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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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Als ich bei dem Obristen kam, saß er auf einem großen Sessel, hinterwärts die Obristin stund bei ihm. "Welcher Teufel hat euch befohlen, meines Königes Soldaten bei unschuldigen, kranken Personen zur Exekution zu gebrauchen? Ihr wäret wert, daß man euch in Ketten und Banden nach Spandau brächte! Und da sollt ihr auch hin! Ich will es an meinen König berichten; denn ihr habt hiedurch ein crimen Majestatis begangen &c."

Ich ließ ihn wohl ausreden und als er nichts mehr wußte, fing ich auch an und sagte: "Mein Herr Obrist, wie kommen sie dazu, daß Sie mich solcher Sache beschuldigen, wovon ich gar nichts weiß? Es ist der Soldat von sich selbst hingegangen. Erzählete die ganze Konnexion. Hat der soldat was gethan, was gehet das mich an?"

Er wollte wieder hart reden und sagete: es wäre nicht wahr, wollte schon hinterkommen!

Ich sagte ihm aber: "Herr Obrist, ich verlasse mich auf GOtt, meine gerechte Sache und den König, welcher mir von ihm nicht wird lassen zuviel geschehen. Ich bin Ihro Königlichen Majestät Hof-Barbier, habe des Königs Herrn Vater und Großvater lange untern Soldaten als Feldscher gedienet und weiß wohl, wie man mit Soldaten muß umbgehen. Thun Sie mir zuviel, ich weiß: ich habe einen gnädigen König, der wird's rechten."

Darauf zog er gelindere Saiten auf und fragete: wie der Kerl hieß und wo er in Quartier läg?

"Ich weiß nicht, sagte ich, doch habe ich im Ambt gehöret, daß er Otto heiße."

Da waren Unteroffizierer, die sageten: daß er in Kalbe läg. - Da wurden gleich zwei kommandieret, die mußten ihn holen.

Als sie ihn gebracht und vor des Obristen Quartier vorbeigebracht haben, soll der Obrist zu ihm gesagt haben: "Bistu der Vogel, welcher die Leute auf des Balbiers

Als ich bei dem Obristen kam, saß er auf einem großen Sessel, hinterwärts die Obristin stund bei ihm. „Welcher Teufel hat euch befohlen, meines Königes Soldaten bei unschuldigen, kranken Personen zur Exekution zu gebrauchen? Ihr wäret wert, daß man euch in Ketten und Banden nach Spandau brächte! Und da sollt ihr auch hin! Ich will es an meinen König berichten; denn ihr habt hiedurch ein crimen Majestatis begangen &c.“

Ich ließ ihn wohl ausreden und als er nichts mehr wußte, fing ich auch an und sagte: „Mein Herr Obrist, wie kommen sie dazu, daß Sie mich solcher Sache beschuldigen, wovon ich gar nichts weiß? Es ist der Soldat von sich selbst hingegangen. Erzählete die ganze Konnexion. Hat der soldat was gethan, was gehet das mich an?“

Er wollte wieder hart reden und sagete: es wäre nicht wahr, wollte schon hinterkommen!

Ich sagte ihm aber: „Herr Obrist, ich verlasse mich auf GOtt, meine gerechte Sache und den König, welcher mir von ihm nicht wird lassen zuviel geschehen. Ich bin Ihro Königlichen Majestät Hof-Barbier, habe des Königs Herrn Vater und Großvater lange untern Soldaten als Feldscher gedienet und weiß wohl, wie man mit Soldaten muß umbgehen. Thun Sie mir zuviel, ich weiß: ich habe einen gnädigen König, der wird’s rechten.“

Darauf zog er gelindere Saiten auf und fragete: wie der Kerl hieß und wo er in Quartier läg?

„Ich weiß nicht, sagte ich, doch habe ich im Ambt gehöret, daß er Otto heiße.“

Da waren Unteroffizierer, die sageten: daß er in Kalbe läg. – Da wurden gleich zwei kommandieret, die mußten ihn holen.

Als sie ihn gebracht und vor des Obristen Quartier vorbeigebracht haben, soll der Obrist zu ihm gesagt haben: „Bistu der Vogel, welcher die Leute auf des Balbiers

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[0302] Als ich bei dem Obristen kam, saß er auf einem großen Sessel, hinterwärts die Obristin stund bei ihm. „Welcher Teufel hat euch befohlen, meines Königes Soldaten bei unschuldigen, kranken Personen zur Exekution zu gebrauchen? Ihr wäret wert, daß man euch in Ketten und Banden nach Spandau brächte! Und da sollt ihr auch hin! Ich will es an meinen König berichten; denn ihr habt hiedurch ein crimen Majestatis begangen &c.“ Ich ließ ihn wohl ausreden und als er nichts mehr wußte, fing ich auch an und sagte: „Mein Herr Obrist, wie kommen sie dazu, daß Sie mich solcher Sache beschuldigen, wovon ich gar nichts weiß? Es ist der Soldat von sich selbst hingegangen. Erzählete die ganze Konnexion. Hat der soldat was gethan, was gehet das mich an?“ Er wollte wieder hart reden und sagete: es wäre nicht wahr, wollte schon hinterkommen! Ich sagte ihm aber: „Herr Obrist, ich verlasse mich auf GOtt, meine gerechte Sache und den König, welcher mir von ihm nicht wird lassen zuviel geschehen. Ich bin Ihro Königlichen Majestät Hof-Barbier, habe des Königs Herrn Vater und Großvater lange untern Soldaten als Feldscher gedienet und weiß wohl, wie man mit Soldaten muß umbgehen. Thun Sie mir zuviel, ich weiß: ich habe einen gnädigen König, der wird’s rechten.“ Darauf zog er gelindere Saiten auf und fragete: wie der Kerl hieß und wo er in Quartier läg? „Ich weiß nicht, sagte ich, doch habe ich im Ambt gehöret, daß er Otto heiße.“ Da waren Unteroffizierer, die sageten: daß er in Kalbe läg. – Da wurden gleich zwei kommandieret, die mußten ihn holen. Als sie ihn gebracht und vor des Obristen Quartier vorbeigebracht haben, soll der Obrist zu ihm gesagt haben: „Bistu der Vogel, welcher die Leute auf des Balbiers

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/302>, abgerufen am 22.11.2024.