ben. Die Kleidung war erbar und züchtig/ und der gantze Stand und Bewegung nach einer gebührlichen und wohlanstehenden Gravität gerichtet In solchen Gemählde wolte dieser hochweise Philosophus anzeigen/ wie die Richter und alle Personen/ so der Gemeinschafft und Conversation mit dieser Edlen Damen gewürdiget werden/ sollen beschaffen seyn/ nemlich daß sie auch ihres Theils aufrichtige/ fromme und unversehrte Jungfern seyn sollen/ gütig / freundlich/ tapffer/ ernstlich/ mit hellesehenden und flammenden Augen/ die auch ein freundliches und liebliches Licht von sich geben/ wie dann Gnade und Güte/ oder Billigkeit wohl bey ernsten Rechte stehet/ erbarlich bekleidet / und in allen ihren Gebärden und Actionibus also beschaffen/ daß überal eine moderirte und beständige Gravität heraus leuchte/ auff daß eine rechte und löbliche Convenienz unter ihnen beyden sey.
Aul. Gellius lib. 14. Noct. Attic. cap. 4.
Plato quoque lib 34 Dial. 12. de Legibus scribit: Judicium & Justitiam Virginem esse pudicam. Nec non Orpheus in Hymnis, & Hesiodus in Ergis: Ideo nulla corruptione pecuniae velgratiae esse tentandam, se[unleserliches Material] ipsam ulcisci.
Petr. Gregor. Tholos. Synt. Jur. univ. lib. 36. c. 28. n. 7.
II. Denn es ist in Warheit nicht allein wohlständig/ sondern auch hochnothwendig / daß ein Richter ein Gottesfürchtiges/ reines/ unversehrtes und aufrichtiges Hertz und Gemüthe habe/ welches gnugsam sey/ allen denen Dingen/ die Ihm zuwider/ und es schwächen/ oder es nachtheilig versehren möchten/ zuwider stehen: Daß Er sich mit Geld nicht lasse bestechen/ durch Furcht nicht beugen / durch Liebe nicht erweichen/ durch Unwissenheit nicht betriegen: Ja daß er sich also nimmermehr bewegen lasse/ daß er sich um einigen Respects willen vergreiffe/ noch die Ordnung der Justiz um einigen affects willen verkehre.
Thom. Garzon. in Piazza Univers. Disc. 115. pag. 1029.
III. Einen solchen rennete man vor Alters Sprichworts-Weise AEGYPTIUM JUDICEM i. e. integrum, non constupratum, sed sanctum, nihil praemio, nihil metu a Justitiae semita digredientem, & plane eum, quem vocant Graeci [Greek words], qui gratiae nihil prorsus tribuit, estque, ut ita dicam, Justitia ipsa justior, & vel Stachane aequior. Suggerunt quippe nobis Veterum monumenta, AEgyptiis Regibus, ex praescripto Legis antiquae, moris fuisse, judices mox futuros jure jurando adigere, ne, si Rex quidem injusti quippiam injunxisset, a virtutis medio declinarent, ne lineam omnino [quod dicitur] moverent. Adjicit Diodorus, in Simandii monumento parte quadam Judicum stetisse signa, eorumque principem ita
ben. Die Kleidung war erbar und züchtig/ und der gantze Stand und Bewegung nach einer gebührlichen und wohlanstehenden Gravität gerichtet In solchen Gemählde wolte dieser hochweise Philosophus anzeigen/ wie die Richter und alle Personen/ so der Gemeinschafft und Conversation mit dieser Edlen Damen gewürdiget werden/ sollen beschaffen seyn/ nemlich daß sie auch ihres Theils aufrichtige/ fromme und unversehrte Jungfern seyn sollen/ gütig / freundlich/ tapffer/ ernstlich/ mit hellesehenden und flammenden Augen/ die auch ein freundliches und liebliches Licht von sich geben/ wie dann Gnade und Güte/ oder Billigkeit wohl bey ernsten Rechte stehet/ erbarlich bekleidet / und in allen ihren Gebärden und Actionibus also beschaffen/ daß überal eine moderirte und beständige Gravität heraus leuchte/ auff daß eine rechte und löbliche Convenienz unter ihnen beyden sey.
Aul. Gellius lib. 14. Noct. Attic. cap. 4.
