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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

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Der Ambtmann

fragte/ wem sie rieffe/ der ihr helffen solte?

Illa,

Wolte nicht antworten/ sondern winselte nur/ Ach! Ach! Ach! Du liebes Göttgen hilf mir/ hilf mir/ bald/ bald/ ach komme doch!

Indem kam die vorgedachte Mauß wieder aus dem Ritz oder Spalt hervorgesprungen / und lief/ gleich wie ein Blitz/ nach der auf der Leither in suspenso hengenden Inquisitin zu. Nach welcher Mauß der Scharffrichter und sein Knecht mit Stäben / ingleichen der Ambts-Diener/ so hineingeruffen wurde/ u. eben ein Gebund Schlüssel zu den Gefängnissen in der Hand trug/ tapffer zuschlugen/ sie aber nicht treffen konten/ indem sie hoch über die Stäbe und Schlüssel hin und wieder sprang/ als wenn sie Flügel häthätte/ verschwund auch drauf in einen Augenblick/ daß man sie nicht weiter sahe/ es legte sich auch der Sturmwind / und ward alles stille. Von den meisten Schlüsseln aber waren die Kämme herab / oder doch krum/ daß man sie wieder machen lassen muste.

Der Scharffrichter

klopffte mit einem kleinen häselnen Stäbelein der Inquisitin auf die Schinbeine / und fragte/ ob es nicht bald Zeit wäre/ daß sie bekennete?

Inquisitin

Fing hierauf an laut zu ruffen/ und sich zubewegen/ als wenn sie grosse Schmertzen empfünde/ da doch der Scharffrichter nur sanffte mit den Stäblein klopffte. Hub auch an/ man solte sie loßmachen/ wolte bekennen.

Alß nun der Scharffrichter die Chorden in etwas nachließ/ und sie ermahnet wurde / ihrem Versprechen nachzukommen/ ließe sie sich vernehmen/ ja sie wolte sprechen/ sie wäre eine Hexe/ weil man es doch so begehre. Meister Hanß hätte ja viele Hexen unter seinen Händen gehabt/ und mit angehöret/ was sie bekant und ausgesaget hätten/ der möchte ihr doch was davon vorschwatzen/ daß sie sich darnach richten könte.

Der Scharffrichter

antwortete/ er wolte ihr schon weisen/ was sie sagen solte/ zohe sie ein wenig mit den Armen wieder in die Höhe/ und setzte [drey Viertel auf 5. Uhr] ihr auf iedes bloße Bein an den Schlenbeinen eine

Der Ambtmann

fragte/ wem sie rieffe/ der ihr helffen solte?

Illa,

Wolte nicht antworten/ sondern winselte nur/ Ach! Ach! Ach! Du liebes Göttgen hilf mir/ hilf mir/ bald/ bald/ ach komme doch!

Indem kam die vorgedachte Mauß wieder aus dem Ritz oder Spalt hervorgesprungen / und lief/ gleich wie ein Blitz/ nach der auf der Leither in suspenso hengenden Inquisitin zu. Nach welcher Mauß der Scharffrichter und sein Knecht mit Stäben / ingleichen der Ambts-Diener/ so hineingeruffen wurde/ u. eben ein Gebund Schlüssel zu den Gefängnissen in der Hand trug/ tapffer zuschlugen/ sie aber nicht treffen konten/ indem sie hoch über die Stäbe und Schlüssel hin und wieder sprang/ als wenn sie Flügel häthätte/ verschwund auch drauf in einen Augenblick/ daß man sie nicht weiter sahe/ es legte sich auch der Sturmwind / und ward alles stille. Von den meisten Schlüsseln aber waren die Kämme herab / oder doch krum/ daß man sie wieder machen lassen muste.

Der Scharffrichter

klopffte mit einem kleinen häselnen Stäbelein der Inquisitin auf die Schinbeine / und fragte/ ob es nicht bald Zeit wäre/ daß sie bekennete?

Inquisitin

Fing hierauf an laut zu ruffen/ und sich zubewegen/ als wenn sie grosse Schmertzen empfünde/ da doch der Scharffrichter nur sanffte mit den Stäblein klopffte. Hub auch an/ man solte sie loßmachen/ wolte bekennen.

Alß nun der Scharffrichter die Chorden in etwas nachließ/ und sie ermahnet wurde / ihrem Versprechen nachzukommen/ ließe sie sich vernehmen/ ja sie wolte sprechen/ sie wäre eine Hexe/ weil man es doch so begehre. Meister Hanß hätte ja viele Hexen unter seinen Händen gehabt/ und mit angehöret/ was sie bekant und ausgesaget hätten/ der möchte ihr doch was davon vorschwatzen/ daß sie sich darnach richten könte.

