Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

der des Hauses Patronii sind der jüngste Bürgemeister/ und zwo andere Raths - Personen. Das Werckhauß hat das Symbolum Sigilli: LABORE NUTRIOR! Ich bin ein solcher/ der sich durch Arbeit ernehret. Gehören derowegen hinein [1.] Arme u. Nothdürftige/ es seyn Einheimische oder Frembde/ weiche keine Mittel haben/ ihre Kost zuverdienen / und sich gleichwoh! des Bettelns schämen. [2.] Gehören sonderlich hinein die starcke/ faule/ freche/ gottlose/ muthwillige/ verstossene Trunckenbolden / Wein - und Bier - Bälge/ so wohl Frauen - als Manns - Personen/ so wohl Junge als Alte/ die in Untugend/ Boßheit/ Hurerey/ Dieberey/ und in allerley Sünde und Schande erwachsen/ und sich des Bettelns täglich vor den Thüren auf der Strassen befleißigen/ und nicht arbeiten wollen. Auf solche sind die Pracher - Voigte bestellet/ daß sie dieselbe Bettler von den Gassen nehmen / und ins Werck - Hauß bringen müssen. Da auch solcher faulen und muthwilligen Leuthe Eltern/ Vormünder und Freunde/ bey den Patronen und Provisorn sich dessen bek agen/ und Hülffe suchen/ werden sie hinein genommen/ und zur Gottesfurcht und Arbeit angehalten. Das Zucht - Hauß hat ein solches Symbolum Sigilli: LABORE PLECTOR, ich bin ein solcher/ der durch Arbeit gestrafft wird. Derowegen hieher gehören die Züchtlinge/ welche von Natur zu aller Boßheit und Untugend geneigt/ auch von sich selber nichts gutes thun und lernen wollen / sich mit Fluchen/ Schweren/ Sacramentiren und Gotteslästerung/ Lügen und Trügen meisterlich behelffen können. GOttes Nahmen und sein H. Wort mißbrauchen und verachten/ der Obrigkeit/ denen Eltern und Praeceptoren ungehorsam seyn / in Haß/ Neid/ Feindseligkeit/ Dräuwort/ in allerley Unzucht/ Diebstahl / Fressen/ Sauffen/ Schlemmen und Demmen/ und in Summa in allerley Sünde und Schande/ wie das wilde Vieh/ leben/ auch wohl das Ihre mit Huren und Buben gantz und gar durchbringen und verzehren/ und also zuletzt an den Bettelstab gerathen/ und wo ihnen nicht bey Zeiten geholffen würde/ einen andern wohl gar in die Hände kommen: Ja an ihrer Seelen Schaden und Schiffbruch leiden möchten. Wann solche durch glaubwürdige Leuthe/ als Eltern/ Vormünder/ Verwandten / Ehegatten und dergleichen bey den Patronen und Provisorn angeklaget/ und üm Hülffe ersucht/ werden dieselbe/ nachdem sie vermögend/ üm ein gewisses Geld / oder da sie arm/ ümsonst und üm Gottes - Willen hinein genommen/ zur Gottesfurcht und fleißiger Arbeit angehalten/ damit sie in sich schlagen / ihr

der des Hauses Patronii sind der jüngste Bürgemeister/ und zwo andere Raths - Personen. Das Werckhauß hat das Symbolum Sigilli: LABORE NUTRIOR! Ich bin ein solcher/ der sich durch Arbeit ernehret. Gehören derowegen hinein [1.] Arme u. Nothdürftige/ es seyn Einheimische oder Frembde/ weiche keine Mittel haben/ ihre Kost zuverdienen / und sich gleichwoh! des Bettelns schämen. [2.] Gehören sonderlich hinein die starcke/ faule/ freche/ gottlose/ muthwillige/ verstossene Trunckenbolden / Wein - und Bier - Bälge/ so wohl Frauen - als Manns - Personen/ so wohl Junge als Alte/ die in Untugend/ Boßheit/ Hurerey/ Dieberey/ und in allerley Sünde und Schande erwachsen/ und sich des Bettelns täglich vor den Thüren auf der Strassen befleißigen/ und nicht arbeiten wollen. Auf solche sind die Pracher - Voigte bestellet/ daß sie dieselbe Bettler von den Gassen nehmen / und ins Werck - Hauß bringen müssen. Da auch solcher faulen und muthwilligen Leuthe Eltern/ Vormünder und Freunde/ bey den Patronen und Provisorn sich dessen bek agen/ und Hülffe suchen/ werden sie hinein genommen/ und zur Gottesfurcht und Arbeit