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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Pinguicula vulgaris. Cap. 16.
von Pinguicula zugesandt, denen Blätter der Erica tetralix und einer un-
bekannten Pflanze anhiengen. Die Drüsen, welche mit ihnen in Berüh-
rung waren, hatten ihren Zelleninhalt im zusammengeballten Zustand, als
wenn sie mit Insecten in Berührung gewesen wären, während die andern
Drüsen an denselben Blättern nur helle homogene Flüssigkeit enthielten.
15. Samen. -- Eine beträchtliche Anzahl von Samen oder Früch-
ten, die nach Zufall ausgelesen wurden, einige frisch und einige ein Jahr
alt, einige eine kurze Zeit lang in Wasser eingeweicht und andere nicht
eingeweicht, wurden probirt. Die zehn folgenden Arten, nämlich Kohl,
Rettich, Anemone nemorosa, Rumex acetosa, Carex sylvatica, Senf, Rüben,
Kresse, Ranunculus acris und Avena pubescens, erregten sämmtlich be-
deutende Absonderung, welche in mehreren Fällen geprüft wurde und sich
als sauer ergab. Die fünf in der vorstehenden Aufzählung zuerst ge-
nannten Samen reizten die Drüsen mehr als die andern. Die Absonderung
war selten früher reichlich als bis ungefähr 24 Stunden verflossen waren,
ohne Zweifel in Folge des Umstandes, dasz die Samenhüllen nicht leicht
durchgängig waren. Nichtsdestoweniger veranlaszten Kohlsamen etwas
Absonderung in 4 Stunden 30 Minuten; und diese nahm in 18 Stunden
so stark zu, dasz das Secret an den Blättern hinablief. Die Samen, oder
richtiger die Früchte von Carex, werden viel häufiger im Naturzustand
an den Blättern hängen gefunden als die irgend einer andern Gattung;
und die Früchte von Carex sylvatica erregten eine so starke Absonderung,
dasz das Secret in 15 Stunden die eingebogenen Ränder hinablief; nach
40 Stunden hörten aber die Drüsen auf abzusondern. Andererseits fuhren
die Drüsen, auf welchen die Samen von Rumex und Avena lagen, neun
Tage lang fort zu secreniren.

Die neun folgenden Arten von Samen erregten nur einen unbedeu-
tenden Grad von Absonderung, nämlich Sellerie, Petersilie, Kümmel, Linum
grandiflorum,
Cassia, Trifolium pannonicum, Plantago, Zwiebel und Bromus.
Die meisten dieser Samen erregten keinerlei Absonderung bis nach Ver-
lauf von 48 Stunden, und was das Trifolium betrifft, so wirkte nur ein
Samenkorn, und dies nicht vor dem dritten Tage. Obgleich die Samen
der Plantago sehr wenig Absonderung hervorriefen, so fuhren doch die
Drüsen sechs Tage lang abzusondern fort. Endlich riefen die fünf fol-
genden Samen keine Absonderung hervor, trotzdem sie zwei oder drei
Tage lang auf den Blättern gelassen wurden, nämlich Salat, Erica tetra-
lix, Atriplex hortensis, Phalaris canariensis
und Weizen. Als aber die
Samen des Salats, Weizens und der Melde aufgeschnitten und nun auf
die Blätter gebracht wurden, wurde in 10 Stunden Secret in beträcht-
licher Menge erregt, und ich glaube, dasz schon in 6 Stunden etwas her-
vorgerufen war. In dem Falle mit dem Samen der Atriplex lief das
Secret am Rande hinab, und nach 24 Stunden erwähne ich es in meinen
Notizen als "ungeheuer der Quantität nach und sauer." Die aufge-
schnittenen Samen der Kleeart und des Sellerie wirkten kräftig und ge-
schwind, trotzdem dasz die ganzen Samen, wie wir gesehen haben, sehr
wenig Absonderung und nur nach Verlauf einer langen Zeit erregten.
Ein Schnittchen der gemeinen Erbse, welche indessen nicht im Ganzen
versucht wurde, bewirkte Absonderung in 2 Stunden. Aus diesen That-
sachen können wir schlieszen, dasz die grosze Verschiedenheit im Grade

