Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeichen erschreckt, zwei seiner Söhne, "durch damals unbe-
kannte Lande und noch unbekanntere Meere nach Griechen-
land schickte." Mächtig und glänzend tritt das prophetische
Moment auch im alten Testamente hervor; aber nur um
den Messias zu verkünden, der im Judenthume geboren
werden sollte und auf den hier Alles angelegt war. Die
Idee des messianisch bethätigten Gottsohnes fehlte, wie wir
gesehen haben, auch dem heidnischen Alterthum nicht; aber
sie bleibt hier nur Idee und idealistische Vorbereitung; die
ungeheuere Thatsache der Realisirung derselben fällt in die
Sphäre des übrigens zurücktretenden und verachteten Ju-
denthums, und selbst, wo sie in dieser nur erst als pro-
phetische Vorstellung vorhanden, zeichnet sie sich durch jenes
sehnsüchtige, pathetische Drängen zur Realität aus, das
sonst nirgend in demselben Maße zum Ausspruche kommt.


Zeichen erſchreckt, zwei ſeiner Söhne, „durch damals unbe-
kannte Lande und noch unbekanntere Meere nach Griechen-
land ſchickte.“ Mächtig und glänzend tritt das prophetiſche
Moment auch im alten Teſtamente hervor; aber nur um
den Meſſias zu verkünden, der im Judenthume geboren
werden ſollte und auf den hier Alles angelegt war. Die
Idee des meſſianiſch bethätigten Gottſohnes fehlte, wie wir
geſehen haben, auch dem heidniſchen Alterthum nicht; aber
ſie bleibt hier nur Idee und idealiſtiſche Vorbereitung; die
ungeheuere Thatſache der Realiſirung derſelben fällt in die
Sphäre des übrigens zurücktretenden und verachteten Ju-
denthums, und ſelbſt, wo ſie in dieſer nur erſt als pro-
phetiſche Vorſtellung vorhanden, zeichnet ſie ſich durch jenes
ſehnſüchtige, pathetiſche Drängen zur Realität aus, das
ſonſt nirgend in demſelben Maße zum Ausſpruche kommt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0076" n="54"/>
Zeichen er&#x017F;chreckt, zwei &#x017F;einer Söhne, &#x201E;durch damals unbe-<lb/>
kannte Lande und noch unbekanntere Meere nach Griechen-<lb/>
land &#x017F;chickte.&#x201C; Mächtig und glänzend tritt das propheti&#x017F;che<lb/>
Moment auch im alten Te&#x017F;tamente hervor; aber nur um<lb/>
den Me&#x017F;&#x017F;ias zu verkünden, der im Judenthume geboren<lb/>
werden &#x017F;ollte und auf den hier Alles angelegt war. Die<lb/>
Idee des me&#x017F;&#x017F;iani&#x017F;ch bethätigten Gott&#x017F;ohnes fehlte, wie wir<lb/>
ge&#x017F;ehen haben, auch dem heidni&#x017F;chen Alterthum nicht; aber<lb/>
&#x017F;ie bleibt hier nur Idee und ideali&#x017F;ti&#x017F;che Vorbereitung; die<lb/>
ungeheuere That&#x017F;ache der Reali&#x017F;irung der&#x017F;elben fällt in die<lb/>
Sphäre des übrigens zurücktretenden und verachteten Ju-<lb/>
denthums, und &#x017F;elb&#x017F;t, wo &#x017F;ie in die&#x017F;er nur er&#x017F;t als pro-<lb/>
pheti&#x017F;che Vor&#x017F;tellung vorhanden, zeichnet &#x017F;ie &#x017F;ich durch jenes<lb/>
&#x017F;ehn&#x017F;üchtige, patheti&#x017F;che Drängen zur Realität aus, das<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t nirgend in dem&#x017F;elben Maße zum Aus&#x017F;pruche kommt.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0076] Zeichen erſchreckt, zwei ſeiner Söhne, „durch damals unbe- kannte Lande und noch unbekanntere Meere nach Griechen- land ſchickte.“ Mächtig und glänzend tritt das prophetiſche Moment auch im alten Teſtamente hervor; aber nur um den Meſſias zu verkünden, der im Judenthume geboren werden ſollte und auf den hier Alles angelegt war. Die Idee des meſſianiſch bethätigten Gottſohnes fehlte, wie wir geſehen haben, auch dem heidniſchen Alterthum nicht; aber ſie bleibt hier nur Idee und idealiſtiſche Vorbereitung; die ungeheuere Thatſache der Realiſirung derſelben fällt in die Sphäre des übrigens zurücktretenden und verachteten Ju- denthums, und ſelbſt, wo ſie in dieſer nur erſt als pro- phetiſche Vorſtellung vorhanden, zeichnet ſie ſich durch jenes ſehnſüchtige, pathetiſche Drängen zur Realität aus, das ſonſt nirgend in demſelben Maße zum Ausſpruche kommt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/76
Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/76>, abgerufen am 21.11.2024.