Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Dionaea muscipula. Cap. 13. liche Weise gefangen sind, die Drüsen reizen, so schnell abzusondern,wie sie es wirklich thun, weisz ich nicht; ich vermuthe aber, dasz der grosze Druck, denen sie ausgesetzt sind, ein wenig Substanz aus einem der beiden Enden ihres Körpers herauszwängt; und wir haben gesehen, dasz eine äuszerst geringe Menge stickstoffhaltiger Substanz genügt, die Drüsen zu reizen. Ehe ich auf die Frage von der Verdauung übergehe, will ich Verdauungskraft des Secrets3. -- Wenn sich ein Blatt 3 Dr. W. M. Canby von Wilmington, dem ich für Information in Bezug auf
Dionaea in ihrem Heimathlande sehr verbunden bin, hat in "The Gardener's Monthly", Philadelphia, August, 1868, einige interessante Beobachtungen ver- öffentlicht. Er ermittelte, dasz das Secret animale Substanz, wie den Inhalt der Insectenkörper, Stücken Fleisch u. s. w., verdaut und dasz die Absonderung wieder aufgesaugt wird. Er wuszte auch ganz gut, dasz die Lappen eine viel längere Zeit geschlossen bleiben, wenn sie mit animaler Substanz in Berührung waren, als wenn sie durch eine blosze Berührung zum Schlieszen gebracht wurden, oder über Gegenständen, die keine lösliche Nährsubstanz darbieten, ebenso, dasz in die- sem letztern Falle die Drüsen nicht absondern. Dr. Curtis beobachtete zuerst die Absonderung aus den Drüsen (Boston Journal Nat. Hist. Vol. I. p. 123). Ich will hier nur noch hinzufügen, dasz, wie man sagt, ein Gärtner, W. Knight, gefunden haben soll (Kirby and Spence's Introduction to Entomology, 1818, Vol. I. p. 295), dasz ein Exemplar der Dionaea, "auf deren Blätter er Fäden rohen Rindfleisches gelegt habe, in seinem Wachsthum viel üppiger gewesen sei, als andere nicht so behandelte." Dionaea muscipula. Cap. 13. liche Weise gefangen sind, die Drüsen reizen, so schnell abzusondern,wie sie es wirklich thun, weisz ich nicht; ich vermuthe aber, dasz der grosze Druck, denen sie ausgesetzt sind, ein wenig Substanz aus einem der beiden Enden ihres Körpers herauszwängt; und wir haben gesehen, dasz eine äuszerst geringe Menge stickstoffhaltiger Substanz genügt, die Drüsen zu reizen. Ehe ich auf die Frage von der Verdauung übergehe, will ich Verdauungskraft des Secrets3. — Wenn sich ein Blatt 3 Dr. W. M. Canby von Wilmington, dem ich für Information in Bezug auf
Dionaea in ihrem Heimathlande sehr verbunden bin, hat in „The Gardener’s Monthly‟, Philadelphia, August, 1868, einige interessante Beobachtungen ver- öffentlicht. Er ermittelte, dasz das Secret animale Substanz, wie den Inhalt der Insectenkörper, Stücken Fleisch u. s. w., verdaut und dasz die Absonderung wieder aufgesaugt wird. Er wuszte auch ganz gut, dasz die Lappen eine viel längere Zeit geschlossen bleiben, wenn sie mit animaler Substanz in Berührung waren, als wenn sie durch eine blosze Berührung zum Schlieszen gebracht wurden, oder über Gegenständen, die keine lösliche Nährsubstanz darbieten, ebenso, dasz in die- sem letztern Falle die Drüsen nicht absondern. Dr. Curtis beobachtete zuerst die Absonderung aus den Drüsen (Boston Journal Nat. Hist. Vol. I. p. 123). Ich will hier nur noch hinzufügen, dasz, wie man sagt, ein Gärtner, W. Knight, gefunden haben soll (Kirby and Spence’s Introduction to Entomology, 1818, Vol. I. p. 295), dasz ein Exemplar der Dionaea, „auf deren Blätter er Fäden rohen Rindfleisches gelegt habe, in seinem Wachsthum viel üppiger gewesen sei, als andere nicht so behandelte.