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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap 17. Absorption durch die Drüsen.
ihre frühere Form wieder. Wenn sie nun unter Wasser gelegt und
wieder leicht gedrückt wird, so kommen sehr kleine Luftbläschen zu
der Öffnung und nirgends anders heraus, wodurch bewiesen wird,
dasz die Wände der Blase nicht gesprengt sind. Ich erwähne dies
deshalb, weil Cohn eine Angabe von Treviranus anführt, dasz Luft
nicht aus einer Blase herausgepreszt werden könne, ohne sie zu zer-
sprengen. Wir können daher schlieszen, dasz, wenn überhaupt Luft
in einer bereits mit Wasser erfüllten Blase abgesondert wird, etwas
Wasser langsam durch die Mündung ausgetrieben werden wird. Ich
kann daher kaum daran zweifeln, dasz die rings um die Mündung
dicht gedrängt stehenden Drüsen dazu angepaszt sind, Stoffe aus dem
fauligen Wasser zu absorbiren, welches gelegentlich aus Blasen, die
zerfallende Thiere enthalten, ausflieszen wird.

Um diese Schluszfolgerung zu prüfen, stellte ich Versuche mit ver-
schiedenen Flüssigkeiten an den Drüsen an. Wie bei den viertheiligen
Fortsätzen wurden auch hier Ammoniaksalze versucht, da sich diese bei
dem endlichen Zerfall thierischer Substanz unter Wasser erzeugen. Un-
glücklicherweise können die Drüsen nicht sorgfältig untersucht werden,
während sie noch an den Blasen in ihrem unverletzten Zustande ange-
heftet sind. Es wurden daher die Scheitel der Blasen, welche die Klappe,
den Kragen und die Antennen enthielten, aufgeschlitzt und der Zustand
der Drüsen beobachtet; sie wurden dann, während sie unter einem Deck-
gläschen lagen, mit den Lösungen benetzt und nach einiger Zeit mit
der nämlichen Vergröszerung wie vorher, nämlich mit dem System Hart-
nack
Nr. 8, wieder untersucht. In dieser Weise wurden die folgenden
Experimente angestellt.

Zu einem Controlversuch wurden zuerst Auflösungen von einem Theile
weiszen Zuckers und von einem Theile Gummi auf 218 Theile Wasser
benutzt, um zu sehen, ob diese in den Drüsen irgendwelche Veränderun-
gen hervorrufen. Es war auch nothwendig, darüber Beobachtungen an-
zustellen, ob die Drüsen durch das Abschneiden der Gipfel der Blasen afficirt
waren. Es wurden in dieser Weise vier Blasenscheitel versucht; der eine wurde
nach 2 Stunden 30 Minuten und die andern drei nach 23 Stunden unter-
sucht; es war aber in den Drüsen nicht eines einzigen von ihnen eine
ausgesprochene Veränderung eingetreten.

Zwei Blasenscheitel, welche völlig farblose Drüsen trugen, wurden
mit einer Lösung kohlensauren Ammoniaks von derselben Stärke (nämlich
ein Theil auf 218 Theile Wasser) benetzt, und in 5 Minuten war der
Primordialschlauch der meisten Drüsenzellen etwas zusammengezogen; er
war auch in Flecken oder Punkten verdickt und hatte eine blasz-bräun-
liche Färbung angenommen. Als die Drüsen nach 1 Stunde 30 Minuten
wieder betrachtet wurden, boten die meisten von ihnen ein etwas ver-
schiedenes Ansehen dar. Ein drittes Präparat wurde mit einer schwäche-
ren Lösung, von einem Theile des kohlensauren Salzes auf 437 Theile

Cap 17. Absorption durch die Drüsen.
ihre frühere Form wieder. Wenn sie nun unter Wasser gelegt und
wieder leicht gedrückt wird, so kommen sehr kleine Luftbläschen zu
der Öffnung und nirgends anders heraus, wodurch bewiesen wird,
dasz die Wände der Blase nicht gesprengt sind. Ich erwähne dies
deshalb, weil Cohn eine Angabe von Treviranus anführt, dasz Luft
nicht aus einer Blase herausgepreszt werden könne, ohne sie zu zer-
sprengen. Wir können daher schlieszen, dasz, wenn überhaupt Luft
in einer bereits mit Wasser erfüllten Blase abgesondert wird, etwas
Wasser langsam durch die Mündung ausgetrieben werden wird. Ich
kann daher kaum daran zweifeln, dasz die rings um die Mündung
dicht gedrängt stehenden Drüsen dazu angepaszt sind, Stoffe aus dem
fauligen Wasser zu absorbiren, welches gelegentlich aus Blasen, die
zerfallende Thiere enthalten, ausflieszen wird.

Um diese Schluszfolgerung zu prüfen, stellte ich Versuche mit ver-
schiedenen Flüssigkeiten an den Drüsen an. Wie bei den viertheiligen
Fortsätzen wurden auch hier Ammoniaksalze versucht, da sich diese bei
dem endlichen Zerfall thierischer Substanz unter Wasser erzeugen. Un-
glücklicherweise können die Drüsen nicht sorgfältig untersucht werden,
während sie noch an den Blasen in ihrem unverletzten Zustande ange-
heftet sind. Es wurden daher die Scheitel der Blasen, welche die Klappe,
den Kragen und die Antennen enthielten, aufgeschlitzt und der Zustand
der Drüsen beobachtet; sie wurden dann, während sie unter einem Deck-
gläschen lagen, mit den Lösungen benetzt und nach einiger Zeit mit
der nämlichen Vergröszerung wie vorher, nämlich mit dem System Hart-
nack
Nr. 8, wieder untersucht. In dieser Weise wurden die folgenden
Experimente angestellt.