Der Scharffrichter

antwortete/ er wolte ihr schon weisen/ was sie sagẽ solte/ zohe sie ein wenig mit den Armen wieder in die Höhe/ und setzte [drey Viertel auf 5. Uhr] ihr auf iedes bloße Bein an den Schlenbeinen eine

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        <p>fragte/ wem sie rieffe/ der ihr helffen solte?</p>
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        <p>Indem kam die vorgedachte Mauß wieder aus dem Ritz oder Spalt hervorgesprungen /                      und lief/ gleich wie ein Blitz/ nach der auf der Leither in suspenso hengenden                      Inquisitin zu. Nach welcher Mauß der Scharffrichter und sein Knecht mit Stäben /                      ingleichen der Ambts-Diener/ so hineingeruffen wurde/ u. eben ein Gebund                      Schlüssel zu den Gefängnissen in der Hand trug/ tapffer zuschlugen/ sie aber                      nicht treffen konten/ indem sie hoch über die Stäbe und Schlüssel hin und                      wieder sprang/ als wenn sie Flügel häthätte/ verschwund auch drauf in einen                      Augenblick/ daß man sie nicht weiter sahe/ es legte sich auch der Sturmwind /                      und ward alles stille. Von den meisten Schlüsseln aber waren die Kämme herab /                      oder doch krum/ daß man sie wieder machen lassen muste.</p>
        <p>Der Scharffrichter</p>
        <p>klopffte mit einem kleinen häselnen Stäbelein der Inquisitin auf die Schinbeine /                      und fragte/ ob es nicht bald Zeit wäre/ daß sie bekennete?</p>
        <p>Inquisitin</p>
        <p>Fing hierauf an laut zu ruffen/ und sich zubewegen/ als wenn sie grosse                      Schmertzen empfünde/ da doch der Scharffrichter nur sanffte mit den Stäblein                      klopffte. Hub auch an/ man solte sie loßmachen/ wolte bekennen.</p>
        <p>Alß nun der Scharffrichter die Chorden in etwas nachließ/ und sie ermahnet wurde                     / ihrem Versprechen nachzukommen/ ließe sie sich vernehmen/ ja sie wolte                      sprechen/ sie wäre eine Hexe/ weil man es doch so begehre. Meister Hanß hätte                      ja viele Hexen unter seinen Händen gehabt/ und mit angehöret/ was sie bekant                      und ausgesaget hätten/ der möchte ihr doch was davon vorschwatzen/ daß sie                      sich darnach richten könte.</p>
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[402/0418] Der Ambtmann fragte/ wem sie rieffe/ der ihr helffen solte? Illa, Wolte nicht antworten/ sondern winselte nur/ Ach! Ach! Ach! Du liebes Göttgen hilf mir/ hilf mir/ bald/ bald/ ach komme doch! Indem kam die vorgedachte Mauß wieder aus dem Ritz oder Spalt hervorgesprungen / und lief/ gleich wie ein Blitz/ nach der auf der Leither in suspenso hengenden Inquisitin zu. Nach welcher Mauß der Scharffrichter und sein Knecht mit Stäben / ingleichen der Ambts-Diener/ so hineingeruffen wurde/ u. eben ein Gebund Schlüssel zu den Gefängnissen in der Hand trug/ tapffer zuschlugen/ sie aber nicht treffen konten/ indem sie hoch über die Stäbe und Schlüssel hin und wieder sprang/ als wenn sie Flügel häthätte/ verschwund auch drauf in einen Augenblick/ daß man sie nicht weiter sahe/ es legte sich auch der Sturmwind / und ward alles stille. Von den meisten Schlüsseln aber waren die Kämme herab / oder doch krum/ daß man sie wieder machen lassen muste. Der Scharffrichter klopffte mit einem kleinen häselnen Stäbelein der Inquisitin auf die Schinbeine / und fragte/ ob es nicht bald Zeit wäre/ daß sie bekennete? Inquisitin Fing hierauf an laut zu ruffen/ und sich zubewegen/ als wenn sie grosse Schmertzen empfünde/ da doch der Scharffrichter nur sanffte mit den Stäblein klopffte. Hub auch an/ man solte sie loßmachen/ wolte bekennen. Alß nun der Scharffrichter die Chorden in etwas nachließ/ und sie ermahnet wurde / ihrem Versprechen nachzukommen/ ließe sie sich vernehmen/ ja sie wolte sprechen/ sie wäre eine Hexe/ weil man es doch so begehre. Meister Hanß hätte ja viele Hexen unter seinen Händen gehabt/ und mit angehöret/ was sie bekant und ausgesaget hätten/ der möchte ihr doch was davon vorschwatzen/ daß sie sich darnach richten könte. Der Scharffrichter antwortete/ er wolte ihr schon weisen/ was sie sagẽ solte/ zohe sie ein wenig mit den Armen wieder in die Höhe/ und setzte [drey Viertel auf 5. Uhr] ihr auf iedes bloße Bein an den Schlenbeinen eine

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/418>, abgerufen am 24.11.2024.