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Decker, Paul: Fürstlicher Baumeister, Oder Architectura Civilis. Augsburg, 1711.

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XXXIX.
Die eine Seite des Speiß-Saals/ zumahl wie er bey dem Eingang in denselben anzuschauen
ist/ kommt in diesem Blat für Augen. Hieselbst mögen/ wie allbereit oben bey dem Haupt-Saal
ist erinnert worden/ die Säulen auf gleiche Art/ jedoch von anderer Farb marmorirt werden/ et-
wan dem Marmor, Brocatelle genandt/ ähnlich und gleich/ der aus Spanien gebracht wird/ und
sehr rar und kostbahr ist. Wiewol man dabey zu mercken und in Obacht zu nehmen hat/ daß
die Füllungen/ beedes unter und ober dem Kämpffer/ wiederum aus einer andern Art Marmor
bestehen/ und man damit beständig umwechseln müsse. Ebener massen muß die Wand um den
gantzen Saal herum/ also gemacht werden/ daß sie sich zu der Farb des Marmors/ den man sich
belieben lassen/ schicke/ und kein Ubelstand heraus komme. Die Fenster-Schenckel möchte man et-
wan von Mosaischer Arbeit/ welches eine Art die mit gefärbten Steinen und Gläsern einlegen/
wird verfertigen/ auf daß die Figuren in rechter Mahler Haltung heraus kommen. Die Rah-
men/ und was noch für Ornamenta allhier sind/ z. E. das Haupt-Gesimbs/ Capitello, Schafft-
Gesimbs etc. etc. werden sämtlich verguldet. In den Camin kan man ferner ein grosses und an-
sehnliches Spiegel-Glaß einlegen; das übrige aber am Camin von Marmor und Gold auszieren.
Der obere Auffsatz käme gut heraus/ wann er selbsten gemahlet/ der Krantz um denselbigen von
Stucco geführt/ und gleich denen Ornamenten vergüldet würde.
XL.
Hierauff haben wir die andere/ und zwar die Fenster-Seite des Speiß-Saals/ auf diesem
Kupffer zu sehen.
XLI.
Das Platfond oder Decken-Stuck/ stellt auf Optische Art/ aus der alten Römer Gebräuchen/
eine Hochzeit für/ da zuförderst Braut und Bräutigam einander die Hände geben/ und ist die
Braut mit dem bekandten Schleyer/ den die Römer flammeum nennen/ bedecket. Hymenaeus
trägt ihnen die Hochzeit-Fackeln für/ dabey findet sich eine Weibs-Person mit einer Turtel-Taube/
die ehliche Treu zum guten Glück abzubilden; eine andere Weibs-Person träget Blumen zu/ wel-
che man insgemein bey Hochzeiten ausgestreuet hat. Ein fliegender Genius bringet Frucht-Ge-
hänge/ und zieret damit die Thür-Pfosten und Säulen aus; ein anderer Nuntius, hält in seiner
Hand ein zusamm gerolltes Papier/ worauff die Hochzeit-Verse geschrieben stehen. Uber ihnen
kommt Juno in den Wolcken/ die getroffene Ehe zu bestättigen/ und die verheyrathete Personen zu
vereinigen: Sie hat zu Gefährtinnen die Concordiam mit dem Horn des Uberflusses/ und die Cy-
belen,
welche mit ihrer Krafft die Leibes Fruchtbarkeit befördert. Höher über ihnen zeiget sich
Phoebus, oder die auffgehende Sonne/ mit ihren Horis. In denen zweyen Altanen befinden sich
theils unterschiedliche Musicanten/ so auf lieblichen Instrumenten spielen/ theils Kinder/ welche die
Säulen mit Frucht-Gehängen auszieren. Um das gantze Stuck herum stellen sich allerhand Fi-
guren dar/ so zur Zubereitung der Mahlzeit behülfflich seyn/ und die Speisen mit dem Geträncke zu
tragen. Noch mehr oben über den Wolcken/ sitzet auf einem erhabenen Stuhl und unter einer
Cupala in den Wolcken/ Jupiter, vergesellschafftet mit Neptuno und Plutone, anzuzeigen/ daß diese
drey Haupt-Götter längstens vorhero diese getroffene Ehe gesehen und beschlossen. Etwas unter
ihnen in den Wolcken kommt der völlige Götter-Rath/ aus welchem ein jedweder an dem abson-
derlich bey sich habenden Zeichen unschwehr zu erkennen ist.
XLII.
Auf diesem Blat ist der Grund-Riß zu dem Vor-Gemach des Prunck- oder Parade-Zimmers
enthalten.
XLIII.
Hiemit bekommen wir die schmahle Seite des Vor-Gemachs/ an dem Parade- oder Prunck-
Zimmer/ zu schauen. Es ist allda der Camin befindlich/ und wird solches durchaus mit gewürck-
ten Tappeten von Grodesqven ausstaffirt.
XLIV.
Dieser Auffriß weiset uns ferner/ die lange Seite des Vor-Gemachs vor dem Parade-Zim-
mer/ an welcher die Fenster stehen.
XLV.
Die der nechst vorhergehenden Seite gegen über stehende dritte längere Seite des Vor-Ge-
machs/ stellt sich auf sothane Weise den Augen für. Dieweil nun/ angezeigter massen nach/ das
[Spaltenumbruch] Vor-Gemach mit einander soll tapeziert seyn/ so wird in diesen entworffenen Tapeten Apollo im
Zodiaco eingewürcket vorgestellet. An den vier Ecken sieht man die vier Jahrs-Zeiten/ und in
der Mitte den Saturnum oder das Bild der Zeit mit der Sense. Alles und jedes sind Grodesqven
mit bunten Farben gewürcket.
XLVI.
Das zu dem Vor-Gemach des Parade-Zimmers gehörige Platfond, oder Decken-Stuck/ wel-
ches man entweder a fresco mahlen/ oder aus Stucco arbeiten und gantz vergülden kan/ begreifft
in den vier Ecken/ und in so viel Ovalen/ vier besondere Götter und Göttinnen/ nemlich den Apolli-
nem,
die Junonem, den Neptunum, die Cybelen, durch welche man die vier gemeine Elementa an-
deutet. Eine jedwede von diesen Gottheiten hat zwey Tugend-Bilder zur Seiten. Apollo, der
das Element des Feuers abbildet/ hat mit sich die Klugheit und Mässigkeit/ und soll davon die Be-
deutung seyn: hierdurch mache er den Erdboden fruchtbar/ wann er die Hitz der Sonnen weder zu
starck noch zu gering seyn lasse/ auf daß die Erd-Gewächse/ von welchen die Menschen ihre Nah-
rung und Unterhalt bekommen/ zu ihrer rechten Zeitigung gelangen. Juno, in dem Element der
Lufft/ hat zu Begleiterinnen/ die Liebe und die Treue; jene ist ein Kenn-Zeichen Göttlicher Barm-
hertzigkeit/ daß nemlich der Allerhöchste den Menschen/ nicht nach Verdiensten und nach ihren Sün-
den lohnet/ auch die Erd-Gewächse/ wie es ihm gar ein leichtes und alsobalden möglich wäre/ nicht
mit Blitzen/ Donner/ Hagel und Schlossen/ welche aus der Lufft herkommen/ zu Grund richtet; son-
dern seine zärtliche Gütigkeit allenthalben vorschlagen läßt; Diese/ die Treue/ ist ein Merckmahl/
daß GOtt der HErr aus denn Wolcken in der Lufft/ Früh- und Spat-Regen/ auch anders beque-
mes Gewitter gibt/ zum besten des Erdbodens; und verkündiget dieses Gute/ so man von ihm zu
hoffen hat/ der Oel-Zweig/ welchen die Treue in der rechten Hand führet. Neptunus, dem das E-
lement des Wassers zukommt/ hat neben sich/ die Stärcke und die Geschwindigkeit/ als die genauesten
Eigenschafften dieses Elements/ und hält er durch die Stärcke den schnellen Lauff des Wassers ein/
damit es nicht aus seinen Schrancken trette/ und Schaden anrichte. Cybele, derer man das Ele-
ment der Erden zueignet/ hat zur Gesellschafft/ die Gerechtigkeit und den Frieden/ sothane Tugenden/
durch welche der Erd-Boden in seinem Flor erhalten/ und am glücklichsten regiert wird. In der
Mitte dieses Platfonds erscheinet in einer Glorie Jupiter auf denn Wolcken/ um ihn herum sitzen die
Ahnen und Vorfahren des jenigen Fürsten/ welcher diesen Pallast bewohnet/ als Götter herum/
und wird der letzt-verstorbne Herr/ als Vatter des nunmehro regierenden Printzens/ aus Befehl
der Ewigkeit/ die gar nahe dabey sitzet/ und an den Sternen um das Haupt kennbar ist/ durch die
Zeit/ zu denen schon oben sich befindenden vergötterten oder verewigten Ahnen getragen/ um in de-
ren Gesellschafft auffgenommen zu werden.
XLVII.
Die erste Seite von dem Cabinet des Fürsten/ ist hieranff anzuschauen/ dessen Form und Art
in dem nachstchenden 48. Kupffer-Blat schrifftlich entworffen und angezeigt ist. Hier ist nur die-
ses noch anzumercken/ daß der Krantz oder das Haupt-Gesimbs/ mit denen darauff sitzenden Sta-
tuen
oder Bildern/ gantz verguldet werden muß. Die Thüren/ welche man sonsten gewöhnlicher
massen/ von Schrein-Werck oder Tischler-Arbeit verfertigen läßt/ sind gegenwärtig von dem schön-
sten Cristallen-Glaß gemacht. Die Einfassung und Pfosten kommen von schwartzen Eben-Holtz/
darauff man die verguldete Zierrathen leget; wie dann auch der völlige Auffsatz der Thür muß
verguldet werden/ jedoch ohne die hieher gehörige Mahlerey und ohne die in denen Gefässen befind-
liche Blumen; als welche mit lebendigen Farben vorzustellen seyn.
XLVIII.
Des Cabinets andre Seite kommt hiemit zum Vorschein/ und ist/ wie schon erwehnt worden/
in der unten angesetzten Schrifft mit mehrern enthalten/ wie die Art des Cabinets anzulegen seye.
Nur ist anbey dieses noch zu behalten/ daß in denen Schilden/ des inwohnenden oder Regierenden
Fürsten Nahme/ mit verzogenen Buchstaben/ erhoben stehen kan.
XLIX.
Auch hier bey der Decke oder Platfond des Cabinets/ ist in der unten angefügten Schrifft/ die
Anlegung desselben begriffen. Weiter aber ist dabey in acht zu nehmen/ daß der Grund/ auf wel-
chen man die Gläser einleget/ müsse röthlicht oder Fleisch-färbicht seyn. In die offene Plätze der
Schilden muß allezeit des in diesem Pallast sich auffhaltenden Printzen/ zusamt dessen Gemahlin
Nahme/ Wechsels-weise gesetzt werden. Im übrigen kan man ebenfalls Historien halb erhoben
darein
C
[Spaltenumbruch]
XXXIX.
Die eine Seite des Speiß-Saals/ zumahl wie er bey dem Eingang in denſelben anzuſchauen
iſt/ kommt in dieſem Blat fuͤr Augen. Hieſelbſt moͤgen/ wie allbereit oben bey dem Haupt-Saal
iſt erinnert worden/ die Saͤulen auf gleiche Art/ jedoch von anderer Farb marmorirt werden/ et-
wan dem Marmor, Brocatelle genandt/ aͤhnlich und gleich/ der aus Spanien gebracht wird/ und
ſehr rar und koſtbahr iſt. Wiewol man dabey zu mercken und in Obacht zu nehmen hat/ daß
die Fuͤllungen/ beedes unter und ober dem Kaͤmpffer/ wiederum aus einer andern Art Marmor
beſtehen/ und man damit beſtaͤndig umwechſeln muͤſſe. Ebener maſſen muß die Wand um den
gantzen Saal herum/ alſo gemacht werden/ daß ſie ſich zu der Farb des Marmors/ den man ſich
belieben laſſen/ ſchicke/ und kein Ubelſtand heraus komme. Die Fenſter-Schenckel moͤchte man et-
wan von Moſaiſcher Arbeit/ welches eine Art die mit gefaͤrbten Steinen und Glaͤſern einlegen/
wird verfertigen/ auf daß die Figuren in rechter Mahler Haltung heraus kommen. Die Rah-
men/ und was noch fuͤr Ornamenta allhier ſind/ z. E. das Haupt-Geſimbs/ Capitello, Schafft-
Geſimbs ꝛc. ꝛc. werden ſaͤmtlich verguldet. In den Camin kan man ferner ein groſſes und an-
ſehnliches Spiegel-Glaß einlegen; das uͤbrige aber am Camin von Marmor und Gold auszieren.
Der obere Auffſatz kaͤme gut heraus/ wann er ſelbſten gemahlet/ der Krantz um denſelbigen von
Stucco gefuͤhrt/ und gleich denen Ornamenten verguͤldet wuͤrde.
XL.
Hierauff haben wir die andere/ und zwar die Fenſter-Seite des Speiß-Saals/ auf dieſem
Kupffer zu ſehen.
XLI.
