Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Diesterweg, Adolph: Über das Verderben auf den deutschen Universitäten. Essen, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
C.

1) Auf keiner Universität, nicht in ihrem Umkreise, wird
eine Hure *) geduldet.

2) Auf keiner Universität wird ein leichtsinniger, zum
Zechen und Schuldenmachen verleitender Wirth geduldet.

3) Auf keiner Universität wird das Duelliren geduldet.

(Eine Jury, bestehend aus Professoren und Studenten,
bildet das akademische Gericht, welches schlichtet und
richtet. Nur mündliches Verfahren, bei offenen Thü-
ren, nach einem pädagogischen, nicht nach einem Crimi-
nal-Codex.)

U. s. w.

D.

Großen Universitäten wird eine Akademie beigegeben,
d. h. eine Gesellschaft von gelehrten Forschern, welche die
neuesten Resultate der Wissenschaften vortragen. An diesen
Vorträgen kann jeder Student Antheil nehmen, sobald er sein
Triennium absolvirt, oder sein erstes Staatsexamen gemacht hat.

U. s. w.

"Noch viel Verdienst ist übrig. Auf, hab' es nur!
die Welt wird's anerkennen."


*) Nicht wahr, Ihr fühlt etwas bei obigem Worte, das ich ohne
Rückhalt ausspreche. Das "feine Gefühl", das in Euch wohnet,
wird durch meine Rede verletzet. -- Wie, durch ein Wort?
Durch ein Wort, das die Thaten bezeichnet, die Ihr duldet
und durch Duldung befördert? Aber ich gebe die Thatsache zu,
Ihr seid verletzt. Wohl; nun so schließet daraus auf den Ab-
scheu
, den Andere empfinden, wenn sie an Eure Thaten
denken
.
C.

1) Auf keiner Univerſitaͤt, nicht in ihrem Umkreiſe, wird
eine Hure *) geduldet.

2) Auf keiner Univerſitaͤt wird ein leichtſinniger, zum
Zechen und Schuldenmachen verleitender Wirth geduldet.

3) Auf keiner Univerſitaͤt wird das Duelliren geduldet.

(Eine Jury, beſtehend aus Profeſſoren und Studenten,
bildet das akademiſche Gericht, welches ſchlichtet und
richtet. Nur mündliches Verfahren, bei offenen Thü-
ren, nach einem pädagogiſchen, nicht nach einem Crimi-
nal-Codex.)

U. ſ. w.

D.

Großen Univerſitaͤten wird eine Akademie beigegeben,
d. h. eine Geſellſchaft von gelehrten Forſchern, welche die
neueſten Reſultate der Wiſſenſchaften vortragen. An dieſen
Vortraͤgen kann jeder Student Antheil nehmen, ſobald er ſein
Triennium abſolvirt, oder ſein erſtes Staatsexamen gemacht hat.

