Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.Hymnus auf Zeus, der mit den höchsten und reinsten Vor- *) Vergl. hierüber die Aeußerungen Tennemann's: Geschichte der Phi- losophie. IV. S. 236. **) Vergl. im Anhange den Aufsatz: "Stoa und Christenthum."
Hymnus auf Zeus, der mit den höchſten und reinſten Vor- *) Vergl. hierüber die Aeußerungen Tennemann’s: Geſchichte der Phi- loſophie. IV. S. 236. **) Vergl. im Anhange den Aufſatz: „Stoa und Chriſtenthum.“
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="21"/> Hymnus auf Zeus, der mit den höchſten und reinſten Vor-<lb/> ſtellungen, die wir von Gott zu haben im Stande ſind,<lb/> in bewundernswürdiger Uebereinſtimmung iſt. <note place="foot" n="*)">Vergl. hierüber die Aeußerungen <hi rendition="#g">Tennemann’s</hi>: Geſchichte der Phi-<lb/> loſophie. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 236.</note> Die von<lb/><hi rendition="#g">Epiktet</hi> gegebenen Vorſchriften hat ſein Schüler <hi rendition="#g">Arrian</hi>,<lb/> ein kleinaſiatiſcher Grieche und Freund des Kaiſers <hi rendition="#g">Ha-<lb/> drian</hi>, in einer Schrift zuſammengeſtellt, welche Enchiridion<lb/> betitelt iſt und mit der Sittenlehre des Chriſtenthums ſo<lb/> vielfach harmonirt, daß Manche daraus ſchließen zu dürfen<lb/> geglaubt haben, <hi rendition="#g">Epiktet</hi> ſei Chriſt geweſen. Die Stoiker<lb/> ſtellten namentlich auch den Grundſatz der <hi rendition="#g">Feindesliebe</hi><lb/> auf. <hi rendition="#g">Marc Aurel</hi> ſelbſt hat uns ein in dieſen Bezie-<lb/> hungen ſehr merkwürdiges Buch hinterlaſſen, eine Samm-<lb/> lung von Notizen, Reflexionen und Maximen, welche den<lb/> Titel: „An ſich ſelbſt“ führt. Die ſchönſte Seele, die<lb/> lauterſte Geſinnung, der ſanfteſte Charakter, das ernſtlichſte<lb/> Streben nach dem Guten und Edlen, nebſt einer großarti-<lb/> gen, von allem Particularismus, aller inhumanen Aus-<lb/> ſchließung und Härte freien Weltanſchauung thut ſich in<lb/> dieſem Buche kund. <note place="foot" n="**)">Vergl. im Anhange den Aufſatz: „Stoa und Chriſtenthum.“</note> Höchſt intereſſant ſind die Schil-<lb/> derungen, die hier <hi rendition="#g">Marc Aurel</hi> von ſeinem einfach gu-<lb/> ten und großen Vorgänger im Reiche, <hi rendition="#g">Antoninus Pius</hi><lb/> macht; ſie erfüllen uns mit der höchſten Achtung ſowohl<lb/> für den Preiſenden, als für den Geprieſenen. Als <hi rendition="#g">Marc<lb/> Aurel</hi> im Begriffe war, wider die Scythen zu Felde zu<lb/> ziehen, verſammelten ſich vor ſeinem Palaſte die Römer<lb/> und ſtellten an ihn die Bitte, er möchte ihnen vor ſeiner<lb/> Abreiſe eine Anleitung zu ächter Lebensführung und Pflicht-<lb/> erfüllung aufſetzen, damit ſie für die Zeit, in welcher er,<lb/> ihr perſönliches Muſter und Vorbild, abweſend ſei, Etwas<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0043]
Hymnus auf Zeus, der mit den höchſten und reinſten Vor-
ſtellungen, die wir von Gott zu haben im Stande ſind,
in bewundernswürdiger Uebereinſtimmung iſt. *) Die von
Epiktet gegebenen Vorſchriften hat ſein Schüler Arrian,
ein kleinaſiatiſcher Grieche und Freund des Kaiſers Ha-
drian, in einer Schrift zuſammengeſtellt, welche Enchiridion
betitelt iſt und mit der Sittenlehre des Chriſtenthums ſo
vielfach harmonirt, daß Manche daraus ſchließen zu dürfen
geglaubt haben, Epiktet ſei Chriſt geweſen. Die Stoiker
ſtellten namentlich auch den Grundſatz der Feindesliebe
auf. Marc Aurel ſelbſt hat uns ein in dieſen Bezie-
hungen ſehr merkwürdiges Buch hinterlaſſen, eine Samm-
lung von Notizen, Reflexionen und Maximen, welche den
Titel: „An ſich ſelbſt“ führt. Die ſchönſte Seele, die
lauterſte Geſinnung, der ſanfteſte Charakter, das ernſtlichſte
Streben nach dem Guten und Edlen, nebſt einer großarti-
gen, von allem Particularismus, aller inhumanen Aus-
ſchließung und Härte freien Weltanſchauung thut ſich in
dieſem Buche kund. **) Höchſt intereſſant ſind die Schil-
derungen, die hier Marc Aurel von ſeinem einfach gu-
ten und großen Vorgänger im Reiche, Antoninus Pius
macht; ſie erfüllen uns mit der höchſten Achtung ſowohl
für den Preiſenden, als für den Geprieſenen. Als Marc
Aurel im Begriffe war, wider die Scythen zu Felde zu
ziehen, verſammelten ſich vor ſeinem Palaſte die Römer
und ſtellten an ihn die Bitte, er möchte ihnen vor ſeiner
Abreiſe eine Anleitung zu ächter Lebensführung und Pflicht-
erfüllung aufſetzen, damit ſie für die Zeit, in welcher er,
ihr perſönliches Muſter und Vorbild, abweſend ſei, Etwas
*) Vergl. hierüber die Aeußerungen Tennemann’s: Geſchichte der Phi-
loſophie. IV. S. 236.
**) Vergl. im Anhange den Aufſatz: „Stoa und Chriſtenthum.“
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