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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 16. Bewegungen der Blätter.
wie bereits gezeigt wurde, dazu, zu verhindern, dasz Insecten von
dem Regen weggewaschen werden; sie dient aber gleichfalls noch
einem andern Zwecke. Wenn eine Anzahl von Drüsen durch Stück-
chen Fleisch, Insecten oder irgend einen andern Reiz kräftig gereizt
worden ist, so sickert das Secret häufig an dem Blatte hinab und
wird nun von den eingekrümmten Rändern aufgefangen, anstatt herun-
ter zu flieszen und verloren zu gehn. Wie dasselbe den Canal hinab-
läuft, werden frische Drüsen in den Stand gesetzt, animale Substanz,
welche aufgelöst war, zu absorbiren. Überdies sammelt sich das Se-
cret häufig in kleinen Tümpeln innerhalb des Canals oder in den
löffelförmigen Spitzen der Blätter; und ich habe ermittelt, dasz Stück-
chen von Eiweisz, Faserstoff und Leim hier schneller und vollständi-
ger aufgelöst werden, als auf der Oberfläche des Blattes, wo sich das
Secret nicht anhäufen kann; dasselbe wird auch mit natürlicherweise
gefangenen Insecten der Fall sein. Wiederholt wurde beobachtet, wie
sich das Secret in dieser Weise auf Blättern ansammelte, welche gegen
Regen geschützt waren; und bei exponirten Pflanzen wird es noch
viel nothwendiger sein, irgend einen Schutz zu bieten, um zu verhü-
ten, soweit es möglich ist, dasz das Secret mit der in ihnen enthal-
tenen gelösten animalen Substanz vollständig verloren geht.

Es ist bereits bemerkt worden, dasz im Naturzustande wachsende
Pflanzen die Ränder ihrer Blätter bei weitem stärker eingebogen haben,
als die in Töpfen gezogenen, welche verhindert sind, viele Insecten
zu fangen. Wir haben gesehen, dasz von allen Theilen des Blattes
durch den Regen fortgewaschene Insecten häufig innerhalb der Ränder
liegen, welche dadurch gereizt werden, sich noch weiter nach innen
einzurollen; und wir können vermuthen, dasz diese während des Le-
bens der Pflanze viele male wiederholte Bewegung dazu führt, dasz
die Ränder beständig und ordentlich ausgesprochen eingekrümmt wer-
den. Ich bedaure, dasz mir diese Vermuthung nicht zeitig genug auf-
stiesz, um ihre Richtigkeit zu prüfen.

Wenn es auch nicht in unmittelbarer Beziehung zu dem vorliegen-
den Gegenstand steht, so will ich doch noch hier hinzufügen, dasz,
wenn eine Pflanze ausgerissen wird, die Blätter sich sofort nach abwärts
krümmen, so dasz die Wurzeln beinahe verdeckt werden, -- eine
Thatsache, welche viele Personen bemerkt haben. Ich vermuthe, dasz
dies eine Folge desselben Strebens ist, welches die äuszern und ältern
Blätter veranlaszt, sich platt auf den Boden zu legen. Ferner sind

Cap. 16. Bewegungen der Blätter.
wie bereits gezeigt wurde, dazu, zu verhindern, dasz Insecten von
dem Regen weggewaschen werden; sie dient aber gleichfalls noch
einem andern Zwecke. Wenn eine Anzahl von Drüsen durch Stück-
chen Fleisch, Insecten oder irgend einen andern Reiz kräftig gereizt
worden ist, so sickert das Secret häufig an dem Blatte hinab und
wird nun von den eingekrümmten Rändern aufgefangen, anstatt herun-
ter zu flieszen und verloren zu gehn. Wie dasselbe den Canal hinab-
läuft, werden frische Drüsen in den Stand gesetzt, animale Substanz,
welche aufgelöst war, zu absorbiren. Überdies sammelt sich das Se-
cret häufig in kleinen Tümpeln innerhalb des Canals oder in den
löffelförmigen Spitzen der Blätter; und ich habe ermittelt, dasz Stück-
chen von Eiweisz, Faserstoff und Leim hier schneller und vollständi-
ger aufgelöst werden, als auf der Oberfläche des Blattes, wo sich das
Secret nicht anhäufen kann; dasselbe wird auch mit natürlicherweise
gefangenen Insecten der Fall sein. Wiederholt wurde beobachtet, wie
sich das Secret in dieser Weise auf Blättern ansammelte, welche gegen
Regen geschützt waren; und bei exponirten Pflanzen wird es noch
viel nothwendiger sein, irgend einen Schutz zu bieten, um zu verhü-
ten, soweit es möglich ist, dasz das Secret mit der in ihnen enthal-
tenen gelösten animalen Substanz vollständig verloren geht.

