Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.hypothese an und für sich ihre bedenklichen Seiten hat. Ich kann dieser Betrachtung eine schlagende Kraft nicht hypothese an und für sich ihre bedenklichen Seiten hat. Ich kann dieser Betrachtung eine schlagende Kraft nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0039" n="34"/> hypothese an und für sich ihre bedenklichen Seiten hat.<lb/> Ist nun die entgegengesetzte Hypothese, wonach in Asien <hi rendition="#i">a</hi><lb/> aus <hi rendition="#i">e</hi> und <hi rendition="#i">ο</hi> geworden wäre, an sich wahrscheinlicher?<lb/> Curtius behauptet das Gegentheil, indem er S. 97 sagt: »Zu-<lb/> »nächst fragen wir: Woher kommt, wenn man den bunten<lb/> »Vocalismus als den ältesten betrachtet, bei den Indern und<lb/> »Iraniern der ihre Sprache charakterisirende eintönige Voca-<lb/> »lismus? Kann man nicht hier ebenso wie vorhin sagen:<lb/> »»Kein Mensch weiss zu sagen, nach welchem Gesetz sich e<lb/> »und <hi rendition="#i">ο</hi> durchweg in das eine <hi rendition="#i">a</hi> verwandelte«? Auf diese<lb/> »Frage ist die Antwort der neueren Sprachforscher altum si-<lb/> »lentium, wie es denn überhaupt den orientalischen Sprachen<lb/> »in der Geschichte der Wissenschaft eigenthümlich ergangen<lb/> »ist. Einst das Orakel der aufkeimenden Forschung, dem<lb/> »man blindlings folgte, stehen sie jetzt bei Seite. Man kann<lb/> »fast sagen, statt des geflügelten Wortes -<hi rendition="#i">»ex oriente lux«</hi><lb/> »muss es jetzt heissen: <hi rendition="#i">»in oriente tenebrae«</hi>. Wo kommt es<lb/> »denn sonst vor, dass eine Sprache, die doch ihrem Charakter<lb/> »nach eine reich und fein unterscheidende ist, einen wich-<lb/> »tigen Theil des Lautbestandes nicht etwa nur hier und da<lb/> »verändert, sondern förmlich verwüstet? Finden sich irgend-<lb/> »wo für diesen seltsamen Vorgang Analoga, so bringe man<lb/> »sie vor«, und etwas später: »Es bleibt der befremdliche Um-<lb/> »stand, dass nach der neuen Lehre ein völlig unverständ-<lb/> »liches Zusammenfallen dreier ursprünglich geschiedener Vo-<lb/> »cale bei den Ostindogermanen eintrat, ungeschwächt stehen.«<lb/></p> <p>Ich kann dieser Betrachtung eine schlagende Kraft nicht<lb/> beimessen. Meine Gegenargumentation beginne ich mit etwas,<lb/> das aussieht wie Silbenstecherei, es aber nicht ist. Ich<lb/> nehme Anstoss an dem Ausdruck: Zusammenfallen dreier<lb/> Vocale. Der betrachtende Grammatiker sagt freilich mit<lb/> Recht, die drei Vocale sind 'zusammengefallen', denn die<lb/> Einheit ist das schliessliche Resultat, für die Sprechenden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0039]
hypothese an und für sich ihre bedenklichen Seiten hat.
Ist nun die entgegengesetzte Hypothese, wonach in Asien a
aus e und ο geworden wäre, an sich wahrscheinlicher?
Curtius behauptet das Gegentheil, indem er S. 97 sagt: »Zu-
»nächst fragen wir: Woher kommt, wenn man den bunten
»Vocalismus als den ältesten betrachtet, bei den Indern und
»Iraniern der ihre Sprache charakterisirende eintönige Voca-
»lismus? Kann man nicht hier ebenso wie vorhin sagen:
»»Kein Mensch weiss zu sagen, nach welchem Gesetz sich e
»und ο durchweg in das eine a verwandelte«? Auf diese
»Frage ist die Antwort der neueren Sprachforscher altum si-
»lentium, wie es denn überhaupt den orientalischen Sprachen
»in der Geschichte der Wissenschaft eigenthümlich ergangen
»ist. Einst das Orakel der aufkeimenden Forschung, dem
»man blindlings folgte, stehen sie jetzt bei Seite. Man kann
»fast sagen, statt des geflügelten Wortes -»ex oriente lux«
»muss es jetzt heissen: »in oriente tenebrae«. Wo kommt es
»denn sonst vor, dass eine Sprache, die doch ihrem Charakter
»nach eine reich und fein unterscheidende ist, einen wich-
»tigen Theil des Lautbestandes nicht etwa nur hier und da
»verändert, sondern förmlich verwüstet? Finden sich irgend-
»wo für diesen seltsamen Vorgang Analoga, so bringe man
»sie vor«, und etwas später: »Es bleibt der befremdliche Um-
»stand, dass nach der neuen Lehre ein völlig unverständ-
»liches Zusammenfallen dreier ursprünglich geschiedener Vo-
»cale bei den Ostindogermanen eintrat, ungeschwächt stehen.«
Ich kann dieser Betrachtung eine schlagende Kraft nicht
beimessen. Meine Gegenargumentation beginne ich mit etwas,
das aussieht wie Silbenstecherei, es aber nicht ist. Ich
nehme Anstoss an dem Ausdruck: Zusammenfallen dreier
Vocale. Der betrachtende Grammatiker sagt freilich mit
Recht, die drei Vocale sind 'zusammengefallen', denn die
Einheit ist das schliessliche Resultat, für die Sprechenden
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