Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

und Kind dreht, mit jener blinden Mutterliebe und
jenem beschränkten Dusel behaftet sein, die selten dem
Kinde wohl thun, ihm aber desto öfter Seele und
Körper schädigen.

Der bedeutendste der amerikanischen Quäker be-
richtet als die allgemeine Erfahrung, daß diejenigen
weiblichen Mitglieder, die im öffentlichen Leben am
meisten leisten, sich auch als die besten Gattinnen und
Mütter erweisen.

Sehr natürlich. Je harmonischer eine Frau ihre
Kräfte entwickelt, je mehr sie die Veredlung ihrer Ge-
sinnung, ihres Gesammtwesens anstrebt, je besser wird
sie auch ihre Mutterpflichten erfüllen. Was im All-
gemeinen wirkt, wirkt auch im Besondern. Je höher
sie als Mensch steht, je höher als Mutter.

O über dieses Geschwätz von der Sphäre des
Weibes, den Millionen Frauen gegenüber, die auf
Feld und Wiese, in Fabriken, auf den Straßen und
in Bergwerken, hinter Ladentischen und in Bureaus
im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot erwerben.

Wenn die Männer vom weiblichen Geschlecht
sprechen, so haben sie dabei nur eine ganz bestimmte
Klasse von Frauen im Sinn: Die Dame. Wie nach
dem bekannten Ausspruch jenes bekannten österreichischen
Edelmannes der Mensch erst bei dem Baron anfängt,

und Kind dreht, mit jener blinden Mutterliebe und
jenem beschränkten Dusel behaftet sein, die selten dem
Kinde wohl thun, ihm aber desto öfter Seele und
Körper schädigen.

Der bedeutendste der amerikanischen Quäker be-
richtet als die allgemeine Erfahrung, daß diejenigen
weiblichen Mitglieder, die im öffentlichen Leben am
meisten leisten, sich auch als die besten Gattinnen und
Mütter erweisen.

Sehr natürlich. Je harmonischer eine Frau ihre
Kräfte entwickelt, je mehr sie die Veredlung ihrer Ge-
sinnung, ihres Gesammtwesens anstrebt, je besser wird
sie auch ihre Mutterpflichten erfüllen. Was im All-
gemeinen wirkt, wirkt auch im Besondern. Je höher
sie als Mensch steht, je höher als Mutter.

O über dieses Geschwätz von der Sphäre des
Weibes, den Millionen Frauen gegenüber, die auf
Feld und Wiese, in Fabriken, auf den Straßen und
in Bergwerken, hinter Ladentischen und in Bureaus
im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot erwerben.

Wenn die Männer vom weiblichen Geschlecht
sprechen, so haben sie dabei nur eine ganz bestimmte
Klasse von Frauen im Sinn: Die Dame. Wie nach
dem bekannten Ausspruch jenes bekannten österreichischen
Edelmannes der Mensch erst bei dem Baron anfängt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0134" n="126"/>
und Kind dreht, mit jener blinden Mutterliebe und<lb/>
jenem beschränkten Dusel behaftet sein, die selten dem<lb/>
Kinde wohl thun, ihm aber desto öfter Seele und<lb/>
Körper schädigen.</p><lb/>
        <p>Der bedeutendste der amerikanischen Quäker be-<lb/>
richtet als die allgemeine Erfahrung, daß diejenigen<lb/>
weiblichen Mitglieder, die im öffentlichen Leben am<lb/>
meisten leisten, sich auch als die besten Gattinnen und<lb/>
Mütter erweisen.</p><lb/>
        <p>Sehr natürlich. Je harmonischer eine Frau ihre<lb/>
Kräfte entwickelt, je mehr sie die Veredlung ihrer Ge-<lb/>
sinnung, ihres Gesammtwesens anstrebt, je besser wird<lb/>
sie auch ihre Mutterpflichten erfüllen. Was im All-<lb/>
gemeinen wirkt, wirkt auch im Besondern. Je höher<lb/>
sie als Mensch steht, je höher als Mutter.</p><lb/>
        <p>O über dieses Geschwätz von der Sphäre des<lb/>
Weibes, den Millionen Frauen gegenüber, die auf<lb/>
Feld und Wiese, in Fabriken, auf den Straßen und<lb/>
in Bergwerken, hinter Ladentischen und in Bureaus<lb/>
im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot erwerben.</p><lb/>
        <p>Wenn die Männer vom weiblichen Geschlecht<lb/>
sprechen, so haben sie dabei nur eine ganz bestimmte<lb/>
Klasse von Frauen im Sinn: Die <hi rendition="#g">Dame</hi>. Wie nach<lb/>
dem bekannten Ausspruch jenes bekannten österreichischen<lb/>
Edelmannes der Mensch erst bei dem Baron anfängt,<lb/>
&#x2003;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0134] und Kind dreht, mit jener blinden Mutterliebe und jenem beschränkten Dusel behaftet sein, die selten dem Kinde wohl thun, ihm aber desto öfter Seele und Körper schädigen. Der bedeutendste der amerikanischen Quäker be- richtet als die allgemeine Erfahrung, daß diejenigen weiblichen Mitglieder, die im öffentlichen Leben am meisten leisten, sich auch als die besten Gattinnen und Mütter erweisen. Sehr natürlich. Je harmonischer eine Frau ihre Kräfte entwickelt, je mehr sie die Veredlung ihrer Ge- sinnung, ihres Gesammtwesens anstrebt, je besser wird sie auch ihre Mutterpflichten erfüllen. Was im All- gemeinen wirkt, wirkt auch im Besondern. Je höher sie als Mensch steht, je höher als Mutter. O über dieses Geschwätz von der Sphäre des Weibes, den Millionen Frauen gegenüber, die auf Feld und Wiese, in Fabriken, auf den Straßen und in Bergwerken, hinter Ladentischen und in Bureaus im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot erwerben. Wenn die Männer vom weiblichen Geschlecht sprechen, so haben sie dabei nur eine ganz bestimmte Klasse von Frauen im Sinn: Die Dame. Wie nach dem bekannten Ausspruch jenes bekannten österreichischen Edelmannes der Mensch erst bei dem Baron anfängt,  

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-07T16:13:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-07T16:13:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/134
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/134>, abgerufen am 27.04.2024.