Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

Bild:
<< vorherige Seite

gleich fertig und besatzt. Und obgleich die Türken oftermals ausfielen und auf unsere Batterieen mit großem Geschrei kamen, wurden sie doch von unserer Reserve und Bedeckern tapfer zurückgeschlagen und mit den scharfen Sensen an Stangen und Gewehr dergestalt empfangen, daß ihrer wenig den Rückweg fanden.

Außer einmal, da es die ganze Nacht regnete und unsere Leute mit der Lunte auf die Mosketen nicht konnten zum Feuer kommen, wurden zweihundert Mann gleich nieder- und die Köpfe runtergehauen. Unter welchen auch war der tapfere Obristleutnant Löschbrandt und viele bekannte Offizier. Kamen auch so weit über die Pallisaden und Graben gesprungen, daß sie uns etliche Stück vernagelten; so aber bald wieder ausgebohret.

Und dieser Verlust scharf von uns gerächet wurde, daß sich die Türken vor den Brandenburgern, als dem Teufel, forchten. Wurden also der Kaiserlichen Spottrede, so sie anfangs, als wir ankamen, hatten, nämlich: "Siehe, da kommen die geputzten brandenburger Dreßel-Puppen her, was werden sie doch vor Thaten thun?" ec. ledig.

Denn als wir auf der andern Seite, ins freie Feld, die dritte Batterie aufgeführet, worauf zwei Schmiedeessen, und die Kugeln alle glühend in die Stücke geladen und gleich in die Stadt geschossen wurden, ohne Unterlaß, ging hie und da, wo die glühenden Kugeln waren angekommen, Feuer auf. So aber von den Türken, welches ein stark, untersatztes, arbeitsames Volk ist, bald gedämpfet. Wann sie die Kugeln haschen gewollt und sich die Hände verbrannt, sagten sie: "Das war brandenburger Kugel." Sie schickten sie uns aber redlich zu unserm Schaden wieder raus und schossen so heftig auf diese unsere Feldbatterie, daß sich nichtes sehen lassen dürfen. Wie denn einst auch ein vornehmer Marquis, so wider alle Warnung nicht das Blendeisen, da man pflegt durchzusehen, zum Rekognoszieren gebrauchen

gleich fertig und besatzt. Und obgleich die Türken oftermals ausfielen und auf unsere Batterieen mit großem Geschrei kamen, wurden sie doch von unserer Reserve und Bedeckern tapfer zurückgeschlagen und mit den scharfen Sensen an Stangen und Gewehr dergestalt empfangen, daß ihrer wenig den Rückweg fanden.

Außer einmal, da es die ganze Nacht regnete und unsere Leute mit der Lunte auf die Mosketen nicht konnten zum Feuer kommen, wurden zweihundert Mann gleich nieder- und die Köpfe runtergehauen. Unter welchen auch war der tapfere Obristleutnant Löschbrandt und viele bekannte Offizier. Kamen auch so weit über die Pallisaden und Graben gesprungen, daß sie uns etliche Stück vernagelten; so aber bald wieder ausgebohret.

Und dieser Verlust scharf von uns gerächet wurde, daß sich die Türken vor den Brandenburgern, als dem Teufel, forchten. Wurden also der Kaiserlichen Spottrede, so sie anfangs, als wir ankamen, hatten, nämlich: „Siehe, da kommen die geputzten brandenburger Dreßel-Puppen her, was werden sie doch vor Thaten thun?“ ec. ledig.

