Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 17. Absorption durch die Drüsen.
diesen waren drei in 24 Stunden durchaus gar nicht afficirt; die Drüsen
der beiden andern waren aber vielleicht etwas körniger geworden. Eines
der Exemplare, welches nicht afficirt worden war, wurde dann mit der
gemischten Lösung des salpetersauren und phosphorsauren Ammoniaks be-
netzt und nach nur 25 Minuten enthielten die Drüsen von vier oder fünf
bis zu einem Dutzend Körnchen. Nach weiteren 6 Stunden war ihr
Primordialschlauch bedeutend geschrumpft.

Der Scheitel einer Blase wurde untersucht und sämmtliche Drüsen
farblos gefunden, auch war der Primordialschlauch ihrer Zellen durchaus
nicht eingeschrumpft; doch enthielten viele von den oblongen Drüsen
kleine, mit dem System Hartnack No. 8 gerade noch auflösbare Körnchen.
Er wurde dann mit einigen wenigen Tropfen einer Lösung von einem
Theil Harnstoff auf 218 Theile Wasser benetzt. Nach 2 Stunden 25 Mi-
nuten waren die sphärischen Drüsen noch immer farblos, während die
länglichen und zweiarmigen von einer bräunlichen Färbung und ihre Pri-
mordialschläuche bedeutend geschrumpft waren, auch einige deutlich sicht-
bare Körnchen enthielten. Nach 9 Stunden waren einige der kugligen
Drüsen bräunlich und die oblongen Drüsen waren noch mehr verändert,
sie enthielten aber weniger einzelne Körnchen; andererseits erschienen ihre
Kerne gröszer, als wenn sie Körnchen absorbirt hätten. Nach 23 Stun-
den waren sämmtliche Drüsen braun; der Primordialschlauch ihrer Zellen
war bedeutend geschrumpft und in vielen Fällen durchbrochen.

Es wurde nun mit einer Blase ein Versuch gemacht, welche bereits
etwas von dem umgebenden Wasser afficirt worden war; denn obschon
die sphärischen Drüsen farblos waren, war doch der Primordialschlauch
in ihren Zellen unbedeutend geschrumpft: auch waren die oblongen Drü-
sen bräunlich und deren Primordialschläuche bedeutend, aber unregelmäszig
eingeschrumpft. Der Scheitel wurde mit der Harnstoffauflösung behandelt,
wurde aber in 9 Stunden wenig von ihr afficirt; nichtsdestoweniger waren
in 23 Stunden die sphärischen Drüsen braun, der Primordialschlauch ihrer
Zellen mehr geschrumpft; mehrere von den andern Drüsen waren noch
brauner und ihr Primordialschlauch in unregelmäszige kleine Massen zu-
sammengezogen.

Zwei andere Scheitel, deren Drüsen farblos und deren Primordial-
schläuche nicht geschrumpft waren, wurden mit derselben Harnstofflösung
behandelt. Nach 5 Stunden boten viele der Drüsen einen Stich in's
Braune dar, auch war der Primordialschlauch unbedeutend geschrumpft.
Nach 20 Stunden 40 Minuten waren einige wenige von ihnen ganz braun
und enthielten unregelmäszig zusammengeballte Massen; andere waren
noch immer farblos, trotzdem der Primordialschlauch geschrumpft war;
aber die gröszere Anzahl war nicht bedeutend afficirt. Dies war ein gutes
Beispiel dafür, wie ungleich die Drüsen an einer und der nämlichen Blase
zuweilen afficirt werden; wie es auch häufig bei Pflanzen vorkommt, die
in faulem Wasser wachsen. Zwei andere Scheitel wurden mit einer Auf-
lösung behandelt, welche während mehrerer Tage in einem warmen Zimmer
gehalten worden war; als sie nach 21 Stunden untersucht wurden, waren
ihre Drüsen durchaus gar nicht afficirt.

