Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.so einen Mord begangen. mir nicht gut/ Sondern deromassen von der Fußsoh-len bis auff die Scheitel verderbet und verkehret ist/ daß ich durchaus und so viel meiner ist/ vor deinen heiligen Augen eitel Gestanck/ Greuel/ Eiter und Unflat bin. Jnsonderheit aber/ habe ich mich/ wie dir nicht unbewust/ an meines Nechsten Leib und Le- ben vergriffen/ und wieder das fünfte Gebot gethan, ihme im Zorn und Grimm sein Leben/ daß du ihm Herr selbst gegeben/ genommen. Ach Herr die Stimm meines Bruders Bluts schreyt zu dir von der Erden/ du weist ja Herr/ daß ich meine Gebär- de/ wie Cain/ nicht verstellet/ noch auff meinen Nech- sten gelauret/ daß ich nicht gefrevelt/ noch ihn mit Li- sten erwürget. Jch hab es nicht vorsetziglich gethan denn ich vor der Zeit keinen Zorn noch Feindschaft zu ihme gehabt/ sondern du Herr hast ihn ohne ge- fähr/ und unversehens lassen in meine Hände fallen. Mein Gott/ ich muß unstet und flüchtig seyn auf Er- den/ und versehe mich als ein erschrocken böß Gewis- sen/ immer des ärgsten. Mit solcher meiner Sün- de/ habe ich deine unendliche Majestät erzürnet/ als derer Ebenbild ich zerstöre/ und dadurch unendliche Straffe/ immer und ewig verdammt zu seyn/ verdienet. Hierwieder kan mir nu nichts helffen/ weder im Him- mel noch auf Erden/ ohne deine väterliche Gnade und Bbbb ij
ſo einen Mord begangen. mir nicht gut/ Sondern deromaſſen von der Fußſoh-len bis auff die Scheitel verderbet und verkehret iſt/ daß ich durchaus und ſo viel meiner iſt/ vor deinen heiligen Augen eitel Geſtanck/ Greuel/ Eiter und Unflat bin. Jnſonderheit aber/ habe ich mich/ wie dir nicht unbewuſt/ an meines Nechſten Leib und Le- ben vergriffen/ und wieder das fünfte Gebot gethan, ihme im Zorn und Grimm ſein Leben/ daß du ihm Herr ſelbſt gegeben/ genommen. Ach Herr die Stimm meines Bruders Bluts ſchreyt zu dir von der Erden/ du weiſt ja Herr/ daß ich meine Gebär- de/ wie Cain/ nicht verſtellet/ noch auff meinen Nech- ſten gelauret/ daß ich nicht gefrevelt/ noch ihn mit Li- ſten erwürget. Jch hab es nicht vorſetziglich gethan denn ich vor der Zeit keinen Zorn noch Feindſchaft zu ihme gehabt/ ſondern du Herr haſt ihn ohne ge- fähr/ und unverſehens laſſen in meine Hände fallen. Mein Gott/ ich muß unſtet und flüchtig ſeyn auf Er- den/ und verſehe mich als ein erſchrocken böß Gewiſ- ſen/ immer des ärgſten. Mit ſolcher meiner Sün- de/ habe ich deine unendliche Majeſtät erzürnet/ als derer Ebenbild ich zerſtöre/ und dadurch unendliche Straffe/ im̃er und ewig verdam̃t zu ſeyn/ verdienet. Hierwieder kan mir nu nichts helffen/ weder im Him- mel noch auf Erden/ ohne deine väterliche Gnade und Bbbb ij
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ſo einen Mord begangen.
mir nicht gut/ Sondern deromaſſen von der Fußſoh-
len bis auff die Scheitel verderbet und verkehret iſt/
daß ich durchaus und ſo viel meiner iſt/ vor deinen
heiligen Augen eitel Geſtanck/ Greuel/ Eiter und
Unflat bin. Jnſonderheit aber/ habe ich mich/ wie
dir nicht unbewuſt/ an meines Nechſten Leib und Le-
ben vergriffen/ und wieder das fünfte Gebot gethan,
ihme im Zorn und Grimm ſein Leben/ daß du ihm
Herr ſelbſt gegeben/ genommen. Ach Herr die
Stimm meines Bruders Bluts ſchreyt zu dir von
der Erden/ du weiſt ja Herr/ daß ich meine Gebär-
de/ wie Cain/ nicht verſtellet/ noch auff meinen Nech-
ſten gelauret/ daß ich nicht gefrevelt/ noch ihn mit Li-
ſten erwürget. Jch hab es nicht vorſetziglich gethan
denn ich vor der Zeit keinen Zorn noch Feindſchaft
zu ihme gehabt/ ſondern du Herr haſt ihn ohne ge-
fähr/ und unverſehens laſſen in meine Hände fallen.
Mein Gott/ ich muß unſtet und flüchtig ſeyn auf Er-
den/ und verſehe mich als ein erſchrocken böß Gewiſ-
ſen/ immer des ärgſten. Mit ſolcher meiner Sün-
de/ habe ich deine unendliche Majeſtät erzürnet/ als
derer Ebenbild ich zerſtöre/ und dadurch unendliche
Straffe/ im̃er und ewig verdam̃t zu ſeyn/ verdienet.
Hierwieder kan mir nu nichts helffen/ weder im Him-
mel noch auf Erden/ ohne deine väterliche Gnade
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