Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.zu Diensten gefochten; den einen in eine frisch abgeschundene Ochsenden andern in eine Esels-Haut nackt und bloß einnehen lassen. In welcher Kleidung der erste auf ein Roß/ der andere auf einen Esel gesetzt worden/ jenem sassen am Kopff ein paar Ochsenhörner/ diesem ein par lange Eselsohren. In so schändlicher Gestalt führete man sie durch alle Gassen herum/ männiglich zum Spott und Gelächter. Von welcher Schmach und Qvaal (denn die zusammen schrumpffende Haut soll solchen eingeneheten Leuthen grossen Schmertzen verursachen) einer unter ihnen der gar nichts essen wollen / gestorben. Der andere hat mit hoher Bitte kaum so viel erhalten/ daß man die eingedorrete Haut mit Wasser wiederum begossen. Aus dem Gestanck aber sind endlich Würmer gewachsen/ welche den also eingekleideten Menschen / schmertzlich angefangen zunagen und zu beissen? Also daß er ohne Zweiffel bey lebendigen Leibe hätte faulen/ und mit ungläublicher langwieriger Pein darin verrecken müssen/ daferne nicht etliche gute Freunde beym Könige für ihn gebethen/ und so viele ausgewirckt hätten/ daß ihm die vermoderte Haut wieder abgezogen worden. Gleichwohl hat er sein Lebtage einen ungesunden Leib darüber behalten/ und ein elendes Leben hernach geführet. Erasm. Francisci in den Neupolirten Geschicht-Kunst- und Sitten-Spiegel Lib. 2. pag. 390. XII. Der Tyran Mezentius hat gar die Ubelthäter lebendig an todte Leichnam binden / hinwerffen und also in grossen Schmertzen verschmachten und verderben lassen. Alex. ab Alexand. lib. 3. Genial. dier. lib. 3. c. 5. p. 296. lit. a. Von welchen Virgilius lit. 8. AEneid. also schreibet: Qvid memorem infandas caedes? qvid facta Tyranni Effera? Dii capiti ipsius generiqve refervent. Mortua qvin etiam jungebat corpora vivis Componens manibusqve manus atqve oribus ora Tormenti genus: & sanie taboqve fluentes Complexu in misero longa sic morte necabat. XIII. Die Hetruscer haben dieses gleichfalls practiciret, so daß sie die todten Cörper auff die lebendige dergestalt gebunden/ daß Mund gegen Mund/ die Hände gegen Hände/ Füsse gegen Füsse kommen/ und sie also mit einander verfaulen lassen. Hondorf. Prompt. Exempl. fol. 189. b & 191. a. XIV. Anno 1431. haben die Hussiten in Böhmen den 25. Martii Feuer in zu Diensten gefochten; den einen in eine frisch abgeschundene Ochsenden andern in eine Esels-Haut nackt und bloß einnehen lassen. In welcher Kleidung der erste auf ein Roß/ der andere auf einen Esel gesetzt worden/ jenem sassen am Kopff ein paar Ochsenhörner/ diesem ein par lange Eselsohren. In so schändlicher Gestalt führete man sie durch alle Gassen herum/ männiglich zum Spott und Gelächter. Von welcher Schmach und Qvaal (denn die zusammen schrumpffende Haut soll solchen eingeneheten Leuthen grossen Schmertzen verursachen) einer unter ihnen der gar nichts essen wollen / gestorben. Der andere hat mit hoher Bitte kaum so viel erhalten/ daß man die eingedorrete Haut mit Wasser wiederum begossen. Aus dem Gestanck aber sind endlich Würmer gewachsen/ welche den also eingekleideten Menschen / schmertzlich angefangen zunagen und zu beissen? Also daß er ohne Zweiffel bey lebendigen Leibe hätte faulen/ und mit ungläublicher langwieriger Pein darin verrecken müssen/ daferne nicht etliche gute Freunde beym Könige für ihn gebethen/ und so viele ausgewirckt hätten/ daß ihm die vermoderte Haut wieder abgezogen worden. Gleichwohl hat er sein Lebtage einen ungesunden Leib darüber behalten/ und ein elendes Leben hernach geführet. Erasm. Francisci in den Neupolirten Geschicht-Kunst- und Sitten-Spiegel Lib. 2. pag. 390. XII. Der Tyran Mezentius hat gar die Ubelthäter lebendig an todte Leichnam binden / hinwerffen und also in grossen Schmertzen verschmachten und verderben lassen. Alex. ab Alexand. lib. 3. Genial. dier. lib. 3. c. 5. p. 296. lit. a. Von welchen Virgilius lit. 8. AEneid. also schreibet: Qvid memorem infandas caedes? qvid facta Tyranni Effera? Dii capiti ipsius generiqve refervent. Mortua qvin etiam jungebat corpora vivis Componens manibusqve manus atqve oribus ora Tormenti genus: & sanie taboqve fluentes Complexu in misero longa sic morte necabat. XIII. Die Hetruscer haben dieses gleichfalls practiciret, so daß sie die todten Cörper auff die lebendige dergestalt gebunden/ daß Mund gegen Mund/ die Hände gegen Hände/ Füsse gegen Füsse kommen/ und sie also mit einander verfaulen lassen. Hondorf. Prompt. Exempl. fol. 189. b & 191. a. XIV. Anno 1431. haben die Hussiten in Böhmen den 25. Martii Feuer in <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0403" n="393"/> zu Diensten gefochten; den einen in eine frisch abgeschundene Ochsenden andern