rührung mit der Oberfläche der Drüsen gekommen war. Aber da die Theilchen gewöhnlich klein waren, so war auch die Bewegung gering.
Zuletzt wurde etwas dunkelblaues in feine Splitter gestosznes Glas benutzt, damit die Spitzen der Theilchen, wenn sie in die Ab- sonderung eingetaucht würden, besser unterschieden werden könnten; und dreizehn solcher Theilchen wurden in Berührung mit dem unter- hängenden und daher dickeren Theil der Tropfen von ebenso vielen Drüsen gebracht. Fünf der Tentakeln fiengen nach Verlauf von weni- gen Minuten an, sich zu bewegen, und in diesen Fällen sah ich deut- lich, dasz die Theilchen die untere Oberfläche der Drüsen berührten. Ein sechster Tentakel bewegte sich nach 1 Stunde 45 Minuten und das Theilchen war nun in Berührung mit der Drüse, was zuerst nicht der Fall war. So war es auch mit dem siebenten Tentakel, aber seine Bewegung fieng nicht eher an, als bis 3 Stunden 45 Minuten verflossen waren. Die übrigen sechs Tentakeln bewegten sich, so lange sie beob- achtet wurden, gar nicht; die Theilchen kamen augenscheinlich niemals mit der Oberfläche der Drüsen in Berührung.
Aus diesen Experimenten lernen wir, dasz Theilchen, die nicht- lösliche Substanz enthalten, wenn sie auf die Drüsen gethan werden, oft die Tentakeln veranlassen, im Laufe von einer bis zu fünf Minuten anzufangen, sich zu biegen; und dasz in solchen Fällen die Theilchen von Anfang an in Berührung mit der Oberfläche der Drüsen gewesen sind. Wenn die Tentakeln erst nach einer viel längeren Zeit, näm- lich von einer halben Stunde bis zu drei oder vier Stunden anfangen, sich zu biegen, so sind die Theilchen langsam in Berührung mit den Drüsen gekommen, entweder durch Aufsaugen der Absonderung durch die Theilchen selbst, oder durch das allmähliche Ausbreiten des Se- crets über sie, in Verbindung mit ihrer damit in Verbindung stehen- den schnelleren Verdunstung. Wenn sich die Tentakeln gar nicht bewegen, so sind die Theilchen nie mit den Drüsen in Berührung ge- kommen, oder in einigen Fällen mögen die Tentakeln nicht in einem activen Zustand gewesen sein. Um Bewegung zu erregen, ist es un- erläszlich, dasz die Theilchen thatsächlich auf den Drüsen ruhen, denn eine Berührung mit einem harten Körper, ein, zwei oder selbst drei Mal wiederholt, ist nicht genügend, Bewegung zu erregen.
Ein anderes Experiment, welches zeigt, dasz auszerordentlich kleine Theilchen auf die Drüsen wirken, wenn sie unter Wasser getaucht sind, soll hier angeführt werden. Ein Gran schwefelsaures Chinin
Cap. 2. Einbiegung der änszern Tentakeln.
rührung mit der Oberfläche der Drüsen gekommen war. Aber da die Theilchen gewöhnlich klein waren, so war auch die Bewegung gering.
Zuletzt wurde etwas dunkelblaues in feine Splitter gestosznes Glas benutzt, damit die Spitzen der Theilchen, wenn sie in die Ab- sonderung eingetaucht würden, besser unterschieden werden könnten; und dreizehn solcher Theilchen wurden in Berührung mit dem unter- hängenden und daher dickeren Theil der Tropfen von ebenso vielen Drüsen gebracht. Fünf der Tentakeln fiengen nach Verlauf von weni- gen Minuten an, sich zu bewegen, und in diesen Fällen sah ich deut- lich, dasz die Theilchen die untere Oberfläche der Drüsen berührten. Ein sechster Tentakel bewegte sich nach 1 Stunde 45 Minuten und das Theilchen war nun in Berührung mit der Drüse, was zuerst nicht der Fall war. So war es auch mit dem siebenten Tentakel, aber seine Bewegung fieng nicht eher an, als bis 3 Stunden 45 Minuten verflossen waren. Die übrigen sechs Tentakeln bewegten sich, so lange sie beob- achtet wurden, gar nicht; die Theilchen kamen augenscheinlich niemals mit der Oberfläche der Drüsen in Berührung.