angehalten. Das Zucht - Hauß hat ein solches Symbolum Sigilli: LABORE PLECTOR, ich bin ein solcher/ der durch Arbeit gestrafft wird. Derowegen hieher gehören die Züchtlinge/ welche von Natur zu aller Boßheit und Untugend geneigt/ auch von sich selber nichts gutes thun und lernen wollen / sich mit Fluchen/ Schweren/ Sacramentiren und Gotteslästerung/ Lügen und Trügen meisterlich behelffen können. GOttes Nahmen und sein H. Wort mißbrauchen und verachten/ der Obrigkeit/ denen Eltern und Praeceptoren ungehorsam seyn / in Haß/ Neid/ Feindseligkeit/ Dräuwort/ in allerley Unzucht/ Diebstahl / Fressen/ Sauffen/ Schlemmen und Demmen/ und in Summa in allerley Sünde und Schande/ wie das wilde Vieh/ leben/ auch wohl das Ihre mit Huren und Buben gantz und gar durchbringen und verzehren/ und also zuletzt an den Bettelstab gerathen/ und wo ihnen nicht bey Zeiten geholffen würde/ einen andern wohl gar in die Hände kommen: Ja an ihrer Seelen Schaden und Schiffbruch leiden möchten. Wann solche durch glaubwürdige Leuthe/ als Eltern/ Vormünder/ Verwandten / Ehegatten und dergleichen bey den Patronen und Provisorn angeklaget/ und üm Hülffe ersucht/ werden dieselbe/ nachdem sie vermögend/ üm ein gewisses Geld / oder da sie arm/ ümsonst und üm Gottes - Willen hinein genommen/ zur Gottesfurcht und fleißiger Arbeit angehalten/ damit sie in sich schlagen / ihr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0738" n="722"/>
der des Hauses Patronii sind der                      jüngste Bürgemeister/ und zwo andere Raths - Personen. Das Werckhauß hat das                      Symbolum Sigilli: LABORE NUTRIOR! Ich bin ein solcher/ der sich durch Arbeit                      ernehret. Gehören derowegen hinein [1.] Arme u. Nothdürftige/ es seyn                      Einheimische oder Frembde/ weiche keine Mittel haben/ ihre Kost zuverdienen /                      und sich gleichwoh! des Bettelns schämen. [2.] Gehören sonderlich hinein die                      starcke/ faule/ freche/ gottlose/ muthwillige/ verstossene Trunckenbolden /                      Wein - und Bier - Bälge/ so wohl Frauen - als Manns - Personen/ so wohl Junge                      als Alte/ die in Untugend/ Boßheit/ Hurerey/ Dieberey/ und in allerley                      Sünde und Schande erwachsen/ und sich des Bettelns täglich vor den Thüren auf                      der Strassen befleißigen/ und nicht arbeiten wollen. Auf solche sind die                      Pracher - Voigte bestellet/ daß sie dieselbe Bettler von den Gassen nehmen /                      und ins Werck - Hauß bringen müssen. Da auch solcher faulen und muthwilligen                      Leuthe Eltern/ Vormünder und Freunde/ bey den Patronen und Provisorn sich                      dessen bek agen/ und Hülffe suchen/ werden sie hinein genommen/ und zur                      Gottesfurcht und Arbeit angehalten. Das Zucht - Hauß hat ein solches Symbolum                      Sigilli: LABORE PLECTOR, ich bin ein solcher/ der durch Arbeit gestrafft wird.                      Derowegen hieher gehören die Züchtlinge/ welche von Natur zu aller Boßheit und                      Untugend geneigt/ auch von sich selber nichts gutes thun und lernen wollen /                      sich mit Fluchen/ Schweren/ Sacramentiren und Gotteslästerung/ Lügen und                      Trügen meisterlich behelffen können. GOttes Nahmen und sein H. Wort mißbrauchen                      und verachten/ der Obrigkeit/ denen Eltern und Praeceptoren ungehorsam seyn /                      in Haß/ Neid/ Feindseligkeit/ Dräuwort/ in allerley Unzucht/ Diebstahl /                      Fressen/ Sauffen/ Schlemmen und Demmen/ und in Summa in allerley Sünde und                      Schande/ wie das wilde Vieh/ leben/ auch wohl das Ihre mit Huren und Buben                      gantz und gar durchbringen und verzehren/ und also zuletzt an den Bettelstab                      gerathen/ und wo ihnen nicht bey Zeiten geholffen würde/ einen andern wohl gar                      in die Hände kommen: Ja an ihrer Seelen Schaden und Schiffbruch leiden möchten.                      