Dickens, Charles: Der Weihnachtsabend (Übers. Edward Aubrey Moriarty). Leipzig, 1844.schwer und wie lang die Kette ist, die Du selbst trägst? Sie war gerade so lang und so schwer, wie diese hier, vor sieben Weihnachten. Seitdem hast Du daran gearbeitet. Es ist eine schwere Kette." Scrooge sah auf den Boden herab, in der Erwartung, von funfzig oder sechzig Klaftern Eisenketten sich umschlungen zu sehen; aber er sah nichts. "Jacob," sagte er flehend. "Jacob Marley, sage mir mehr. Sprich mir Trost ein, Jacob." "Ich habe keinen Trost zu geben," antwortete der Geist. "Er kommt von andern Regionen, Ebenezer Scrooge, und wird von andern Boten zu andern Menschen gebracht. Auch kann ich Dir nicht sagen, was ich Dir sagen möchte. Ein klein wenig mehr ist Alles, was mir erlaubt ist. Nirgendwo kann ich rasten oder ruhen. Mein Geist ging nie über unser Comptoir hinaus - merke wohl auf - im Leben blieb mein Geist immer in den engen Grenzen unsrer schachernden Höhle; und weite Reisen liegen noch vor mir." Scrooge hatte die Gewohnheit, wenn er nachdenklich wurde, die Hand in die Hosentasche zu stecken. Ueber das, was der Geist sagte, nachsinnend, that er es auch jetzt, aber ohne die Augen zu erheben, oder vom Stuhl aufzustehen. "Du mußt Dir aber viel Zeit genommen haben, Jacob," bemerkte er mit dem Tone eines Geschäftsmannes, obgleich mit vieler Demuth und Ehrerbietung. "Viel Zeit!" sagte der Geist. schwer und wie lang die Kette ist, die Du selbst trägst? Sie war gerade so lang und so schwer, wie diese hier, vor sieben Weihnachten. Seitdem hast Du daran gearbeitet. Es ist eine schwere Kette.“ Scrooge sah auf den Boden herab, in der Erwartung, von funfzig oder sechzig Klaftern Eisenketten sich umschlungen zu sehen; aber er sah nichts. „Jacob,“ sagte er flehend. „Jacob Marley, sage mir mehr. Sprich mir Trost ein, Jacob.“ „Ich habe keinen Trost zu geben,“ antwortete der Geist. „Er kommt von andern Regionen, Ebenezer Scrooge, und wird von andern Boten zu andern Menschen gebracht. Auch kann ich Dir nicht sagen, was ich Dir sagen möchte. Ein klein wenig mehr ist Alles, was mir erlaubt ist. Nirgendwo kann ich rasten oder ruhen. Mein Geist ging nie über unser Comptoir hinaus – merke wohl auf – im Leben blieb mein Geist immer in den engen Grenzen unsrer schachernden Höhle; und weite Reisen liegen noch vor mir.“ Scrooge hatte die Gewohnheit, wenn er nachdenklich wurde, die Hand in die Hosentasche zu stecken. Ueber das, was der Geist sagte, nachsinnend, that er es auch jetzt, aber ohne die Augen zu erheben, oder vom Stuhl aufzustehen. „Du mußt Dir aber viel Zeit genommen haben, Jacob,“ bemerkte er mit dem Tone eines Geschäftsmannes, obgleich mit vieler Demuth und Ehrerbietung. „Viel Zeit!“ sagte der Geist. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="29"/> schwer und wie lang die Kette ist, die Du selbst trägst? Sie war gerade so lang und so schwer, wie diese hier, vor sieben Weihnachten. Seitdem hast Du daran gearbeitet. Es ist eine schwere Kette.“</p> <p>Scrooge sah auf den Boden herab, in der Erwartung, von funfzig oder sechzig Klaftern Eisenketten sich umschlungen zu sehen; aber er sah nichts.</p> <p>„Jacob,“ sagte er flehend. „Jacob Marley, sage mir mehr. Sprich mir Trost ein, Jacob.“</p> <p>„Ich habe keinen Trost zu geben,“ antwortete der Geist. „Er kommt von andern Regionen, Ebenezer Scrooge, und wird von andern Boten zu andern Menschen gebracht. Auch kann ich Dir nicht sagen, was ich Dir sagen möchte. Ein klein wenig mehr ist Alles, was mir erlaubt ist. Nirgendwo kann ich rasten oder ruhen. Mein Geist ging nie über unser Comptoir hinaus – merke wohl auf – im Leben blieb mein Geist immer in den engen Grenzen unsrer schachernden Höhle; und weite Reisen liegen noch vor mir.“</p> <p>Scrooge hatte die Gewohnheit, wenn er nachdenklich wurde, die Hand in die Hosentasche zu stecken. Ueber das, was der Geist sagte, nachsinnend, that er es auch jetzt, aber ohne die Augen zu erheben, oder vom Stuhl aufzustehen.</p> <p>„Du mußt Dir aber viel Zeit genommen haben, Jacob,“ bemerkte er mit dem Tone eines Geschäftsmannes, obgleich mit vieler Demuth und Ehrerbietung.</p> <p>„Viel Zeit!“ sagte der Geist.</p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0029]
schwer und wie lang die Kette ist, die Du selbst trägst? Sie war gerade so lang und so schwer, wie diese hier, vor sieben Weihnachten. Seitdem hast Du daran gearbeitet. Es ist eine schwere Kette.“
Scrooge sah auf den Boden herab, in der Erwartung, von funfzig oder sechzig Klaftern Eisenketten sich umschlungen zu sehen; aber er sah nichts.
„Jacob,“ sagte er flehend. „Jacob Marley, sage mir mehr. Sprich mir Trost ein, Jacob.“
„Ich habe keinen Trost zu geben,“ antwortete der Geist. „Er kommt von andern Regionen, Ebenezer Scrooge, und wird von andern Boten zu andern Menschen gebracht. Auch kann ich Dir nicht sagen, was ich Dir sagen möchte. Ein klein wenig mehr ist Alles, was mir erlaubt ist. Nirgendwo kann ich rasten oder ruhen. Mein Geist ging nie über unser Comptoir hinaus – merke wohl auf – im Leben blieb mein Geist immer in den engen Grenzen unsrer schachernden Höhle; und weite Reisen liegen noch vor mir.“
Scrooge hatte die Gewohnheit, wenn er nachdenklich wurde, die Hand in die Hosentasche zu stecken. Ueber das, was der Geist sagte, nachsinnend, that er es auch jetzt, aber ohne die Augen zu erheben, oder vom Stuhl aufzustehen.
„Du mußt Dir aber viel Zeit genommen haben, Jacob,“ bemerkte er mit dem Tone eines Geschäftsmannes, obgleich mit vieler Demuth und Ehrerbietung.
„Viel Zeit!“ sagte der Geist.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-27T08:24:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-27T08:24:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat
(2012-11-27T08:24:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |