Aus den auf diese drei verschiedene Weisen angestellten Ver- suchen sehen wir, dasz das kohlensaure Salz, welches 23,7 Procent Stickstoff enthält, weniger wirksam ist, als das salpetersaure, welches 35 Procent enthält. Das phosphorsaure Salz enthält weniger Stick- stoff als beide andern Salze, nämlich nur 21,2 Procent, und doch ist es bei weitem wirksamer; seine Kraft hängt ohne Zweifel ganz ebenso sehr vom Phosphor als vom Stickstoff ab, welchen es enthält. Dasz dies der Fall ist, können wir aus der energischen Art und Weise schlieszen, in welcher Stückchen von Knochen oder von phosphor- saurem Kalke die Blätter afficiren. Die durch die andern Ammoniak- salze angeregte Einbiegung ist wahrscheinlich allein Folge ihres Stickstoffgehalts, -- nach demselben Principe, wie stickstoffhaltige organische Flüssigkeiten kräftig einwirken, während nicht stickstoff- haltige organische Flüssigkeiten wirkungslos sind. Da solche äuszerst kleine Dosen der Ammoniaksalze die Blätter beeinflussen, so können wir wohl beinahe sicher sein, dasz Drosera die wenn auch geringe Menge, welche im Regenwasser vorhanden ist, absorbirt und aus ihr Nutzen zieht, in derselben Weise, wie andere Pflanzen diese selben Salze mit ihren Wurzeln absorbiren.
Die Kleinheit der Dosen des salpetersauren und ganz besonders des phosphorsauren Ammoniaks. welche eine Einbiegung der Tentakeln an den eingetauchten Blättern verursacht, ist vielleicht die merk-
Cap. 7. Zusammenfassung über Ammoniaksalze.
[Tabelle]
Aus den auf diese drei verschiedene Weisen angestellten Ver- suchen sehen wir, dasz das kohlensaure Salz, welches 23,7 Procent Stickstoff enthält, weniger wirksam ist, als das salpetersaure, welches 35 Procent enthält. Das phosphorsaure Salz enthält weniger Stick- stoff als beide andern Salze, nämlich nur 21,2 Procent, und doch ist es bei weitem wirksamer; seine Kraft hängt ohne Zweifel ganz ebenso sehr vom Phosphor als vom Stickstoff ab, welchen es enthält. Dasz dies der Fall ist, können wir aus der energischen Art und Weise schlieszen, in welcher Stückchen von Knochen oder von phosphor- saurem Kalke die Blätter afficiren. Die durch die andern Ammoniak- salze angeregte Einbiegung ist wahrscheinlich allein Folge ihres Stickstoffgehalts, — nach demselben Principe, wie stickstoffhaltige organische Flüssigkeiten kräftig einwirken, während nicht stickstoff- haltige organische Flüssigkeiten wirkungslos sind. Da solche äuszerst kleine Dosen der Ammoniaksalze die Blätter beeinflussen, so können wir wohl beinahe sicher sein, dasz Drosera die wenn auch geringe Menge, welche im Regenwasser vorhanden ist, absorbirt und aus ihr Nutzen zieht, in derselben Weise, wie andere Pflanzen diese selben Salze mit ihren Wurzeln absorbiren.
Die Kleinheit der Dosen des salpetersauren und ganz besonders des phosphorsauren Ammoniaks. welche eine Einbiegung der Tentakeln an den eingetauchten Blättern verursacht, ist vielleicht die merk-
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Cap. 7. Zusammenfassung über Ammoniaksalze.
Aus den auf diese drei verschiedene Weisen angestellten Ver-
suchen sehen wir, dasz das kohlensaure Salz, welches 23,7 Procent
Stickstoff enthält, weniger wirksam ist, als das salpetersaure, welches
35 Procent enthält. Das phosphorsaure Salz enthält weniger Stick-
stoff als beide andern Salze, nämlich nur 21,2 Procent, und doch ist
es bei weitem wirksamer; seine Kraft hängt ohne Zweifel ganz ebenso
sehr vom Phosphor als vom Stickstoff ab, welchen es enthält. Dasz
dies der Fall ist, können wir aus der energischen Art und Weise
schlieszen, in welcher Stückchen von Knochen oder von phosphor-
saurem Kalke die Blätter afficiren. Die durch die andern Ammoniak-
salze angeregte Einbiegung ist wahrscheinlich allein Folge ihres
Stickstoffgehalts, — nach demselben Principe, wie stickstoffhaltige
organische Flüssigkeiten kräftig einwirken, während nicht stickstoff-
haltige organische Flüssigkeiten wirkungslos sind. Da solche äuszerst
kleine Dosen der Ammoniaksalze die Blätter beeinflussen, so können
wir wohl beinahe sicher sein, dasz Drosera die wenn auch geringe
Menge, welche im Regenwasser vorhanden ist, absorbirt und aus ihr
Nutzen zieht, in derselben Weise, wie andere Pflanzen diese selben
Salze mit ihren Wurzeln absorbiren.
Die Kleinheit der Dosen des salpetersauren und ganz besonders
des phosphorsauren Ammoniaks. welche eine Einbiegung der Tentakeln
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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/165>, abgerufen am 04.12.2024.
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