Eine schwächere Auflösung von einem Theile Harnstoff auf 437
Theile Wasser wurde dann an den Scheiteln von sechs Blasen versucht,

Cap. 17. Absorption durch die Drüsen.
diesen waren drei in 24 Stunden durchaus gar nicht afficirt; die Drüsen
der beiden andern waren aber vielleicht etwas körniger geworden. Eines
der Exemplare, welches nicht afficirt worden war, wurde dann mit der
gemischten Lösung des salpetersauren und phosphorsauren Ammoniaks be-
netzt und nach nur 25 Minuten enthielten die Drüsen von vier oder fünf
bis zu einem Dutzend Körnchen. Nach weiteren 6 Stunden war ihr
Primordialschlauch bedeutend geschrumpft.

Der Scheitel einer Blase wurde untersucht und sämmtliche Drüsen
farblos gefunden, auch war der Primordialschlauch ihrer Zellen durchaus
nicht eingeschrumpft; doch enthielten viele von den oblongen Drüsen
kleine, mit dem System Hartnack No. 8 gerade noch auflösbare Körnchen.
Er wurde dann mit einigen wenigen Tropfen einer Lösung von einem
Theil Harnstoff auf 218 Theile Wasser benetzt. Nach 2 Stunden 25 Mi-
nuten waren die sphärischen Drüsen noch immer farblos, während die
länglichen und zweiarmigen von einer bräunlichen Färbung und ihre Pri-
mordialschläuche bedeutend geschrumpft waren, auch einige deutlich sicht-
bare Körnchen enthielten. Nach 9 Stunden waren einige der kugligen
Drüsen bräunlich und die oblongen Drüsen waren noch mehr verändert,
sie enthielten aber weniger einzelne Körnchen; andererseits erschienen ihre
Kerne gröszer, als wenn sie Körnchen absorbirt hätten. Nach 23 Stun-
den waren sämmtliche Drüsen braun; der Primordialschlauch ihrer Zellen
war bedeutend geschrumpft und in vielen Fällen durchbrochen.

Es wurde nun mit einer Blase ein Versuch gemacht, welche bereits
etwas von dem umgebenden Wasser afficirt worden war; denn obschon
die sphärischen Drüsen farblos waren, war doch der Primordialschlauch
in ihren Zellen unbedeutend geschrumpft: auch waren die oblongen Drü-
sen bräunlich und deren Primordialschläuche bedeutend, aber unregelmäszig
eingeschrumpft. Der Scheitel wurde mit der Harnstoffauflösung behandelt,
wurde aber in 9 Stunden wenig von ihr afficirt; nichtsdestoweniger waren
in 23 Stunden die sphärischen Drüsen braun, der Primordialschlauch ihrer
Zellen mehr geschrumpft; mehrere von den andern Drüsen waren noch
brauner und ihr Primordialschlauch in unregelmäszige kleine Massen zu-
sammengezogen.

Zwei andere Scheitel, deren Drüsen farblos und deren Primordial-
schläuche nicht geschrumpft waren, wurden mit derselben Harnstofflösung
behandelt. Nach 5 Stunden boten viele der Drüsen einen Stich in’s
Braune dar, auch war der Primordialschlauch unbedeutend geschrumpft.
Nach 20 Stunden 40 Minuten waren einige wenige von ihnen ganz braun
und enthielten unregelmäszig zusammengeballte Massen; andere waren
noch immer farblos, trotzdem der Primordialschlauch geschrumpft war;
aber die gröszere Anzahl war nicht bedeutend afficirt. Dies war ein gutes
Beispiel dafür, wie ungleich die Drüsen an einer und der nämlichen Blase
zuweilen afficirt werden; wie es auch häufig bei Pflanzen vorkommt, die
in faulem Wasser wachsen. Zwei andere Scheitel wurden mit einer Auf-
lösung behandelt, welche während mehrerer Tage in einem warmen Zimmer
gehalten worden war; als sie nach 21 Stunden untersucht wurden, waren
ihre Drüsen durchaus gar nicht afficirt.

