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Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

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befunden/ und durch Zauberey (wie er denn in derselben Kunst wohl erfahren gewesen) zu seinen Willen gebracht. Die andern aber sind ledige Personen gewesen / welche er Jungfrauen erkannt/ dieselbe hat er hinführo alle wege genossen / die übrigen aber so er keine Jungfern befunden/ also bald mit Schwerd und Gifft heimlich hinrichten/ und bey nächtlicher Zeit in die Tiber werffen lassen / sonderlich wenn er vermerckte daß sie schwanger wahren. Also hat er einsmahls zwey Nonnen Gräfl. Geschlechts zubeschlaffen angesprochen/ weil sie ihm aber solches abgeschlagen/ hat er sie zu nothzüchtigen begehret/ aber gleichwohl nicht erhalten. Dieweil er nun solches zum öfftern versucht/ auch seine Zauber-Kunst vergeblich an sie probiret, hat er die Liebe in Haß verwandelt und sie vor Hexen angegeben/ und durch sein inständiges Verklagen so viel zu Wege gebracht/ daß sie Beyde in der Stille sind verbrannt worden. Wie das Gewissen nun bey ihm aufgewacht/ kam ihm im Sinn eine Walfarth zu thun zu Maria de S. Loreto, deswegen er oberzehlte Sünden in Form eines Beichtbüchleins beschrieben/ und dahin in frembder unbekannter Gestalt gereiset ist/ hats dem Priester übergeben/ unterm Sch[unleserliches Material]n/ als sey er von einen Welschen Fürsten abgeschickt/ Poenitenz zu thun. Der Priester aber/ wie er es durchlesen / sprach/ er könnte nicht glauben daß die Erde einen solchen Menschen tragen möge / getraue ihn auch nicht wohl/ sothane Sünde zu vergeben/ und gieng seiner Wege. Hierauf hat er sich gantz Trostlos kniend zu dem köstlichen Marien Bilde gewandt/ und drey Stunde lang dafür Creutzweis gebetet/ das Bilo aber kehrete ihm den Rücken zu/ worob er denn hefftig erschrocken/ und angefangen gäntzlich zu verzweifeln/ ist auch in solchen Zustand elendig gestorben. Denn er stets gebrüllet wie ein Löwe/ hat auch/ wie er seine Stunde gewust/ zuvor gesaget: Er werde auf einen feurigen Ziegenbock davon geführet werden/ und in der Hölle Oberster unter seiner Clerisey seyn müssen. Ist also mit Verleugnung GOttes und seines Sohns Christi/ unsinniger Weise gestorben und ewig verdorben. Wie er dann bey hellen lichten Tage auf einen feurigen hellbrennenden Pferde mit Flügeln in der Luffe sich mit greulichen Wehklagen über seinem Pallast/ nach dem Tode hören ließ/ und bey vielen Seelmessen vor ihn gehalten wurden. Dieses sündlichen Mannes Gespenst hat etliche Leute erschreckt/ daß sie in wenig Stunden gestorben. Dessen Secretarius Johann de Montgado ist als oh hätte er falsche Apostolische Bullen ausgebracht/ daß Blutsfreunde zusammen heyrathen dürfften/ zwar hingerichtet worden/ aber die rechte

befunden/ und durch Zauberey (wie er denn in derselben Kunst wohl erfahren gewesen) zu seinen Willen gebracht. Die andern aber sind ledige Personen gewesen / welche er Jungfrauen erkannt/ dieselbe hat er hinführo alle wege genossen / die übrigen aber so er keine Jungfern befunden/ also bald mit Schwerd und Gifft heimlich hinrichten/ und bey nächtlicher Zeit in die Tiber werffen lassen / sonderlich wenn er vermerckte daß sie schwanger wahren. Also hat er einsmahls zwey Nonnen Gräfl. Geschlechts zubeschlaffen angesprochen/ weil sie ihm aber solches abgeschlagen/ hat er sie zu nothzüchtigen begehret/ aber gleichwohl nicht erhalten. Dieweil er nun solches zum öfftern versucht/ auch seine Zauber-Kunst vergeblich an sie probiret, hat er die Liebe in Haß verwandelt und sie vor Hexen angegeben/ und durch sein inständiges Verklagen so viel zu Wege gebracht/ daß sie Beyde in der Stille sind verbrañt worden. Wie das Gewissen nun bey ihm aufgewacht/ kam ihm im Sinn eine Walfarth zu thun zu Maria de S. Loreto, deswegen er oberzehlte Sünden in Form eines Beichtbüchleins beschrieben/ und dahin in frembder unbekannter Gestalt gereiset ist/ hats dem Priester übergeben/ unterm Sch[unleserliches Material]n/ als sey er von einen Welschen Fürsten abgeschickt/ Poenitenz zu thun. Der Priester aber/ wie er es durchlesen / sprach/ er könnte nicht glauben daß die Erde einen solchen Menschen tragen möge / getraue ihn auch nicht wohl/ sothane Sünde zu vergeben/ und gieng seiner Wege. Hierauf hat er sich gantz Trostlos kniend zu dem köstlichen Marien Bilde gewandt/ und drey Stundë lang dafür Creutzweis gebetet/ das Bilo aber kehrete ihm den Rücken zu/ worob er denn hefftig erschrocken/ und angefangen gäntzlich zu verzweifeln/ ist auch in solchen Zustand elendig gestorben. Denn er stets gebrüllet wie ein Löwe/ hat auch/ wie er seine Stunde gewust/ zuvor gesaget: Er werde auf einen feurigen Ziegenbock davon geführet werden/ und in der Hölle Oberster unter seiner Clerisey seyn müssen. Ist also mit Verleugnung GOttes und seines Sohns Christi/ unsinniger Weise gestorben und ewig verdorben. Wie er dann bey hellen lichten Tage auf einen feurigen hellbrennenden Pferde mit Flügeln in der Luffe sich mit greulichen Wehklagen über seinem Pallast/ nach dem Tode hören ließ/ und bey vielen Seelmessen vor ihn gehalten wurden. Dieses sündlichen Mannes Gespenst hat etliche Leute erschreckt/ daß sie in wenig Stunden gestorben. Dessen Secretarius Johann de Montgado ist als oh hätte er falsche Apostolische Bullen ausgebracht/ daß Blutsfreunde zusammen heyrathen dürfften/ zwar hingerichtet worden/ aber die rechte

