung von entkalktem Knochen darboten, gelegentlich hier
und da noch mit Überresten der erdigen Salze. Die Knochenkörper-
chen mit ihren Fortsätzen waren an den meisten Stellen sehr deut-
lich; aber an einigen Stellen, besonders in der Nähe der Peripherie
des Zungenbeins, waren keine zu sehen. Andere Partien erschienen

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[93/0107] Cap. 6. Verdauung. welcher sich dadurch als wirksam erwies, dasz er Fibrin schnell auf- löste, und suspendirte Portionen von Faserknorpel darin. Diese schwol- len an und wurden hyalin, genau so wie die, welche der Einwirkung des Secrets der Drosera ausgesetzt waren, sie wurden aber nicht auf- gelöst. Dieses Resultat überraschte mich sehr, da zwei Physiologen der Meinung waren, dasz Faserknorpel leicht vom Magensaft verdaut werden würde. Ich bat daher Dr. Klein, die Stückchen zu unter- suchen; er theilt mir mit, dasz die beiden, welche der Einwirkung des künstlichen Magensaftes ausgesetzt gewesen waren, „sich in dem „Zustande der Verdauung befanden, auf welchem wir Bindegewebe „finden, wenn es mit einer Säure behandelt wird, d. h. geschwollen, „mehr oder weniger hyalin, wobei die Fibrillenbündel homogen gewor- „den sind und ihren fibrillären Bau verloren haben.„In den Stück- chen, welche auf den Blättern der Drosera gelassen worden waren, bis sich diese wieder ausgebreitet hatten, „waren einzelne Stellen, „wenn auch nur unbedeutend, in derselben Art und Weise umgewandelt, „wie die dem Magensafte ausgesetzten, da auch sie durchscheinender, „beinahe hyalin und die Fibrillation der Bündel undeutlich geworden war.‟ Auf den Faserknorpel wirkt daher der Magensaft in nahezu derselben Art und Weise ein wie das Secret der Drosera. Knochen. — Kleine, glatte Stückchen des getrockneten Zungen- beins eines Huhns wurden mit Speichel befeuchtet auf zwei Blätter gebracht und ein ähnlich befeuchteter Splitter eines auszerordentlich harten, angerösteten Knochens aus einem Hammelcotelette auf ein drittes Blatt. Diese Blätter wurden bald stark eingebogen und blieben eine ungewöhnlich lange Zeit hindurch so: nämlich, das eine Blatt zehn und die andern beiden neun Tage lang. Die Knochenstückchen waren während dieser ganzen Zeit von saurem Secrete umgeben. Als sie unter schwacher Vergrösserung untersucht wurden, zeigten sie sich völlig erweicht, so dasz sie leicht mit einer stumpfen Nadel durch- stochen, in Fasern zerrissen, oder zusammengedrückt werden konnten. Dr. Klein war so gut, von beiden Knochen Durchschnitte zu machen und dieselben zu untersuchen. Er theilt mir mit, dasz beide die nor- male Erscheinung von entkalktem Knochen darboten, gelegentlich hier und da noch mit Überresten der erdigen Salze. Die Knochenkörper- chen mit ihren Fortsätzen waren an den meisten Stellen sehr deut- lich; aber an einigen Stellen, besonders in der Nähe der Peripherie des Zungenbeins, waren keine zu sehen. Andere Partien erschienen

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/107>, abgerufen am 27.11.2024.