Das Platfond oder Decken-Stuck/ ſtellt auf Optiſche Art/ aus der alten Roͤmer Gebraͤuchen/
eine Hochzeit fuͤr/ da zufoͤrderſt Braut und Braͤutigam einander die Haͤnde geben/ und iſt die
Braut mit dem bekandten Schleyer/ den die Roͤmer flammeum nennen/ bedecket. Hymenæus
traͤgt ihnen die Hochzeit-Fackeln fuͤr/ dabey findet ſich eine Weibs-Perſon mit einer Turtel-Taube/
die ehliche Treu zum guten Gluͤck abzubilden; eine andere Weibs-Perſon traͤget Blumen zu/ wel-
che man insgemein bey Hochzeiten ausgeſtreuet hat. Ein fliegender Genius bringet Frucht-Ge-
haͤnge/ und zieret damit die Thuͤr-Pfoſten und Saͤulen aus; ein anderer Nuntius, haͤlt in ſeiner
Hand ein zuſamm gerolltes Papier/ worauff die Hochzeit-Verſe geſchrieben ſtehen. Uber ihnen
kommt Juno in den Wolcken/ die getroffene Ehe zu beſtaͤttigen/ und die verheyrathete Perſonen zu
vereinigen: Sie hat zu Gefaͤhrtinnen die Concordiam mit dem Horn des Uberfluſſes/ und die Cy-
belen,
welche mit ihrer Krafft die Leibes Fruchtbarkeit befoͤrdert. Hoͤher uͤber ihnen zeiget ſich
Phœbus, oder die auffgehende Sonne/ mit ihren Horis. In denen zweyen Altanen befinden ſich
theils unterſchiedliche Muſicanten/ ſo auf lieblichen Inſtrumenten ſpielen/ theils Kinder/ welche die
Saͤulen mit Frucht-Gehaͤngen auszieren. Um das gantze Stuck herum ſtellen ſich allerhand Fi-
guren dar/ ſo zur Zubereitung der Mahlzeit behuͤlfflich ſeyn/ und die Speiſen mit dem Getraͤncke zu
tragen. Noch mehr oben uͤber den Wolcken/ ſitzet auf einem erhabenen Stuhl und unter einer
Cupala in den Wolcken/ Jupiter, vergeſellſchafftet mit Neptuno und Plutone, anzuzeigen/ daß dieſe
drey Haupt-Goͤtter laͤngſtens vorhero dieſe getroffene Ehe geſehen und beſchloſſen. Etwas unter
ihnen in den Wolcken kommt der voͤllige Goͤtter-Rath/ aus welchem ein jedweder an dem abſon-
derlich bey ſich habenden Zeichen unſchwehr zu erkennen iſt.
XLII.
Auf dieſem Blat iſt der Grund-Riß zu dem Vor-Gemach des Prunck- oder Parade-Zimmers
enthalten.
XLIII.
Hiemit bekommen wir die ſchmahle Seite des Vor-Gemachs/ an dem Parade- oder Prunck-
Zimmer/ zu ſchauen. Es iſt allda der Camin befindlich/ und wird ſolches durchaus mit gewuͤrck-
ten Tappeten von Grodesqven ausſtaffirt.
XLIV.
Dieſer Auffriß weiſet uns ferner/ die lange Seite des Vor-Gemachs vor dem Parade-Zim-
mer/ an welcher die Fenſter ſtehen.
XLV.
Die der nechſt vorhergehenden Seite gegen uͤber ſtehende dritte laͤngere Seite des Vor-Ge-
machs/ ſtellt ſich auf ſothane Weiſe den Augen fuͤr. Dieweil nun/ angezeigter maſſen nach/ das
[Spaltenumbruch] Vor-Gemach mit einander ſoll tapeziert ſeyn/ ſo wird in dieſen entworffenen Tapeten Apollo im
Zodiaco eingewuͤrcket vorgeſtellet. An den vier Ecken ſieht man die vier Jahrs-Zeiten/ und in
der Mitte den Saturnum oder das Bild der Zeit mit der Senſe. Alles und jedes ſind Grodesqven
mit bunten Farben gewuͤrcket.
XLVI.