U. ſ. w.

„Noch viel Verdienſt iſt übrig. Auf, hab’ es nur!
die Welt wird’s anerkennen.“


*) Nicht wahr, Ihr fühlt etwas bei obigem Worte, das ich ohne
Rückhalt ausſpreche. Das „feine Gefühl“, das in Euch wohnet,
wird durch meine Rede verletzet. — Wie, durch ein Wort?
Durch ein Wort, das die Thaten bezeichnet, die Ihr duldet
und durch Duldung befördert? Aber ich gebe die Thatſache zu,
Ihr ſeid verletzt. Wohl; nun ſo ſchließet daraus auf den Ab-
ſcheu
, den Andere empfinden, wenn ſie an Eure Thaten
denken
.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0094" n="76"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">C.</hi> </head><lb/>
          <p>1) Auf keiner Univer&#x017F;ita&#x0364;t, nicht in ihrem Umkrei&#x017F;e, wird<lb/>
eine Hure <note place="foot" n="*)">Nicht wahr, Ihr fühlt etwas bei obigem Worte, das ich ohne<lb/>
Rückhalt aus&#x017F;preche. Das &#x201E;feine Gefühl&#x201C;, das in Euch wohnet,<lb/>
wird durch meine Rede verletzet. &#x2014; Wie, durch ein <hi rendition="#g">Wort</hi>?<lb/>
Durch ein Wort, das die <hi rendition="#g">Thaten</hi> bezeichnet, die <hi rendition="#g">Ihr</hi> duldet<lb/>
und durch Duldung befördert? Aber ich gebe die That&#x017F;ache zu,<lb/>
Ihr &#x017F;eid verletzt. Wohl; nun &#x017F;o &#x017F;chließet daraus auf den <hi rendition="#g"><choice><sic>Ab-<lb/>
&#x017F;chen</sic><corr>Ab-<lb/>
&#x017F;cheu</corr></choice></hi>, den Andere empfinden, <hi rendition="#g">wenn &#x017F;ie an Eure Thaten<lb/>
denken</hi>.</note> geduldet.</p><lb/>
          <p>2) Auf keiner Univer&#x017F;ita&#x0364;t wird ein leicht&#x017F;inniger, zum<lb/>
Zechen und Schuldenmachen verleitender Wirth geduldet.</p><lb/>
          <p>3) Auf keiner Univer&#x017F;ita&#x0364;t wird das Duelliren geduldet.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">(Eine Jury, be&#x017F;tehend aus Profe&#x017F;&#x017F;oren und Studenten,<lb/>
bildet das akademi&#x017F;che Gericht, welches &#x017F;chlichtet und<lb/>
richtet. Nur mündliches Verfahren, bei offenen Thü-<lb/>
ren, nach einem pädagogi&#x017F;chen, nicht nach einem Crimi-<lb/>
nal-Codex.)</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">U. &#x017F;. w.</hi> </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">D.</hi> </head><lb/>
          <p>Großen Univer&#x017F;ita&#x0364;ten wird eine <hi rendition="#g">Akademie</hi> beigegeben,<lb/>
d. h. eine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft von gelehrten <hi rendition="#g">For&#x017F;chern</hi>, welche die<lb/>
neue&#x017F;ten Re&#x017F;ultate der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften vortragen. An die&#x017F;en<lb/>
Vortra&#x0364;gen kann jeder Student Antheil nehmen, &#x017F;obald er &#x017F;ein<lb/>
Triennium ab&#x017F;olvirt, oder &#x017F;ein er&#x017F;tes Staatsexamen gemacht hat.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">U. &#x017F;. w.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">&#x201E;Noch viel Verdien&#x017F;t i&#x017F;t übrig. Auf, hab&#x2019; es nur!<lb/>
die Welt wird&#x2019;s anerkennen.&#x201C;</hi> </hi> </p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0094] C. 1) Auf keiner Univerſitaͤt, nicht in ihrem Umkreiſe, wird eine Hure *) geduldet. 2) Auf keiner Univerſitaͤt wird ein leichtſinniger, zum Zechen und Schuldenmachen verleitender Wirth geduldet. 3) Auf keiner Univerſitaͤt wird das Duelliren geduldet. (Eine Jury, beſtehend aus Profeſſoren und Studenten, bildet das akademiſche Gericht, welches ſchlichtet und richtet. Nur mündliches Verfahren, bei offenen Thü- ren, nach einem pädagogiſchen, nicht nach einem Crimi- nal-Codex.) U. ſ. w. D. Großen Univerſitaͤten wird eine Akademie beigegeben, d. h. eine Geſellſchaft von gelehrten Forſchern, welche die neueſten Reſultate der Wiſſenſchaften vortragen. An dieſen Vortraͤgen kann jeder Student Antheil nehmen, ſobald er ſein Triennium abſolvirt, oder ſein erſtes Staatsexamen gemacht hat. U. ſ. w. „Noch viel Verdienſt iſt übrig. Auf, hab’ es nur! die Welt wird’s anerkennen.“ *) Nicht wahr, Ihr fühlt etwas bei obigem Worte, das ich ohne Rückhalt ausſpreche. Das „feine Gefühl“, das in Euch wohnet, wird durch meine Rede verletzet. — Wie, durch ein Wort? Durch ein Wort, das die Thaten bezeichnet, die Ihr duldet und durch Duldung befördert? Aber ich gebe die Thatſache zu, Ihr ſeid verletzt. Wohl; nun ſo ſchließet daraus auf den Ab- ſcheu, den Andere empfinden, wenn ſie an Eure Thaten denken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/diesterweg_universitaeten_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/diesterweg_universitaeten_1836/94
Zitationshilfe: Diesterweg, Adolph: Über das Verderben auf den deutschen Universitäten. Essen, 1836, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/diesterweg_universitaeten_1836/94>, abgerufen am 24.11.2024.