in eine Esels-Haut nackt und bloß einnehen lassen. In welcher Kleidung der erste auf ein Roß/ der andere auf einen Esel gesetzt worden/ jenem sassen am Kopff ein paar Ochsenhörner/ diesem ein par lange Eselsohren. In so schändlicher Gestalt führete man sie durch alle Gassen herum/ männiglich zum Spott und Gelächter. Von welcher Schmach und Qvaal (denn die zusammen schrumpffende Haut soll solchen eingeneheten Leuthen grossen Schmertzen verursachen) einer unter ihnen der gar nichts essen wollen / gestorben. Der andere hat mit hoher Bitte kaum so viel erhalten/ daß man die eingedorrete Haut mit Wasser wiederum begossen. Aus dem Gestanck aber sind endlich Würmer gewachsen/ welche den also eingekleideten Menschen / schmertzlich angefangen zunagen und zu beissen? Also daß er ohne Zweiffel bey lebendigen Leibe hätte faulen/ und mit ungläublicher langwieriger Pein darin verrecken müssen/ daferne nicht etliche gute Freunde beym Könige für ihn gebethen/ und so viele ausgewirckt hätten/ daß ihm die vermoderte Haut wieder abgezogen worden. Gleichwohl hat er sein Lebtage einen ungesunden Leib darüber behalten/ und ein elendes Leben hernach geführet.</p> <p>Erasm. Francisci in den Neupolirten Geschicht-Kunst- und Sitten-Spiegel Lib. 2. pag. 390.</p> <p>XII. Der Tyran Mezentius hat gar die Ubelthäter lebendig an todte Leichnam binden / hinwerffen und also in grossen Schmertzen verschmachten und verderben lassen.</p> <p>Alex. ab Alexand. lib. 3. Genial. dier. lib. 3. c. 5. p. 296. lit. a.</p> <p>Von welchen Virgilius lit. 8. AEneid. also schreibet:</p> <p>Qvid memorem infandas caedes? qvid facta Tyranni</p> <p>Effera? Dii capiti ipsius generiqve refervent.</p> <p>Mortua qvin etiam jungebat corpora vivis</p> <p>Componens manibusqve manus atqve oribus ora</p> <p>Tormenti genus: & sanie taboqve fluentes</p> <p>Complexu in misero longa sic morte necabat.</p> <p>XIII. Die Hetruscer haben dieses gleichfalls practiciret, so daß sie die todten Cörper auff die lebendige dergestalt gebunden/ daß Mund gegen Mund/ die Hände gegen Hände/ Füsse gegen Füsse kommen/ und sie also mit einander verfaulen lassen.</p> <p>Hondorf. Prompt. Exempl. fol. 189. b & 191. a.</p> <p>XIV. Anno 1431. haben die Hussiten in Böhmen den 25. Martii Feuer in </p> </div> </body> </text> </TEI> [393/0403]
zu Diensten gefochten; den einen in eine frisch abgeschundene Ochsenden andern in eine Esels-Haut nackt und bloß einnehen lassen. In welcher Kleidung der erste auf ein Roß/ der andere auf einen Esel gesetzt worden/ jenem sassen am Kopff ein paar Ochsenhörner/ diesem ein par lange Eselsohren. In so schändlicher Gestalt führete man sie durch alle Gassen herum/ männiglich zum Spott und Gelächter. Von welcher Schmach und Qvaal (denn die zusammen schrumpffende Haut soll solchen eingeneheten Leuthen grossen Schmertzen verursachen) einer unter ihnen der gar nichts essen wollen / gestorben. Der andere hat mit hoher Bitte kaum so viel erhalten/ daß man die eingedorrete Haut mit Wasser wiederum begossen. Aus dem Gestanck aber sind endlich Würmer gewachsen/ welche den also eingekleideten Menschen / schmertzlich angefangen zunagen und zu beissen? Also daß er ohne Zweiffel bey lebendigen Leibe hätte faulen/ und mit ungläublicher langwieriger Pein darin verrecken müssen/ daferne nicht etliche gute Freunde beym Könige für ihn gebethen/ und so viele ausgewirckt hätten/ daß ihm die vermoderte Haut wieder abgezogen worden. Gleichwohl hat er sein Lebtage einen ungesunden Leib darüber behalten/ und ein elendes Leben hernach geführet.
Erasm. Francisci in den Neupolirten Geschicht-Kunst- und Sitten-Spiegel Lib. 2. pag. 390.
XII. Der Tyran Mezentius hat gar die Ubelthäter lebendig an todte Leichnam binden / hinwerffen und also in grossen Schmertzen verschmachten und verderben lassen.
Alex. ab Alexand. lib. 3. Genial. dier. lib. 3. c. 5. p. 296. lit. a.
Von welchen Virgilius lit. 8. AEneid. also schreibet:
Qvid memorem infandas caedes? qvid facta Tyranni
Effera? Dii capiti ipsius generiqve refervent.
Mortua qvin etiam jungebat corpora vivis
Componens manibusqve manus atqve oribus ora
Tormenti genus: & sanie taboqve fluentes
Complexu in misero longa sic morte necabat.
XIII. Die Hetruscer haben dieses gleichfalls practiciret, so daß sie die todten Cörper auff die lebendige dergestalt gebunden/ daß Mund gegen Mund/ die Hände gegen Hände/ Füsse gegen Füsse kommen/ und sie also mit einander verfaulen lassen.
Hondorf. Prompt. Exempl. fol. 189. b & 191. a.
XIV. Anno 1431. haben die Hussiten in Böhmen den 25. Martii Feuer in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/403 |
Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/403>, abgerufen am 28.07.2024. |