Pinguicula vulgaris. Cap. 16.
von Pinguicula zugesandt, denen Blätter der Erica tetralix und einer un-
bekannten Pflanze anhiengen. Die Drüsen, welche mit ihnen in Berüh-
rung waren, hatten ihren Zelleninhalt im zusammengeballten Zustand, als
wenn sie mit Insecten in Berührung gewesen wären, während die andern
Drüsen an denselben Blättern nur helle homogene Flüssigkeit enthielten.
15. Samen. — Eine beträchtliche Anzahl von Samen oder Früch-
ten, die nach Zufall ausgelesen wurden, einige frisch und einige ein Jahr
alt, einige eine kurze Zeit lang in Wasser eingeweicht und andere nicht
eingeweicht, wurden probirt. Die zehn folgenden Arten, nämlich Kohl,
Rettich, Anemone nemorosa, Rumex acetosa, Carex sylvatica, Senf, Rüben,
Kresse, Ranunculus acris und Avena pubescens, erregten sämmtlich be-
deutende Absonderung, welche in mehreren Fällen geprüft wurde und sich
als sauer ergab. Die fünf in der vorstehenden Aufzählung zuerst ge-
nannten Samen reizten die Drüsen mehr als die andern. Die Absonderung
war selten früher reichlich als bis ungefähr 24 Stunden verflossen waren,
ohne Zweifel in Folge des Umstandes, dasz die Samenhüllen nicht leicht
durchgängig waren. Nichtsdestoweniger veranlaszten Kohlsamen etwas
Absonderung in 4 Stunden 30 Minuten; und diese nahm in 18 Stunden
so stark zu, dasz das Secret an den Blättern hinablief. Die Samen, oder
richtiger die Früchte von Carex, werden viel häufiger im Naturzustand
an den Blättern hängen gefunden als die irgend einer andern Gattung;
und die Früchte von Carex sylvatica erregten eine so starke Absonderung,
dasz das Secret in 15 Stunden die eingebogenen Ränder hinablief; nach
40 Stunden hörten aber die Drüsen auf abzusondern. Andererseits fuhren
die Drüsen, auf welchen die Samen von Rumex und Avena lagen, neun
Tage lang fort zu secreniren.

Die neun folgenden Arten von Samen erregten nur einen unbedeu-
tenden Grad von Absonderung, nämlich Sellerie, Petersilie, Kümmel, Linum
grandiflorum,
Cassia, Trifolium pannonicum, Plantago, Zwiebel und Bromus.
Die meisten dieser Samen erregten keinerlei Absonderung bis nach Ver-
lauf von 48 Stunden, und was das Trifolium betrifft, so wirkte nur ein
Samenkorn, und dies nicht vor dem dritten Tage. Obgleich die Samen
der Plantago sehr wenig Absonderung hervorriefen, so fuhren doch die
Drüsen sechs Tage lang abzusondern fort. Endlich riefen die fünf fol-
genden Samen keine Absonderung hervor, trotzdem sie zwei oder drei
Tage lang auf den Blättern gelassen wurden, nämlich Salat, Erica tetra-
lix, Atriplex hortensis, Phalaris canariensis
und Weizen. Als aber die
Samen des Salats, Weizens und der Melde aufgeschnitten und nun auf
die Blätter gebracht wurden, wurde in 10 Stunden Secret in beträcht-
licher Menge erregt, und ich glaube, dasz schon in 6 Stunden etwas her-
vorgerufen war. In dem Falle mit dem Samen der Atriplex lief das
Secret am Rande hinab, und nach 24 Stunden erwähne ich es in meinen
Notizen als »ungeheuer der Quantität nach und sauer.« Die aufge-
schnittenen Samen der Kleeart und des Sellerie wirkten kräftig und ge-
schwind, trotzdem dasz die ganzen Samen, wie wir gesehen haben, sehr
wenig Absonderung und nur nach Verlauf einer langen Zeit erregten.
Ein Schnittchen der gemeinen Erbse, welche indessen nicht im Ganzen
versucht wurde, bewirkte Absonderung in 2 Stunden. Aus diesen That-
sachen können wir schlieszen, dasz die grosze Verschiedenheit im Grade