Denn als wir auf der andern Seite, ins freie Feld, die dritte Batterie aufgeführet, worauf zwei Schmiedeessen, und die Kugeln alle glühend in die Stücke geladen und gleich in die Stadt geschossen wurden, ohne Unterlaß, ging hie und da, wo die glühenden Kugeln waren angekommen, Feuer auf. So aber von den Türken, welches ein stark, untersatztes, arbeitsames Volk ist, bald gedämpfet. Wann sie die Kugeln haschen gewollt und sich die Hände verbrannt, sagten sie: „Das war brandenburger Kugel.“ Sie schickten sie uns aber redlich zu unserm Schaden wieder raus und schossen so heftig auf diese unsere Feldbatterie, daß sich nichtes sehen lassen dürfen. Wie denn einst auch ein vornehmer Marquis, so wider alle Warnung nicht das Blendeisen, da man pflegt durchzusehen, zum Rekognoszieren gebrauchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0058"/>
gleich fertig und besatzt. Und obgleich die Türken oftermals ausfielen und auf unsere Batterieen mit großem Geschrei kamen, wurden sie doch von unserer Reserve und Bedeckern tapfer zurückgeschlagen und mit den scharfen Sensen an Stangen und Gewehr dergestalt empfangen, daß ihrer wenig den Rückweg fanden.</p>
          <p>Außer einmal, da es die ganze Nacht regnete und unsere Leute mit der Lunte auf die Mosketen nicht konnten zum Feuer kommen, wurden zweihundert Mann gleich nieder- und die Köpfe runtergehauen. Unter welchen auch war der tapfere Obristleutnant Löschbrandt und viele bekannte Offizier. Kamen auch so weit über die Pallisaden und Graben gesprungen, daß sie uns etliche Stück vernagelten; so aber bald wieder ausgebohret.</p>
          <p>Und dieser Verlust scharf von uns gerächet wurde, daß sich die Türken vor den Brandenburgern, als dem Teufel, forchten. Wurden also der Kaiserlichen Spottrede, so sie anfangs, als wir ankamen, hatten, nämlich: &#x201E;Siehe, da kommen die geputzten brandenburger Dreßel-Puppen her, was werden sie doch vor Thaten thun?&#x201C; ec. ledig.</p>
          <p>Denn als wir auf der andern Seite, ins freie Feld, die dritte Batterie aufgeführet, worauf zwei Schmiedeessen, und die Kugeln alle glühend in die Stücke geladen und gleich in die Stadt geschossen wurden, ohne Unterlaß, ging hie und da, wo die glühenden Kugeln waren angekommen, Feuer auf. So aber von den Türken, welches ein stark, untersatztes, arbeitsames Volk ist, bald gedämpfet. Wann sie die Kugeln haschen gewollt und sich die Hände verbrannt, sagten sie: &#x201E;Das war brandenburger Kugel.&#x201C; Sie schickten sie uns aber redlich zu unserm Schaden wieder raus und schossen so heftig auf diese unsere Feldbatterie, daß sich nichtes sehen lassen dürfen. Wie denn einst auch ein vornehmer Marquis, so wider alle Warnung nicht das Blendeisen, da man pflegt durchzusehen, zum Rekognoszieren gebrauchen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0058] gleich fertig und besatzt. Und obgleich die Türken oftermals ausfielen und auf unsere Batterieen mit großem Geschrei kamen, wurden sie doch von unserer Reserve und Bedeckern tapfer zurückgeschlagen und mit den scharfen Sensen an Stangen und Gewehr dergestalt empfangen, daß ihrer wenig den Rückweg fanden. Außer einmal, da es die ganze Nacht regnete und unsere Leute mit der Lunte auf die Mosketen nicht konnten zum Feuer kommen, wurden zweihundert Mann gleich nieder- und die Köpfe runtergehauen. Unter welchen auch war der tapfere Obristleutnant Löschbrandt und viele bekannte Offizier. Kamen auch so weit über die Pallisaden und Graben gesprungen, daß sie uns etliche Stück vernagelten; so aber bald wieder ausgebohret. Und dieser Verlust scharf von uns gerächet wurde, daß sich die Türken vor den Brandenburgern, als dem Teufel, forchten. Wurden also der Kaiserlichen Spottrede, so sie anfangs, als wir ankamen, hatten, nämlich: „Siehe, da kommen die geputzten brandenburger Dreßel-Puppen her, was werden sie doch vor Thaten thun?“ ec. ledig. Denn als wir auf der andern Seite, ins freie Feld, die dritte Batterie aufgeführet, worauf zwei Schmiedeessen, und die Kugeln alle glühend in die Stücke geladen und gleich in die Stadt geschossen wurden, ohne Unterlaß, ging hie und da, wo die glühenden Kugeln waren angekommen, Feuer auf. So aber von den Türken, welches ein stark, untersatztes, arbeitsames Volk ist, bald gedämpfet. Wann sie die Kugeln haschen gewollt und sich die Hände verbrannt, sagten sie: „Das war brandenburger Kugel.“ Sie schickten sie uns aber redlich zu unserm Schaden wieder raus und schossen so heftig auf diese unsere Feldbatterie, daß sich nichtes sehen lassen dürfen. Wie denn einst auch ein vornehmer Marquis, so wider alle Warnung nicht das Blendeisen, da man pflegt durchzusehen, zum Rekognoszieren gebrauchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/58
Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/58>, abgerufen am 04.12.2024.