Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.und es mir gab, mit Befehl: ich sollte wiederkommen. - So auch geschehen. Diesen Abend brachte ich das Billet noch an den Herrn Ober-Hofmarschall von Grumbkow, da wohl zwanzig Leute aufwarteten und einer nach dem andern gefraget wurde. Die Reihe an mich kam. Ich stellete meine Not, so gut ich konnte, vor und bat umb mein'n stehenden Sold; berufte mich auf den Herrn General. - Allein, da half alles nichts. Er schmiß mir den Zettel vor die Füße und sagte: ich müßte warten, es wären wohl andere da, die es nötiger brauchten und besser verdienet hätten. Ich ging mit Betrübnis zu meinem alten und ersten Herrn, so gleich über wohnete, und klagte es ihm. Welcher mich vertröstet': ich sollte eine Stunde verziehen; dessen Geheim- Secretarius käme in die Stube und ließ sich barbieren; er wollte schon ein gut Wort vor mich reden; ich sollte ihm nur einen Dukaten davon versprechen; er würde mir bald helfen. - So auch geschehen. Denn, da er kam und sich den Vortrag gefallen ließ, nahm er das Billet zu sich, stecket es abends wieder unter die expeditiones und that eine gute Vorstellung, daß er den Herrn von Grumbkow gewinnet, und er, an den Kriegeskassierer zu bezahlen, unterschreibt. - Wer war froher als ich? Da er mir das Billet wieder also zustellen ließ, bezahlete gleich einen Dukaten, was zugesaget. Und ferner damit zum Kriegskassierer Kannengießer, welchen ich vormals zu barbieren gehabt. Allein, da war es wieder feste verwahret, und hieß es: "Ist kein Geld in der Kasse, ihr müßt warten." - Als ich aber den guldenen Schlüssel wieder suchte und einen Dukaten versprach, da war es offen, und hieß: "Ich muß es vorschießen, kombt morgen umb neun her, so sollt ihr's haben." Alle Stunden wurden mir zu lang, ehe neun Uhr und es mir gab, mit Befehl: ich sollte wiederkommen. – So auch geschehen. Diesen Abend brachte ich das Billet noch an den Herrn Ober-Hofmarschall von Grumbkow, da wohl zwanzig Leute aufwarteten und einer nach dem andern gefraget wurde. Die Reihe an mich kam. Ich stellete meine Not, so gut ich konnte, vor und bat umb mein’n stehenden Sold; berufte mich auf den Herrn General. – Allein, da half alles nichts. Er schmiß mir den Zettel vor die Füße und sagte: ich müßte warten, es wären wohl andere da, die es nötiger brauchten und besser verdienet hätten. Ich ging mit Betrübnis zu meinem alten und ersten Herrn, so gleich über wohnete, und klagte es ihm. Welcher mich vertröstet’: ich sollte eine Stunde verziehen; dessen Geheim- Secretarius käme in die Stube und ließ sich barbieren; er wollte schon ein gut Wort vor mich reden; ich sollte ihm nur einen Dukaten davon versprechen; er würde mir bald helfen. – So auch geschehen. Denn, da er kam und sich den Vortrag gefallen ließ, nahm er das Billet zu sich, stecket es abends wieder unter die expeditiones und that eine gute Vorstellung, daß er den Herrn von Grumbkow gewinnet, und er, an den Kriegeskassierer zu bezahlen, unterschreibt. – Wer war froher als ich? Da er mir das Billet wieder also zustellen ließ, bezahlete gleich einen Dukaten, was zugesaget. Und ferner damit zum Kriegskassierer Kannengießer, welchen ich vormals zu barbieren gehabt. Allein, da war es wieder feste verwahret, und hieß es: „Ist kein Geld in der Kasse, ihr müßt warten.“ – Als ich aber den guldenen Schlüssel wieder suchte und einen Dukaten versprach, da war es offen, und hieß: „Ich muß es vorschießen, kombt morgen umb neun her, so sollt ihr’s haben.“ Alle Stunden wurden mir zu lang, ehe neun Uhr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095"/> und es mir gab, mit Befehl: ich sollte wiederkommen. – So auch geschehen.