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[348/0362] Pinguicula vulgaris. Cap. 16. von Pinguicula zugesandt, denen Blätter der Erica tetralix und einer un- bekannten Pflanze anhiengen. Die Drüsen, welche mit ihnen in Berüh- rung waren, hatten ihren Zelleninhalt im zusammengeballten Zustand, als wenn sie mit Insecten in Berührung gewesen wären, während die andern Drüsen an denselben Blättern nur helle homogene Flüssigkeit enthielten. 15. Samen. — Eine beträchtliche Anzahl von Samen oder Früch- ten, die nach Zufall ausgelesen wurden, einige frisch und einige ein Jahr alt, einige eine kurze Zeit lang in Wasser eingeweicht und andere nicht eingeweicht, wurden probirt. Die zehn folgenden Arten, nämlich Kohl, Rettich, Anemone nemorosa, Rumex acetosa, Carex sylvatica, Senf, Rüben, Kresse, Ranunculus acris und Avena pubescens, erregten sämmtlich be- deutende Absonderung, welche in mehreren Fällen geprüft wurde und sich als sauer ergab. Die fünf in der vorstehenden Aufzählung zuerst ge- nannten Samen reizten die Drüsen mehr als die andern. Die Absonderung war selten früher reichlich als bis ungefähr 24 Stunden verflossen waren, ohne Zweifel in Folge des Umstandes, dasz die Samenhüllen nicht leicht durchgängig waren. Nichtsdestoweniger veranlaszten Kohlsamen etwas Absonderung in 4 Stunden 30 Minuten; und diese nahm in 18 Stunden so stark zu, dasz das Secret an den Blättern hinablief. Die Samen, oder richtiger die Früchte von Carex, werden viel häufiger im Naturzustand an den Blättern hängen gefunden als die irgend einer andern Gattung; und die Früchte von Carex sylvatica erregten eine so starke Absonderung, dasz das Secret in 15 Stunden die eingebogenen Ränder hinablief; nach 40 Stunden hörten aber die Drüsen auf abzusondern. Andererseits fuhren die Drüsen, auf welchen die Samen von Rumex und Avena lagen, neun Tage lang fort zu secreniren. Die neun folgenden Arten von Samen erregten nur einen unbedeu- tenden Grad von Absonderung, nämlich Sellerie, Petersilie, Kümmel, Linum grandiflorum, Cassia, Trifolium pannonicum, Plantago, Zwiebel und Bromus. Die meisten dieser Samen erregten keinerlei Absonderung bis nach Ver- lauf von 48 Stunden, und was das Trifolium betrifft, so wirkte nur ein Samenkorn, und dies nicht vor dem dritten Tage. Obgleich die Samen der Plantago sehr wenig Absonderung hervorriefen, so fuhren doch die Drüsen sechs Tage lang abzusondern fort. Endlich riefen die fünf fol- genden Samen keine Absonderung hervor, trotzdem sie zwei oder drei Tage lang auf den Blättern gelassen wurden, nämlich Salat, Erica tetra- lix, Atriplex hortensis, Phalaris canariensis und Weizen. Als aber die Samen des Salats, Weizens und der Melde aufgeschnitten und nun auf die Blätter gebracht wurden, wurde in 10 Stunden Secret in beträcht- licher Menge erregt, und ich glaube, dasz schon in 6 Stunden etwas her- vorgerufen war. In dem Falle mit dem Samen der Atriplex lief das Secret am Rande hinab, und nach 24 Stunden erwähne ich es in meinen Notizen als »ungeheuer der Quantität nach und sauer.« Die aufge- schnittenen Samen der Kleeart und des Sellerie wirkten kräftig und ge- schwind, trotzdem dasz die ganzen Samen, wie wir gesehen haben, sehr wenig Absonderung und nur nach Verlauf einer langen Zeit erregten. Ein Schnittchen der gemeinen Erbse, welche indessen nicht im Ganzen versucht wurde, bewirkte Absonderung in 2 Stunden. Aus diesen That- sachen können wir schlieszen, dasz die grosze Verschiedenheit im Grade

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/362>, abgerufen am 27.11.2024.