Zu einem Controlversuch wurden zuerst Auflösungen von einem Theile
weiszen Zuckers und von einem Theile Gummi auf 218 Theile Wasser
benutzt, um zu sehen, ob diese in den Drüsen irgendwelche Veränderun-
gen hervorrufen. Es war auch nothwendig, darüber Beobachtungen an-
zustellen, ob die Drüsen durch das Abschneiden der Gipfel der Blasen afficirt
waren. Es wurden in dieser Weise vier Blasenscheitel versucht; der eine wurde
nach 2 Stunden 30 Minuten und die andern drei nach 23 Stunden unter-
sucht; es war aber in den Drüsen nicht eines einzigen von ihnen eine
ausgesprochene Veränderung eingetreten.

Zwei Blasenscheitel, welche völlig farblose Drüsen trugen, wurden
mit einer Lösung kohlensauren Ammoniaks von derselben Stärke (nämlich
ein Theil auf 218 Theile Wasser) benetzt, und in 5 Minuten war der
Primordialschlauch der meisten Drüsenzellen etwas zusammengezogen; er
war auch in Flecken oder Punkten verdickt und hatte eine blasz-bräun-
liche Färbung angenommen. Als die Drüsen nach 1 Stunde 30 Minuten
wieder betrachtet wurden, boten die meisten von ihnen ein etwas ver-
schiedenes Ansehen dar. Ein drittes Präparat wurde mit einer schwäche-
ren Lösung, von einem Theile des kohlensauren Salzes auf 437 Theile

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[377/0391] Cap 17. Absorption durch die Drüsen. ihre frühere Form wieder. Wenn sie nun unter Wasser gelegt und wieder leicht gedrückt wird, so kommen sehr kleine Luftbläschen zu der Öffnung und nirgends anders heraus, wodurch bewiesen wird, dasz die Wände der Blase nicht gesprengt sind. Ich erwähne dies deshalb, weil Cohn eine Angabe von Treviranus anführt, dasz Luft nicht aus einer Blase herausgepreszt werden könne, ohne sie zu zer- sprengen. Wir können daher schlieszen, dasz, wenn überhaupt Luft in einer bereits mit Wasser erfüllten Blase abgesondert wird, etwas Wasser langsam durch die Mündung ausgetrieben werden wird. Ich kann daher kaum daran zweifeln, dasz die rings um die Mündung dicht gedrängt stehenden Drüsen dazu angepaszt sind, Stoffe aus dem fauligen Wasser zu absorbiren, welches gelegentlich aus Blasen, die zerfallende Thiere enthalten, ausflieszen wird. Um diese Schluszfolgerung zu prüfen, stellte ich Versuche mit ver- schiedenen Flüssigkeiten an den Drüsen an. Wie bei den viertheiligen Fortsätzen wurden auch hier Ammoniaksalze versucht, da sich diese bei dem endlichen Zerfall thierischer Substanz unter Wasser erzeugen. Un- glücklicherweise können die Drüsen nicht sorgfältig untersucht werden, während sie noch an den Blasen in ihrem unverletzten Zustande ange- heftet sind. Es wurden daher die Scheitel der Blasen, welche die Klappe, den Kragen und die Antennen enthielten, aufgeschlitzt und der Zustand der Drüsen beobachtet; sie wurden dann, während sie unter einem Deck- gläschen lagen, mit den Lösungen benetzt und nach einiger Zeit mit der nämlichen Vergröszerung wie vorher, nämlich mit dem System Hart- nack Nr. 8, wieder untersucht. In dieser Weise wurden die folgenden Experimente angestellt. Zu einem Controlversuch wurden zuerst Auflösungen von einem Theile weiszen Zuckers und von einem Theile Gummi auf 218 Theile Wasser benutzt, um zu sehen, ob diese in den Drüsen irgendwelche Veränderun- gen hervorrufen. Es war auch nothwendig, darüber Beobachtungen an- zustellen, ob die Drüsen durch das Abschneiden der Gipfel der Blasen afficirt waren. Es wurden in dieser Weise vier Blasenscheitel versucht; der eine wurde nach 2 Stunden 30 Minuten und die andern drei nach 23 Stunden unter- sucht; es war aber in den Drüsen nicht eines einzigen von ihnen eine ausgesprochene Veränderung eingetreten. Zwei Blasenscheitel, welche völlig farblose Drüsen trugen, wurden mit einer Lösung kohlensauren Ammoniaks von derselben Stärke (nämlich ein Theil auf 218 Theile Wasser) benetzt, und in 5 Minuten war der Primordialschlauch der meisten Drüsenzellen etwas zusammengezogen; er war auch in Flecken oder Punkten verdickt und hatte eine blasz-bräun- liche Färbung angenommen. Als die Drüsen nach 1 Stunde 30 Minuten wieder betrachtet wurden, boten die meisten von ihnen ein etwas ver- schiedenes Ansehen dar. Ein drittes Präparat wurde mit einer schwäche- ren Lösung, von einem Theile des kohlensauren Salzes auf 437 Theile

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/391>, abgerufen am 27.11.2024.