</p> <p>Diesen Abend brachte ich das Billet noch an den Herrn Ober-Hofmarschall von Grumbkow, da wohl zwanzig Leute aufwarteten und einer nach dem andern gefraget wurde.</p> <p>Die Reihe an mich kam. Ich stellete meine Not, so gut ich konnte, vor und bat umb mein’n stehenden Sold; berufte mich auf den Herrn General. – Allein, da half alles nichts. Er schmiß mir den Zettel vor die Füße und sagte: ich müßte warten, es wären wohl andere da, die es nötiger brauchten und besser verdienet hätten.</p> <p>Ich ging mit Betrübnis zu meinem alten und ersten Herrn, so gleich über wohnete, und klagte es ihm. Welcher mich vertröstet’: ich sollte eine Stunde verziehen; dessen Geheim- <hi rendition="#aq">Secretarius</hi> käme in die Stube und ließ sich barbieren; er wollte schon ein gut Wort vor mich reden; ich sollte ihm nur einen Dukaten davon versprechen; er würde mir bald helfen. – So auch geschehen.</p> <p>Denn, da er kam und sich den Vortrag gefallen ließ, nahm er das Billet zu sich, stecket es abends wieder unter die <hi rendition="#aq">expeditiones</hi> und that eine gute Vorstellung, daß er den Herrn von Grumbkow gewinnet, und er, an den Kriegeskassierer zu bezahlen, unterschreibt. – Wer war froher als ich?</p> <p>Da er mir das Billet wieder also zustellen ließ, bezahlete gleich einen Dukaten, was zugesaget. Und ferner damit zum Kriegskassierer Kannengießer, welchen ich vormals zu barbieren gehabt.</p> <p>Allein, da war es wieder feste verwahret, und hieß es: „Ist kein Geld in der Kasse, ihr müßt warten.“ – Als ich aber den guldenen Schlüssel wieder suchte und einen Dukaten versprach, da war es offen, und hieß: „Ich muß es vorschießen, kombt morgen umb neun her, so sollt ihr’s haben.“</p> <p>Alle Stunden wurden mir zu lang, ehe neun Uhr </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0095]
und es mir gab, mit Befehl: ich sollte wiederkommen. – So auch geschehen.
Diesen Abend brachte ich das Billet noch an den Herrn Ober-Hofmarschall von Grumbkow, da wohl zwanzig Leute aufwarteten und einer nach dem andern gefraget wurde.
Die Reihe an mich kam. Ich stellete meine Not, so gut ich konnte, vor und bat umb mein’n stehenden Sold; berufte mich auf den Herrn General. – Allein, da half alles nichts. Er schmiß mir den Zettel vor die Füße und sagte: ich müßte warten, es wären wohl andere da, die es nötiger brauchten und besser verdienet hätten.
Ich ging mit Betrübnis zu meinem alten und ersten Herrn, so gleich über wohnete, und klagte es ihm. Welcher mich vertröstet’: ich sollte eine Stunde verziehen; dessen Geheim- Secretarius käme in die Stube und ließ sich barbieren; er wollte schon ein gut Wort vor mich reden; ich sollte ihm nur einen Dukaten davon versprechen; er würde mir bald helfen. – So auch geschehen.
Denn, da er kam und sich den Vortrag gefallen ließ, nahm er das Billet zu sich, stecket es abends wieder unter die expeditiones und that eine gute Vorstellung, daß er den Herrn von Grumbkow gewinnet, und er, an den Kriegeskassierer zu bezahlen, unterschreibt. – Wer war froher als ich?
Da er mir das Billet wieder also zustellen ließ, bezahlete gleich einen Dukaten, was zugesaget. Und ferner damit zum Kriegskassierer Kannengießer, welchen ich vormals zu barbieren gehabt.
Allein, da war es wieder feste verwahret, und hieß es: „Ist kein Geld in der Kasse, ihr müßt warten.“ – Als ich aber den guldenen Schlüssel wieder suchte und einen Dukaten versprach, da war es offen, und hieß: „Ich muß es vorschießen, kombt morgen umb neun her, so sollt ihr’s haben.“
Alle Stunden wurden mir zu lang, ehe neun Uhr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition
(2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition
(2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |