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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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schafft, daß die Versuchung so ein Ende gewinnet, daß wir's können ertragen. Seinem heiligen Namen sei Lob, Preis, Dank und Ehre allein!

Von Stund an, als mich die Schlange gebissen, schwoll mir der Arm bis an die Achsel, und ging mir nicht, wie dem heiligen Apostel Paulo, deme zu Verwundrung der Leute nichts widerfuhr. Ich sahe, daß der Arm zusehends schwall und der Schmerz zunahm. Suchte allerhand Kräuter wider Gift und band sie auf die Hand und Arm. Aber es half nichts. Und mußte mich gedulden, bis ich in mein Quartier kam.

Der Wirt, Herr Rebent, fragte gleich: was mir widerfahren? weil ich wie eine Leiche ausgesehen. Ich klagte ihm meine Not; kurz, gab ihm die Schlange, abzuziehen und mir das Fett und die Leber ausgebraten zu bringen. So er auch that. Indeß hatte ich ein gut Teil von Theriak aus meiner Feldkiste eingenommen, als er mir den Tiegel mit der ausgebratenen Leber und Fett ins Bette brachte. Ich schmierte damit meinen Arm und Hand recht durch, deckete mich zu und war eingeschlafen. Nach drei oder vier Stunden wache ich auf und war zu großer Verwunderung aller, so fleißig nach mir gesehen, Geschwulst und Schmerz weg. - Das war eine geschwinde Kur, welche die Leute dort anmerkten!

Es begegnete mir da noch viel Merkwürdiges mit Bein- und Armbrüchen etc., welches aber möchte zu lang sein.

Eins aber nur zu schreiben: so war ein junger Reuter unterm Obrist Aderkaß (welcher bei einem Bäcken vor einen Bäckknecht war) im Wasserholen aufm Eis, vorm Brunn, mit dem Wasser hart aufs Gesäß gefallen. Welches er zwar anfangs nicht groß geachtet. Als es aber sehr geschwollen und schmerzhaft, ward sein Regiments-Feldscher geholet, welcher vermeinet:

schafft, daß die Versuchung so ein Ende gewinnet, daß wir’s können ertragen. Seinem heiligen Namen sei Lob, Preis, Dank und Ehre allein!

Von Stund an, als mich die Schlange gebissen, schwoll mir der Arm bis an die Achsel, und ging mir nicht, wie dem heiligen Apostel Paulo, deme zu Verwundrung der Leute nichts widerfuhr. Ich sahe, daß der Arm zusehends schwall und der Schmerz zunahm. Suchte allerhand Kräuter wider Gift und band sie auf die Hand und Arm. Aber es half nichts. Und mußte mich gedulden, bis ich in mein Quartier kam.

Der Wirt, Herr Rebent, fragte gleich: was mir widerfahren? weil ich wie eine Leiche ausgesehen. Ich klagte ihm meine Not; kurz, gab ihm die Schlange, abzuziehen und mir das Fett und die Leber ausgebraten zu bringen. So er auch that. Indeß hatte ich ein gut Teil von Theriak aus meiner Feldkiste eingenommen, als er mir den Tiegel mit der ausgebratenen Leber und Fett ins Bette brachte. Ich schmierte damit meinen Arm und Hand recht durch, deckete mich zu und war eingeschlafen. Nach drei oder vier Stunden wache ich auf und war zu großer Verwunderung aller, so fleißig nach mir gesehen, Geschwulst und Schmerz weg. – Das war eine geschwinde Kur, welche die Leute dort anmerkten!

Es begegnete mir da noch viel Merkwürdiges mit Bein- und Armbrüchen etc., welches aber möchte zu lang sein.

Eins aber nur zu schreiben: so war ein junger Reuter unterm Obrist Aderkaß (welcher bei einem Bäcken vor einen Bäckknecht war) im Wasserholen aufm Eis, vorm Brunn, mit dem Wasser hart aufs Gesäß gefallen. Welches er zwar anfangs nicht groß geachtet. Als es aber sehr geschwollen und schmerzhaft, ward sein Regiments-Feldscher geholet, welcher vermeinet:

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          <p>Der Wirt, Herr Rebent, fragte gleich: was mir widerfahren? weil ich wie eine Leiche ausgesehen. Ich klagte ihm meine Not; kurz, gab ihm die Schlange, abzuziehen und mir das Fett und die Leber ausgebraten zu bringen. So er auch that. Indeß hatte ich ein gut Teil von Theriak aus meiner Feldkiste eingenommen, als er mir den Tiegel mit der ausgebratenen Leber und Fett ins Bette brachte. Ich schmierte damit meinen Arm und Hand recht durch, deckete mich zu und war eingeschlafen. Nach drei oder vier Stunden wache ich auf und war zu großer Verwunderung aller, so fleißig nach mir gesehen, Geschwulst und Schmerz weg. &#x2013; Das war eine geschwinde Kur, welche die Leute dort anmerkten!</p>
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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/119>, abgerufen am 15.05.2024.