Das zu dem Vor-Gemach des Parade-Zimmers gehoͤrige Platfond, oder Decken-Stuck/ wel-
ches man entweder à freſco mahlen/ oder aus Stucco arbeiten und gantz verguͤlden kan/ begreifft
in den vier Ecken/ und in ſo viel Ovalen/ vier beſondere Goͤtter und Goͤttinnen/ nemlich den Apolli-
nem,
die Junonem, den Neptunum, die Cybelen, durch welche man die vier gemeine Elementa an-
deutet. Eine jedwede von dieſen Gottheiten hat zwey Tugend-Bilder zur Seiten. Apollo, der
das Element des Feuers abbildet/ hat mit ſich die Klugheit und Maͤſſigkeit/ und ſoll davon die Be-
deutung ſeyn: hierdurch mache er den Erdboden fruchtbar/ wann er die Hitz der Sonnen weder zu
ſtarck noch zu gering ſeyn laſſe/ auf daß die Erd-Gewaͤchſe/ von welchen die Menſchen ihre Nah-
rung und Unterhalt bekommen/ zu ihrer rechten Zeitigung gelangen. Juno, in dem Element der
Lufft/ hat zu Begleiterinnen/ die Liebe und die Treue; jene iſt ein Kenn-Zeichen Goͤttlicher Barm-
hertzigkeit/ daß nemlich der Allerhoͤchſte den Menſchen/ nicht nach Verdienſten und nach ihren Suͤn-
den lohnet/ auch die Erd-Gewaͤchſe/ wie es ihm gar ein leichtes und alſobalden moͤglich waͤre/ nicht
mit Blitzen/ Doñer/ Hagel und Schloſſen/ welche aus der Lufft herkommen/ zu Grund richtet; ſon-
dern ſeine zaͤrtliche Guͤtigkeit allenthalben vorſchlagen laͤßt; Dieſe/ die Treue/ iſt ein Merckmahl/
daß GOtt der HErr aus deñ Wolcken in der Lufft/ Fruͤh- und Spat-Regen/ auch anders beque-
mes Gewitter gibt/ zum beſten des Erdbodens; und verkuͤndiget dieſes Gute/ ſo man von ihm zu
hoffen hat/ der Oel-Zweig/ welchen die Treue in der rechten Hand fuͤhret. Neptunus, dem das E-
lement des Waſſers zukom̃t/ hat neben ſich/ die Staͤrcke und die Geſchwindigkeit/ als die genaueſten
Eigenſchafften dieſes Elements/ und haͤlt er durch die Staͤrcke den ſchnellen Lauff des Waſſers ein/
damit es nicht aus ſeinen Schrancken trette/ und Schaden anrichte. Cybele, derer man das Ele-
ment der Erden zueignet/ hat zur Geſellſchafft/ die Gerechtigkeit und den Frieden/ ſothane Tugenden/
durch welche der Erd-Boden in ſeinem Flor erhalten/ und am gluͤcklichſten regiert wird. In der
Mitte dieſes Platfonds erſcheinet in einer Glorie Jupiter auf denn Wolcken/ um ihn herum ſitzen die
Ahnen und Vorfahren des jenigen Fuͤrſten/ welcher dieſen Pallaſt bewohnet/ als Goͤtter herum/
und wird der letzt-verſtorbne Herr/ als Vatter des nunmehro regierenden Printzens/ aus Befehl
der Ewigkeit/ die gar nahe dabey ſitzet/ und an den Sternen um das Haupt kennbar iſt/ durch die
Zeit/ zu denen ſchon oben ſich befindenden vergoͤtterten oder verewigten Ahnen getragen/ um in de-
ren Geſellſchafft auffgenommen zu werden.
XLVII.
Die erſte Seite von dem Cabinet des Fuͤrſten/ iſt hieranff anzuſchauen/ deſſen Form und Art
in dem nachſtchenden 48. Kupffer-Blat ſchrifftlich entworffen und angezeigt iſt. Hier iſt nur die-
ſes noch anzumercken/ daß der Krantz oder das Haupt-Geſimbs/ mit denen darauff ſitzenden Sta-
tuen
oder Bildern/ gantz verguldet werden muß. Die Thuͤren/ welche man ſonſten gewoͤhnlicher
maſſen/ von Schrein-Werck oder Tiſchler-Arbeit verfertigen laͤßt/ ſind gegenwaͤrtig von dem ſchoͤn-
ſten Criſtallen-Glaß gemacht. Die Einfaſſung und Pfoſten kommen von ſchwartzen Eben-Holtz/
darauff man die verguldete Zierrathen leget; wie dann auch der voͤllige Auffſatz der Thuͤr muß
verguldet werden/ jedoch ohne die hieher gehoͤrige Mahlerey und ohne die in denen Gefaͤſſen befind-
liche Blumen; als welche mit lebendigen Farben vorzuſtellen ſeyn.
XLVIII.
Des Cabinets andre Seite kommt hiemit zum Vorſchein/ und iſt/ wie ſchon erwehnt worden/
in der unten angeſetzten Schrifft mit mehrern enthalten/ wie die Art des Cabinets anzulegen ſeye.
Nur iſt anbey dieſes noch zu behalten/ daß in denen Schilden/ des inwohnenden oder Regierenden
Fuͤrſten Nahme/ mit verzogenen Buchſtaben/ erhoben ſtehen kan.
XLIX.