‟ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0286" n="272"/><fw place="top" type="header">Dionaea muscipula. Cap. 13.</fw><lb/> liche Weise gefangen sind, die Drüsen reizen, so schnell abzusondern,<lb/> wie sie es wirklich thun, weisz ich nicht; ich vermuthe aber, dasz<lb/> der grosze Druck, denen sie ausgesetzt sind, ein wenig Substanz aus<lb/> einem der beiden Enden ihres Körpers herauszwängt; und wir haben<lb/> gesehen, dasz eine äuszerst geringe Menge stickstoffhaltiger Substanz<lb/> genügt, die Drüsen zu reizen.</p><lb/> <p>Ehe ich auf die Frage von der Verdauung übergehe, will ich<lb/> anführen, dasz ich, aber ohne Erfolg, die Verrichtungen der kleinen<lb/> achttheiligen Fortsätze, mit denen die Blätter übersäet sind, zu ent-<lb/> decken versuchte. Nach später in den Capiteln über <hi rendition="#i">Aldrovanda</hi> und<lb/><hi rendition="#i">Utricularia</hi> mitzutheilenden Thatsachen schien es wahrscheinlich zu<lb/> sein, dasz sie dazu dienten, zerfallene von den gefangenen Insecten<lb/> übrig bleibende Substanz zu absorbiren; aber ihre Stellung auf der<lb/> Rückseite der Blätter und auf den Stielen machte dies beinahe un-<lb/> möglich. Trotzdem wurden Blätter in eine Lösung von einem Theil<lb/> Harnstoff auf 437 Theile Wasser eingelegt, und nach 24 Stunden er-<lb/> schien die orangerothe Schicht Protoplasma in den Armen dieser<lb/> Fortsätze nicht mehr zusammengeballt als in andern, in Wasser ge-<lb/> haltenen Exemplaren. Ich machte dann den Versuch und hieng ein<lb/> Blatt in einer Flasche über einem excessiv faul riechenden Aufgusz<lb/> von rohem Fleisch auf, um zu sehen, ob diese Fortsätze den Dampf<lb/> absorbirten; ihr Zelleninhalt wurde aber nicht afficirt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Verdauungskraft des Secrets</hi><note place="foot" n="3">Dr. W. M. <hi rendition="#g">Canby</hi> von Wilmington, dem ich für Information in Bezug auf<lb/><hi rendition="#i">Dionaea</hi> in ihrem Heimathlande sehr verbunden bin, hat in „The Gardener’s<lb/> Monthly‟, Philadelphia, August, 1868, einige interessante Beobachtungen ver-<lb/> öffentlicht. Er ermittelte, dasz das Secret animale Substanz, wie den Inhalt der<lb/> Insectenkörper, Stücken Fleisch u. s. w., verdaut und dasz die Absonderung wieder<lb/> aufgesaugt wird. Er wuszte auch ganz gut, dasz die Lappen eine viel längere<lb/> Zeit geschlossen bleiben, wenn sie mit animaler Substanz in Berührung waren,<lb/> als wenn sie durch eine blosze Berührung zum Schlieszen gebracht wurden, oder<lb/> über Gegenständen, die keine lösliche Nährsubstanz darbieten, ebenso, dasz in die-<lb/> sem letztern Falle die Drüsen nicht absondern. Dr. <hi rendition="#g">Curtis</hi> beobachtete zuerst<lb/> die Absonderung aus den Drüsen (Boston Journal Nat. Hist. Vol. I. p. 123).<lb/> Ich will hier nur noch hinzufügen, dasz, wie man sagt, ein Gärtner, W. <hi rendition="#g">Knight,</hi><lb/> gefunden haben soll (<hi rendition="#g">Kirby</hi> and <hi rendition="#g">Spence’s</hi> Introduction to Entomology, 1818,<lb/> Vol. I. p. 295), dasz ein Exemplar der <hi rendition="#i">Dionaea,</hi> „auf deren Blätter er Fäden<lb/> rohen Rindfleisches gelegt habe, in seinem Wachsthum viel üppiger gewesen sei,<lb/> als andere nicht so behandelte.‟</note>. — Wenn sich ein Blatt<lb/> über irgend einen Gegenstand schlieszt, so kann man sagen, dasz es<lb/> sich zu einem zeitweiligen Magen umbilde; und wenn der Gegenstand<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [272/0286]
Dionaea muscipula. Cap. 13.