Plato quoque lib 34 Dial. 12. de Legibus scribit: Judicium & Justitiam Virginem esse pudicam. Nec non Orpheus in Hymnis, & Hesiodus in Ergis: Ideo nulla corruptione pecuniae velgratiae esse tentandam, se[unleserliches Material] ipsam ulcisci.
Petr. Gregor. Tholos. Synt. Jur. univ. lib. 36. c. 28. n. 7.
II. Denn es ist in Warheit nicht allein wohlständig/ sondern auch hochnothwendig / daß ein Richter ein Gottesfürchtiges/ reines/ unversehrtes und aufrichtiges Hertz und Gemüthe habe/ welches gnugsam sey/ allen denen Dingen/ die Ihm zuwider/ und es schwächen/ oder es nachtheilig versehren möchten/ zuwider stehen: Daß Er sich mit Geld nicht lasse bestechen/ durch Furcht nicht beugen / durch Liebe nicht erweichen/ durch Unwissenheit nicht betriegen: Ja daß er sich also nimmermehr bewegen lasse/ daß er sich um einigen Respects willen vergreiffe/ noch die Ordnung der Justiz um einigen affects willen verkehre.
Thom. Garzon. in Piazza Univers. Disc. 115. pag. 1029.
III. Einen solchen rennete man vor Alters Sprichworts-Weise AEGYPTIUM JUDICEM i. e. integrum, non constupratum, sed sanctum, nihil praemio, nihil metu à Justitiae semita digredientem, & planè eum, quem vocant Graeci [Greek words], qui gratiae nihil prorsus tribuit, estque, ut ita dicam, Justitia ipsa justior, & vel Stachane aequior. Suggerunt quippe nobis Veterum monumenta, AEgyptiis Regibus, ex praescripto Legis antiquae, moris fuisse, judices mox futuros jure jurando adigere, ne, si Rex quidem injusti quippiam injunxisset, à virtutis medio declinarent, ne lineam omnino [quod dicitur] moverent. Adjicit Diodorus, in Simandii monumento parte quadam Judicum stetisse signa, eorumque principem ita
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ben. Die Kleidung war erbar und züchtig/ und der gantze Stand und Bewegung nach einer gebührlichen und wohlanstehenden Gravität gerichtet In solchen Gemählde wolte dieser hochweise Philosophus anzeigen/ wie die Richter und alle Personen/ so der Gemeinschafft und Conversation mit dieser Edlen Damen gewürdiget werden/ sollen beschaffen seyn/ nemlich daß sie auch ihres Theils aufrichtige/ fromme und unversehrte Jungfern seyn sollen/ gütig / freundlich/ tapffer/ ernstlich/ mit hellesehenden und flammenden Augen/ die auch ein freundliches und liebliches Licht von sich geben/ wie dann Gnade und Güte/ oder Billigkeit wohl bey ernsten Rechte stehet/ erbarlich bekleidet / und in allen ihren Gebärden und Actionibus also beschaffen/ daß überal eine moderirte und beständige Gravität heraus leuchte/ auff daß eine rechte und löbliche Convenienz unter ihnen beyden sey.</p><p>Aul. Gellius lib. 14. Noct. Attic. cap. 4.</p><p>Plato quoque lib 34 Dial. 12. de Legibus scribit: Judicium & Justitiam Virginem esse pudicam. Nec non Orpheus in Hymnis, & Hesiodus in Ergis: Ideo nulla corruptione pecuniae velgratiae esse tentandam, se<gapreason="illegible"/> ipsam ulcisci.</p><p>Petr. Gregor. Tholos. Synt. Jur. univ. lib. 36. c. 28. n. 7.</p><p>II. Denn es ist in Warheit nicht allein wohlständig/ sondern auch hochnothwendig / daß ein Richter ein Gottesfürchtiges/ reines/ unversehrtes und aufrichtiges Hertz und Gemüthe habe/ welches gnugsam sey/ allen denen Dingen/ die Ihm zuwider/ und es schwächen/ oder es nachtheilig versehren möchten/ zuwider stehen: Daß Er sich mit Geld nicht lasse bestechen/ durch Furcht nicht beugen / durch Liebe nicht erweichen/ durch Unwissenheit nicht betriegen: Ja daß er sich also nimmermehr bewegen lasse/ daß er sich um einigen Respects willen vergreiffe/ noch die Ordnung der Justiz um einigen affects willen verkehre.