Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.2. Theil/ Buß-und Beicht Büchlein. gantzem Herzen/ daß ich von Natur eine böse verderb-te Art habe/ unwissendt/ Frevel/ ohne Gottesfurcht und Liebe/ den bösen sündlichen Begierden dermassen unterworffen/ daß ich aus mir selbst/ nichts anders wil und vermag/ denn alles was böse ist. Ach lieber Vater/ wie hab ich so einen kleinen/ ja schier gar kei- nen rechten wahren Glauben? Wie haß ich/ was du liebest/ und wie lieb ich alles/ das du hassest? Wie so gar setze ich mich wieder alle Zucht und Erbarkeit? Wie gelüstet mich so heftig zu dem das mir verboten? Wie bin ich so geil und frech mit Gedancken/ Geber- den/ Worten und Wercken? Wie unmässig im Essen und Trincken? Wie boffärtig/ wie unwarhafftig? Und welches das aller bösest ist/ wie bin ich so listig und geschwind alle Büberey zu vertheidigen? Wie so gar verdrossen/ faul und träg/ das Gut/ das du mir befohlen hast/ zu vollbringen? O der schönen Bild- nüs Gottes/ die erstlich durch des Teufels List/ und folgends unser ersten Eltern sündlichen Willen/ an mir Armen so übel verderbet ist. So ruffe ich nun/ O GOtt zu deiner grundlosen Barmhertzigkeit/ ich schlage (mit den offenbahren Sünder) an meine Brust/ gib du/ O GOtt/ daß mirs ein rechter Ernst sey/ O GOtt bis mir armen Sünder gnädig/ und straffe mich nicht in deinem Zorn/ und züchtige mich nicht
2. Theil/ Buß-und Beicht Büchlein. gantzem Herzen/ daß ich von Natur eine böſe verderb-te Art habe/ unwiſſendt/ Frevel/ ohne Gottesfurcht und Liebe/ den böſen ſündlichen Begierden dermaſſen unterworffen/ daß ich aus mir ſelbſt/ nichts anders wil und vermag/ denn alles was böſe iſt. Ach lieber Vater/ wie hab ich ſo einen kleinen/ ja ſchier gar kei- nen rechten wahren Glauben? Wie haß ich/ was du liebeſt/ und wie lieb ich alles/ das du haſſeſt? Wie ſo gar ſetze ich mich wieder alle Zucht und Erbarkeit? Wie gelüſtet mich ſo heftig zu dem das mir verboten? Wie bin ich ſo geil und frech mit Gedancken/ Geber- den/ Worten und Wercken? Wie unmäſſig im Eſſen und Trincken? Wie boffärtig/ wie unwarhafftig? Und welches das aller böſeſt iſt/ wie bin ich ſo liſtig und geſchwind alle Büberey zu vertheidigen? Wie ſo gar verdroſſen/ faul und träg/ das Gut/ das du mir befohlen haſt/ zu vollbringen? O der ſchönen Bild- nüs Gottes/ die erſtlich durch des Teufels Liſt/ und folgends unſer erſten Eltern ſündlichen Willen/ an mir Armen ſo übel verderbet iſt. So ruffe ich nun/ O GOtt zu deiner grundloſen Barmhertzigkeit/ ich ſchlage (mit den offenbahren Sünder) an meine Bruſt/ gib du/ O GOtt/ daß mirs ein rechter Ernſt ſey/ O GOtt bis mir armen Sünder gnädig/ und ſtraffe mich nicht in deinem Zorn/ und züchtige mich nicht
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2. Theil/ Buß-und Beicht Büchlein.
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te Art habe/ unwiſſendt/ Frevel/ ohne Gottesfurcht
und Liebe/ den böſen ſündlichen Begierden dermaſſen
unterworffen/ daß ich aus mir ſelbſt/ nichts anders
wil und vermag/ denn alles was böſe iſt. Ach lieber
Vater/ wie hab ich ſo einen kleinen/ ja ſchier gar kei-
nen rechten wahren Glauben? Wie haß ich/ was du
liebeſt/ und wie lieb ich alles/ das du haſſeſt? Wie ſo
gar ſetze ich mich wieder alle Zucht und Erbarkeit?
Wie gelüſtet mich ſo heftig zu dem das mir verboten?
Wie bin ich ſo geil und frech mit Gedancken/ Geber-
den/ Worten und Wercken? Wie unmäſſig im Eſſen
und Trincken? Wie boffärtig/ wie unwarhafftig?
Und welches das aller böſeſt iſt/ wie bin ich ſo liſtig
und geſchwind alle Büberey zu vertheidigen? Wie ſo
gar verdroſſen/ faul und träg/ das Gut/ das du mir
befohlen haſt/ zu vollbringen? O der ſchönen Bild-
nüs Gottes/ die erſtlich durch des Teufels Liſt/ und
folgends unſer erſten Eltern ſündlichen Willen/ an
mir Armen ſo übel verderbet iſt. So ruffe ich nun/
O GOtt zu deiner grundloſen Barmhertzigkeit/ ich
ſchlage (mit den offenbahren Sünder) an meine
Bruſt/ gib du/ O GOtt/ daß mirs ein rechter Ernſt
ſey/ O GOtt bis mir armen Sünder gnädig/ und
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