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[152/0162] befunden/ und durch Zauberey (wie er denn in derselben Kunst wohl erfahren gewesen) zu seinen Willen gebracht. Die andern aber sind ledige Personen gewesen / welche er Jungfrauen erkannt/ dieselbe hat er hinführo alle wege genossen / die übrigen aber so er keine Jungfern befunden/ also bald mit Schwerd und Gifft heimlich hinrichten/ und bey nächtlicher Zeit in die Tiber werffen lassen / sonderlich wenn er vermerckte daß sie schwanger wahren. Also hat er einsmahls zwey Nonnen Gräfl. Geschlechts zubeschlaffen angesprochen/ weil sie ihm aber solches abgeschlagen/ hat er sie zu nothzüchtigen begehret/ aber gleichwohl nicht erhalten. Dieweil er nun solches zum öfftern versucht/ auch seine Zauber-Kunst vergeblich an sie probiret, hat er die Liebe in Haß verwandelt und sie vor Hexen angegeben/ und durch sein inständiges Verklagen so viel zu Wege gebracht/ daß sie Beyde in der Stille sind verbrañt worden. Wie das Gewissen nun bey ihm aufgewacht/ kam ihm im Sinn eine Walfarth zu thun zu Maria de S. Loreto, deswegen er oberzehlte Sünden in Form eines Beichtbüchleins beschrieben/ und dahin in frembder unbekannter Gestalt gereiset ist/ hats dem Priester übergeben/ unterm Sch_ n/ als sey er von einen Welschen Fürsten abgeschickt/ Poenitenz zu thun. Der Priester aber/ wie er es durchlesen / sprach/ er könnte nicht glauben daß die Erde einen solchen Menschen tragen möge / getraue ihn auch nicht wohl/ sothane Sünde zu vergeben/ und gieng seiner Wege. Hierauf hat er sich gantz Trostlos kniend zu dem köstlichen Marien Bilde gewandt/ und drey Stundë lang dafür Creutzweis gebetet/ das Bilo aber kehrete ihm den Rücken zu/ worob er denn hefftig erschrocken/ und angefangen gäntzlich zu verzweifeln/ ist auch in solchen Zustand elendig gestorben. Denn er stets gebrüllet wie ein Löwe/ hat auch/ wie er seine Stunde gewust/ zuvor gesaget: Er werde auf einen feurigen Ziegenbock davon geführet werden/ und in der Hölle Oberster unter seiner Clerisey seyn müssen. Ist also mit Verleugnung GOttes und seines Sohns Christi/ unsinniger Weise gestorben und ewig verdorben. Wie er dann bey hellen lichten Tage auf einen feurigen hellbrennenden Pferde mit Flügeln in der Luffe sich mit greulichen Wehklagen über seinem Pallast/ nach dem Tode hören ließ/ und bey vielen Seelmessen vor ihn gehalten wurden. Dieses sündlichen Mannes Gespenst hat etliche Leute erschreckt/ daß sie in wenig Stunden gestorben. Dessen Secretarius Johann de Montgado ist als oh hätte er falsche Apostolische Bullen ausgebracht/ daß Blutsfreunde zusammen heyrathen dürfften/ zwar hingerichtet worden/ aber die rechte

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/162>, abgerufen am 27.11.2024.