Auch hier bey der Decke oder Platfond des Cabinets/ iſt in der unten angefuͤgten Schrifft/ die
Anlegung deſſelben begriffen. Weiter aber iſt dabey in acht zu nehmen/ daß der Grund/ auf wel-
chen man die Glaͤſer einleget/ muͤſſe roͤthlicht oder Fleiſch-faͤrbicht ſeyn. In die offene Plaͤtze der
Schilden muß allezeit des in dieſem Pallaſt ſich auffhaltenden Printzen/ zuſamt deſſen Gemahlin
Nahme/ Wechſels-weiſe geſetzt werden. Im uͤbrigen kan man ebenfalls Hiſtorien halb erhoben
darein
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&#x017F;tarck noch zu gering &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;e/ auf daß die Erd-Gewa&#x0364;ch&#x017F;e/ von welchen die Men&#x017F;chen ihre Nah-<lb/>
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&#x017F;es noch anzumercken/ daß der Krantz oder das Haupt-Ge&#x017F;imbs/ mit denen darauff &#x017F;itzenden <hi rendition="#aq">Sta-<lb/>
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ma&#x017F;&#x017F;en/ von Schrein-Werck oder Ti&#x017F;chler-Arbeit verfertigen la&#x0364;ßt/ &#x017F;ind gegenwa&#x0364;rtig von dem &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten Cri&#x017F;tallen-Glaß gemacht. Die Einfa&#x017F;&#x017F;ung und Pfo&#x017F;ten kommen von &#x017F;chwartzen Eben-Holtz/<lb/>
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in der unten ange&#x017F;etzten Schrifft mit mehrern enthalten/ wie die Art des Cabinets anzulegen &#x017F;eye.<lb/>
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Fu&#x0364;r&#x017F;ten Nahme/ mit verzogenen Buch&#x017F;taben/ erhoben &#x017F;tehen kan.</item><lb/>
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[0009] XXXIX. Die eine Seite des Speiß-Saals/ zumahl wie er bey dem Eingang in denſelben anzuſchauen iſt/ kommt in dieſem Blat fuͤr Augen. Hieſelbſt moͤgen/ wie allbereit oben bey dem Haupt-Saal iſt erinnert worden/ die Saͤulen auf gleiche Art/ jedoch von anderer Farb marmorirt werden/ et- wan dem Marmor, Brocatelle genandt/ aͤhnlich und gleich/ der aus Spanien gebracht wird/ und ſehr rar und koſtbahr iſt. Wiewol man dabey zu mercken und in Obacht zu nehmen hat/ daß die Fuͤllungen/ beedes unter und ober dem Kaͤmpffer/ wiederum aus einer andern Art Marmor beſtehen/ und man damit beſtaͤndig umwechſeln muͤſſe. Ebener maſſen muß die Wand um den gantzen Saal herum/ alſo gemacht werden/ daß ſie ſich zu der Farb des Marmors/ den man ſich belieben laſſen/ ſchicke/ und kein Ubelſtand heraus komme. Die Fenſter-Schenckel moͤchte man et- wan von Moſaiſcher Arbeit/ welches eine Art die mit gefaͤrbten Steinen und Glaͤſern einlegen/ wird verfertigen/ auf daß die Figuren in rechter Mahler Haltung heraus kommen. Die Rah- men/ und was noch fuͤr Ornamenta allhier ſind/ z. E. das Haupt-Geſimbs/ Capitello, Schafft- Geſimbs ꝛc. ꝛc. werden ſaͤmtlich verguldet. In den Camin kan man ferner ein groſſes und an- ſehnliches Spiegel-Glaß einlegen; das uͤbrige aber am Camin von Marmor und Gold auszieren. Der obere Auffſatz kaͤme gut heraus/ wann er ſelbſten gemahlet/ der Krantz um denſelbigen von Stucco gefuͤhrt/ und gleich denen Ornamenten verguͤldet wuͤrde. XL. Hierauff haben wir die andere/ und zwar die Fenſter-Seite des Speiß-Saals/ auf dieſem Kupffer zu ſehen. XLI. Das Platfond oder Decken-Stuck/ ſtellt auf Optiſche Art/ aus der alten Roͤmer Gebraͤuchen/ eine Hochzeit fuͤr/ da zufoͤrderſt Braut und Braͤutigam einander die Haͤnde geben/ und iſt die Braut mit dem bekandten Schleyer/ den die Roͤmer flammeum nennen/ bedecket. Hymenæus traͤgt ihnen die Hochzeit-Fackeln fuͤr/ dabey