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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

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Das fünffte Theil.

Auch sol ein Christ darüm gern sterben/ daß der
Todt gleich das Ende ist alles seines Jammers und
Elendes/ die die Sünde verursacht/ denn mein Christ,
was ist dis Leben anders/ als ein stetiger Jammer
und müheseeliges Wesen/ wie Moses im 90. Psalm
aus Erfahrung davon redet/ da er saget: Unser Le-
ben währet siebentzig Jahr/ und wenns hoch kömmt/ so
seynds achtzig Jahr/ und wenns köstlich gewesen ist/
so ist es Mühe und Arbeit gewesen/ etc. Das ist die
Summa summarum/ und das Ende vom Lied. Der-
selbigen Klaglieder haben wir viel in H. Göttlicher
Schrifft/ und auch in der Heydnischen Scribenten
Bücher/ die eben das Liedlein gesungen haben/ und
zwar ohn allen Trost. Euripides sagt: O Leben/
du bist ja in Warheit kein Leben/ sondern das Elend
selber/ und daß dasselbige alles war/ daß muß ein ie-
der Mensch bekennen/ der nur sein Leben ein wenig
recht ansiehet/ und bedencket. Denn es sey ein
Mensch so hohes Standes als er immer wolle/ so
hat er sein Elend und Kummer. Und ie höher der
Baum/ ie mehr ihn der Wind fasse: Also ie höher die
Person und Stand/ ie mehr Sorgen und Gefahr
dabey: Denn pro persona datur perizoma haben die
Alten gesagt: Und wehe dem Menschen/ dem sein
Leben allhier nicht versaltzen wird/ mit demselbigen

nimmts
Das fünffte Theil.

Auch ſol ein Chriſt darüm gern ſterben/ daß der
Todt gleich das Ende iſt alles ſeines Jammers und
Elendes/ die die Sünde verurſacht/ deñ mein Chriſt,
was iſt dis Leben anders/ als ein ſtetiger Jammer
und müheſeeliges Weſen/ wie Moſes im 90. Pſalm
aus Erfahrung davon redet/ da er ſaget: Unſer Le-
ben währet ſiebentzig Jahr/ und wenns hoch köm̃t/ ſo
ſeynds achtzig Jahr/ und wenns köſtlich geweſen iſt/
ſo iſt es Mühe und Arbeit geweſen/ ꝛc. Das iſt die
Summa ſummarum/ und das Ende vom Lied. Der-
ſelbigen Klaglieder haben wir viel in H. Göttlicher
Schrifft/ und auch in der Heydniſchen Scribenten
Bücher/ die eben das Liedlein geſungen haben/ und
zwar ohn allen Troſt. Euripides ſagt: O Leben/
du biſt ja in Warheit kein Leben/ ſondern das Elend
ſelber/ und daß daſſelbige alles war/ daß muß ein ie-
der Menſch bekennen/ der nur ſein Leben ein wenig
recht anſiehet/ und bedencket. Denn es ſey ein
Menſch ſo hohes Standes als er immer wolle/ ſo
hat er ſein Elend und Kummer. Und ie höher der
Baum/ ie mehr ihn der Wind faſſe: Alſo ie höher die
Perſon und Stand/ ie mehr Sorgen und Gefahr
dabey: Denn pro perſona datur perizoma haben die
Alten geſagt: Und wehe dem Menſchen/ dem ſein
Leben allhier nicht verſaltzen wird/ mit demſelbigen

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[13/0356] Das fünffte Theil. Auch ſol ein Chriſt darüm gern ſterben/ daß der Todt gleich das Ende iſt alles ſeines Jammers und Elendes/ die die Sünde verurſacht/ deñ mein Chriſt, was iſt dis Leben anders/ als ein ſtetiger Jammer und müheſeeliges Weſen/ wie Moſes im 90. Pſalm aus Erfahrung davon redet/ da er ſaget: Unſer Le- ben währet ſiebentzig Jahr/ und wenns hoch köm̃t/ ſo ſeynds achtzig Jahr/ und wenns köſtlich geweſen iſt/ ſo iſt es Mühe und Arbeit geweſen/ ꝛc. Das iſt die Summa ſummarum/ und das Ende vom Lied. Der- ſelbigen Klaglieder haben wir viel in H. Göttlicher Schrifft/ und auch in der Heydniſchen Scribenten Bücher/ die eben das Liedlein geſungen haben/ und zwar ohn allen Troſt. Euripides ſagt: O Leben/ du biſt ja in Warheit kein Leben/ ſondern das Elend ſelber/ und daß daſſelbige alles war/ daß muß ein ie- der Menſch bekennen/ der nur ſein Leben ein wenig recht anſiehet/ und bedencket. Denn es ſey ein Menſch ſo hohes Standes als er immer wolle/ ſo hat er ſein Elend und Kummer. Und ie höher der Baum/ ie mehr ihn der Wind faſſe: Alſo ie höher die Perſon und Stand/ ie mehr Sorgen und Gefahr dabey: Denn pro perſona datur perizoma haben die Alten geſagt: Und wehe dem Menſchen/ dem ſein Leben allhier nicht verſaltzen wird/ mit demſelbigen nim̃ts

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Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/356>, abgerufen am 22.11.2024.