Eine schwächere Auflösung von einem Theile Harnstoff auf 437
Theile Wasser wurde dann an den Scheiteln von sechs Blasen versucht,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0393" n="379"/><fw place="top" type="header">Cap. 17. Absorption durch die Drüsen.</fw><lb/>
diesen waren drei in 24 Stunden durchaus gar nicht afficirt; die Drüsen<lb/>
der beiden andern waren aber vielleicht etwas körniger geworden. Eines<lb/>
der Exemplare, welches nicht afficirt worden war, wurde dann mit der<lb/>
gemischten Lösung des salpetersauren und phosphorsauren Ammoniaks be-<lb/>
netzt und nach nur 25 Minuten enthielten die Drüsen von vier oder fünf<lb/>
bis zu einem Dutzend Körnchen. Nach weiteren 6 Stunden war ihr<lb/>
Primordialschlauch bedeutend geschrumpft.</p><lb/>
        <p>Der Scheitel einer Blase wurde untersucht und sämmtliche Drüsen<lb/>
farblos gefunden, auch war der Primordialschlauch ihrer Zellen durchaus<lb/>
nicht eingeschrumpft; doch enthielten viele von den oblongen Drüsen<lb/>
kleine, mit dem System <hi rendition="#k">Hartnack</hi> No. 8 gerade noch auflösbare Körnchen.<lb/>
Er wurde dann mit einigen wenigen Tropfen einer Lösung von einem<lb/>
Theil Harnstoff auf 218 Theile Wasser benetzt. Nach 2 Stunden 25 Mi-<lb/>
nuten waren die sphärischen Drüsen noch immer farblos, während die<lb/>
länglichen und zweiarmigen von einer bräunlichen Färbung und ihre Pri-<lb/>
mordialschläuche bedeutend geschrumpft waren, auch einige deutlich sicht-<lb/>
bare Körnchen enthielten. Nach 9 Stunden waren einige der kugligen<lb/>
Drüsen bräunlich und die oblongen Drüsen waren noch mehr verändert,<lb/>
sie enthielten aber weniger einzelne Körnchen; andererseits erschienen ihre<lb/>
Kerne gröszer, als wenn sie Körnchen absorbirt hätten. Nach 23 Stun-<lb/>
den waren sämmtliche Drüsen braun; der Primordialschlauch ihrer Zellen<lb/>
war bedeutend geschrumpft und in vielen Fällen durchbrochen.</p><lb/>
        <p>Es wurde nun mit einer Blase ein Versuch gemacht, welche bereits<lb/>
etwas von dem umgebenden Wasser afficirt worden war; denn obschon<lb/>
die sphärischen Drüsen farblos waren, war doch der Primordialschlauch<lb/>
in ihren Zellen unbedeutend geschrumpft: auch waren die oblongen Drü-<lb/>
sen bräunlich und deren Primordialschläuche bedeutend, aber unregelmäszig<lb/>
eingeschrumpft. Der Scheitel wurde mit der Harnstoffauflösung behandelt,<lb/>
wurde aber in 9 Stunden wenig von ihr afficirt; nichtsdestoweniger waren<lb/>
in 23 Stunden die sphärischen Drüsen braun, der Primordialschlauch ihrer<lb/>
Zellen mehr geschrumpft; mehrere von den andern Drüsen waren noch<lb/>
brauner und ihr Primordialschlauch in unregelmäszige kleine Massen zu-<lb/>
sammengezogen.</p><lb/>
        <p>Zwei andere Scheitel, deren Drüsen farblos und deren Primordial-<lb/>
schläuche nicht geschrumpft waren, wurden mit derselben Harnstofflösung<lb/>
behandelt. Nach 5 Stunden boten viele der Drüsen einen Stich in&#x2019;s<lb/>
Braune dar, auch war der Primordialschlauch unbedeutend geschrumpft.<lb/>
Nach 20 Stunden 40 Minuten waren einige wenige von ihnen ganz braun<lb/>
und enthielten unregelmäszig zusammengeballte Massen; andere waren<lb/>
noch immer farblos, trotzdem der Primordialschlauch geschrumpft war;<lb/>
aber die gröszere Anzahl war nicht bedeutend afficirt. Dies war ein gutes<lb/>
Beispiel dafür, wie ungleich die Drüsen an einer und der nämlichen Blase<lb/>
zuweilen afficirt werden; wie es auch häufig bei Pflanzen vorkommt, die<lb/>
in faulem Wasser wachsen. Zwei andere Scheitel wurden mit einer Auf-<lb/>
lösung behandelt, welche während mehrerer Tage in einem warmen Zimmer<lb/>
gehalten worden war; als sie nach 21 Stunden untersucht wurden, waren<lb/>
