F. Biblische und kirchliche Rechtfertigungsgründe in Be- ziehung auf die dieser Schrift eigene Auffassung des Heidenthums.
Für Diejenigen, welche glauben sollten, man thue dem Heidenthume zu viel Ehre an, wenn man so viele positive Beziehungen zu biblischen, christlichen und kirchlichen Din- gen darin finde, wie hier geschehen ist, sei schließlich noch Folgendes bemerkt.
Durch die von uns dem Heidenthum, namentlich dem den Culminationspunkt seines Culturprozesses bildenden Griechen- und Römerthum, zuerkannte Stellung und Be- deutung wird das Christenthum nebst seiner alttestament- lichen Grundlage und kirchlichen Fortbildung so wenig de- gradirt und in Schatten gestellt, daß dadurch im Gegen- theil erst seine ganze Würde und Hoheit vor Augen tritt, indem sich ergibt, wie die Größe und Herrlichkeit der edel- sten und berühmtesten Nationen des Alterthums nur dazu bestimmt war und gedient hat, eine Vorstufe und Vorbe- reitung desselben auf Seiten des Heidenthums zu sein. Das Römerthum hatte die Aufgabe, der Kirche, die an
F. Bibliſche und kirchliche Rechtfertigungsgründe in Be- ziehung auf die dieſer Schrift eigene Auffaſſung des Heidenthums.
Für Diejenigen, welche glauben ſollten, man thue dem Heidenthume zu viel Ehre an, wenn man ſo viele poſitive Beziehungen zu bibliſchen, chriſtlichen und kirchlichen Din- gen darin finde, wie hier geſchehen iſt, ſei ſchließlich noch Folgendes bemerkt.
Durch die von uns dem Heidenthum, namentlich dem den Culminationspunkt ſeines Culturprozeſſes bildenden Griechen- und Römerthum, zuerkannte Stellung und Be- deutung wird das Chriſtenthum nebſt ſeiner altteſtament- lichen Grundlage und kirchlichen Fortbildung ſo wenig de- gradirt und in Schatten geſtellt, daß dadurch im Gegen- theil erſt ſeine ganze Würde und Hoheit vor Augen tritt, indem ſich ergibt, wie die Größe und Herrlichkeit der edel- ſten und berühmteſten Nationen des Alterthums nur dazu beſtimmt war und gedient hat, eine Vorſtufe und Vorbe- reitung deſſelben auf Seiten des Heidenthums zu ſein. Das Römerthum hatte die Aufgabe, der Kirche, die an
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[[105]/0127]
F.
Bibliſche und kirchliche Rechtfertigungsgründe in Be-
ziehung auf die dieſer Schrift eigene Auffaſſung
des Heidenthums.
Für Diejenigen, welche glauben ſollten, man thue dem
Heidenthume zu viel Ehre an, wenn man ſo viele poſitive
Beziehungen zu bibliſchen, chriſtlichen und kirchlichen Din-
gen darin finde, wie hier geſchehen iſt, ſei ſchließlich noch
Folgendes bemerkt.
Durch die von uns dem Heidenthum, namentlich dem
den Culminationspunkt ſeines Culturprozeſſes bildenden
Griechen- und Römerthum, zuerkannte Stellung und Be-
deutung wird das Chriſtenthum nebſt ſeiner altteſtament-
lichen Grundlage und kirchlichen Fortbildung ſo wenig de-
gradirt und in Schatten geſtellt, daß dadurch im Gegen-
theil erſt ſeine ganze Würde und Hoheit vor Augen tritt,
indem ſich ergibt, wie die Größe und Herrlichkeit der edel-
ſten und berühmteſten Nationen des Alterthums nur dazu
beſtimmt war und gedient hat, eine Vorſtufe und Vorbe-
reitung deſſelben auf Seiten des Heidenthums zu ſein.
Das Römerthum hatte die Aufgabe, der Kirche, die an
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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. [105]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/127>, abgerufen am 16.02.2025.
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