</p><p>Thom. Garzon. in Piazza Univers. Disc. 115. pag. 1029.</p><p>III. Einen solchen rennete man vor Alters Sprichworts-Weise AEGYPTIUM JUDICEM i. e. integrum, non constupratum, sed sanctum, nihil praemio, nihil metu à Justitiae semita digredientem, & planè eum, quem vocant Graeci <foreignxml:lang="el">[Greek words]</foreign>, qui gratiae nihil prorsus tribuit, estque, ut ita dicam, Justitia ipsa justior, & vel Stachane aequior. Suggerunt quippe nobis Veterum monumenta, AEgyptiis Regibus, ex praescripto Legis antiquae, moris fuisse, judices mox futuros jure jurando adigere, ne, si Rex quidem injusti quippiam injunxisset, à virtutis medio declinarent, ne lineam omnino [quod dicitur] moverent. Adjicit Diodorus, in Simandii monumento parte quadam Judicum stetisse signa, eorumque principem ita
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ben. Die Kleidung war erbar und züchtig/ und der gantze Stand und Bewegung nach einer gebührlichen und wohlanstehenden Gravität gerichtet In solchen Gemählde wolte dieser hochweise Philosophus anzeigen/ wie die Richter und alle Personen/ so der Gemeinschafft und Conversation mit dieser Edlen Damen gewürdiget werden/ sollen beschaffen seyn/ nemlich daß sie auch ihres Theils aufrichtige/ fromme und unversehrte Jungfern seyn sollen/ gütig / freundlich/ tapffer/ ernstlich/ mit hellesehenden und flammenden Augen/ die auch ein freundliches und liebliches Licht von sich geben/ wie dann Gnade und Güte/ oder Billigkeit wohl bey ernsten Rechte stehet/ erbarlich bekleidet / und in allen ihren Gebärden und Actionibus also beschaffen/ daß überal eine moderirte und beständige Gravität heraus leuchte/ auff daß eine rechte und löbliche Convenienz unter ihnen beyden sey.
Aul. Gellius lib. 14. Noct. Attic. cap. 4.
Plato quoque lib 34 Dial. 12. de Legibus scribit: Judicium & Justitiam Virginem esse pudicam. Nec non Orpheus in Hymnis, & Hesiodus in Ergis: Ideo nulla corruptione pecuniae velgratiae esse tentandam, se_ ipsam ulcisci.
Petr. Gregor. Tholos. Synt. Jur. univ. lib. 36. c. 28. n. 7.
II. Denn es ist in Warheit nicht allein wohlständig/ sondern auch hochnothwendig / daß ein Richter ein Gottesfürchtiges/ reines/ unversehrtes und aufrichtiges Hertz und Gemüthe habe/ welches gnugsam sey/ allen denen Dingen/ die Ihm zuwider/ und es schwächen/ oder es nachtheilig versehren möchten/ zuwider stehen: Daß Er sich mit Geld nicht lasse bestechen/ durch Furcht nicht beugen / durch Liebe nicht erweichen/ durch Unwissenheit nicht betriegen: Ja daß er sich also nimmermehr bewegen lasse/ daß er sich um einigen Respects willen vergreiffe/ noch die Ordnung der Justiz um einigen affects willen verkehre.
Thom. Garzon. in Piazza Univers. Disc. 115. pag. 1029.
III. Einen solchen rennete man vor Alters Sprichworts-Weise AEGYPTIUM JUDICEM i. e. integrum, non constupratum, sed sanctum, nihil praemio, nihil metu à Justitiae semita digredientem, & planè eum, quem vocant Graeci [Greek words], qui gratiae nihil prorsus tribuit, estque, ut ita dicam, Justitia ipsa justior, & vel Stachane aequior. Suggerunt quippe nobis Veterum monumenta, AEgyptiis Regibus, ex praescripto Legis antiquae, moris fuisse, judices mox futuros jure jurando adigere, ne, si Rex quidem injusti quippiam injunxisset, à virtutis medio declinarent, ne lineam omnino [quod dicitur] moverent. Adjicit Diodorus, in Simandii monumento parte quadam Judicum stetisse signa, eorumque principem ita
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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/197>, abgerufen am 21.11.2024.
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