findet ſich eine Weibs-Perſon mit einer Turtel-Taube/ die ehliche Treu zum guten Gluͤck abzubilden; eine andere Weibs-Perſon traͤget Blumen zu/ wel- che man insgemein bey Hochzeiten ausgeſtreuet hat. Ein fliegender Genius bringet Frucht-Ge- haͤnge/ und zieret damit die Thuͤr-Pfoſten und Saͤulen aus; ein anderer Nuntius, haͤlt in ſeiner Hand ein zuſamm gerolltes Papier/ worauff die Hochzeit-Verſe geſchrieben ſtehen. Uber ihnen kommt Juno in den Wolcken/ die getroffene Ehe zu beſtaͤttigen/ und die verheyrathete Perſonen zu vereinigen: Sie hat zu Gefaͤhrtinnen die Concordiam mit dem Horn des Uberfluſſes/ und die Cy- belen, welche mit ihrer Krafft die Leibes Fruchtbarkeit befoͤrdert. Hoͤher uͤber ihnen zeiget ſich Phœbus, oder die auffgehende Sonne/ mit ihren Horis. In denen zweyen Altanen befinden ſich theils unterſchiedliche Muſicanten/ ſo auf lieblichen Inſtrumenten ſpielen/ theils Kinder/ welche die Saͤulen mit Frucht-Gehaͤngen auszieren. Um das gantze Stuck herum ſtellen ſich allerhand Fi- guren dar/ ſo zur Zubereitung der Mahlzeit behuͤlfflich ſeyn/ und die Speiſen mit dem Getraͤncke zu tragen. Noch mehr oben uͤber den Wolcken/ ſitzet auf einem erhabenen Stuhl und unter einer Cupala in den Wolcken/ Jupiter, vergeſellſchafftet mit Neptuno und Plutone, anzuzeigen/ daß dieſe drey Haupt-Goͤtter laͤngſtens vorhero dieſe getroffene Ehe geſehen und beſchloſſen. Etwas unter ihnen in den Wolcken kommt der voͤllige Goͤtter-Rath/ aus welchem ein jedweder an dem abſon- derlich bey ſich habenden Zeichen unſchwehr zu erkennen iſt. XLII. Auf dieſem Blat iſt der Grund-Riß zu dem Vor-Gemach des Prunck- oder Parade-Zimmers enthalten. XLIII. Hiemit bekommen wir die ſchmahle Seite des Vor-Gemachs/ an dem Parade- oder Prunck- Zimmer/ zu ſchauen. Es iſt allda der Camin befindlich/ und wird ſolches durchaus mit gewuͤrck- ten Tappeten von Grodesqven ausſtaffirt. XLIV. Dieſer Auffriß weiſet uns ferner/ die lange Seite des Vor-Gemachs vor dem Parade-Zim- mer/ an welcher die Fenſter ſtehen. XLV. Die der nechſt vorhergehenden Seite gegen uͤber ſtehende dritte laͤngere Seite des Vor-Ge- machs/ ſtellt ſich auf ſothane Weiſe den Augen fuͤr. Dieweil nun/ angezeigter maſſen nach/ das Vor-Gemach mit einander ſoll tapeziert ſeyn/ ſo wird in dieſen entworffenen Tapeten Apollo im Zodiaco eingewuͤrcket vorgeſtellet. An den vier Ecken ſieht man die vier Jahrs-Zeiten/ und in der Mitte den Saturnum oder das Bild der Zeit mit der Senſe. Alles und jedes ſind Grodesqven mit bunten Farben gewuͤrcket. XLVI. Das zu dem Vor-Gemach des Parade-Zimmers gehoͤrige Platfond, oder Decken-Stuck/ wel- ches man entweder à freſco mahlen/ oder aus Stucco arbeiten und gantz verguͤlden kan/ begreifft in den vier Ecken/ und in ſo viel Ovalen/ vier beſondere Goͤtter und Goͤttinnen/ nemlich den Apolli- nem, die Junonem, den Neptunum, die Cybelen, durch welche man die vier gemeine Elementa an- deutet. Eine jedwede von dieſen Gottheiten hat zwey Tugend-Bilder zur Seiten. Apollo, der das Element des Feuers abbildet/ hat mit ſich die Klugheit und Maͤſſigkeit/ und ſoll davon die Be- deutung ſeyn: hierdurch mache er den Erdboden fruchtbar/ wann er die Hitz der Sonnen weder zu ſtarck noch zu gering ſeyn laſſe/ auf daß die Erd-Gewaͤchſe/ von welchen die Menſchen ihre Nah- rung und Unterhalt bekommen/ zu ihrer rechten Zeitigung gelangen. Juno, in dem Element der Lufft/ hat zu Begleiterinnen/ die Liebe und die Treue; jene iſt ein Kenn-Zeichen Goͤttlicher Barm- hertzigkeit/ daß nemlich der Allerhoͤchſte den Menſchen/ nicht nach Verdienſten und nach ihren