Es ist bereits bemerkt worden, dasz im Naturzustande wachsende
Pflanzen die Ränder ihrer Blätter bei weitem stärker eingebogen haben,
als die in Töpfen gezogenen, welche verhindert sind, viele Insecten
zu fangen. Wir haben gesehen, dasz von allen Theilen des Blattes
durch den Regen fortgewaschene Insecten häufig innerhalb der Ränder
liegen, welche dadurch gereizt werden, sich noch weiter nach innen
einzurollen; und wir können vermuthen, dasz diese während des Le-
bens der Pflanze viele male wiederholte Bewegung dazu führt, dasz
die Ränder beständig und ordentlich ausgesprochen eingekrümmt wer-
den. Ich bedaure, dasz mir diese Vermuthung nicht zeitig genug auf-
stiesz, um ihre Richtigkeit zu prüfen.

Wenn es auch nicht in unmittelbarer Beziehung zu dem vorliegen-
den Gegenstand steht, so will ich doch noch hier hinzufügen, dasz,
wenn eine Pflanze ausgerissen wird, die Blätter sich sofort nach abwärts
krümmen, so dasz die Wurzeln beinahe verdeckt werden, — eine
Thatsache, welche viele Personen bemerkt haben. Ich vermuthe, dasz
dies eine Folge desselben Strebens ist, welches die äuszern und ältern
Blätter veranlaszt, sich platt auf den Boden zu legen. Ferner sind

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[343/0357] Cap. 16. Bewegungen der Blätter. wie bereits gezeigt wurde, dazu, zu verhindern, dasz Insecten von dem Regen weggewaschen werden; sie dient aber gleichfalls noch einem andern Zwecke. Wenn eine Anzahl von Drüsen durch Stück- chen Fleisch, Insecten oder irgend einen andern Reiz kräftig gereizt worden ist, so sickert das Secret häufig an dem Blatte hinab und wird nun von den eingekrümmten Rändern aufgefangen, anstatt herun- ter zu flieszen und verloren zu gehn. Wie dasselbe den Canal hinab- läuft, werden frische Drüsen in den Stand gesetzt, animale Substanz, welche aufgelöst war, zu absorbiren. Überdies sammelt sich das Se- cret häufig in kleinen Tümpeln innerhalb des Canals oder in den löffelförmigen Spitzen der Blätter; und ich habe ermittelt, dasz Stück- chen von Eiweisz, Faserstoff und Leim hier schneller und vollständi- ger aufgelöst werden, als auf der Oberfläche des Blattes, wo sich das Secret nicht anhäufen kann; dasselbe wird auch mit natürlicherweise gefangenen Insecten der Fall sein. Wiederholt wurde beobachtet, wie sich das Secret in dieser Weise auf Blättern ansammelte, welche gegen Regen geschützt waren; und bei exponirten Pflanzen wird es noch viel nothwendiger sein, irgend einen Schutz zu bieten, um zu verhü- ten, soweit es möglich ist, dasz das Secret mit der in ihnen enthal- tenen gelösten animalen Substanz vollständig verloren geht. Es ist bereits bemerkt worden, dasz im Naturzustande wachsende Pflanzen die Ränder ihrer Blätter bei weitem stärker eingebogen haben, als die in Töpfen gezogenen, welche verhindert sind, viele Insecten zu fangen. Wir haben gesehen, dasz von allen Theilen des Blattes durch den Regen fortgewaschene Insecten häufig innerhalb der Ränder liegen, welche dadurch gereizt werden, sich noch weiter nach innen einzurollen; und wir können vermuthen, dasz diese während des Le- bens der Pflanze viele male wiederholte Bewegung dazu führt, dasz die Ränder beständig und ordentlich ausgesprochen eingekrümmt wer- den. Ich bedaure, dasz mir diese Vermuthung nicht zeitig genug auf- stiesz, um ihre Richtigkeit zu prüfen. Wenn es auch nicht in unmittelbarer Beziehung zu dem vorliegen- den Gegenstand steht, so will ich doch noch hier hinzufügen, dasz, wenn eine Pflanze ausgerissen wird, die Blätter sich sofort nach abwärts krümmen, so dasz die Wurzeln beinahe verdeckt werden, — eine Thatsache, welche viele Personen bemerkt haben. Ich vermuthe, dasz dies eine Folge desselben Strebens ist, welches die äuszern und ältern Blätter veranlaszt, sich platt auf den Boden zu legen. Ferner sind

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/357>, abgerufen am 27.11.2024.