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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Drosera rotundifolia. Cap. 3.
lösung fängt in den Basen der Tentakeln an, und schreitet dann auf-
wärts zu den Drüsen fort, daher in entgegengesetzter Richtung zu der
der Zusammenballuug.

Zusammenballung wird durch die allerverschiedensten Ursachen
erregt: -- dadurch, dasz die Drüsen mehrere Male berührt werden, --
durch den Druck von Stückchen irgend welcher Art, und da diese von
der dichten Absonderung getragen werden, können sie kaum mit dem
Gewicht eines Milliontel Gran auf die Drüsen drücken4, -- dadurch,
dasz die Tentakeln dicht unter den Drüsen abgeschnitten werden, --
dasz die Drüsen verschiedene Flüssigkeiten oder Substanzen aus ge-
wissen Körpern aufgelöst aufsaugen, -- durch Exosmose -- und durch
einen gewissen Grad von Wärme. Auf der andern Seite erregt eine
Temperatur von ungefähr 65,5° C. (150° F.) keine Zusammenballung,
noch bewirkt dies das plötzliche Zerdrücken einer Drüse. Wenn eine
Zelle geborsten ist, erleidet weder die ausgetretene Substanz, noch die,
welche noch in den Zellen bleibt, eine Zusammenballung, wenn kohlen-
saures Ammoniak hinzugefügt wird. Eine sehr starke Lösung dieses
Salzes und ziemlich grosze Stückchen rohen Fleisches verhindern, dasz
die zusammengeballten Massen sich ordentlich entwickeln. Aus diesen
Thatsachen können wir entnehmen, dasz die protoplasmatische Flüssig-
keit in den Zellen nicht zusammengeballt wird, wenn sie nicht in
einem lebendigen Zustande sich befindet, und nur unvollkommen, wenn
die Zelle verletzt worden ist. Wir haben auch gesehen, dasz die
Flüssigkeit in einem sauerstoffreichen Zustand sein musz, wenn der
Procesz der Zusammenballung von Zelle zu Zelle in dem richtigen
Tempo fortschreiten soll.

Verschiedene stickstoffhaltige Flüssigkeiten und Salze von Am-
moniak bringen Zusammenballung hervor, aber in verschiedenen Graden
und in verschiedener Geschwindigkeit. Kohlensaures Ammoniak ist
die kräftigste von allen bekannten Substanzen; die Aufsaugung von
eines Gran (0,000482 Milligr.) durch eine Drüse genügt, in
allen Zellen desselben Tentakels eine Zusammenballung zu verursachen.

4 Nach Hofmeister (citirt von Sachs, Lehrbuch der Botanik, französ.
Uebers. 1874, p. 958) hemmt sehr leichter Druck die Bewegungen des Protoplasma
und veranlaszt sogar seine Lösung von den Zellwänden. Der Procesz der Zu-
sammenballung ist aber eine verschiedene Erscheinung, da er sich auf den Zellen-
inhalt und nur in secundärer Weise auf die Protoplasmaschicht bezieht, welche den
Wänden entlang flieszt, obschon ohne Zweifel die Wirkungen eines Druckes oder
einer Berührung durch diese Schicht übermittelt werden musz.

Drosera rotundifolia. Cap. 3.
lösung fängt in den Basen der Tentakeln an, und schreitet dann auf-
wärts zu den Drüsen fort, daher in entgegengesetzter Richtung zu der
der Zusammenballuug.

Zusammenballung wird durch die allerverschiedensten Ursachen
erregt: — dadurch, dasz die Drüsen mehrere Male berührt werden, —
durch den Druck von Stückchen irgend welcher Art, und da diese von
der dichten Absonderung getragen werden, können sie kaum mit dem
Gewicht eines Milliontel Gran auf die Drüsen drücken4, — dadurch,
dasz die Tentakeln dicht unter den Drüsen abgeschnitten werden, —
dasz die Drüsen verschiedene Flüssigkeiten oder Substanzen aus ge-
wissen Körpern aufgelöst aufsaugen, — durch Exosmose — und durch
einen gewissen Grad von Wärme. Auf der andern Seite erregt eine
Temperatur von ungefähr 65,5° C. (150° F.) keine Zusammenballung,
noch bewirkt dies das plötzliche Zerdrücken einer Drüse. Wenn eine
Zelle geborsten ist, erleidet weder die ausgetretene Substanz, noch die,
welche noch in den Zellen bleibt, eine Zusammenballung, wenn kohlen-
saures Ammoniak hinzugefügt wird. Eine sehr starke Lösung dieses
Salzes und ziemlich grosze Stückchen rohen Fleisches verhindern, dasz
die zusammengeballten Massen sich ordentlich entwickeln. Aus diesen
Thatsachen können wir entnehmen, dasz die protoplasmatische Flüssig-
keit in den Zellen nicht zusammengeballt wird, wenn sie nicht in
einem lebendigen Zustande sich befindet, und nur unvollkommen, wenn
die Zelle verletzt worden ist. Wir haben auch gesehen, dasz die
Flüssigkeit in einem sauerstoffreichen Zustand sein musz, wenn der
Procesz der Zusammenballung von Zelle zu Zelle in dem richtigen
Tempo fortschreiten soll.

