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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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uns zeigt sich darin bestimmter die behauptete Anlage zu
der Umwandlung des weltlichen Roms in das geistliche,
das für jenes Alterthum selbst noch in ferner, dunkler Zu-
kunft, doch, dessen innerstem Sinn und Geiste nach, offen-
bar schon sehr nahe lag.

Fragt man, ob sich diese Anlage nicht auf ähnliche
Weise auch in späteren Zeiten herausgestellt, so fehlt es
auch hier an solchen Spuren und Analogien keineswegs.
Namentlich zeigt sich dies in der Kaiserzeit, nachdem der
fürchterliche Schwindel und Wahnsinn, der die römischen
Weltherrscher ergriff, bereits seine Rolle gespielt, und seine
hervorragendsten Repräsentationen erhalten hatte. Es gab
wohl nirgend scheußlichere Tyrannen, als auf diesem Throne;
aber es saß auch eine Anzahl der edelsten und liebenswür-
digsten Menschen darauf, die die Geschichte kennt. Die
Güte eines Titus z. B. ist eben so weltbekannt und zu
einem eben so ewigen Beispiele und Sprüchworte geworden,
als eines Nero Tollheit und Grausamkeit. Das gute
Princip wird sogar einen ganzen langen Zeitraum hin-
durch entschieden vorherrschend und siegreich gefunden. Mit
Nerva begann eine Reihe von Regierungen, die über
achtzig Jahre dauerte, die man als die glücklichste Periode
der Menschheit, als eine Art von goldenem Zeitalter ge-
priesen hat und der man ihre jedenfalls relativ großen
und preiswürdigen Vorzüge nicht streitig machen kann. Der
glorreich herrschende Trajan, "der Beste" genannt; der,
wenn auch nicht tadellose, doch ebenfalls mit vorzüglichen
Eigenschaften ausgerüstete Hadrian, welcher zehn Jahre
lang seine sämmtlichen Staaten in allen drei Welttheilen,
meist zu Fuße und in bloßem Kopfe, bereiste; der von ihm
adoptirte Antoninus Pius, dessen Güte, Weisheit,
Einfachheit, geräuschlose Thätigkeit und strenge Ordnung
das Reich beglückte und den von ihm beherrschten Völkern

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uns zeigt ſich darin beſtimmter die behauptete Anlage zu
der Umwandlung des weltlichen Roms in das geiſtliche,
das für jenes Alterthum ſelbſt noch in ferner, dunkler Zu-
kunft, doch, deſſen innerſtem Sinn und Geiſte nach, offen-
bar ſchon ſehr nahe lag.

Fragt man, ob ſich dieſe Anlage nicht auf ähnliche
Weiſe auch in ſpäteren Zeiten herausgeſtellt, ſo fehlt es
auch hier an ſolchen Spuren und Analogien keineswegs.
Namentlich zeigt ſich dies in der Kaiſerzeit, nachdem der
fürchterliche Schwindel und Wahnſinn, der die römiſchen
Weltherrſcher ergriff, bereits ſeine Rolle geſpielt, und ſeine
hervorragendſten Repräſentationen erhalten hatte. Es gab
wohl nirgend ſcheußlichere Tyrannen, als auf dieſem Throne;
aber es ſaß auch eine Anzahl der edelſten und liebenswür-
digſten Menſchen darauf, die die Geſchichte kennt. Die
Güte eines Titus z. B. iſt eben ſo weltbekannt und zu
einem eben ſo ewigen Beiſpiele und Sprüchworte geworden,
als eines Nero Tollheit und Grauſamkeit. Das gute
Princip wird ſogar einen ganzen langen Zeitraum hin-
durch entſchieden vorherrſchend und ſiegreich gefunden. Mit
Nerva begann eine Reihe von Regierungen, die über
achtzig Jahre dauerte, die man als die glücklichſte Periode
der Menſchheit, als eine Art von goldenem Zeitalter ge-
prieſen hat und der man ihre jedenfalls relativ großen
und preiswürdigen Vorzüge nicht ſtreitig machen kann. Der
glorreich herrſchende Trajan, „der Beſte“ genannt; der,
wenn auch nicht tadelloſe, doch ebenfalls mit vorzüglichen
Eigenſchaften ausgerüſtete Hadrian, welcher zehn Jahre
lang ſeine ſämmtlichen Staaten in allen drei Welttheilen,
meiſt zu Fuße und in bloßem Kopfe, bereiſte; der von ihm
adoptirte Antoninus Pius, deſſen Güte, Weisheit,
Einfachheit, geräuſchloſe Thätigkeit und ſtrenge Ordnung
das Reich beglückte und den von ihm beherrſchten Völkern

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[19/0041] uns zeigt ſich darin beſtimmter die behauptete Anlage zu der Umwandlung des weltlichen Roms in das geiſtliche, das für jenes Alterthum ſelbſt noch in ferner, dunkler Zu- kunft, doch, deſſen innerſtem Sinn und Geiſte nach, offen- bar ſchon ſehr nahe lag. Fragt man, ob ſich dieſe Anlage nicht auf ähnliche Weiſe auch in ſpäteren Zeiten herausgeſtellt, ſo fehlt es auch hier an ſolchen Spuren und Analogien keineswegs. Namentlich zeigt ſich dies in der Kaiſerzeit, nachdem der fürchterliche Schwindel und Wahnſinn, der die römiſchen Weltherrſcher ergriff, bereits ſeine Rolle geſpielt, und ſeine hervorragendſten Repräſentationen erhalten hatte. Es gab wohl nirgend ſcheußlichere Tyrannen, als auf dieſem Throne; aber es ſaß auch eine Anzahl der edelſten und liebenswür- digſten Menſchen darauf, die die Geſchichte kennt. Die Güte eines Titus z. B. iſt eben ſo weltbekannt und zu einem eben ſo ewigen Beiſpiele und Sprüchworte geworden, als eines Nero Tollheit und Grauſamkeit. Das gute Princip wird ſogar einen ganzen langen Zeitraum hin- durch entſchieden vorherrſchend und ſiegreich gefunden. Mit Nerva begann eine Reihe von Regierungen, die über achtzig Jahre dauerte, die man als die glücklichſte Periode der Menſchheit, als eine Art von goldenem Zeitalter ge- prieſen hat und der man ihre jedenfalls relativ großen und preiswürdigen Vorzüge nicht ſtreitig machen kann. Der glorreich herrſchende Trajan, „der Beſte“ genannt; der, wenn auch nicht tadelloſe, doch ebenfalls mit vorzüglichen Eigenſchaften ausgerüſtete Hadrian, welcher zehn Jahre lang ſeine ſämmtlichen Staaten in allen drei Welttheilen, meiſt zu Fuße und in bloßem Kopfe, bereiſte; der von ihm adoptirte Antoninus Pius, deſſen Güte, Weisheit, Einfachheit, geräuſchloſe Thätigkeit und ſtrenge Ordnung das Reich beglückte und den von ihm beherrſchten Völkern 2*

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/41>, abgerufen am 23.11.2024.