Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.Zweitens: Die Erfahrung zeigt, dass die Veränderungen Drittens: Es ist das um so weniger anzunehmen, als Viertens: sehr wahrscheinlich ist, dass vermöge des Mit allem diesem ist über die Gründe der Sprach- 2
Zweitens: Die Erfahrung zeigt, dass die Veränderungen Drittens: Es ist das um so weniger anzunehmen, als Viertens: sehr wahrscheinlich ist, dass vermöge des Mit allem diesem ist über die Gründe der Sprach- 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0022" n="17"/> <p> Zweitens: Die Erfahrung zeigt, dass die Veränderungen<lb/> der Laute nicht bei einzelnen Wörtern beginnen und etwa<lb/> die verschiedenen Wortklassen nach einander ergreifen, son-<lb/> dern dass die Bewegung bei der Aussprache der Laute be-<lb/> ginnt (vgl. Einl. S. 126). Es ist nicht abzusehen, warum<lb/> Jemand, der in tausend Fällen ein <hi rendition="#i">k</hi> palatalisirt, in einem<lb/> Falle davon ablassen sollte, und warum die Uebrigen es<lb/> ihm nachmachen sollten.<lb/></p> <p>Drittens: Es ist das um so weniger anzunehmen, als<lb/> die Erfahrung zu zeigen scheint, dass diese Veränderungen<lb/> unbewusst vor sich gehen, und als es<lb/></p> <p>Viertens: sehr wahrscheinlich ist, dass vermöge des<lb/> psychophysischen Mechanismus eine Veränderung die andere<lb/> nach sich zieht, z. B. die Veränderung eines <hi rendition="#i">k</hi> auch die<lb/> eines <hi rendition="#i">g</hi>. Es kann also in dieser Beziehung in der That<lb/> von einer Naturnotwendigkeit gesprochen werden, mit der<lb/> gewisse Veränderungen sich abspielen (vgl. Einl. S. 120).<lb/></p> <p> Mit allem diesem ist über die Gründe der Sprach-<lb/> veränderungen nichts ausgesagt, und in der That sind<lb/> wir nicht in der Lage, für das Eintreten des einzelnen<lb/> Gesetzes einen bestimmten Grund anzugeben, wenn wir<lb/> auch die allgemeine Tendenz nach Ersparung der Ar-<lb/> beit, welcher alle Veränderungen zustreben, und vielleicht<lb/> noch andere Tendenzen zu erkennen glauben. Es ist des-<lb/> halb auch wiederholt hervorgehoben worden, dass man<lb/> besser thäte, nicht von Gesetzen, sondern bescheidener von<lb/> geschichtlichen Gleichmässigkeiten zu reden. Namentlich<lb/> ist die Vergleichung mit Naturgesetzen wiederholt abgewie-<lb/> sen worden, so z. B. von mir in den Worten: »Nicht bil-<lb/> ligen kann ich die Bezeichnung der Lautgesetze als Natur-<lb/> gesetze. Mit chemischen oder physikalischen Gesetzen haben<lb/> offenbar diese geschichtlichen Gleichmässigkeiten keine Aelm-<lb/> lichkeit. Die Sprache setzt sich aus menschlichen Hand-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0022]
Zweitens: Die Erfahrung zeigt, dass die Veränderungen
der Laute nicht bei einzelnen Wörtern beginnen und etwa
die verschiedenen Wortklassen nach einander ergreifen, son-
dern dass die Bewegung bei der Aussprache der Laute be-
ginnt (vgl. Einl. S. 126). Es ist nicht abzusehen, warum
Jemand, der in tausend Fällen ein k palatalisirt, in einem
Falle davon ablassen sollte, und warum die Uebrigen es
ihm nachmachen sollten.
Drittens: Es ist das um so weniger anzunehmen, als
die Erfahrung zu zeigen scheint, dass diese Veränderungen
unbewusst vor sich gehen, und als es
Viertens: sehr wahrscheinlich ist, dass vermöge des
psychophysischen Mechanismus eine Veränderung die andere
nach sich zieht, z. B. die Veränderung eines k auch die
eines g. Es kann also in dieser Beziehung in der That
von einer Naturnotwendigkeit gesprochen werden, mit der
gewisse Veränderungen sich abspielen (vgl. Einl. S. 120).
Mit allem diesem ist über die Gründe der Sprach-
veränderungen nichts ausgesagt, und in der That sind
wir nicht in der Lage, für das Eintreten des einzelnen
Gesetzes einen bestimmten Grund anzugeben, wenn wir
auch die allgemeine Tendenz nach Ersparung der Ar-
beit, welcher alle Veränderungen zustreben, und vielleicht
noch andere Tendenzen zu erkennen glauben. Es ist des-
halb auch wiederholt hervorgehoben worden, dass man
besser thäte, nicht von Gesetzen, sondern bescheidener von
geschichtlichen Gleichmässigkeiten zu reden. Namentlich
ist die Vergleichung mit Naturgesetzen wiederholt abgewie-
sen worden, so z. B. von mir in den Worten: »Nicht bil-
ligen kann ich die Bezeichnung der Lautgesetze als Natur-
gesetze. Mit chemischen oder physikalischen Gesetzen haben
offenbar diese geschichtlichen Gleichmässigkeiten keine Aelm-
lichkeit. Die Sprache setzt sich aus menschlichen Hand-
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