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Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914.

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Die Bauprojekte Nikolaus V. und L. B. Alberti
gegen ist seine Biographie Albertis aus so kärglichen und fragmen-
tarischen Nachrichten zusammengeschweißt, daß der Verdacht
kaum zu unterdrücken ist, der Autor habe die hier gegebene ab-
weichende Nachricht als seine eigene, willkürliche Kombination
zu verantworten. Die Hoffnung endlich, archivalische Funde
möchten neue Aufschlüsse, vielleicht die glückliche Bestätigung
Vasaris, bringen, ist nun auch auf ein geringes reduziert. Eugen
Müntz, der durch seine Publikation "Les arts a la cour des Papes"
der Künstlergeschichte Roms so unschätzbare Bereicherung zu-
führte, hat die Tätigkeit Rossellinos im Dienste Nikolaus' V. end-
gültig festgestellt; in betreff Albertis aber gesteht er, nicht eine
einzige Notiz in den Archiven gefunden zu haben.1) Und die
Nachforschungen Janitscheks schlossen mit demselben negativen
Resultat.

Soll mit diesem "non liquet" die Forschung an ihrer Weis-
heit Ende angelangt sein?

Vielleicht doch noch nicht. Eine Instanz ist noch unbefragt:
Alberti selbst in seinen "De re aedificatoria libri decem". Die
vergleichende Nebeneinanderstellung der hier niedergelegten Lehren
und der aus Manettis Beschreibung entgegentretenden Bau-
gedanken: das ist der Weg, auf dem die letzte Entscheidung zu
suchen ist.



Ich stelle der Untersuchung ein paar Erwägungen allgemeiner
Natur voraus. Fünf große Unternehmungen, sagt Manetti, lagen
dem Papst im Sinn: die Herstellung der Stadtmauern, Wasser-
leitungen, Brücken; die Restauration und Ausschmückung der
40 sog. Stationskirchen; der Neubau des vatikanischen Borgo,
des päpstlichen Palastes, der Peterskathedrale. Ersichtlich treten,
sobald wir die Schilderung uns näher vergegenwärtigen, die drei
letztgenannten Projekte, als eine Einheit für sich, aus der Reihe

1) Vorliegende Arbeit war schon niedergeschrieben, bevor mir das
Müntzsche Buch zu Gesicht kam. Wenn es auch die Lösung der Haupt-
frage nicht förderte, so bot es mir doch Stoff, im Detail einige wichtige
Ergänzungen nachtragen zu können.

Die Bauprojekte Nikolaus V. und L. B. Alberti
gegen ist seine Biographie Albertis aus so kärglichen und fragmen-
tarischen Nachrichten zusammengeschweißt, daß der Verdacht
kaum zu unterdrücken ist, der Autor habe die hier gegebene ab-
weichende Nachricht als seine eigene, willkürliche Kombination
zu verantworten. Die Hoffnung endlich, archivalische Funde
möchten neue Aufschlüsse, vielleicht die glückliche Bestätigung
Vasaris, bringen, ist nun auch auf ein geringes reduziert. Eugen
Müntz, der durch seine Publikation »Les arts à la cour des Papes«
der Künstlergeschichte Roms so unschätzbare Bereicherung zu-
führte, hat die Tätigkeit Rossellinos im Dienste Nikolaus' V. end-
gültig festgestellt; in betreff Albertis aber gesteht er, nicht eine
einzige Notiz in den Archiven gefunden zu haben.1) Und die
Nachforschungen Janitscheks schlossen mit demselben negativen
Resultat.

Soll mit diesem »non liquet« die Forschung an ihrer Weis-
heit Ende angelangt sein?

Vielleicht doch noch nicht. Eine Instanz ist noch unbefragt:
Alberti selbst in seinen »De re aedificatoria libri decem«. Die
vergleichende Nebeneinanderstellung der hier niedergelegten Lehren
und der aus Manettis Beschreibung entgegentretenden Bau-
gedanken: das ist der Weg, auf dem die letzte Entscheidung zu
suchen ist.



Ich stelle der Untersuchung ein paar Erwägungen allgemeiner
Natur voraus. Fünf große Unternehmungen, sagt Manetti, lagen
dem Papst im Sinn: die Herstellung der Stadtmauern, Wasser-
leitungen, Brücken; die Restauration und Ausschmückung der
40 sog. Stationskirchen; der Neubau des vatikanischen Borgo,
des päpstlichen Palastes, der Peterskathedrale. Ersichtlich treten,
sobald wir die Schilderung uns näher vergegenwärtigen, die drei
letztgenannten Projekte, als eine Einheit für sich, aus der Reihe

1) Vorliegende Arbeit war schon niedergeschrieben, bevor mir das
Müntzsche Buch zu Gesicht kam. Wenn es auch die Lösung der Haupt-
frage nicht förderte, so bot es mir doch Stoff, im Detail einige wichtige
Ergänzungen nachtragen zu können.
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[166/0208] Die Bauprojekte Nikolaus V. und L. B. Alberti gegen ist seine Biographie Albertis aus so kärglichen und fragmen- tarischen Nachrichten zusammengeschweißt, daß der Verdacht kaum zu unterdrücken ist, der Autor habe die hier gegebene ab- weichende Nachricht als seine eigene, willkürliche Kombination zu verantworten. Die Hoffnung endlich, archivalische Funde möchten neue Aufschlüsse, vielleicht die glückliche Bestätigung Vasaris, bringen, ist nun auch auf ein geringes reduziert. Eugen Müntz, der durch seine Publikation »Les arts à la cour des Papes« der Künstlergeschichte Roms so unschätzbare Bereicherung zu- führte, hat die Tätigkeit Rossellinos im Dienste Nikolaus' V. end- gültig festgestellt; in betreff Albertis aber gesteht er, nicht eine einzige Notiz in den Archiven gefunden zu haben. 1) Und die Nachforschungen Janitscheks schlossen mit demselben negativen Resultat. Soll mit diesem »non liquet« die Forschung an ihrer Weis- heit Ende angelangt sein? Vielleicht doch noch nicht. Eine Instanz ist noch unbefragt: Alberti selbst in seinen »De re aedificatoria libri decem«. Die vergleichende Nebeneinanderstellung der hier niedergelegten Lehren und der aus Manettis Beschreibung entgegentretenden Bau- gedanken: das ist der Weg, auf dem die letzte Entscheidung zu suchen ist. Ich stelle der Untersuchung ein paar Erwägungen allgemeiner Natur voraus. Fünf große Unternehmungen, sagt Manetti, lagen dem Papst im Sinn: die Herstellung der Stadtmauern, Wasser- leitungen, Brücken; die Restauration und Ausschmückung der 40 sog. Stationskirchen; der Neubau des vatikanischen Borgo, des päpstlichen Palastes, der Peterskathedrale. Ersichtlich treten, sobald wir die Schilderung uns näher vergegenwärtigen, die drei letztgenannten Projekte, als eine Einheit für sich, aus der Reihe 1) Vorliegende Arbeit war schon niedergeschrieben, bevor mir das Müntzsche Buch zu Gesicht kam. Wenn es auch die Lösung der Haupt- frage nicht förderte, so bot es mir doch Stoff, im Detail einige wichtige Ergänzungen nachtragen zu können.

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Zitationshilfe: Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dehio_aufsaetze_1914/208>, abgerufen am 04.12.2024.