liche Weise gefangen sind, die Drüsen reizen, so schnell abzusondern,
wie sie es wirklich thun, weisz ich nicht; ich vermuthe aber, dasz
der grosze Druck, denen sie ausgesetzt sind, ein wenig Substanz aus
einem der beiden Enden ihres Körpers herauszwängt; und wir haben
gesehen, dasz eine äuszerst geringe Menge stickstoffhaltiger Substanz
genügt, die Drüsen zu reizen.
Ehe ich auf die Frage von der Verdauung übergehe, will ich
anführen, dasz ich, aber ohne Erfolg, die Verrichtungen der kleinen
achttheiligen Fortsätze, mit denen die Blätter übersäet sind, zu ent-
decken versuchte. Nach später in den Capiteln über Aldrovanda und
Utricularia mitzutheilenden Thatsachen schien es wahrscheinlich zu
sein, dasz sie dazu dienten, zerfallene von den gefangenen Insecten
übrig bleibende Substanz zu absorbiren; aber ihre Stellung auf der
Rückseite der Blätter und auf den Stielen machte dies beinahe un-
möglich. Trotzdem wurden Blätter in eine Lösung von einem Theil
Harnstoff auf 437 Theile Wasser eingelegt, und nach 24 Stunden er-
schien die orangerothe Schicht Protoplasma in den Armen dieser
Fortsätze nicht mehr zusammengeballt als in andern, in Wasser ge-
haltenen Exemplaren. Ich machte dann den Versuch und hieng ein
Blatt in einer Flasche über einem excessiv faul riechenden Aufgusz
von rohem Fleisch auf, um zu sehen, ob diese Fortsätze den Dampf
absorbirten; ihr Zelleninhalt wurde aber nicht afficirt.
Verdauungskraft des Secrets 3. — Wenn sich ein Blatt
über irgend einen Gegenstand schlieszt, so kann man sagen, dasz es
sich zu einem zeitweiligen Magen umbilde; und wenn der Gegenstand
3 Dr. W. M. Canby von Wilmington, dem ich für Information in Bezug auf
Dionaea in ihrem Heimathlande sehr verbunden bin, hat in „The Gardener’s
Monthly‟, Philadelphia, August, 1868, einige interessante Beobachtungen ver-
öffentlicht. Er ermittelte, dasz das Secret animale Substanz, wie den Inhalt der
Insectenkörper, Stücken Fleisch u. s. w., verdaut und dasz die Absonderung wieder
aufgesaugt wird. Er wuszte auch ganz gut, dasz die Lappen eine viel längere
Zeit geschlossen bleiben, wenn sie mit animaler Substanz in Berührung waren,
als wenn sie durch eine blosze Berührung zum Schlieszen gebracht wurden, oder
über Gegenständen, die keine lösliche Nährsubstanz darbieten, ebenso, dasz in die-
sem letztern Falle die Drüsen nicht absondern. Dr. Curtis beobachtete zuerst
die Absonderung aus den Drüsen (Boston Journal Nat. Hist. Vol. I. p. 123).
Ich will hier nur noch hinzufügen, dasz, wie man sagt, ein Gärtner, W. Knight,
gefunden haben soll (Kirby and Spence’s Introduction to Entomology, 1818,
Vol. I. p. 295), dasz ein Exemplar der Dionaea, „auf deren Blätter er Fäden
rohen Rindfleisches gelegt habe, in seinem Wachsthum viel üppiger gewesen sei,
als andere nicht so behandelte.‟
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