Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.dies meines Herrn Gansbergers Frau wäre, bis er mit ihr zu Bette ging. Und ich in ein ander schön Zimmer und Bett gebracht wurde, welches ganz voller schönem Obst lag, welches ich wohl genoß, als ein seltsames Konfekt. Des Morgens entdeckte er mir sein Anliegen: weil er diese, seine Frau, am Königlichen Hofe, als Mohrin, geheiratet und mit derselben dieses Gut von der Königin geschenkt bekommen, müßte er geraume Zeit nach Kopenhagen an'n Königlichen Hof, und wüßte nicht, wann er wiederkommen möchte, müßte deswegen einen verständigen Menschen bei dem Regiment haben, darauf er sich verlassen könnte. Mein Geld könnte ich alle Monat bei dem Regiments-Ouartier-Meister gegen Quittung holen; die medicamenta könnte ich aus dieser Kiste und zu mir nehmen; dem andern Gesellen und Jungen habe er schon befohlen, mir zu folgen. Stellete es mir frei: ob ich mir ein Pferd selbst kaufen, oder eins aus seinem Stall nehmen wollte. - Welches letzte ich in Bedenken zog und mir selbst einen dänischen Klepper vor sechsundzwanzig Thaler auf sein gut' Raten kaufte. Mein Obriste war der Baron Löwenthal, ein junger, galanter Herr, mit welchem ich wohl zurechtkam, wie auch mit den andern Offizieren, welche mich lieb und wert hatten und immer mit sich nahmen; außer: mit den Dragunern konnte ich nicht reden, als durch einen Dolmetscher. Ich bekam mein Quartier allein in Ütersen bei einem Barbier. Ich mußte alle acht Tage die Quartier besuchen, welche drei Meiln auseinander lagen. Die hielten mich überall frei, daß ich nichts verzehren durfte. dies meines Herrn Gansbergers Frau wäre, bis er mit ihr zu Bette ging. Und ich in ein ander schön Zimmer und Bett gebracht wurde, welches ganz voller schönem Obst lag, welches ich wohl genoß, als ein seltsames Konfekt. Des Morgens entdeckte er mir sein Anliegen: weil er diese, seine Frau, am Königlichen Hofe, als Mohrin, geheiratet und mit derselben dieses Gut von der Königin geschenkt bekommen, müßte er geraume Zeit nach Kopenhagen an’n Königlichen Hof, und wüßte nicht, wann er wiederkommen möchte, müßte deswegen einen verständigen Menschen bei dem Regiment haben, darauf er sich verlassen könnte. Mein Geld könnte ich alle Monat bei dem Regiments-Ouartier-Meister gegen Quittung holen; die medicamenta könnte ich aus dieser Kiste und zu mir nehmen; dem andern Gesellen und Jungen habe er schon befohlen, mir zu folgen. Stellete es mir frei: ob ich mir ein Pferd selbst kaufen, oder eins aus seinem Stall nehmen wollte. – Welches letzte ich in Bedenken zog und mir selbst einen dänischen Klepper vor sechsundzwanzig Thaler auf sein gut’ Raten kaufte. Mein Obriste war der Baron Löwenthal, ein junger, galanter Herr, mit welchem ich wohl zurechtkam, wie auch mit den andern Offizieren, welche mich lieb und wert hatten und immer mit sich nahmen; außer: mit den Dragunern konnte ich nicht reden, als durch einen Dolmetscher. Ich bekam mein Quartier allein in Ütersen bei einem Barbier. Ich mußte alle acht Tage die Quartier besuchen, welche drei Meiln auseinander lagen. Die hielten mich überall frei, daß ich nichts verzehren durfte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178"/> dies meines Herrn Gansbergers Frau wäre, bis er mit ihr zu Bette ging. Und ich in ein ander schön Zimmer und Bett gebracht wurde, welches ganz voller schönem Obst lag, welches ich wohl genoß, als ein seltsames Konfekt.</p> <p>Des Morgens entdeckte er mir sein Anliegen: weil er diese, seine Frau, am Königlichen Hofe, als Mohrin, geheiratet und mit derselben dieses Gut von der Königin geschenkt bekommen, müßte er geraume Zeit nach Kopenhagen an’n Königlichen Hof, und wüßte nicht, wann er wiederkommen möchte, müßte deswegen einen verständigen Menschen bei dem Regiment haben, darauf er sich verlassen könnte. Mein Geld könnte ich alle Monat bei dem Regiments-Ouartier-Meister gegen Quittung holen; die <hi rendition="#aq">medicamenta</hi> könnte ich aus dieser Kiste und zu mir nehmen; dem andern Gesellen und Jungen habe er schon befohlen, mir zu folgen. Stellete es mir frei: ob ich mir ein Pferd selbst kaufen, oder eins aus seinem Stall nehmen wollte. – Welches letzte ich in Bedenken zog und mir selbst einen dänischen Klepper vor sechsundzwanzig Thaler auf sein gut’ Raten kaufte.</p> <p><hi rendition="#in">M</hi>ein Obriste war der Baron Löwenthal, ein junger, galanter Herr, mit welchem ich wohl zurechtkam, wie auch mit den andern Offizieren, welche mich lieb und wert hatten und immer mit sich nahmen; außer: mit den Dragunern konnte ich nicht reden, als durch einen Dolmetscher. Ich bekam mein Quartier allein in Ütersen bei einem Barbier. Ich mußte alle acht Tage die Quartier besuchen, welche drei Meiln auseinander lagen. Die hielten mich überall frei, daß ich nichts verzehren durfte.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0178]
dies meines Herrn Gansbergers Frau wäre, bis er mit ihr zu Bette ging. Und ich in ein ander schön Zimmer und Bett gebracht wurde, welches ganz voller schönem Obst lag, welches ich wohl genoß, als ein seltsames Konfekt.
Des Morgens entdeckte er mir sein Anliegen: weil er diese, seine Frau, am Königlichen Hofe, als Mohrin, geheiratet und mit derselben dieses Gut von der Königin geschenkt bekommen, müßte er geraume Zeit nach Kopenhagen an’n Königlichen Hof, und wüßte nicht, wann er wiederkommen möchte, müßte deswegen einen verständigen Menschen bei dem Regiment haben, darauf er sich verlassen könnte. Mein Geld könnte ich alle Monat bei dem Regiments-Ouartier-Meister gegen Quittung holen; die medicamenta könnte ich aus dieser Kiste und zu mir nehmen; dem andern Gesellen und Jungen habe er schon befohlen, mir zu folgen. Stellete es mir frei: ob ich mir ein Pferd selbst kaufen, oder eins aus seinem Stall nehmen wollte. – Welches letzte ich in Bedenken zog und mir selbst einen dänischen Klepper vor sechsundzwanzig Thaler auf sein gut’ Raten kaufte.
Mein Obriste war der Baron Löwenthal, ein junger, galanter Herr, mit welchem ich wohl zurechtkam, wie auch mit den andern Offizieren, welche mich lieb und wert hatten und immer mit sich nahmen; außer: mit den Dragunern konnte ich nicht reden, als durch einen Dolmetscher. Ich bekam mein Quartier allein in Ütersen bei einem Barbier. Ich mußte alle acht Tage die Quartier besuchen, welche drei Meiln auseinander lagen. Die hielten mich überall frei, daß ich nichts verzehren durfte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition
(2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition
(2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |