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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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samkeit, Mangel an That- und Denkkraft u.s.w.
Vorzüge des weiblichen Geschlechts sein.

Die zurückhaltende, bescheidene, schüchterne und
einfache Frau muß schon viel Schönheit oder viel Geld
in die Waageschale zu legen haben, um ihre weiblichen
Tugenden zu neutralisiren und den "Mann" zu be-
wegen, ihr Herz und Hand anzubieten.

Ein bescheidenes, häusliches, passives, anspruchs-
loses Mädchen gefällt schon um dessentwillen den Män-
nern nicht allzusehr, weil sie ihrer Eitelkeit nicht
schmeichelt, und Eitelkeit und Ehrgeiz sind bei den
Männern die Haupttriebfedern der Liebe. Darum
werden Prinzessinnen, Tänzerinnen, Schauspielerinnen
u.s.w. so viel geliebt. Welch ein Triumph, ein Weib
erobert zu haben, das von aller Welt bewundert und
begehrt wird.

Das stille Veilchen, die sanfte Taube, das harm-
lose Gänseblümchen, das niedliche Vergißmeinnicht,
nach ihnen ist auf dem Markte des Lebens wenig
Nachfrage, denn der Mann lebt und liebt nicht gern
ruhmlos.

Manche arme junge Frau zwingt sich zur Koket-
terie, um die Gleichgültigkeit des Gatten zu erschüt-
tern. Die Kokette ist stets sicher, eine Anzahl von
Anbetern anzulocken, und der Beifall, den eine Frau

samkeit, Mangel an That- und Denkkraft u.s.w.
Vorzüge des weiblichen Geschlechts sein.

Die zurückhaltende, bescheidene, schüchterne und
einfache Frau muß schon viel Schönheit oder viel Geld
in die Waageschale zu legen haben, um ihre weiblichen
Tugenden zu neutralisiren und den „Mann‟ zu be-
wegen, ihr Herz und Hand anzubieten.

Ein bescheidenes, häusliches, passives, anspruchs-
loses Mädchen gefällt schon um dessentwillen den Män-
nern nicht allzusehr, weil sie ihrer Eitelkeit nicht
schmeichelt, und Eitelkeit und Ehrgeiz sind bei den
Männern die Haupttriebfedern der Liebe. Darum
werden Prinzessinnen, Tänzerinnen, Schauspielerinnen
u.s.w. so viel geliebt. Welch ein Triumph, ein Weib
erobert zu haben, das von aller Welt bewundert und
begehrt wird.

Das stille Veilchen, die sanfte Taube, das harm-
lose Gänseblümchen, das niedliche Vergißmeinnicht,
nach ihnen ist auf dem Markte des Lebens wenig
Nachfrage, denn der Mann lebt und liebt nicht gern
ruhmlos.

Manche arme junge Frau zwingt sich zur Koket-
terie, um die Gleichgültigkeit des Gatten zu erschüt-
tern. Die Kokette ist stets sicher, eine Anzahl von
Anbetern anzulocken, und der Beifall, den eine Frau

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[22/0030] samkeit, Mangel an That- und Denkkraft u.s.w. Vorzüge des weiblichen Geschlechts sein. Die zurückhaltende, bescheidene, schüchterne und einfache Frau muß schon viel Schönheit oder viel Geld in die Waageschale zu legen haben, um ihre weiblichen Tugenden zu neutralisiren und den „Mann‟ zu be- wegen, ihr Herz und Hand anzubieten. Ein bescheidenes, häusliches, passives, anspruchs- loses Mädchen gefällt schon um dessentwillen den Män- nern nicht allzusehr, weil sie ihrer Eitelkeit nicht schmeichelt, und Eitelkeit und Ehrgeiz sind bei den Männern die Haupttriebfedern der Liebe. Darum werden Prinzessinnen, Tänzerinnen, Schauspielerinnen u.s.w. so viel geliebt. Welch ein Triumph, ein Weib erobert zu haben, das von aller Welt bewundert und begehrt wird. Das stille Veilchen, die sanfte Taube, das harm- lose Gänseblümchen, das niedliche Vergißmeinnicht, nach ihnen ist auf dem Markte des Lebens wenig Nachfrage, denn der Mann lebt und liebt nicht gern ruhmlos. Manche arme junge Frau zwingt sich zur Koket- terie, um die Gleichgültigkeit des Gatten zu erschüt- tern. Die Kokette ist stets sicher, eine Anzahl von Anbetern anzulocken, und der Beifall, den eine Frau  

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/30>, abgerufen am 27.11.2024.