Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Trittst Du nun aber vor diese Hausfrauen hin und "Jn jener idealen Küche," fährt sie fort, "wird Un- Das Herz der Welt, wir sehen es, wie in allen Unsere Hausfrauen sind Götzendiener, Feueranbeter, Diese aber beteten sonder Nutzen und sonder Braten Trittst Du nun aber vor diese Hausfrauen hin und „Jn jener idealen Küche,‟ fährt sie fort, „wird Un- Das Herz der Welt, wir sehen es, wie in allen Unsere Hausfrauen sind Götzendiener, Feueranbeter, Diese aber beteten sonder Nutzen und sonder Braten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0147" n="139"/> <p>Trittst Du nun aber vor diese Hausfrauen hin und<lb/> sprichst: „Jch will Euch erlösen, folgt mir, ich führe<lb/> Euch in das gelobte Land, zu der idealen. Küche, wo<lb/> Euch mühelos edle Bouillon in Strömen fließt, wo<lb/> kräftige Braten allmittäglich am Spieße schmoren,‟ so<lb/> thut sich der Mund, der eben noch die Köchin verwünscht<lb/> hat, gegen Dich auf. Sie bekreuzt sich vor Dir und<lb/> spricht: „Hebe Dich weg von mir, Satanas! Hätte ich<lb/> die Köchin nicht, wie wäre ich des Ruhms vor meinem<lb/> Gatten baar. Wie sollte ich ferner behaupten, daß der<lb/> Gute nur unter meiner Pflege so herrlich schmeerbäuchig<lb/> gedeihen kann. Die große Garküche macht mich um eine<lb/> große Lüge ärmer.‟</p><lb/> <p>„Jn jener idealen Küche,‟ fährt sie fort, „wird Un-<lb/> moralität geschmort, Faulheit marinirt, der häusliche<lb/> Sinn zu Asche gebrannt. Hinweg mit Dir! Es lebe<lb/> die Köchin, das Piedestal meines Ruhms.‟</p><lb/> <p>Das Herz der Welt, wir sehen es, wie in allen<lb/> großen, so auch in dieser kleinen Küchenfrage, ist von<lb/> Lüge und schnöder Eitelkeit gefressen.</p><lb/> <p>Unsere Hausfrauen sind Götzendiener, Feueranbeter,<lb/> wie jene wilden Urvölker.</p><lb/> <p>Diese aber beteten sonder Nutzen und sonder Braten<lb/> das reine Feuer an, das Feuer der Sonne oder die<lb/> Flamme als Urelement. Die Hausfrau aber betet zum<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0147]
Trittst Du nun aber vor diese Hausfrauen hin und
sprichst: „Jch will Euch erlösen, folgt mir, ich führe
Euch in das gelobte Land, zu der idealen. Küche, wo
Euch mühelos edle Bouillon in Strömen fließt, wo
kräftige Braten allmittäglich am Spieße schmoren,‟ so
thut sich der Mund, der eben noch die Köchin verwünscht
hat, gegen Dich auf. Sie bekreuzt sich vor Dir und
spricht: „Hebe Dich weg von mir, Satanas! Hätte ich
die Köchin nicht, wie wäre ich des Ruhms vor meinem
Gatten baar. Wie sollte ich ferner behaupten, daß der
Gute nur unter meiner Pflege so herrlich schmeerbäuchig
gedeihen kann. Die große Garküche macht mich um eine
große Lüge ärmer.‟
„Jn jener idealen Küche,‟ fährt sie fort, „wird Un-
moralität geschmort, Faulheit marinirt, der häusliche
Sinn zu Asche gebrannt. Hinweg mit Dir! Es lebe
die Köchin, das Piedestal meines Ruhms.‟
Das Herz der Welt, wir sehen es, wie in allen
großen, so auch in dieser kleinen Küchenfrage, ist von
Lüge und schnöder Eitelkeit gefressen.
Unsere Hausfrauen sind Götzendiener, Feueranbeter,
wie jene wilden Urvölker.
Diese aber beteten sonder Nutzen und sonder Braten
das reine Feuer an, das Feuer der Sonne oder die
Flamme als Urelement. Die Hausfrau aber betet zum
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(2017-07-10T17:06:15Z)
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