Suͤn- den lohnet/ auch die Erd-Gewaͤchſe/ wie es ihm gar ein leichtes und alſobalden moͤglich waͤre/ nicht mit Blitzen/ Doñer/ Hagel und Schloſſen/ welche aus der Lufft herkommen/ zu Grund richtet; ſon- dern ſeine zaͤrtliche Guͤtigkeit allenthalben vorſchlagen laͤßt; Dieſe/ die Treue/ iſt ein Merckmahl/ daß GOtt der HErr aus deñ Wolcken in der Lufft/ Fruͤh- und Spat-Regen/ auch anders beque- mes Gewitter gibt/ zum beſten des Erdbodens; und verkuͤndiget dieſes Gute/ ſo man von ihm zu hoffen hat/ der Oel-Zweig/ welchen die Treue in der rechten Hand fuͤhret. Neptunus, dem das E- lement des Waſſers zukom̃t/ hat neben ſich/ die Staͤrcke und die Geſchwindigkeit/ als die genaueſten Eigenſchafften dieſes Elements/ und haͤlt er durch die Staͤrcke den ſchnellen Lauff des Waſſers ein/ damit es nicht aus ſeinen Schrancken trette/ und Schaden anrichte. Cybele, derer man das Ele- ment der Erden zueignet/ hat zur Geſellſchafft/ die Gerechtigkeit und den Frieden/ ſothane Tugenden/ durch welche der Erd-Boden in ſeinem Flor erhalten/ und am gluͤcklichſten regiert wird. In der Mitte dieſes Platfonds erſcheinet in einer Glorie Jupiter auf denn Wolcken/ um ihn herum ſitzen die Ahnen und Vorfahren des jenigen Fuͤrſten/ welcher dieſen Pallaſt bewohnet/ als Goͤtter herum/ und wird der letzt-verſtorbne Herr/ als Vatter des nunmehro regierenden Printzens/ aus Befehl der Ewigkeit/ die gar nahe dabey ſitzet/ und an den Sternen um das Haupt kennbar iſt/ durch die Zeit/ zu denen ſchon oben ſich befindenden vergoͤtterten oder verewigten Ahnen getragen/ um in de- ren Geſellſchafft auffgenommen zu werden. XLVII. Die erſte Seite von dem Cabinet des Fuͤrſten/ iſt hieranff anzuſchauen/ deſſen Form und Art in dem nachſtchenden 48. Kupffer-Blat ſchrifftlich entworffen und angezeigt iſt. Hier iſt nur die- ſes noch anzumercken/ daß der Krantz oder das Haupt-Geſimbs/ mit denen darauff ſitzenden Sta- tuen oder Bildern/ gantz verguldet werden muß. Die Thuͤren/ welche man ſonſten gewoͤhnlicher maſſen/ von Schrein-Werck oder Tiſchler-Arbeit verfertigen laͤßt/ ſind gegenwaͤrtig von dem ſchoͤn- ſten Criſtallen-Glaß gemacht. Die Einfaſſung und Pfoſten kommen von ſchwartzen Eben-Holtz/ darauff man die verguldete Zierrathen leget; wie dann auch der voͤllige Auffſatz der Thuͤr muß verguldet werden/ jedoch ohne die hieher gehoͤrige Mahlerey und ohne die in denen Gefaͤſſen befind- liche Blumen; als welche mit lebendigen Farben vorzuſtellen ſeyn. XLVIII. Des Cabinets andre Seite kommt hiemit zum Vorſchein/ und iſt/ wie ſchon erwehnt worden/ in der unten angeſetzten Schrifft mit mehrern enthalten/ wie die Art des Cabinets anzulegen ſeye. Nur iſt anbey dieſes noch zu behalten/ daß in denen Schilden/ des inwohnenden oder Regierenden Fuͤrſten Nahme/ mit verzogenen Buchſtaben/ erhoben ſtehen kan. XLIX. Auch hier bey der Decke oder Platfond des Cabinets/ iſt in der unten angefuͤgten Schrifft/ die Anlegung deſſelben begriffen. Weiter aber iſt dabey in acht zu nehmen/ daß der Grund/ auf wel- chen man die Glaͤſer einleget/ muͤſſe roͤthlicht oder Fleiſch-faͤrbicht ſeyn. In die offene Plaͤtze der Schilden muß allezeit des in dieſem Pallaſt ſich auffhaltenden Printzen/ zuſamt deſſen Gemahlin Nahme/ Wechſels-weiſe geſetzt werden. Im uͤbrigen kan man ebenfalls Hiſtorien halb erhoben darein C

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Zitationshilfe: Decker, Paul: Fürstlicher Baumeister, Oder Architectura Civilis. Augsburg, 1711, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/decker_baumeister01_1711/9>, abgerufen am 21.11.2024.