Wann solche durch glaubwürdige Leuthe/ als Eltern/ Vormünder/ Verwandten /                      Ehegatten und dergleichen bey den Patronen und Provisorn angeklaget/ und üm                      Hülffe ersucht/ werden dieselbe/ nachdem sie vermögend/ üm ein gewisses Geld                     / oder da sie arm/ ümsonst und üm Gottes - Willen hinein genommen/ zur                      Gottesfurcht und fleißiger Arbeit angehalten/ damit sie in sich schlagen /                          ihr
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[722/0738] der des Hauses Patronii sind der jüngste Bürgemeister/ und zwo andere Raths - Personen. Das Werckhauß hat das Symbolum Sigilli: LABORE NUTRIOR! Ich bin ein solcher/ der sich durch Arbeit ernehret. Gehören derowegen hinein [1.] Arme u. Nothdürftige/ es seyn Einheimische oder Frembde/ weiche keine Mittel haben/ ihre Kost zuverdienen / und sich gleichwoh! des Bettelns schämen. [2.] Gehören sonderlich hinein die starcke/ faule/ freche/ gottlose/ muthwillige/ verstossene Trunckenbolden / Wein - und Bier - Bälge/ so wohl Frauen - als Manns - Personen/ so wohl Junge als Alte/ die in Untugend/ Boßheit/ Hurerey/ Dieberey/ und in allerley Sünde und Schande erwachsen/ und sich des Bettelns täglich vor den Thüren auf der Strassen befleißigen/ und nicht arbeiten wollen. Auf solche sind die Pracher - Voigte bestellet/ daß sie dieselbe Bettler von den Gassen nehmen / und ins Werck - Hauß bringen müssen. Da auch solcher faulen und muthwilligen Leuthe Eltern/ Vormünder und Freunde/ bey den Patronen und Provisorn sich dessen bek agen/ und Hülffe suchen/ werden sie hinein genommen/ und zur Gottesfurcht und Arbeit angehalten. Das Zucht - Hauß hat ein solches Symbolum Sigilli: LABORE PLECTOR, ich bin ein solcher/ der durch Arbeit gestrafft wird. Derowegen hieher gehören die Züchtlinge/ welche von Natur zu aller Boßheit und Untugend geneigt/ auch von sich selber nichts gutes thun und lernen wollen / sich mit Fluchen/ Schweren/ Sacramentiren und Gotteslästerung/ Lügen und Trügen meisterlich behelffen können. GOttes Nahmen und sein H. Wort mißbrauchen und verachten/ der Obrigkeit/ denen Eltern und Praeceptoren ungehorsam seyn / in Haß/ Neid/ Feindseligkeit/ Dräuwort/ in allerley Unzucht/ Diebstahl / Fressen/ Sauffen/ Schlemmen und Demmen/ und in Summa in allerley Sünde und Schande/ wie das wilde Vieh/ leben/ auch wohl das Ihre mit Huren und Buben gantz und gar durchbringen und verzehren/ und also zuletzt an den Bettelstab gerathen/ und wo ihnen nicht bey Zeiten geholffen würde/ einen andern wohl gar in die Hände kommen: Ja an ihrer Seelen Schaden und Schiffbruch leiden möchten. Wann solche durch glaubwürdige Leuthe/ als Eltern/ Vormünder/ Verwandten / Ehegatten und dergleichen bey den Patronen und Provisorn angeklaget/ und üm Hülffe ersucht/ werden dieselbe/ nachdem sie vermögend/ üm ein gewisses Geld / oder da sie arm/ ümsonst und üm Gottes - Willen hinein genommen/ zur Gottesfurcht und fleißiger Arbeit angehalten/ damit sie in sich schlagen / ihr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/738
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/738>, abgerufen am 28.06.2024.