Aus diesen Experimenten lernen wir, dasz Theilchen, die nicht- lösliche Substanz enthalten, wenn sie auf die Drüsen gethan werden, oft die Tentakeln veranlassen, im Laufe von einer bis zu fünf Minuten anzufangen, sich zu biegen; und dasz in solchen Fällen die Theilchen von Anfang an in Berührung mit der Oberfläche der Drüsen gewesen sind. Wenn die Tentakeln erst nach einer viel längeren Zeit, näm- lich von einer halben Stunde bis zu drei oder vier Stunden anfangen, sich zu biegen, so sind die Theilchen langsam in Berührung mit den Drüsen gekommen, entweder durch Aufsaugen der Absonderung durch die Theilchen selbst, oder durch das allmähliche Ausbreiten des Se- crets über sie, in Verbindung mit ihrer damit in Verbindung stehen- den schnelleren Verdunstung. Wenn sich die Tentakeln gar nicht bewegen, so sind die Theilchen nie mit den Drüsen in Berührung ge- kommen, oder in einigen Fällen mögen die Tentakeln nicht in einem activen Zustand gewesen sein. Um Bewegung zu erregen, ist es un- erläszlich, dasz die Theilchen thatsächlich auf den Drüsen ruhen, denn eine Berührung mit einem harten Körper, ein, zwei oder selbst drei Mal wiederholt, ist nicht genügend, Bewegung zu erregen.
Ein anderes Experiment, welches zeigt, dasz auszerordentlich kleine Theilchen auf die Drüsen wirken, wenn sie unter Wasser getaucht sind, soll hier angeführt werden. Ein Gran schwefelsaures Chinin
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Cap. 2. Einbiegung der änszern Tentakeln.
rührung mit der Oberfläche der Drüsen gekommen war. Aber da die
Theilchen gewöhnlich klein waren, so war auch die Bewegung gering.
Zuletzt wurde etwas dunkelblaues in feine Splitter gestosznes
Glas benutzt, damit die Spitzen der Theilchen, wenn sie in die Ab-
sonderung eingetaucht würden, besser unterschieden werden könnten;
und dreizehn solcher Theilchen wurden in Berührung mit dem unter-
hängenden und daher dickeren Theil der Tropfen von ebenso vielen
Drüsen gebracht. Fünf der Tentakeln fiengen nach Verlauf von weni-
gen Minuten an, sich zu bewegen, und in diesen Fällen sah ich deut-
lich, dasz die Theilchen die untere Oberfläche der Drüsen berührten.
Ein sechster Tentakel bewegte sich nach 1 Stunde 45 Minuten und
das Theilchen war nun in Berührung mit der Drüse, was zuerst nicht
der Fall war. So war es auch mit dem siebenten Tentakel, aber seine
Bewegung fieng nicht eher an, als bis 3 Stunden 45 Minuten verflossen
waren. Die übrigen sechs Tentakeln bewegten sich, so lange sie beob-
achtet wurden, gar nicht; die Theilchen kamen augenscheinlich niemals
mit der Oberfläche der Drüsen in Berührung.
Aus diesen Experimenten lernen wir, dasz Theilchen, die nicht-
lösliche Substanz enthalten, wenn sie auf die Drüsen gethan werden,
oft die Tentakeln veranlassen, im Laufe von einer bis zu fünf Minuten
anzufangen, sich zu biegen; und dasz in solchen Fällen die Theilchen
von Anfang an in Berührung mit der Oberfläche der Drüsen gewesen
sind. Wenn die Tentakeln erst nach einer viel längeren Zeit, näm-
lich von einer halben Stunde bis zu drei oder vier Stunden anfangen,
sich zu biegen, so sind die Theilchen langsam in Berührung mit den
Drüsen gekommen, entweder durch Aufsaugen der Absonderung durch
die Theilchen selbst, oder durch das allmähliche Ausbreiten des Se-
crets über sie, in Verbindung mit ihrer damit in Verbindung stehen-
den schnelleren Verdunstung. Wenn sich die Tentakeln gar nicht
bewegen, so sind die Theilchen nie mit den Drüsen in Berührung ge-
kommen, oder in einigen Fällen mögen die Tentakeln nicht in einem
activen Zustand gewesen sein. Um Bewegung zu erregen, ist es un-
erläszlich, dasz die Theilchen thatsächlich auf den Drüsen ruhen, denn
eine Berührung mit einem harten Körper, ein, zwei oder selbst drei
Mal wiederholt, ist nicht genügend, Bewegung zu erregen.
Ein anderes Experiment, welches zeigt, dasz auszerordentlich kleine
Theilchen auf die Drüsen wirken, wenn sie unter Wasser getaucht
sind, soll hier angeführt werden. Ein Gran schwefelsaures Chinin
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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/41>, abgerufen am 23.11.2024.
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