ihre Drüsen durchaus gar nicht afficirt.</p><lb/>
        <p>Eine schwächere Auflösung von einem Theile Harnstoff auf 437<lb/>
Theile Wasser wurde dann an den Scheiteln von sechs Blasen versucht,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0393] Cap. 17. Absorption durch die Drüsen. diesen waren drei in 24 Stunden durchaus gar nicht afficirt; die Drüsen der beiden andern waren aber vielleicht etwas körniger geworden. Eines der Exemplare, welches nicht afficirt worden war, wurde dann mit der gemischten Lösung des salpetersauren und phosphorsauren Ammoniaks be- netzt und nach nur 25 Minuten enthielten die Drüsen von vier oder fünf bis zu einem Dutzend Körnchen. Nach weiteren 6 Stunden war ihr Primordialschlauch bedeutend geschrumpft. Der Scheitel einer Blase wurde untersucht und sämmtliche Drüsen farblos gefunden, auch war der Primordialschlauch ihrer Zellen durchaus nicht eingeschrumpft; doch enthielten viele von den oblongen Drüsen kleine, mit dem System Hartnack No. 8 gerade noch auflösbare Körnchen. Er wurde dann mit einigen wenigen Tropfen einer Lösung von einem Theil Harnstoff auf 218 Theile Wasser benetzt. Nach 2 Stunden 25 Mi- nuten waren die sphärischen Drüsen noch immer farblos, während die länglichen und zweiarmigen von einer bräunlichen Färbung und ihre Pri- mordialschläuche bedeutend geschrumpft waren, auch einige deutlich sicht- bare Körnchen enthielten. Nach 9 Stunden waren einige der kugligen Drüsen bräunlich und die oblongen Drüsen waren noch mehr verändert, sie enthielten aber weniger einzelne Körnchen; andererseits erschienen ihre Kerne gröszer, als wenn sie Körnchen absorbirt hätten. Nach 23 Stun- den waren sämmtliche Drüsen braun; der Primordialschlauch ihrer Zellen war bedeutend geschrumpft und in vielen Fällen durchbrochen. Es wurde nun mit einer Blase ein Versuch gemacht, welche bereits etwas von dem umgebenden Wasser afficirt worden war; denn obschon die sphärischen Drüsen farblos waren, war doch der Primordialschlauch in ihren Zellen unbedeutend geschrumpft: auch waren die oblongen Drü- sen bräunlich und deren Primordialschläuche bedeutend, aber unregelmäszig eingeschrumpft. Der Scheitel wurde mit der Harnstoffauflösung behandelt, wurde aber in 9 Stunden wenig von ihr afficirt; nichtsdestoweniger waren in 23 Stunden die sphärischen Drüsen braun, der Primordialschlauch ihrer Zellen mehr geschrumpft; mehrere von den andern Drüsen waren noch brauner und ihr Primordialschlauch in unregelmäszige kleine Massen zu- sammengezogen. Zwei andere Scheitel, deren Drüsen farblos und deren Primordial- schläuche nicht geschrumpft waren, wurden mit derselben Harnstofflösung behandelt. Nach 5 Stunden boten viele der Drüsen einen Stich in’s Braune dar, auch war der Primordialschlauch unbedeutend geschrumpft. Nach 20 Stunden 40 Minuten waren einige wenige von ihnen ganz braun und enthielten unregelmäszig zusammengeballte Massen; andere waren noch immer farblos, trotzdem der Primordialschlauch geschrumpft war; aber die gröszere Anzahl war nicht bedeutend afficirt. Dies war ein gutes Beispiel dafür, wie ungleich die Drüsen an einer und der nämlichen Blase zuweilen afficirt werden; wie es auch häufig bei Pflanzen vorkommt, die in faulem Wasser wachsen. Zwei andere Scheitel wurden mit einer Auf- lösung behandelt, welche während mehrerer Tage in einem warmen Zimmer gehalten worden war; als sie nach 21 Stunden untersucht wurden, waren ihre Drüsen durchaus gar nicht afficirt. Eine schwächere Auflösung von einem Theile Harnstoff auf 437 Theile Wasser wurde dann an den Scheiteln von sechs Blasen versucht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/393
Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/393>, abgerufen am 20.05.2024.