Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dickens, Charles: Der Weihnachtsabend (Übers. Edward Aubrey Moriarty). Leipzig, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

ein Stück merkwürdig schweren Kuchen herbei, und regalirte die Kinder schonend sparsam mit diesen auserlesenen Leckerbissen. Auch schickte er eine hungrig aussehende Magd hinaus, um dem Postillon ein Gläschen anzubieten, wofür dieser aber mit den Worten dankte, wenn es von demselben Faß wie das vorige sei, möchte er lieber nicht kosten. Während dieser Zeit war Master Scrooge's Koffer auf den Wagen gebunden worden, und die Kinder nahmen ohne Bedauern von dem Schulmeister Abschied, setzten sich in den Wagen, und fuhren so schnell zum Garten hinaus, daß der Reif und der Schnee von den immergrünen Gebüschen wie Schaum stob.

"Sie war immer ein zartes Wesen, das von einem Hauch hätte verwelken können," sagte der Geist. "Aber sie hatte ein reiches Herz."

"Ja, das hatte sie," rief Scrooge. "Ich will nicht widersprechen, Geist. Gott verhüte es."

"Sie starb verheirathet," sagte der Geist, "und hatte Kinder, glaube ich."

"Ein Kind," antwortete Scrooge.

"Ja," sagte der Geist. "Dein Neffe."

Scrooge schien unruhig zu werden und er antwortete kurz "Ja."

Obgleich sie kaum einen Augenblick die Schule hinter sich gelassen hatten, befanden sie sich doch jetzt mitten in den lebendigsten Straßen der Stadt, wo schattenhafte Fußgänger vorübergingen, wo gespenstige Wagen und Kutschen sich um

ein Stück merkwürdig schweren Kuchen herbei, und regalirte die Kinder schonend sparsam mit diesen auserlesenen Leckerbissen. Auch schickte er eine hungrig aussehende Magd hinaus, um dem Postillon ein Gläschen anzubieten, wofür dieser aber mit den Worten dankte, wenn es von demselben Faß wie das vorige sei, möchte er lieber nicht kosten. Während dieser Zeit war Master Scrooge’s Koffer auf den Wagen gebunden worden, und die Kinder nahmen ohne Bedauern von dem Schulmeister Abschied, setzten sich in den Wagen, und fuhren so schnell zum Garten hinaus, daß der Reif und der Schnee von den immergrünen Gebüschen wie Schaum stob.

„Sie war immer ein zartes Wesen, das von einem Hauch hätte verwelken können,“ sagte der Geist. „Aber sie hatte ein reiches Herz.“

„Ja, das hatte sie,“ rief Scrooge. „Ich will nicht widersprechen, Geist. Gott verhüte es.“

„Sie starb verheirathet,“ sagte der Geist, „und hatte Kinder, glaube ich.“

„Ein Kind,“ antwortete Scrooge.

„Ja,“ sagte der Geist. „Dein Neffe.“

Scrooge schien unruhig zu werden und er antwortete kurz „Ja.“

Obgleich sie kaum einen Augenblick die Schule hinter sich gelassen hatten, befanden sie sich doch jetzt mitten in den lebendigsten Straßen der Stadt, wo schattenhafte Fußgänger vorübergingen, wo gespenstige Wagen und Kutschen sich um

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="49"/>
ein Stück merkwürdig schweren Kuchen herbei, und regalirte die Kinder schonend sparsam mit diesen auserlesenen Leckerbissen. Auch schickte er eine hungrig aussehende Magd hinaus, um dem Postillon ein Gläschen anzubieten, wofür dieser aber mit den Worten dankte, wenn es von demselben Faß wie das vorige sei, möchte er lieber nicht kosten. Während dieser Zeit war Master Scrooge&#x2019;s Koffer auf den Wagen gebunden worden, und die Kinder nahmen ohne Bedauern von dem Schulmeister Abschied, setzten sich in den Wagen, und fuhren so schnell zum Garten hinaus, daß der Reif und der Schnee von den immergrünen Gebüschen wie Schaum stob.</p>
        <p>&#x201E;Sie war immer ein zartes Wesen, das von einem Hauch hätte verwelken können,&#x201C; sagte der Geist. &#x201E;Aber sie hatte ein reiches Herz.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ja, das hatte sie,&#x201C; rief Scrooge. &#x201E;Ich will nicht widersprechen, Geist. Gott verhüte es.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Sie starb verheirathet,&#x201C; sagte der Geist, &#x201E;und hatte Kinder, glaube ich.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ein Kind,&#x201C; antwortete Scrooge.</p>
        <p>&#x201E;Ja,&#x201C; sagte der Geist. &#x201E;Dein Neffe.&#x201C;</p>
        <p>Scrooge schien unruhig zu werden und er antwortete kurz &#x201E;Ja.&#x201C;</p>
        <p>Obgleich sie kaum einen Augenblick die Schule hinter sich gelassen hatten, befanden sie sich doch jetzt mitten in den lebendigsten Straßen der Stadt, wo schattenhafte Fußgänger vorübergingen, wo gespenstige Wagen und Kutschen sich um
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0049] ein Stück merkwürdig schweren Kuchen herbei, und regalirte die Kinder schonend sparsam mit diesen auserlesenen Leckerbissen. Auch schickte er eine hungrig aussehende Magd hinaus, um dem Postillon ein Gläschen anzubieten, wofür dieser aber mit den Worten dankte, wenn es von demselben Faß wie das vorige sei, möchte er lieber nicht kosten. Während dieser Zeit war Master Scrooge’s Koffer auf den Wagen gebunden worden, und die Kinder nahmen ohne Bedauern von dem Schulmeister Abschied, setzten sich in den Wagen, und fuhren so schnell zum Garten hinaus, daß der Reif und der Schnee von den immergrünen Gebüschen wie Schaum stob. „Sie war immer ein zartes Wesen, das von einem Hauch hätte verwelken können,“ sagte der Geist. „Aber sie hatte ein reiches Herz.“ „Ja, das hatte sie,“ rief Scrooge. „Ich will nicht widersprechen, Geist. Gott verhüte es.“ „Sie starb verheirathet,“ sagte der Geist, „und hatte Kinder, glaube ich.“ „Ein Kind,“ antwortete Scrooge. „Ja,“ sagte der Geist. „Dein Neffe.“ Scrooge schien unruhig zu werden und er antwortete kurz „Ja.“ Obgleich sie kaum einen Augenblick die Schule hinter sich gelassen hatten, befanden sie sich doch jetzt mitten in den lebendigsten Straßen der Stadt, wo schattenhafte Fußgänger vorübergingen, wo gespenstige Wagen und Kutschen sich um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-27T08:24:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-27T08:24:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat (2012-11-27T08:24:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dickens_weihnachtsabend_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dickens_weihnachtsabend_1844/49
Zitationshilfe: Dickens, Charles: Der Weihnachtsabend (Übers. Edward Aubrey Moriarty). Leipzig, 1844, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dickens_weihnachtsabend_1844/49>, abgerufen am 03.12.2024.