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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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will diese frappante Erscheinung hier in kurze Betrachtung
ziehen, hauptsächlich um ihr Verhältniß zu jener griechischen
Trias zu beleuchten, die zwar nicht so unmittelbar auf-
fällt und zur Vergleichung zwingt, vielmehr erst durch Un-
tersuchungen, wie unsere obigen, herausgebracht wird, bei
genauerer Betrachtung aber eine weit nähere Verwandtschaft
mit dem christlichen Dogma zeigt, und namentlich, was
die dritte Person, den Geist, betrifft, unendlich mehr aus
der Barbarei herausgearbeitet ist.

Voran steht Brahman mit Scepter, Ring (Sym-
bol der Ewigkeit) und Vedas, und mit seiner Gattin Vach,
der Urvernunft, die sich mit der Griechischen Metis ver-
gleicht. Er heißt der Urvater, Schöpfer, Weltenschöpfer,
Herr der Wesen und der Götter u. s. w. Vishnus,
der Durchdringer, ist die sich durch Materie und Natur
hindurchdringende, einen Weg der Verwandlungen vom
Niedrigsten bis zum Höchsten durchmachende Gotteskraft.
Hier treten die bekannten Avatara's oder Verkörperungen
der Gottheit auf, welche dem Vishnus zufallen und deren
zehn gezählt werden. Eine davon ist noch zukünftig und
hat den Zweck, die Menschen von ihrer Sünde zu befreien
und alle Laster zu tilgen. "Vishnus eigentliches Amt ist,
Erhalter der Welt zu sein, und zwar in dem Sinne, daß
er, wenn die Welt durch Bosheit, Ruchlosigkeit und Ty-
rannei in Gefahr kommt, als erhaltende Schutzgottheit zu
ihrer Rettung in allerlei Gestalten erscheint und auch die
geringste nicht verschmäht, die zum Rettungsmittel dienen
kann." *) Nun kommt Sivas, der dritte Gott, und in

*) Kleuker's asiatische Abhandlungen I. S. 52. Die katholische Theo-
logie hat keinen Anstand genommen, das dem Christenthum Analoge
dieser Vorstellungen anzuerkennen; siehe z. B. Möhler's "Symbolik"
unter der Aufschrift: "Betrachtung über das Heidenthum" S. 82 ff.
"Wer", so heißt es hier, "hat jemals die Lehren der Indier von den

will dieſe frappante Erſcheinung hier in kurze Betrachtung
ziehen, hauptſächlich um ihr Verhältniß zu jener griechiſchen
Trias zu beleuchten, die zwar nicht ſo unmittelbar auf-
fällt und zur Vergleichung zwingt, vielmehr erſt durch Un-
terſuchungen, wie unſere obigen, herausgebracht wird, bei
genauerer Betrachtung aber eine weit nähere Verwandtſchaft
mit dem chriſtlichen Dogma zeigt, und namentlich, was
die dritte Perſon, den Geiſt, betrifft, unendlich mehr aus
der Barbarei herausgearbeitet iſt.

Voran ſteht Brahman mit Scepter, Ring (Sym-
bol der Ewigkeit) und Vedas, und mit ſeiner Gattin Vach,
der Urvernunft, die ſich mit der Griechiſchen Metis ver-
gleicht. Er heißt der Urvater, Schöpfer, Weltenſchöpfer,
Herr der Weſen und der Götter u. ſ. w. Vishnus,
der Durchdringer, iſt die ſich durch Materie und Natur
hindurchdringende, einen Weg der Verwandlungen vom
Niedrigſten bis zum Höchſten durchmachende Gotteskraft.
Hier treten die bekannten Avatara’s oder Verkörperungen
der Gottheit auf, welche dem Vishnus zufallen und deren
zehn gezählt werden. Eine davon iſt noch zukünftig und
hat den Zweck, die Menſchen von ihrer Sünde zu befreien
und alle Laſter zu tilgen. „Vishnus eigentliches Amt iſt,
Erhalter der Welt zu ſein, und zwar in dem Sinne, daß
er, wenn die Welt durch Bosheit, Ruchloſigkeit und Ty-
rannei in Gefahr kommt, als erhaltende Schutzgottheit zu
ihrer Rettung in allerlei Geſtalten erſcheint und auch die
geringſte nicht verſchmäht, die zum Rettungsmittel dienen
kann.“ *) Nun kommt Sivas, der dritte Gott, und in

*) Kleuker’s aſiatiſche Abhandlungen I. S. 52. Die katholiſche Theo-
logie hat keinen Anſtand genommen, das dem Chriſtenthum Analoge
dieſer Vorſtellungen anzuerkennen; ſiehe z. B. Möhler’s „Symbolik“
unter der Aufſchrift: „Betrachtung über das Heidenthum“ S. 82 ff.
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[93/0115] will dieſe frappante Erſcheinung hier in kurze Betrachtung ziehen, hauptſächlich um ihr Verhältniß zu jener griechiſchen Trias zu beleuchten, die zwar nicht ſo unmittelbar auf- fällt und zur Vergleichung zwingt, vielmehr erſt durch Un- terſuchungen, wie unſere obigen, herausgebracht wird, bei genauerer Betrachtung aber eine weit nähere Verwandtſchaft mit dem chriſtlichen Dogma zeigt, und namentlich, was die dritte Perſon, den Geiſt, betrifft, unendlich mehr aus der Barbarei herausgearbeitet iſt. Voran ſteht Brahman mit Scepter, Ring (Sym- bol der Ewigkeit) und Vedas, und mit ſeiner Gattin Vach, der Urvernunft, die ſich mit der Griechiſchen Metis ver- gleicht. Er heißt der Urvater, Schöpfer, Weltenſchöpfer, Herr der Weſen und der Götter u. ſ. w. Vishnus, der Durchdringer, iſt die ſich durch Materie und Natur hindurchdringende, einen Weg der Verwandlungen vom Niedrigſten bis zum Höchſten durchmachende Gotteskraft. Hier treten die bekannten Avatara’s oder Verkörperungen der Gottheit auf, welche dem Vishnus zufallen und deren zehn gezählt werden. Eine davon iſt noch zukünftig und hat den Zweck, die Menſchen von ihrer Sünde zu befreien und alle Laſter zu tilgen. „Vishnus eigentliches Amt iſt, Erhalter der Welt zu ſein, und zwar in dem Sinne, daß er, wenn die Welt durch Bosheit, Ruchloſigkeit und Ty- rannei in Gefahr kommt, als erhaltende Schutzgottheit zu ihrer Rettung in allerlei Geſtalten erſcheint und auch die geringſte nicht verſchmäht, die zum Rettungsmittel dienen kann.“ *) Nun kommt Sivas, der dritte Gott, und in *) Kleuker’s aſiatiſche Abhandlungen I. S. 52. Die katholiſche Theo- logie hat keinen Anſtand genommen, das dem Chriſtenthum Analoge dieſer Vorſtellungen anzuerkennen; ſiehe z. B. Möhler’s „Symbolik“ unter der Aufſchrift: „Betrachtung über das Heidenthum“ S. 82 ff. „Wer“, ſo heißt es hier, „hat jemals die Lehren der Indier von den

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/115>, abgerufen am 21.11.2024.