Verschiedene stickstoffhaltige Flüssigkeiten und Salze von Am-
moniak bringen Zusammenballung hervor, aber in verschiedenen Graden
und in verschiedener Geschwindigkeit. Kohlensaures Ammoniak ist
die kräftigste von allen bekannten Substanzen; die Aufsaugung von
eines Gran (0,000482 Milligr.) durch eine Drüse genügt, in
allen Zellen desselben Tentakels eine Zusammenballung zu verursachen.

4 Nach Hofmeister (citirt von Sachs, Lehrbuch der Botanik, französ.
Uebers. 1874, p. 958) hemmt sehr leichter Druck die Bewegungen des Protoplasma
und veranlaszt sogar seine Lösung von den Zellwänden. Der Procesz der Zu-
sammenballung ist aber eine verschiedene Erscheinung, da er sich auf den Zellen-
inhalt und nur in secundärer Weise auf die Protoplasmaschicht bezieht, welche den
Wänden entlang flieszt, obschon ohne Zweifel die Wirkungen eines Druckes oder
einer Berührung durch diese Schicht übermittelt werden musz.
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[54/0068] Drosera rotundifolia. Cap. 3. lösung fängt in den Basen der Tentakeln an, und schreitet dann auf- wärts zu den Drüsen fort, daher in entgegengesetzter Richtung zu der der Zusammenballuug. Zusammenballung wird durch die allerverschiedensten Ursachen erregt: — dadurch, dasz die Drüsen mehrere Male berührt werden, — durch den Druck von Stückchen irgend welcher Art, und da diese von der dichten Absonderung getragen werden, können sie kaum mit dem Gewicht eines Milliontel Gran auf die Drüsen drücken 4, — dadurch, dasz die Tentakeln dicht unter den Drüsen abgeschnitten werden, — dasz die Drüsen verschiedene Flüssigkeiten oder Substanzen aus ge- wissen Körpern aufgelöst aufsaugen, — durch Exosmose — und durch einen gewissen Grad von Wärme. Auf der andern Seite erregt eine Temperatur von ungefähr 65,5° C. (150° F.) keine Zusammenballung, noch bewirkt dies das plötzliche Zerdrücken einer Drüse. Wenn eine Zelle geborsten ist, erleidet weder die ausgetretene Substanz, noch die, welche noch in den Zellen bleibt, eine Zusammenballung, wenn kohlen- saures Ammoniak hinzugefügt wird. Eine sehr starke Lösung dieses Salzes und ziemlich grosze Stückchen rohen Fleisches verhindern, dasz die zusammengeballten Massen sich ordentlich entwickeln. Aus diesen Thatsachen können wir entnehmen, dasz die protoplasmatische Flüssig- keit in den Zellen nicht zusammengeballt wird, wenn sie nicht in einem lebendigen Zustande sich befindet, und nur unvollkommen, wenn die Zelle verletzt worden ist. Wir haben auch gesehen, dasz die Flüssigkeit in einem sauerstoffreichen Zustand sein musz, wenn der Procesz der Zusammenballung von Zelle zu Zelle in dem richtigen Tempo fortschreiten soll. Verschiedene stickstoffhaltige Flüssigkeiten und Salze von Am- moniak bringen Zusammenballung hervor, aber in verschiedenen Graden und in verschiedener Geschwindigkeit. Kohlensaures Ammoniak ist die kräftigste von allen bekannten Substanzen; die Aufsaugung von [FORMEL] eines Gran (0,000482 Milligr.) durch eine Drüse genügt, in allen Zellen desselben Tentakels eine Zusammenballung zu verursachen. 4 Nach Hofmeister (citirt von Sachs, Lehrbuch der Botanik, französ. Uebers. 1874, p. 958) hemmt sehr leichter Druck die Bewegungen des Protoplasma und veranlaszt sogar seine Lösung von den Zellwänden. Der Procesz der Zu- sammenballung ist aber eine verschiedene Erscheinung, da er sich auf den Zellen- inhalt und nur in secundärer Weise auf die Protoplasmaschicht bezieht, welche den Wänden entlang flieszt, obschon ohne Zweifel die Wirkungen eines Druckes oder einer Berührung durch diese Schicht übermittelt werden musz.

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/68>, abgerufen am 27.11.2024.