A. Ueber katholische Cultusformen und Cultusmittel. Zu I. S. 8.
Niemand hat die Wirkung, welche der katholische Cultus in Folge seiner Objektivität und Anschaulichkeit auf das Gemüth des Menschen auszuüben vermag, trefflicher ge- schildert, als Schiller in seiner Maria Stuart, indem er Mortimer von seiner Conversion erzählen läßt.
"Ich zählte zwanzig Jahre, Königin; In strengen Pflichten war ich aufgewachsen, In finsterm Haß des Papstthums aufgesäugt, Als mich die unbezwingliche Begierde Hinaus trieb auf das feste Land. Ich ließ Der Puritaner dumpfe Predigtstuben, Die Heimat hinter mir; in schnellem Lauf Durchzog ich Frankreich, das gepriesene Italien mit heißem Wunsche suchend. Es war die Zeit des großen Kirchenfestes; Von Pilgerschaaren wimmelten die Wege, Bekränzt war jedes Gottesbild, es war, Als ob die Menschheit auf der Wandrung wäre,
A. Ueber katholiſche Cultusformen und Cultusmittel. Zu I. S. 8.
Niemand hat die Wirkung, welche der katholiſche Cultus in Folge ſeiner Objektivität und Anſchaulichkeit auf das Gemüth des Menſchen auszuüben vermag, trefflicher ge- ſchildert, als Schiller in ſeiner Maria Stuart, indem er Mortimer von ſeiner Converſion erzählen läßt.
„Ich zählte zwanzig Jahre, Königin; In ſtrengen Pflichten war ich aufgewachſen, In finſterm Haß des Papſtthums aufgeſäugt, Als mich die unbezwingliche Begierde Hinaus trieb auf das feſte Land. Ich ließ Der Puritaner dumpfe Predigtſtuben, Die Heimat hinter mir; in ſchnellem Lauf Durchzog ich Frankreich, das geprieſene Italien mit heißem Wunſche ſuchend. Es war die Zeit des großen Kirchenfeſtes; Von Pilgerſchaaren wimmelten die Wege, Bekränzt war jedes Gottesbild, es war, Als ob die Menſchheit auf der Wandrung wäre,
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A.
Ueber katholiſche Cultusformen und Cultusmittel.
Zu I. S. 8.
Niemand hat die Wirkung, welche der katholiſche Cultus
in Folge ſeiner Objektivität und Anſchaulichkeit auf das
Gemüth des Menſchen auszuüben vermag, trefflicher ge-
ſchildert, als Schiller in ſeiner Maria Stuart, indem
er Mortimer von ſeiner Converſion erzählen läßt.
„Ich zählte zwanzig Jahre, Königin;
In ſtrengen Pflichten war ich aufgewachſen,
In finſterm Haß des Papſtthums aufgeſäugt,
Als mich die unbezwingliche Begierde
Hinaus trieb auf das feſte Land. Ich ließ
Der Puritaner dumpfe Predigtſtuben,
Die Heimat hinter mir; in ſchnellem Lauf
Durchzog ich Frankreich, das geprieſene
Italien mit heißem Wunſche ſuchend.
Es war die Zeit des großen Kirchenfeſtes;
Von Pilgerſchaaren wimmelten die Wege,
Bekränzt war jedes Gottesbild, es war,
Als ob die Menſchheit auf der Wandrung wäre,
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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. [61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/83>, abgerufen am 16.02.2025.
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